In der Magisterarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welches Bild von den Ureinwonern in den deutschen Kolonien durch Reiseberichte in der deutschen Kolonialzeit 1884 bis 1918 übermittelt wurde. Ich untersuche das Medium der Reiseberichte, weil ich die Vermutung habe, dass sie in der Gesellschaft der Kaiserzeit eine hohe Glaubwürdigkeit genossen, da die Autoren aus eigenen persönlichen Erfahrungen, die sie vor Ort in der Fremde gemacht haben, berichteten. Außerdem erfreuten sich die Autoren der Reiseberichte eines hohen Sozialprestige sowie einer großen Resonanz an den Universitäten. Aufgrund dieser hohen Glaubwürdigkeit hatte das von ihnen vermittelte Bild von der Fremdkultur innerhalb aller Medien ein besonderes Gewicht und somit großen Einfluss auf die Gesellschaft und das in ihr vorherrschende Bild von den deutschen Kolonien und ihren Bewohnern.
In der folgenden Ausarbeitung sollen Reiseberichte aus den deutschen Kolonien, hinsichtlich des Bildes der Kolonien, speziell des Menschenbildes vom „Eingeborenen“, beim potentiellen Lesepublikum untersucht werden. Berücksichtigt werden hierbei nur Reiseberichte, die in Buchform publiziert worden sind.
Aus den ehemaligen Kolonien Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo sowie den Südseekolonien sollen jeweils drei Reiseberichte berücksichtigt werden.
Um die ermittelten Daten vergleichen und interpretieren zu können, wird bei der Untersuchung immer gleich vorgegangen. Neben einer kurzen Inhaltsangabe und einer Beschreibung der äußeren Form des Textes, werde ich an alle Reiseberichte die gleichen Fragen stellen.
Die vorliegende Magisterarbeit versteht sich als Versuch neue Aspekte in der Mentalitätsgeschichte der Kaiserzeit aufzuzeigen. Indem Bilder, die in der deutschen Gesellschaft dieser Zeit durch Reiseberichte etabliert wurden, ermittelt werden, kann man auch die Gesellschaft selber und bestimmte Handlungen ihrer Mitglieder besser verstehen. Wenn man also die Mentalität der Bevölkerung des Kaiserreichs präziser beschreiben kann, ist es auch besser möglich, spätere Entwicklungen zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Fragestellung
1.2. Eingrenzung des Untersuchungsmaterials
1.3. Methode der Materialauswertung
1.4. Forschungsstand und Quellenlage
1.5. Inhaltlicher Aufbau der Magisterarbeit
2. Reiseberichte als Quellen der Geschichtswissenschaft
2.1. Möglichkeiten und Leistungen
2.2. Das Problem der Subjektivität
3. Auswertung der untersuchten Reiseberichte
3.1. Reiseberichte aus Deutsch-Ostafrika
3.1.1. Oscar Baumanns Reise durch Usambara
3.1.1.1. Kurzzusammenfassung des Inhalts
3.1.1.2. Baumanns Menschenbeschreibungen
3.1.1.3. Zwischenfazit
3.1.2. Hugold F. von Behrs Kriegsbilder aus Deutsch-Ostafrika
3.1.2.1. Kurze Inhaltsangabe
3.1.2.2. Die Beschreibung der Afrikaner der Schutztruppe
3.1.2.3. Die Beschreibung der Einwohner Deutsch-Ostafrikas
3.1.2.4. Kurzvergleich mit Baumann
3.1.3. Graf von Götzens Reise von Ost nach West
3.1.3.1. Kurzzusammenfassung der Reiseerlebnisse
3.1.3.2. Die Beschreibung der Menschen in von Götzens Reisebericht
3.2. Reiseberichte aus Togo und Kamerun
3.2.1. Max Buchners Reisebericht vom Beginn der Kolonie Kamerun
3.2.1.1. Zusammenfassung des Inhalts
3.2.1.2. Buchners Beschreibung der Küstenstämme
3.2.1.3. Fazit aus Buchners Ausführungen
3.2.2. Heinrich Kloses Bericht aus Togo
3.2.2.1. Kurzbeschreibung des Inhalts
3.2.2.2. Reise an der Küste - „Charakteristik des Evhestammes“
3.2.2.3. Erste Reise ins Hinterland über Kete und Kratyi nach Salaga
3.2.2.4. Zweite Reise ins Hinterland nach Bassari und Sugu
3.2.2.5. Zusammenfassung
3.2.3. Hans Dominiks Expedition zum Tschadsee
3.2.3.1. Kurze Inhaltsangabe
3.2.3.2. Dominiks Beschreibung der verschiedenen Volksgruppen Kameruns
3.2.3.3. Dominiks allgemeine Betrachtungen über den kulturellen Stand der Afrikaner
3.3. Reiseberichte aus der Südsee
3.3.1. Hugo Zöllers Erlebnisse auf Deutsch-Neuguinea
3.3.1.1. Kurzbeschreibung des Reiseberichts
3.3.1.2. Zöllers Beschreibung der Südsee-Menschen
3.3.1.3. Fazit
3.3.2. Samoa aus der Sicht Richard Deekens
3.3.2.1. Inhalt des Buches
3.3.2.2. Die Samoaner aus Deekens Sicht
3.3.2.3. Fazit
3.3.3. Die amtliche Reisen von Heinrich Schnee im Bismarck-Archipel
3.3.3.1. Inhalt des Reiseberichts
3.3.3.2. Die Menschen des Bismarck-Archipels nach Schnees Darstellung
3.4. Reiseberichte aus Deutsch-Südwestafrika
3.4.1. Die Kriegs- und Friedensbilder von Karl Dove
3.4.1.1. Inhalt des Berichts
3.4.1.2. Die Beschreibungen der Afrikaner Deutsch-Südwestafrikas
3.4.1.3. Zusammenfassung
3.4.2. Emil Eisingers Erinnerungen
3.4.2.1. Inhalt der Erinnerungen
3.4.2.2. Wie Eisinger die Menschen Südwestafrikas sah
3.4.3. Von Bülows Schilderung von Land und Leuten Südwestafrikas
3.4.3.1. Kurze Inhaltsangabe
3.4.3.2. Das Eingeborenenbild von Bülows
3.4.3.3. Zusammenfassung
4. Ergebnisse der Auswertung der Quellen
4.1. Allgemeine Ergebnisse
4.2. Ergebnisse für die einzelnen Untersuchungsregionen
4.2.1. Deutsch-Ostafrika
4.2.2. Kamerun / Togo
4.2.3. Deutsche Südsee
4.2.4. Deutsch-Südwestafrika
4.3. Die Bandbreite der Reiseberichte
4.4. Quellenwert der Reiseberichte
5. Schlusswort
Literaturverzeichnis
Sekundärliteratur
Untersuchte Reiseberichte
Weitere Berichte
Anhang
Fragenkatalog
Kurzbiographien der Autoren der Reiseberichte
Landkarten der deutschen Kolonien
Selbständigkeitserklärung
Abbildungs- und Kartenverzeichnis
Abbildung 1: Tendenz-Spektrum der Reiseberichte (Autoren und Regionen)
Abbildung 2: Tendenz-Spektrum der Reiseberichte (Autoren und Berufe/Auftraggeber)
Abbildung 3: Zeitleiste der Reisen (Reisebeginn)
Karte 1: Deutsch-Ostafrika
Karte 2: Deutsche Kolonie Togo
Karte 3: Deutsche Kolonie Kamerun
Karte 4: Deutsche Besitzungen in der Südsee
Karte 5: Deutsch-Südwestafrika
1. Einleitung
Reisen bildet![1] Dies ist ein in Deutschland gebräuchliches Sprichwort. Indem man fremde Gegenden besucht und dort neue Landschaften erblickt, ein anderes Klima erfährt und unbekannte Menschen mit ihren Sitten und Bräuchen kennen lernt, erweitert man seinen Horizont. Durch das Reisen entfernt man sich aus der gewohnten Lebenswelt und vom alltäglichen Trott und bekommt neue Impressionen.
Im Deutschland der heutigen Zeit kann eigentlich jeder Mensch aufgrund der modernen Verkehrsmittel und der geregelten Arbeits- und Lebensverhältnisse sein Reiseerlebnis haben. Das Reisen tritt als Form des Massentourismus auf. „In unserer heutigen Zeit ist Reisen ein verbreiteter, häufiger, ganz alltäglicher Vorgang.“[2] Und selbst wenn man nicht verreisen möchte, bieten die modernen Medien, wie das Fernsehen oder das Internet die Möglichkeit, entfernte Welten mit Augen und Ohren sinnlich zu erfahren, und sich so über die gezeigten Länder, Kulturen und Erdteile zu informieren.
Diese Möglichkeiten bestanden für die Deutschen zu früheren Zeiten aufgrund der technischen und sozialen Gegebenheiten nicht. Blickt man beispielsweise zurück an den Beginn des 20. oder das Ende des 19. Jahrhunderts, sieht man ganz andere Vorraussetzungen. Die Kommunikations- bzw. Medientechnik kannte noch keine „bewegten Bilder“, die Verkehrstechnik noch keine Passagierflugzeuge. Der uns bekannte allgemeine Wohlstand bestand in der Gesellschaft der Kaiserzeit keineswegs. Die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten eine Reise pro Jahr ins entfernte Ausland zu unternehmen, waren nicht allgemein gegeben.[3] Und auch der Wunsch solch eine „wohlverdiente Reise“ zu unternehmen, war nicht weit verbreitet[4]. Die Deutschen jener Zeit hatten andere Bedürfnisse[5].
Und wer doch eine weite Reise unternahm, tat dies nicht zum Zwecke der eigenen Belustigung, sondern wurde meist dazu beauftragt. Der Auftraggeber finanzierte große Teile der Reisekosten[6]. Die Kluft zwischen dem finanziellen Aufwand einer Reise nach Übersee und den finanziellen Möglichkeiten war am Ende des 19. Jahrhunderts für den Einzelnen fast unüberwindbar.
Die in der Kaiserzeit ab 1884 erworbenen Kolonien hätten vom deutschen Bürger somit nicht ohne weiteres besucht werden können, wenn ein Bedürfnis danach bestanden hätte. Die Gelegenheit und das Interesse, sich durch Reisen zu bilden, existierten für den Großteil der Deutschen nicht. Wie nun aber haben sich die Bürger über die erworbenen „Schutzgebiete“[7] eine Meinung gebildet, wenn diese sie überhaupt interessierten?
Neben dem eventuell vorhandenen Vorwissen konnte die Bevölkerung zur Meinungsbildung nur auf das von den Medien vermittelte Bild zurückgreifen. Die Menschen mussten also Zeitungen und Zeitschriften mit Beiträgen, Bildern und Fotos über die Kolonien oder Bücher über diese lesen, Museen besuchen oder auch Vorträge zu den deutschen Kolonien anhören. In der folgenden Arbeit soll aber ein anderes Medium der damaligen Zeit, der Reisebericht, hinsichtlich des von ihm vermittelten Bild der Kolonien untersucht werden.
1.1. Fragestellung
In der Magisterarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welches Bild von den Ureinwohnern in den deutschen Kolonien durch Reiseberichte in der deutschen Kolonialzeit 1884 bis 1918 übermittelt wurde. Ich untersuche das Medium der Reiseberichte, weil ich die Vermutung habe, dass sie in der Gesellschaft der Kaiserzeit[8] eine hohe Glaubwürdigkeit genossen, da die Autoren aus eigenen persönlichen Erfahrungen, die sie vor Ort in der Fremde gemacht haben, berichteten. Außerdem erfreuten sich die Autoren der Reiseberichte eines hohen Sozialprestige sowie einer großen Resonanz an den Universitäten. Aufgrund dieser hohen Glaubwürdigkeit hatte das von ihnen vermittelte Bild von der Fremdkultur innerhalb aller Medien ein besonderes Gewicht und somit großen Einfluss auf die Gesellschaft und das in ihr vorherrschende Bild von den deutschen Kolonien und ihren Bewohnern. Da dass untersuchte Material nur einen kleinen Teil aller damals vorhandenen und von den Kolonien berichtenden Medien darstellt, kann man von den ermittelten Menschenbildern nicht eins zu eins auf das Bild innerhalb der Gesellschaft schließen, aber man kann sich diesem Bild vorsichtig annähern. Indem ich exemplarisch Reiseberichte untersuche, möchte ich auch die Ergiebigkeit dieser Quellenart ermitteln.
Die vorliegende Magisterarbeit versteht sich als Versuch neue Aspekte in der Mentalitätsgeschichte der Kaiserzeit aufzuzeigen. Indem Bilder, die in der deutschen Gesellschaft dieser Zeit durch Reiseberichte etabliert wurden, ermittelt werden, kann man auch die Gesellschaft selber und bestimmte Handlungen ihrer Mitglieder besser verstehen. Wenn man die Mentalität der Bevölkerung des Kaiserreichs präziser beschreiben kann, ist es auch besser möglich, spätere Entwicklungen zu verstehen.
1.2. Eingrenzung des Untersuchungsmaterials
In der folgenden Ausarbeitung sollen Reiseberichte aus den deutschen Kolonien, hinsichtlich des Bildes der Kolonien, speziell des Menschenbildes vom „Eingeborenen“, beim potentiellen Lesepublikum[9] untersucht werden. Berücksichtigt werden hierbei nur Reiseberichte, die in Buchform publiziert worden sind. Alle in Zeitschriften veröffentlichten Reiseberichte oder Auszüge aus diesen wurden hier nicht untersucht, zum einen da viele als Zeitschriftenserie erschienen Reiseberichte später auch in Buchform veröffentlicht wurden, zum anderen aber auch aus arbeitsökonomischen Gründen. Als Reisebericht gelten nur nonfiktionale Publikationen von Autoren, die das beschriebene Land auch wirklich bereist haben. Zum Untersuchungsmaterial zählen also keine fiktionalen Romane aber auch keine wissenschaftlichen Erörterungen, deren Verfasser Deutschland nie verlassen haben und die ihr Wissen nur aus Büchern nicht aber aus eigener Erfahrung und Anschauung gewonnen haben.
Aus den ehemaligen Kolonien Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo sowie den Südseekolonien[10] sollen jeweils drei Reiseberichte berücksichtigt werden. Dies ist eine rein praktische Einschränkung, um den üblichen Umfang einer Magisterarbeit nicht zu überschreiten. Die Anzahl der untersuchten Reiseberichte ergibt sich aus arbeitsökonomischen Vorgaben.
Prinzipiell muss an dieser Stelle aber erwähnt werden, dass es zur Untersuchung des Bildes des „Eingeborenen“ am besten wäre, so viele Reiseberichte wie möglich quellenmäßig auszuwerten. Denn je größer der gesammelte Datensatz ist, desto präziser ließe sich das Bild darstellen. Es bleibt aber auch zu vermuten, dass sich ab einer bestimmten Anzahl untersuchter Quellen die enthaltenen Menschenbilder wiederholen. Ich hoffe vor der eigentlichen Untersuchung, dass die ausgewählten Reiseberichte genug Daten liefern, um Aussagen zum Bild der Ureinwohner treffen zu können. Solcherlei Ausführungen lassen sich für die einzelnen Reiseberichte sicher treffen, inwieweit sich aber Ähnlichkeiten und Muster für mehrere Reiseberichte ergeben, muss die Auswertung zeigen.
Angesichts der angesprochenen zeitlichen Begrenzung der Arbeit habe ich mir natürlich auch die Frage gestellt, aus welchen Kolonien ich Reiseberichte mit einbeziehe. Eine Möglichkeit wäre gewesen, nur Berichte aus einer Kolonie zu untersuchen. Für diese hätte man dann ein genaueres Bild ermitteln können.
Da mich aber auch die Frage interessiert, ob es Unterschiede zwischen dem Bild des Afrikaners und des Südseeinsulaners gibt, habe ich mich dazu entschlossen, sowohl Reiseberichte aus Afrika als auch aus der Südsee in die Untersuchung einzubeziehen. Um nicht jede Insel oder Inselgruppe, die in deutschen Kolonialbesitz war, einzeln zu betrachten, habe ich das gesamte Gebiet in der Untersuchung als Region deutsche Südsee zusammengefasst. Ebenso habe ich die Kolonien Togo und Kamerun aufgrund der ähnlichen Lage zu einer Untersuchungsregion zusammengefasst. Zusammen mit Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika stehen also vier Regionen im Spiegel der Betrachtung. Bei der Auswertung der Reiseberichte werde ich somit auch darauf achten, ob es typische Charakterisierungen für Menschen einer Region gab und inwieweit Pauschalbetrachtungen vorkamen.
Das Pachtgebiet Kiautschou wird nicht untersucht[11]. Ich kann also keine Aussagen über das Bild der in Tsingtao ansässigen Chinesen treffen. Im Rahmen einer größeren Bearbeitung des Themas wäre es aber sicher sehr interessant, auch dieses kleine Gebiet und die Berichte der hier Reisenden auszuwerten.
Als Ergebnis der Magisterarbeit wird am Ende, so hoffe ich, keine Einzelfallstudie für eine Kolonie, sondern ein Überblick über Reiseberichte aller deutschen Kolonien, ausgenommen Tsingtao, zusammengefasst in vier Regionen stehen.
Um die ermittelten Daten vergleichen und interpretieren zu können, wird bei der Untersuchung immer gleich vorgegangen. Neben einer kurzen Inhaltsangabe und einer Beschreibung der äußeren Form des Textes, werde ich an alle Reiseberichte die gleichen Fragen stellen.
1.3. Methode der Materialauswertung
Aufgrund des Umfangs der untersuchten Texte wäre es sehr unpraktisch und zeitaufwendig, eine quantitative Inhaltsanalyse durchzuführen, bei welcher mit einem Codebuch für bestimmte Kategorien immer die gleichen Variablen abgefragt werden. Diese Methode empfiehlt sich aber für kleinere Textsorten. Sie kann vor allem bei der Untersuchung von publizistischen Erzeugnissen wie Zeitungsartikeln für den Historiker interessant werden. Wenn meine Arbeit am Ende dazu ermuntert, das Bild des Eingeborenen zur Kolonialzeit in Zeitungen und Zeitschriften zu ermitteln, wäre dies der angebrachte Weg.
Da ich es aber mit Texten im Umfang von mindestens hundert Seiten zu tun habe, muss ich anders vorgehen. Alle Reiseberichte müssen vollständig gelesen werden. Beim Lesen muss man bestimmte Fragen an den Text im Hinterkopf haben. Solche Fragen können beispielsweise sein: Welches Pauschalbild vom Ureinwohner entwirft der Autor, welche Präzisierungen für einzelne Stämme nimmt der Reisende vor, wie berichtigt der Autor sein Vorwissen oder stimmt er allen vorher erfahrenen Urteilen zu? Den ausführlichen Fragenkatalog findet der Leser im Anhang.
Von mir als Textauswerter wird somit auch eine interpretatorische Leistung verlangt. Die Interpretationen werden durch Zitate aus den Reiseberichten erhärtet. Kritiker könnten meine Darstellungen möglicherweise anfechten oder ihnen nicht trauen, da sie ja von mir aus den Texten herausgelesen wurden. Man könnte mich als potentielle Fehlerquelle der Magisterarbeit ausmachen. Diesem Einwand kann ich begegnen, indem ich absolute Gewissenheit meinerseits garantiere. Außerdem steht es jedem Zweifler offen, die Reiseberichte mit meinem Fragenkatalog nachzulesen und meine Interpretationen zu überprüfen.
Durch die Offenlegung des Fragenkataloges und der exakten Angabe der Zitate ist es für andere Wissenschaftler prinzipiell möglich, meine Gedankengänge und Schlussfolgerungen nachzuvollziehen.
1.4. Forschungsstand und Quellenlage
Spezialuntersuchungen über deutsche Reiseberichte aus der Kolonialzeit gibt es noch nicht. Dennoch bewegt sich diese Magisterarbeit nicht im forschungsleeren Raum. Denn es gibt durchaus Arbeiten über die deutsche Kolonialliteratur, in denen auch Reiseberichte behandelt werden. Außerdem existieren auch schon Auswertungen von Reiseberichten, aber zu anderen Untersuchungsgebieten oder Zeiträumen. Ebenso war auch schon die Forschungsfrage nach dem Bild fremder Kulturen und Menschen Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung, vor allem in der Literaturwissenschaft und in der Kulturwissenschaft. Im Anschluss werde ich die wichtigsten Werke der jeweiligen Forschungsfelder kurz vorstellen.
Der Belgier Martin Steins veröffentlichte 1972 seine Dissertation im Fachgebiet Komparatistik (vergleichende Literaturwissenschaft).[12] Darin widmet er sich dem damals noch relativ jungen Forschungsgebiet der Imagologie, das heißt der Erforschung des Bildes von einem anderen Land außerhalb von dessen Grenzen.[13] Er knüpft dabei an bestehende Ansätze aus der französischen „Littẻrature Comparẻe“[14] an. In seiner Darstellung betrachtet Steins vor allem literarische Werke aus Frankreich, da er hier den Ursprung der Auseinandersetzung mit Afrika ausmacht, von wo aus das Gedankengut auf das übrige Europa überstrahlte.[15] Bei der Auswertung der Werke findet er folgende „Komponenten des Neger-Image“[16]: der Schwarze als „Teufel“ belegt mit dem Kainszeichen der dunklen Haut[17] ; der edle Wilde oder der Primitive[18] ; der Sklaven- oder Knechtstatus der Schwarzen aufgrund des „Mythos von der verfluchten Nachkommenschaft Hams“[19], verweisend auf das I. Buch Mose, Kapitel 9, Vers 25-27[20]. Weiterhin betrachtet Steins die Darstellung der afrikanischen Gesellschaft, der Kunst, des Bildes der Mischlinge und der Zivilisation in den untersuchten Werken.
Dreizehn Jahre nach Steins griff Amadou Booker Sadji 1985 diese Arbeit auf, um „das Bild des Negro-Afrikaners in der deutschen Kolonialliteratur“[21] zu erörtern. Sein Buch ist keine tief greifende Quellenanalyse, sondern ein überblicksartiger Denkanstoß. Sadji will „einen Beitrag zur literarischen Imagologie-Diskussion über Negro-Afrika und die Negro-Afrikaner, einer Diskussion, die vornehmlich innerhalb der europäischen „Littẻrature comparẻe“ beziehungsweise Komparatistik ausgelöst wurde“[22], leisten. Er zeigt, dass es auch in Deutschland trotzt der relativ kurzen Kolonialherrschaftszeit eine überaus große Menge an Kolonialliteratur gibt.[23] In zwei Teilen untersucht der Autor zunächst theoretische Texte und anschließend einige belletristische Texte, wobei diese nach Berufsständen unterteilt sind. Es gibt Kapitel über Ärzteliteratur, Beamten- und Soldatenliteratur, Hausfrauen- und Ansiedlerliteratur und über Missionars- und Erzieherliteratur. Die Reiseliteratur führt Sadji nicht explizit auf, behandelt sie aber in den einzelnen Kapiteln exemplarisch. Anhand der Beispiele kann er zeigen, dass die Texte vielerlei Vorurteile und Stereotype enthalten, und dass weitere Spezialstudien auf dem Gebiet der Imagologie durchaus Früchte tragen können.
Eine solche Studie, welche sich mit dem Eingeborenenbild beschäftigt, stammt von Peter Scheulen und erschien 1998.[24] Scheulen schränkt sein Forschungsgebiet auf Deutsch-Südwestafrika ein und nutzt Kolonialzeitschriften als Quelle. Dabei geht er sehr in die Tiefe und kann für einzelne Volksgruppen, wie beispielsweise Nama und Herero, zeigen, wie sich ihr Bild in den Zeitschriften im Untersuchungszeitraum wandelte.
Alle drei bisher vorgestellten Werke bieten auf dem Gebiet der Imagologie im Untersuchungszeitraum einen guten Forschungsüberblick und zeigen auch, wie man in die Tiefe gehen kann. Zusammen bieten ihre Ergebnisse eine gute Grundlage für weitere Spezialuntersuchungen anderer Quellen hinsichtlich des enthaltenen Menschenbildes.
Joachim Warmbold behandelt ebenfalls die deutsche Kolonialliteratur.[25] An seiner Arbeit ist vor allem der mittlere Teil interessant, wo er die Gestaltung bestimmter Themen vor allem in den belletristischen Werken herausarbeitet. Warmbold schaut, wie unter anderem die Themen Heimat, Volk ohne Raum, kolonialer Alltag oder Verkafferung dargestellt werden.[26]
Studien, die sich mit dem Komplex Reisen, Reisende und Reiseberichte beschäftigen, gibt es einige. Speziell dem „Deutschen Afrikareisenden“ widmet sich Cornelia Esser.[27] Sie beleuchtet die Finanzierung und Organisation der Reisen nach Afrika, beschreibt die Reisenden mit der Methode der Kollektivbiografie und erörtert die Entstehungsbedingungen der Reiseberichte. Die Autorin sieht die Verfasser der Reiseberichte in erster Linie als Reisende und erst in zweiter Linie als Autoren. Deswegen wendet sie den Fokus mehr auf die Personen. Durch die gewonnenen Kenntnisse ist es dann leichter, die Werke dieser Personen zu interpretieren. Esser ist dagegen, die Reiseberichte aus sich selbst heraus sprechen zu lassen. Vielmehr propagiert sie die Interpretation mit dem, durch ihre Ausarbeitung gewonnenen, Vorwissen der Biografie des Autors oder zumindest der Kollektivbiografie der Gruppe der Reisenden.
Mit dieser Arbeit legt Esser eine fundierte Basis für die weitere Beschäftigung mit Reiseberichten aus Afrika. Denn mit der „Klärung der Frage, warum gereist wurde und wer überhaupt reiste, lässt sich sinnvollerweise untersuchen, weshalb ein Reisender sich mit einer Publikation an die Öffentlichkeit wandte.“[28]
Mit der „Reiseliteratur über Schwarzafrika“ beschäftigt sich Uta Sadji.[29] Dabei betrachtet sie vor allem Werke des 18. Jahrhunderts. Neben Übersetzungen französischer Reisebeschreibungen untersucht sie auch deutsche Texte über Afrika und seine Bevölkerung. Ihr Buch ist somit eine gute Grundlage, wenn man nach dem Vorwissen und der Beeinflussung der Bevölkerung, aber auch der Reisenden am Ende des 19. Jahrhunderts zur deutschen Kolonialzeit, also meines Untersuchungszeitraumes, fragt.
Michael Harbsmeier untersucht Reiseberichte aus einem noch früheren Zeitraum, nämlich aus der Frühen Neuzeit.[30] In seinem Buch vertritt er die These, dass Reiseberichte den größten Quellenwert nicht in der Information über die fremden Länder bieten, sondern dass ihre Beschreibungen Rückschlüsse auf das Herkunftsland zulassen und somit Quellen der Mentalitätsgeschichte der Reisenden darstellen.[31] Seine Untersuchung geht davon aus, „dass die deutschen Reiseberichte der frühen Neuzeit mehr über die Reisenden selbst und ihr „mentales Werkzeug aussagen als über die von den Reisenden beschriebenen Verhältnisse und Ereignisse.“[32] Diesen Ansatz vertritt er auch in einem von Mączak und Teuteberg herausgegebenen Sammelband.[33]
Für die Bearbeitung der Magisterarbeit unumgänglich war das Buch von Rainer Schmidt-Vogt[34], weil sein Untersuchungszeitraum genau meinem vorgelagert ist und weil er ebenfalls literarische Bilder des afrikanischen Kontinents untersucht. Er durchsucht sein Untersuchungsmaterial nach vier Kernfragen, die da wären: Was sagen die Berichte zu den Möglichkeiten in Afrika? Wie ist ihre Haltung zum Sklavenhandel? Was erfährt man aus ihnen über die Menschen und Staaten? Wie beschreiben sie die Natur?
Ein weiterer Sammelband mit Beiträgen zum Thema Reisen erschien 1980.[35] Darin werden die überarbeiteten Referate der Konferenz über „Reisen und Reisebeschreibungen als Quelle der Kulturbeziehungsforschung“, die 1978 in Salzburg stattfand und ihren Schwerpunkt auf Ost- und Mitteleuropa richtete, wiedergegeben.
Eine chronologische Betrachtung über den Reisebericht liefert Peter J. Brenner.[36] Er erstellt einen Überblick über die Entwicklung des Reiseberichts vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. In der Einleitung fordert der Autor „Interdiziplinarität der Forschung“[37] sowohl in inhaltlicher wie auch in methodischer Sicht. Bei der Erforschung des Reiseberichts sieht er die Geschichtswissenschaft, die Soziologie, die Ethnologie, die Anthropologie, die Philosophie, die Volkskunde, die Geografie neben der Germanistik als geforderte Wissenschaftsbereiche.[38] Den aktuellen Forschungsstand aus germanistischer Perspektive findet Brenner „durch Disparatheit der Fragestellungen und Methoden sowie durch die Heterogenität des untersuchten Materials“[39] charakterisiert. Der hier bemerkte Missstand ist auch heute noch nicht behoben.
Die grundlegenden Werke zum Thema sind hiermit vorgestellt worden. Selbstverständlich gibt es noch weitere wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit den Kolonien, Reiseberichten oder der Imagologie befassen. Hier ist aber jetzt nicht der Platz jedes einzelne Buch aufzuzählen. Relevante Werke werden im Verlauf der Arbeit mit einfliesen und sind in den Fußnoten sowie im Literaturverzeichnis am Ende zu finden. Vor allem historische Einzelbetrachtung zu den Kolonien habe ich an dieser Stelle der Magisterarbeit nicht erwähnt. Sie werden aber im Hauptteil der Untersuchung, wenn die jeweilige Untersuchungsregion bearbeitet wird, mit berücksichtigt.
1.5. Inhaltlicher Aufbau der Magisterarbeit
Vor die eigentliche Untersuchung im Hauptkapitel der Magisterarbeit habe ich ein Kapitel gesetzt, welches die Erkenntnismöglichkeiten von Reiseberichten theoretisch beleuchtet. Hier werden Probleme dieser Quellenform dargestellt und offenbart, was sie nicht leisten kann. An dieses Theoriekapitel schließt dann, wie erwähnt, die Auswertung der Reiseberichte an. Die theoretischen Kenntnisse werden hier exemplarisch dargestellt. Danach erfolgen im Schlusskapitel eine Zusammenfassung der Ergebnisse und eine Darstellung des ermittelten Bildes der Koloniebevölkerung sowie ein Blick darauf, was die Geschichtswissenschaft in Zukunft anhand von Reiseberichtsauswertungen noch erschließen kann.
2. Reiseberichte als Quellen der Geschichtswissenschaft
Bevor ich mit der Untersuchung der Reiseberichte beginne, ist es notwendig, theoretische Überlegungen über die „Leistungsfähigkeit“ dieser Textquellen anzustellen. Im Rahmen der Geschichtswissenschaft gibt es darüber noch relativ wenige Untersuchungen. Umfangreicher sind die Betrachtungen über Reiseberichte und ihren Quellenwert, welche in der Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft erarbeitet wurden. In diesem Kapitel sollen sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen des Reiseberichts als historische Quelle erörtert werden.
2.1. Möglichkeiten und Leistungen
Wenn der Historiker über Zeiträume forscht, für die es keine Zeitzeugen mehr gibt, muss er sich bei seiner Arbeit auf andere Quellen als die direkte Personenbefragung stützen, unter anderem auf überlieferte schriftliche Quellen. Bei der Suche nach schriftlichen Quellen kann man bis in die Antike hinein auch auf Reiseberichte stoßen.[40] Sie haben somit einen informatorischen Wert, weil sie entweder aus anderen Quellen gewonnenes Wissen bestätigen können oder für Zeiten und Gebiete manchmal die einzige Informationsquelle darstellen. Dies ist aus europäischer Sicht besonders der Fall, wenn man über Gegenden forscht, deren Bewohner ihre Geschichte nicht schriftlich festgehalten haben.
Den Wert von Reiseberichten aus der Frühen Neuzeit umschreibt Jürgen Osterhammel so. „Das wichtigste Medium unmittelbarer europäischer Welterfahrung war während der gesamten frühen Neuzeit die - oft illustrierte - Reisebeschreibung, eine tendenziell erfahrungswissenschaftliche Literaturgattung von hohen Prestige in der europäischen Gelehrtenwelt.“[41]
Für die Zeit des deutschen Kolonialismus ist das Informationsmonopol von Reiseberichten nicht existent. Dem Historiker stehen für diesen Zeitraum am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele amtliche Nachrichten und Akten der Behörden ebenso wie die Quellen anderer Kolonialmächte und eine große Basis an Vorwissen zur Verfügung. Trotzdem haben Reiseberichte auch für diese Zeit einen Wert. Zum einen runden sie das Bild, welches die amtlichen Quellen eröffnen, ab. Zum zweiten können sie aufgrund ihrer Detailtreue dieses Bild präzisieren. Zum dritten stellen einige Reiseberichte auch einmalige Dokumente dar, weil die Reisenden als Vorboten der eigentlichen kolonialen Besatzungsgewalt die Möglichkeit hatten, die Ureinwohner im Inneren des Kontinents noch unverfälscht vorzufinden und somit auch zu beschreiben.[42]
Die Reiseberichte bieten den heutigen afrikanischen Staaten und auch denen der Südsee die Möglichkeit, Teile ihrer Geschichte vor der eigentlichen Konfrontation mit den Europäern nachzulesen, auch wenn den beschreibenden Reisenden aufgrund von Vorurteilen, Unkenntnis und Fehldeutungen Fehler und Übertreibungen unterlaufen sind. Als Beispiel hierfür möchte ich die von Herward Sieberg herausgegebenen „Erinnerungen“ von R.F. Paul Huebner erwähnen.[43] Huebner zeigt das frühere Britisch-Ostafrika und heutige Kenia vor und während des Eisenbahnbaus ins Landesinnere. Außerdem berichtet er, wie aus einem Bahnarbeiterlager allmählich die Stadt Nairobi aufgebaut wurde. Die Landschaften und Menschen, die Huebner beschreibt, gibt es heute nicht mehr. Aber mit Hilfe seines Buches könnten die heutigen Kenianer vieles über ihr Land vor dem Eisenbahnbau erfahren. Weil die einzelnen Volksgruppen keine schriftlichen Aufzeichnungen über diese Zeit hinterließen[44], würden viele Details und Kenntnisse über das ursprüngliche Kenia des 19. Jahrhunderts heute nicht bekannt sein, würde es nicht die Reiseberichte geben.
Für die Einsetzbarkeit von autobiographischen Texten, wie sie Reiseberichte sind, gibt es ein breites Spektrum. Sie bieten möglichen Erkenntnisgewinn über die bereisten Gebiete, deren Bewohner und Natur, wobei man natürlich immer auf mögliche Übertreibungen oder bewusste Weglassungen durch den Autor gefasst sein muss.
Aber ebenso ist es möglich, Erkenntnisse über das Heimatland des Reisenden zu erfahren. Ein fiktives Beispiel soll zur Verdeutlichung beitragen. Wenn ein Reisender in seinem Bericht über die Wohnstätten und Häuser im bereisten Land aussagte und besonders hervorhob, dass in den Fenstern kein Glas war, oder dass es kein Bad mit fließendem Wasser gab, dann kann man aus diesen Aussagen Rückschlüsse über die Beschaffenheit der Fenster und Bäder im Heimatland des Reisenden ziehen. Dort hatten die Häuser höchstwahrscheinlich Glasfenster und Bäder mit Wasserleitungen.
Durch die aufgezeigten Kontraste der Lebensverhältnisse im bereisten Land im Vergleich zum Herkunftsland sind Reiseberichte, vom Autor unbeabsichtigt, auch immer Quellen über das Heimatland des Autors zur Publikationszeit. Und gerade weil diese Art der Information beim Schreiber nicht beabsichtigt war, ist deren Überzeugungskraft besonders groß. „Reisebeschreibungen können in diesem Sinne als eine Art unfreiwilliger kultureller Selbstdarstellung der Ausgangskultur verstanden werden. Schon diese Unfreiwilligkeit verleiht den so verstandenen Texten ein ganz anderes Maß von Glaubwürdigkeit.“[45] Selbst für Zeiträume, für die es eigentlich genügend Informationen über das Alltagsleben der einzelnen Bevölkerungsgruppen und sozialen Stände durch zeitgenössische Beschreibungen, erzwungene Geständnisse oder freiwillige Bekenntnisse[46] gibt, können Reiseberichte in der beschriebenen umgekehrten Lesart nützlich sein. Dass in den Berichten „fremde Organisationsformen und Verhaltensweisen [...] als entweder verabscheuungswürdig, sündhaft oder lächerlich oder aber als nachahmenswert, paradiesisch und ideal dargestellt werden“[47], war nur möglich, wenn es ein gemeinsames Vorverständnis von Autor und Zielpublikum über Normen und wünschenswerten Zuständen gab. Dieses Vorverständnis kann man aus den Reiseberichten herleiten. „Reisebeschreibungen erlauben uns hierdurch einen direkteren Zugang zu eben diesen vorverständlichen Gemeinsamkeiten als die anderen genannten Typen schriftlicher Quellen. Sie könnten sich somit als ein wesentliches Supplement zum Quellenbestand mentalitätsgeschichtlicher Forschung erweisen.“[48]
2.2. Das Problem der Subjektivität
Wie jede Quellengattung haben auch Reiseberichte informative Grenzen. Folgend soll besonders darauf eingegangen werden, welche Mängel deutsche Reiseberichte des Untersuchungszeitraumes enthalten können.
Ein Schwachpunkt für die wissenschaftliche Betrachtung ist, dass die Autoren bei der Abfassung der Berichte nicht unbedingt immer den Kriterien der Objektivität und Wahrhaftigkeit genügten. Hinter der Publizierung eines Reiseberichtes stand vielmehr meist eine Absicht. Solche Absichten könnten persönlicher Ruhm, Gewinnstreben, Mitteilungsbedürfnis, koloniales Sendungsbewusstsein oder andere Motive sein.
Cornelia Esser, die sich speziell mit den Afrikareisenden beschäftigte, kann anhand einer vergleichenden Untersuchung der Lebensläufe von 109 Afrikareisenden im 19. Jahrhundert zusätzliche Beweggründe für Veröffentlichungen herausarbeiten. Sie stellt fest, dass zwei Drittel der Reisenden „gerade promovierte Akademiker“[49] waren, welche „sich mit Hilfe der Reise erhöhte Karrierechancen nach ihrer Rückkehr erhofften“[50]. Besonders Ethnologen und Naturforscher nutzten diese Möglichkeit der Karriereforcierung. Trotz des hohen Anteils wissenschaftlich Vorgebildeter, ist es jedoch nicht zulässig darauf zu schließen, dass sie die Afrikaner „besonders vorurteilslos wahrnahmen und beschrieben. Gerade die Tatsache, dass es sich bei den deutschen Afrikareisenden überwiegend um Angehörige der beschreibenden Naturwissenschaften handelte und dass sie mit dem Reisen Hoffnungen nach sozialen Aufstieg verbanden, scheint sie in besonderem Maße für rassistisches und sozialdarwinistisches Denken empfänglich zu machen.“[51] Diese Art der Karriereplanung trifft vor allem für die Mitte des 19. Jahrhunderts zu. Seit Beginn der deutschen Kolonialzeit haben Afrikareisen aber ihre Wirksamkeit für eine Universitätskarriere eingebüßt.[52]
Eine weitere Beeinflussung, welche die Reisenden und ihre Berichte lenkte, war die Art der Organisation und Finanzierung der Unternehmungen. Diese hatte seit 1884 der Staat übernommen.[53] Demnach wurde der Wirkungskreis der Reisen auf die deutschen Kolonien gerichtet. „Außerdem bevorzugte der staatliche Auftraggeber für die „Erforschung“ der Kolonien Militärs, die gleichzeitig den militärisch-strategischen Ausbau der Kolonialherrschaft durchführten. Die Konkurrenzsituation durch die militärischen Reisenden lösten die reisenden Akademiker [...] dadurch, dass sie sich ebenfalls militarisierten und vom militärischen Vorgehen wissenschaftlich zu profitieren suchten. Der Umstand, dass die Akademiker des Kaiserreichs in der Regel Reserveoffiziere waren, ließ die Verwandlung des Forschers zum Krieger als etwas Selbstverständliches erscheinen.“[54]
Nach der Etablierung der Kolonialherrschaft traten, nach Essers Auswertungen, die so genannten „Studienreisenden“ auf den Plan. Dies waren meist anerkannte Wissenschaftler, die für ihre Studien auf die koloniale Infrastruktur zurückgreifen konnten. „Die Reise bedeutete für sie ein Aspekt ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit, deren besondere Qualität darin lag, die Arbeitsteilung zwischen Schreibtischgelehrten und Zulieferer aufzuheben.“[55]
Sowohl der Forschungsreisende, welcher von einer Kolonialgesellschaft beauftragt und finanziert wurde, als auch der staatlich gesandte, militärisch geprägte Reisende der Kolonialzeit waren meist ihrem Auftraggeber verpflichtet, ihre Tagebuchaufzeichnungen und Reiseimpressionen nach der Reise „in eine zusammenhängende und lesbare Form zu bringen.“[56] Die Auftraggeber wiederum knüpften an diese Darstellungen gewisse Erwartungen.
Die Berichte, welche nach der Reichsgründung jedoch vor der Kolonialzeit entstanden, sollten die nationale Hochstimmung und Euphorie der Gründerzeit dahin lenken, die Spendenbereitschaft der deutschen Öffentlichkeit für die Afrikanischen Gesellschaften zu verstärken, sowie die Politik auf einen kolonialen Kurs zu bringen. Diese Grunderwartung an die Autoren der Reiseberichte, beeinflussten natürlich auch deren Wertungen in den Berichten. So wird sich in dieser Zeit kaum ein Reisebericht finden, der schlechte Bedingungen für eine mögliche Besiedlung und Kolonisation feststellt. Vielmehr sind diese Darlegungen eher von einer positiven und optimistischen Stimmung geprägt. Man kann somit durchaus davon sprechen, dass die Berichte der Reisenden oftmals Kolonialpropaganda - mal im Sinne der Kolonialgesellschaften, mal im Sinne des Staates - waren.
Wenn man Reiseberichte jener Zeit untersucht, muss man sich auch bewusst sein, dass sie die bereiste Welt aus Sicht der Männer darstellen. Berichte von Frauen finden sich äußerst selten und sind atypisch für die Zeit um die Jahrhundertwende. Berichte von Siedlerfrauen in Deutsch-Südwestafrika sind die Ausnahme davon. „In gewisser Hinsicht ist das Reisen also Spiegel einer männlich beherrschten und von Männern geprägten Gesellschaft und kann als solcher interpretiert werden.“[57]
3. Auswertung der untersuchten Reiseberichte
In diesem Kapitel werden die untersuchten Reiseberichte ausgewertet. Nach der Untersuchung und Darstellung exemplarischer Reiseberichte aus Deutsch-Ostafrika folgen die Beschreibungen der Berichte aus Kamerun/Togo, dem Südseegebiet und aus Deutsch-Südwestafrika[58].
3.1. Reiseberichte aus Deutsch-Ostafrika
3.1.1. Oscar Baumanns Reise durch Usambara
Im Jahr 1888 unternahm Oscar Baumann zusammen mit Dr. Hans Meyer eine Forschungsexpedition durch den Norden der deutschen Kolonie. Ziel der Unternehmung war es, das weitgehend unerforschte Gebiet des Usambara-Gebirges zu erkunden und zu kartographieren. Seine Reiseimpressionen publizierte Baumann 1890.[59]
3.1.1.1. Kurzzusammenfassung des Inhalts
In seinem Buch beschreibt der Autor zunächst das Zusammentreffen mit Dr. Hans Meyer in Deutschland. Daran schließt die Beschreibung der Schiffsfahrt durch das Rote Meer sowie der passierten Inseln an. Das nächste Kapitel in Baumanns Buch widmet sich ganz der Insel Sansibar, wo letzte Expeditionsvorbereitungen getroffen wurden. Dann folgt die eigentliche Reisebeschreibung mit Start am Küstenort Pangani im Norden Deutsch-Ostafrikas.
Hier hielt man sich vom 22.08.1888 bis zum 27.08.1888 auf. Dann brach die Karawane ins Landesinnere auf. Die durchquerten Landschaften skizziert der Autor sehr ausführlich. Die nächste Zäsur der Reise war die Teilung der Karawane. Baumann und Meyer gingen mit einer kleinen Trägergruppe von 60 Mann eine nördliche Route durch gebirgiges Gelände, um dieses unerforschte Gebiet kennen zu lernen. Baumann nahm geographische Daten auf und Berechnungen vor, um eine möglichst genaue Karte von Usambara zu erstellen. Meyer half ihm dabei und machte Fotografien. Das Gros der Karawane ging westlich auf einem einfacheren bekannten Weg. An einem ausgemachten Treffpunkt sollten beide Teile der Expedition wieder zusammentreffen.
Dazu kam es nicht. Die meisten Träger der großen Gruppe kehrten zur Küste zurück, sie desertierten. Nach und nach liefen weitere Träger davon. Der Autor wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ein arabischer Aufstand im Norden der Kolonie sich der deutschen Herrschaft widersetzte und diese bekämpfte und vertrieb. Um neue Träger anzuwerben, gingen Baumann und Meyer mit einer handvoll übrig gebliebener Träger Richtung Küste zurück. Dabei gerieten sie in Gefangenschaft. Gegen Zahlung eines Lösegeldes kamen sie jedoch wieder frei und galten als Gäste des Aufstandsführers Buschiri. Viele Aufzeichnungen, Präparate und Fotoplatten mussten die beiden im Landesinneren aufgrund des Trägermangels zurück lassen.
In einem Boot gelangten sie nach Pangani zurück. Der Ort hatte sich seit dem Aufbruch der beiden Europäer sehr verändert. Es gab mehr Leben, die deutsche Verwaltung war vertrieben worden, bewaffnete Araber durchzogen die Stadt. Mit einem Schiff erreichte Baumann Sansibar. Hier endet die eigentliche Reisebeschreibung. Im Buch folgt nun noch ein allgemein gehaltenes Kapitel über Baumanns Erfahrungen in Afrika.
3.1.1.2. Baumanns Menschenbeschreibungen
Bei seiner Reise traf Baumann auf die verschiedensten Menschengruppen. Er erwähnt Europäer, Araber, Inder, Küsten- und Inselbewohner und Afrikaner aus dem Landesinneren. All diese Menschen beschreibt er in seinem Reisebericht mehr oder weniger ausführlich. Da die Koloniebewohner vor allem Afrikaner sind, soll ihre Beschreibung im Vordergrund stehen. Ich werde aber zusätzlich kurz auch auf das Bild der Araber und Inder eingehen.
In Sansibar trifft Baumann auf die einheimischen Suaheli. Diesen schreibt er ein angenehmes Äußeres zu. So sagt er über die Suaheli-Männer, dass sie „oft wirklich anziehende und hübsche Gesichter“[60] haben. Die stets unverhüllten Suaheli-Frauen sind laut Baumann „sehr häufig wohlgebaut, besitzen zwar selten den feinen Gesichtsschnitt der Abessinierinnen, aber um so öfter einen freundlichen, munteren Ausdruck, den selbst ein strenger Kritiker als „hübsch“ bezeichnen müsste.“[61] Im Gegensatz zu anderen Europäern findet Baumann an der dunklen Haut nichts Abstoßendes oder abwertendes, sondern erkennt „eine samtweiche, angenehm braune Haut“[62]. Baumann fällt das Pauschalurteil, dass sowohl Männer als auch Frauen der Suaheli nicht nur ansehnlich, sondern sogar hübsch sind.
Neben dem angenehmen Aussehen spricht Baumann den Suaheli Sansibars eine „natürliche Heiterkeit“[63] zu. Überall sehe man „scherzende Gruppen“ und „reizende Kinder mit blitzenden Augen“[64], so Baumann. Die Aufgewecktheit und Leichtigkeit des Seins wertet Baumann ebenfalls positiv. So stellt er fest, dass die Suaheli „stets guter Laune, und ziemlich willig und arbeitsam“[65] sind.
Die Leichtigkeit des Seins, die Baumann an den Suaheli eigentlich schätzt, sieht er an anderer Stelle und in Ihrer Übertreibung jedoch ins Gegenteil verkehrt. Dies ist dort der Fall, wo Baumann über Sittsamkeit, Treue und Enthaltsamkeit zu sprechen kommt. Die hübschen heiteren Suaheli-Frauen scheinen in diesem Punkt nicht den Vorstellungen Baumanns zu entsprechen. Die „Moralität dieser Damen ist eine [...] unerhört schlechte, eigentlich gar keine“[66], so drückt Baumann seine Empörung aus.
Abgesehen von diesem moralischen Makel, beschreibt Baumann die Suaheli Sansibars im Tenor jedoch positiv. Sowohl das Aussehen als auch die Lebenseinstellung der Suaheli beeindrucken ihn.
Auf der Insel Sansibar traf Baumann auch auf Araber und Inder. Bei der Bewertung der Araber hielt er sich kurz. Baumann sagt lediglich, sie seien voll „Stolz und Würde“[67]. Die Inder lässt Baumann nicht gut wegkommen. Er bemerkt „die arischen Rassenbrüder in Ostafrika seien doch vielfach ein recht elendes, schmutziges Gesindel, was man von den Semiten dieser Striche, den Arabern, keineswegs sagen kann.“[68] Im Vergleich schneiden die Araber in Baumanns Gunst deutlich besser ab als die Inder.
Bei seiner Reise durch die Kolonie Deutsch-Ostafrika traf Baumann zu Beginn auf Dörfer, in welchen Suaheli und Waschensi gemischt lebten. Diese beschreibt er weit weniger positiv als die Suaheli Sansibars. Er bezeichnet sie schlicht als „Wilde“, die „ziemlich ärmlich und verkommen“[69] leben. Später traf er auf Dörfer der Wabodëi, welche laut Baumann „ziemlich urwüchsich aussehen“[70], sowie auf Dörfer der Waschambā und der Wasegua.
Die Waschambā sind die Hauptbewohner des von Baumann bereisten Gebietes. Vom Aussehen her beschreibt er diesen Bantustamm als „mittelgrosse, kräftige und zähe Bergbewohner“[71], die vor allem von Ackerbau und Viehzucht lebten und deren Hauptnahrungspflanze die Bohne ist.[72] Optisch erkennbar sind sie laut Baumann an einer Narbenvertiefung auf der Stirn und an den dreieckig gefeilten Vorderzähnen und den kahlen Köpfen.[73]
Ein weiterer ortsansässiger Stamm in Usambara sind die Wambugu. Im Gegensatz zu den Waschambā sind dies „hohe schlank gebaute Leute mit schmalen Nasen und scharf geschnittenen Gesichtern, die förmlich an den Indianertypus erinnern. Auch den Massai gleichen sie in mancher Hinsicht.“[74] Dieser Stamm treibt viel Viehzucht.
Die Wakilindi sind der Stamm der Häuptlinge. Sie unterscheiden sich von den anderen Bewohnern Usambaras durch ihre „sehr lichte, gelbliche Hautfarbe und völlig südeuropäischen Gesichtstypus“[75]. Sie „gleichen völlig Arabern und tragen arabische Kleidung“[76].
Neben den drei Hauptbevölkerungsgruppen traf Oscar Baumann noch einige andere. Ihm war es unter anderem auch vergönnt, einige Massai, von denen der Autor schon viel gehört hatte, zu sichten. Diese hatten in Baumanns Beschreibung „scharfgeschnittene, wilde aber nicht unschöne Gesichter, eine hohe, schöne Gestalt und ein freies, höchst ungezwungenes Benehmen.“[77] „Die Leute, welche dabei fabelhaft schmutzig sind, machen einen höchst urwüchsigen Eindruck, mehr als irgend ein Stamm den ich bisher in Centralafrika kennen gelernt, mit Ausnahme der Bube von Fernando Pōo.“[78] Einen ähnlichen Vergleich stellt der Autor mit den Wambugu an, welche sich durch ihre Natürlichkeit kennzeichneten. „In ihrem harmlosen Wesen und ihrer völligen Unberührtheit von jeder Cultur erinnerte das Hirtenvolk der Wambugu mich lebhaft an die Bube von Fernando Pōo“[79].
Die Bube stehen für Baumann also als Symbol für ein durch Einflüsse unverfälschtes Volk, das noch sehr primitiv und wild aber auch harmonisch lebt. Diese Eigenschaften findet Baumann bei seiner Reise durch Usambara gleich bei zwei Stämmen, nämlich den Massai und den Wambugu.
Andere sehr ursprüngliche Menschen traf Baumann im Dorf Majanga, dessen Bewohner hauptsächlich zur Gruppe der Wapare gehörten. Ihre Schlichtheit wertet er aber im Gegensatz zu den Massai nicht positiv. „Sie sind schmutzig und sehen ziemlich verwildert und stumpfsinnig aus. [...] die Weiber sind häufig dick, nicht gerade hässlich [...].“[80] Auch die Bewohner des Dorfes Uandani beschreibt der Autor als unfreundlich und als „eine schmutzige, scheue Gesellschaft“[81].
Außer den Einwohnern der passierten Dörfer hatte Baumann tagtäglich auch mit den Mitgliedern seiner Karawane zu tun. Die Diener Meyers, zwei Somali, waren laut Baumann „recht faul und indolent, ziemlich unbrauchbar“[82]. Seine eigenen zwei Diener beschreibt er auch. Der eine war „ziemlich faul und ungeschickt“[83], der andere ein „äußerst anstelliger und wohlerzogener Diener“[84], welcher aber unsympathisch war und sich durch ein „falsches, kriechendes Wesen“[85] kennzeichnete. Die zwei Köche der Expedition machten gutes Essen, hatten aber das Defizit der „Unreinlichkeit und Materialverschwendung“[86]. Zu den Leuten der Unternehmung zählten ferner ein Präparator, sein Gehilfe und ein „Commerzienrath“. Die Askari-Truppe bestand aus drei Maskat-Arabern, Comoroleuten und Suaheli. Die Comoroleute „pflegen die Suahili an Intelligenz, aber auch an Hinterlist und Charakterlosigkeit zu übertreffen“[87], so Baumann. Den Hauptteil der Expeditionsteilnehmer machten die Träger aus. Diese bestanden aus Suaheli und Wamiamwesi. Letztere beschreibt Baumann als „muntere, sehr kräftige Burschen“[88]. Der Oberaufseher der Trägerkolonne war lang und dürr, und war von „tiefschwarzer Hautfarbe und hervorragender Hässlichkeit, aber freundlichen und bescheidenen Benehmen“[89]. Alles in allem war Baumann mit seinen Begleitern zufrieden. Wenn er Kritik äußerte, dann in der Form eines Vorgesetzten zu seinem Untergebenen und weniger als Europäer zum Afrikaner.
Während Baumann in den besuchten Dörfern häufig auf schmutzige Bewohner traf[90], war die Hygiene der Träger lobenswert. „War ein geeignetes Gewässer in der Nähe, so ging fast Alles baden, denn die Körperreinlichkeit der Suahili ist selbst auf der Reise eine große, und für ein Stück Seife gibt er seine letzte Habe her.“[91]
Bei den Beschreibungen der schwarzen Bevölkerung unterscheidet Baumann die einzelnen Volksstämme und fällt fast nie Pauschalurteile über die gesamten negriden Stämme. Dies kommt lediglich einmal vor, als er die dunkelhäutigen Menschen mit den Arabern vergleicht. „Denn ein Araber, möge er auch reich an Fehlern sein, ist doch Vernunftgründen zugänglich, besitzt eine gewisse Ritterlichkeit, ist mit einem Worte Mensch, während dem Neger in moralischer Beziehung wenigstens diese Bezeichnung nur sehr bedingungsweise zukommt.“[92] Hier kehrt Baumann alle Afrikaner über einen Kamm und bezweifelt in Sachen Moral ihre Menschlichkeit.
Neben den reinen äußerlichen und charakterlichen Beschreibungen der angetroffenen Menschen macht Baumann auch Bemerkungen zu deren Religion und Kultur. Den in der Region verbreiteten Glauben beschreibt Baumann als Pseudo-Islam.[93] So hat die Hauptgruppe der ansässigen Bevölkerung, die Waschambā, von den Arabern zwar den Glauben übernommen, ihn aber nie ganz verstanden. Baumann beobachtete auch, dass es in den Dörfern teilweise Vielweiberei gibt.[94] Außerdem ist die Religion auch durch Elemente des Aberglaubens durchzogen, stellt der Autor fest. Die Waschambā tragen Amulette und Zauberstangen gegen Geister.[95] Auch die Bräuche der Expeditionsteilnehmer erinnerten Baumann an Aberglauben. Zwei Beispiele hierfür: „An einer scharfen Flussbiegung warfen die Leute Kupfermünzen ins Wasser [...], da der Scheitani, der Teufel, hier sein Wesen treibe“[96]. Als es beim Besuch eines Bergdorfes zu Regnen begann, „schrieb man diesen günstigen Witterungsumschlag unseren segensvollen Zauberkünsten zu [...].“[97]
3.1.1.3. Zwischenfazit
Der österreichische Naturforscher und Geograph Dr. Oscar Baumann zeichnet in seinem 1890 veröffentlichten Buch ein grundlegend positives Menschenbild. Dabei fällt er Pauschalurteile fast nur auf Stammesebene. Die Individualebene erreicht Baumann selten, zum Beispiel wenn er Personen seiner Karawane oder Stammesführer darstellt. Trotzdem sind die Bilder der einzelnen Stämme recht präzise. Baumann arbeitet Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen heraus. Fast nie fällt Baumann ein entschieden negatives Urteil. Wenn er schlechte Eigenschaften anspricht, relativiert er diese immer so, dass das Gesamturteil nicht völlig ungut erscheint. Ebenso verfährt er mit der Zuschreibung von positiven Werturteilen. Uneingeschränkt gut erscheint keine Gruppe. Die Skala von Baumanns Wertungen reicht von wild, schmutzig, stumpfsinnig bis froh, munter, aufgeweckt. Bei den Arabern und den Massai erkennt er sogar edle Züge.
Alles in allem beschreibt Baumann die bereisten Menschen sehr genau und stützt sich dabei nur auf selbst erlebtes und ist recht vorurteilsfrei.
3.1.2. Hugold F. von Behrs Kriegsbilder aus Deutsch-Ostafrika
Die Schilderungen des folgenden Reiseberichts, wurden von einem deutschen Offizier gemacht. Er war kurz nach Oscar Baumann in der deutschen Kolonie, um den schon von Baumann erwähnten Araberaufstand Buschiris zu beenden. Durch den fast gleichen Aufenthaltszeitraum und die Bereisung ähnlicher Gebiete, bieten sich beide Berichte besonders an, um sie miteinander zu vergleichen und zu schauen, ob die unterschiedliche berufliche Herkunft, einer war Doktor der Geographie, der andere kaiserlicher Offizier, auch unterschiedliche Menschenbilder und Betrachtungsweisen hervorbrachte.[98]
3.1.2.1. Kurze Inhaltsangabe
Vor den eigentlichen Report setzt der Autor eine Einleitung, in der er eine Lobhymne auf Karl Peters hält, die Geschichte der ostafrikanischen Küste anreist und die Vorgeschichte des Aufstandes erklärt. Von Behr beginnt seinen Bericht in Deutschland und erläutert die militärischen Vorbereitungen. Die erste große Station macht er anschließend in Ägypten, wo Sudanesen für die zukünftige koloniale Truppe rekrutiert wurden. Weiter geht sein militärisch geprägter Reisebericht mit der Verschiffung der Truppe nach Aden und von dort nach Deutsch-Ostafrika, wo man den Befehlshaber Wissmann und eine Sulutruppe traf. Auf den meisten Seiten seines Buches beschreibt von Behr dann die verschiedenen militärischen Manöver zur Beendigung des arabischen Aufstandes. Dabei betrachtet er zu Beginn immer den Startpunkt der Expeditionen, die Stationen an der Küste. Besonders Bagamoyo, Pangani und Dar es Salaam widmet er sich. Die Beschreibungen schildern anschließend immer das militärische Vorgehen der Kolonialtruppe sehr genau. Von Behr hält bei seinen Darstellungen eine chronologische Gliederung bei. Sein Reisebericht, den man auch als Kampfbericht bezeichnen kann, endet im Jahr 1890 mit der Gefangennahme des Aufstandsführers Buschiri und dessen Hinrichtung und somit mit der aus deutscher Sicht erfolgreichen Mission zur Herstellung von Recht und Ordnung in der Kolonie.
3.1.2.2. Die Beschreibung der Afrikaner der Schutztruppe
Schon nach wenigen gelesenen Seiten erkennt man in diesem Bericht, der in einem ähnlichen Zeitraum und Gebiet, wie der Reisebericht Baumanns, spielt, erhebliche Unterschiede bei der Beschreibung der Menschen. Viele Informationen liefert der Autor über die Afrikaner der Schutztruppe, also die Sudanesen und Sulus. Die in der Kolonie ansässigen Einwohner und Volksgruppen beschreibt er weniger ausführlich.
In Kairo kam Hugold F. von Behr erstmalig in Berührung mit Afrikanern. Die dort angeworbenen Sudanesen für die Schutztruppe beschreibt er bei ihrer Rekrutierung folgendermaßen: „[...] und bald füllten sich die Bureaur und die Vorzimmer des Obersten mit den schwarzen zerlumpten Gestalten, welche von Natur schon durch abschreckende Häßlichkeit sich auszeichnend, durch Hunger und Elend noch mehr heruntergekommen waren [...].“[99] Die festgestellte Häßlichkeit präzisiert von Behr in folgender Weise. „In ihren Gesichtszügen zeigen sie den richtigen Negertypus, vorstehende Backenknochen, eine breite Nase mit weiten Oeffnungen und aufgeworfene Lippen, doch fehlt ihren Gesichtszügen das Weiche, Kindliche, das in den meisten südafrikanischen Volksstämmen [...] bemerkbar ist. [...] Scharfe, eckige Conturen verleihen den Gesichtszügen ein ungemein abstoßendes Aussehen.“[100]
Die Sudanesen haben laut von Behr einen flachen Schädel mit wolligem Negerhaar, sie sind durchschnittlich groß und hager, so der Autor weiter. Auffallend waren weiterhin die ungewöhnlich langen Gliedmaßen im Verhältnis zum kurzem Rupf, vor allem die, so der Autor, mageren sehnigen Arme mit den großen plumpen Händen.[101] Diese „reichen fast bis zu den Knien und geben der ganzen Figur etwas Affenartiges.“[102] „Die ganze Gestalt ist eine auffallende Zusammenstellung unschöner Formen und scheint von der Natur fast als Caricatur eines menschlichen Körpers geschaffen zu sein.“[103] Die einzige positive Beschreibung der Sudanesen lautet folgendermaßen: „[...] trotz der abstoßenden Außenseite ein gutes militärisches Material [...].“[104]
In diesen kurzen Bemerkungen zum Äußeren der Sudanesen erkennt man zum einen, dass der Autor sein Afrikanerbild, welches er schon vor Reiseantritt hatte, und seine Vorurteile bestätigt sieht. Zum anderen lässt sich daraus auch ablesen, dass dieses Bild vom Afrikaner negativer Art ist. Er spricht ihnen das Menschliche nur bedingt zu und sieht sogar Ähnlichkeiten mit Tieren, in diesem Fall Affen. Alle weiteren Äußerungen, die der Autor über die Sudanesen macht, verstärken das negative Bild.
So spricht er ihnen nur geringes Denkvermögen zu und Zeitgefühl ab. „[...] der Neger gebraucht immer einige Zeit, um sein geringes Hirn wieder zu Denkkraft anzuspannen [...]“[105], bemerkt von Behr, als die Sudanesen nach einer nächtlichen Zugfahrt nur sehr langsam aufstehen und mobil werden. Ähnliches stellt er später in seiner Beschreibung bei den Arbeitern auf den deutschen Stationen fest. „[...] der Neger ist sehr verschlafen und in den ersten Minuten nach dem Erwachen kaum seiner Sinne mächtig [...].“[106] Und dass viele ihr genaues Alter und ihren Geburtsort nicht kennen, sei „ein Beweis, dass dem Neger der Begriff der Zeit vollständig fehlt.“[107] An anderer Stelle bemängelt der Autor, dass die Sudanesen kein Mitgefühl oder Trauer für Kranke und Tote empfinden.[108]
Beim Lesen des Reiseberichts fällt auf, dass von Behr oft von „den Negern“ oder in der Einzahl von „dem Neger“ spricht, obwohl er eigentlich nur einen ganz bestimmten Volksstamm, hier die Sudanesen, vor Augen hat. Sobald der Autor negative Eigenschaften entdeckt, verallgemeinert er diese auf die gesamte afrikanische Bevölkerung. Positives ordnet er aber nur ganz speziellen Gruppen zu. Am Beispiel der Beschreibung der Ordnung soll dies verdeutlicht werden.
„Die Sudanesen haben ein ausgesprochenes Gefühl für Ordnung und in gewissem Sinne auch für Reinlichkeit; [...].“[109] Zumindest im Dienst und auch im Umgang mit ihrer Uniform schreibt von Behr den Sudanesen positive Eigenschaften zu. Dies geht sogar bis hin zu Erstaunen. „Ich habe es nie für möglich gehalten, dass ein Neger so viel Sinn und Verständnis für die Instandhaltung und für tadellosen Sitz seiner Uniform haben kann.“[110] An dieser Stelle korrigiert der Autor seine durchaus negativen Vorstellungen, weil er eines besseren belehrt wurde. Dieser Ausspruch zeigt aber auch, dass von Behr den Afrikaner auf einer viel niedrigeren Kulturstufe als den Europäer sieht und dem Afrikaner viel weniger zutraut. Sein positives Erstaunen relativiert der Autor jedoch noch auf derselben Buchseite. „Dieses Gefühl steht in merkwürdigen Gegensatz zu ihren außerdienstlichen Schludrian und ihren liederlich schmutzigen Hauswesen.“[111]
Die Sulus der Schutztruppe bewertet von Behr ebenfalls in punkto Ordnung. „Diese Sauberkeit bei den Negern ist eine Seltene und daher um so mehr zu schätzende Tugend[112]. Die Sulus sind in dieser Beziehung noch ganz Naturvolk. [...] Noch seltener wie bei den Sudanesen eine schmutzige, wird man bei den Sulus eine halbwegs reine Uniform finden.“[113] Er entschuldigt dieses Defizit der Sulus mit folgenden Worten. „Schließlich ist aber von einem vollständig uncivilisierten Volksstamm ein so schnelles Gewöhnen an europäische Sitten nicht zu verlangen [...].“[114]
Bei allem was der Autor über die Ordnung und Reinlichkeit erwähnt hat, zeigt sich, dass er nicht über das Nichtvorhandensein dieser Tugenden erstaunt ist, sondern vielmehr verwundert ist, wenn ein Stamm wie die Sudanesen diese positiven Eigenschaften doch besitzt. Diese Verwunderung kommt daher, weil von Behr die Afrikaner als niedere Wesen begreift und deswegen von ihnen im Vorhinein nichts Positives erwartet. Alle aufgezählten Negativbewertungen sind für von Behr nicht erstaunlich, weil er vom Afrikaner nicht mehr erwartet hat. Der Autor offenbart somit eine negative Grundeinstellung zu allen dunkelhäutigen Menschen und wird erst dann ins Staunen versetzt, wenn einzelne Personen oder Stämme sich positiv von diesem Negativbild im Kopf des Autors abheben.
Noch ein weiteres Beispiel für solch eine Verwunderung kommt im Reisebericht von Behrs vor. Als ein dunkelhäutiger Soldat der Schutztruppe nach einer sehr tapferen Einzelleistung kein Geld als Belohnung mit der Begründung: „Nein! Ich nehme kein Geld. Ich habe nur als Soldat meine Pflicht gethan!“ annahm, äußerte der Autor seine Verblüffung folgendermaßen. „Und dies war ein Neger, ein Repräsentant der schwarzen verachteten Rasse, der viele Europäer so geflissentlich jedes Gefühl absprechen!“[115] Dass ein „Neger“ Pflicht- und Ehrgefühl haben kann, hat der Autor nicht erwartet. Im selben Zitat wird aber auch deutlich, dass sich der Autor mit seiner geringschätzigen Einstellung gegenüber den Afrikanern nicht alleine wähnt, sondern diese Einstellung bei vielen Europäern seiner Zeit vermutet.
[...]
[1] Eine gleichnamige Überschrift findet sich bei: Rainer S. Elkar: „Reisen bildet.“ Überlegungen zur Sozial- und Bildungsgeschichte des Reisens während des 18. und 19. Jahrhunderts; in: B.I. Krasnobaev, Gert Robel, Herbert Zeman (Hrsg.): Reisen und Reisebeschreibungen im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung; Berlin 1980, S. 51.
[2] Eric J. Leed: Die Erfahrung der Ferne. Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage; Frankfurt a.M. / New York 1993, S. 15.
[3] Siehe: Hermann Bausinger: Grenzenlos...Ein Blick auf den modernen Tourismus; in: Hermann Bausinger, Klaus Beyrer, Gottfried Korff (Hrsg.): Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus; München 1991, S. 343-344.
[4] Mit Einführung und Ausweitung des Eisenbahnnetzes nahmen zwar auch in Deutschland die Inlandsreisen und Ausflüge zu, Reisen ins entfernte Ausland und nach Übersee blieben aber sehr gering.
[5] Siehe: Jürgen Kuczynski: Geschichte des Alltags des deutschen Volkes. 1600 bis 1945. Bd. 4 1871-1918; Köln 1981, S. 421-446; und siehe: Wolfram Fischer, Jan A. van Houtte, Hermann Kellenbenz, Ilja Mieck, Friedrich Vittinghoff (Hrsg.): Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Bd. 5, Stuttgart 1985, S. 383-390.
[6] Siehe: Kapitel 2.2.
[7] Im Deutschen Kolonial-Lexikon von 1920 heißt es im Bd. 3, S.312 zum Gebrauch der Bezeichnung Schutzgebiet: „Die deutschen Schutzgebiete stehen zu dem Deutschen Reiche in staatsrechtlicher Abhängigkeit; [...]. Anfangs hat das Reich in den erworbenen Gebieten die Staatsgewalt nicht in vollem Umfange ausgeübt, sondern seine nächste Aufgabe vornehmlich in dem Schutz gesehen. Darauf beruht die Bezeichnung der Erwerbungen als „Schutzgebiete“ und der dem Reiche zustehenden Gewalt als „Schutzgewalt“. Inzwischen hat das Reich auch weitere Aufgaben der Staatshoheit: [...] übernommen und seine Souveränität nach allen Seiten entfaltet. [...] Die Schutzgebiete sind tatsächlich Kolonien des Reiches geworden, die vom Mutterlande mehr als bloßen Schutz erhalten.“
[8] Durch zunehmende Alphabethisierung, durch Preisverfall bei Büchern, durch Urbanisierung und somit der Möglichkeit des Zugangs zu öffentlichen Bibliotheken, durch Einführung der Petroleumlampe und der Möglichkeit in den Abendstunden zu lesen kam es Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Vergrößerung des Lesepublikums.
Siehe hierzu: Reinhard Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels; 2., durchgesehene Auflage, München 1999, S. 285-328; Friedrich Schulze: Der deutsche Buchhandel und die geistigen Strömungen der letzten hundert Jahre; Leipzig 1925, S. 210-246; Rolf Engelsing: Analphabetentum und Lektüre. Zur Sozialgeschichte des Lesens in Deutschland zwischen feudaler und industrieller Gesellschaft; Stuttgart 1973, S.122-149; Ilsedore Rarisch: Industrialisierung und Literatur. Buchproduktion, Verlagswesen und Buchhandel im 19. Jahrhundert in ihrem statistischen Zusammenhang; Berlin 1976, S. 40-75.
[9] „Das lesende Publikum des Buchhandels, das die Bildungs- und finanziellen Voraussetzungen für regelmäßige Lektüre und Bucherwerb besaß, war der »obere Mittelstand« - das Bürgertum im eigentlichen Sinn.“ Reinhard Wittmann, 1991, S. 288; „Der obere Mittelstand setzte sich aus Angehörigen der freien Berufe (also Anwälten, Ärzten usw.), kleinen Unternehmern, Grundbesitzern, höheren Beamten in Verwaltung, Erziehung und Wissenschaft zusammen. Er umfaßte um 1890 2,75 Millionen Familien bzw. 22 % der Bevölkerung.“ Reinhard Wittmann, 1991, S. 289.
[10] Landkarten der deutschen Kolonien befinden sich im Anhang der Magisterarbeit.
[11] Der Ausschluss des Pachtgebiet Kiautschou aus der Untersuchung hat arbeitsökonomische Gründe.
[12] Martin Steins: Das Bild des Schwarzen in der europäischen Kolonialliteratur 1870-1918. Ein Beitrag zur literarischen Imagologie; Frankfurt a.M. 1972.
[13] Siehe: Martin Steins, 1972, S. 5.
[14] Ebenda.
[15] Siehe: Martin Steins, 1972, S. 17-18.
[16] Martin Steins, 1972, S. 35.
[17] Siehe: Martin Steins, 1972, S. 35 ff.
[18] Siehe: Martin Steins, 1972, S. 40 ff.
[19] Martin Steins, 1972, S. 39.
[20] Siehe: Martin Steins, 1972, S. 38 ff; die angesprochene Bibelstelle lautet: „Verflucht sei Kanaan! Der niedrigste Knecht soll er seinen Brüdern sein.“; In diesem Mythos wird Ham, der Vater Kanaans als Vater der schwarzen Rasse gesehen und somit der Fluch Noahs auf seine Nachkommenschaft in Afrika bezogen.
[21] Amadou Booker Sadji: Das Bild des Negro-Afrikaners in der Deutschen Kolonialliteratur (1884-1945). Ein Beitrag zur literarischen Imagologie Schwarzafrikas; Berlin 1985.
[22] Amadou Booker Sadji, 1985, S. 21.
[23] Siehe: Amadou Booker Sadji, 1985, S. 14 ff.
[24] Peter Scheulen: Die „Eingeborenen“ Deutsch-Südwestafrikas. Ihr Bild in den deutschen Kolonialzeitschriften von 1884 bis 1918; Köln 1998.
[25] Joachim Warmbold: Deutsche Kolonial-Literatur. Aspekte ihrer Geschichte, Eigenart und Wirkung, dargestellt am Beispiel Afrikas; Lübeck 1982.
[26] Siehe: Joachim Warmbold, 1982, S. 200-276.
[27] Cornelia Esser: Deutsche Afrikareisende im neunzehnten Jahrhundert. Zur Sozialgeschichte des Reisens; Stuttgart 1985.
[28] Cornelia Esser, 1985, S. 12.
[29] Uta Sadji: Der Negermythos am Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Eine Analyse der Rezeption von Reiseliteratur über Schwarzafrika; Franfurt a.M./ Bern/ Las Vegas 1979.
[30] Michael Harbsmeier: Wilde Völkerkunde. Andere Welten in deutschen Reiseberichten der Frühen Neuzeit; Frankfurt a.M./ New York 1994.
[31] Siehe: Michael Harbsmeier, 1994, S. 9.
[32] Michael Harbsmeier, 1994, S. 28.
[33] Michael Harbsmeier: Reisebeschreibungen als mentalitätsgeschichtliche Quellen: Überlegungen zu einer historisch-anthropologischen Untersuchung frühneuzeitlicher deutscher Reisebeschreibungen; in: Antoni Mączak, Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): Reiseberichte als Quellen europäischer Kulturgeschichte. Aufgaben und Möglichkeiten der historischen Reiseforschung; Wolfenbüttel 1982, S. 1-31.
[34] Rainer Schmidt-Vogt: Das Bild Nordostafrikas in den Werken deutschsprachiger Reisender der vorimperialistischen Epoche (1821-1871); Freiburg 1983.
[35] B.I. Krasnobaev, Gert Robel, Herbert Zeman (Hrsg.): Reisen und Reisebeschreibungen im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung; Berlin 1980.
[36] Peter J. Brenner: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte; Tübingen 1990.
[37] Peter J. Brenner, 1990, S. 2.
[38] Siehe: Ebenda.
[39] Peter J. Brenner, 1990, S. 3.
[40] Siehe hierzu: Heinrich Pleticha (Hrsg.): Entdeckungsgeschichte aus erster Hand; Würzburg 1990; oder: Ursula Degenhard: Entdeckungs- und Forschungsreisen im Spiegel alter Bücher; Stuttgart 1987; oder: Petra Krempien: Geschichte des Reisens und des Tourismus. Ein Überblick von den Anfängen bis zur Gegenwart; Limburgerhof 2000.
[41] Jürgen Osterhammel: Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich; Göttingen 2001, S. 92.
[42] „Unverfälscht“ heißt in diesem Sinne nicht, dass die Ureinwohner völlig abgekapselt von der Außenwelt lebten, sondern dass der Einfluss der Europäer sie noch nicht berührt und völlig ergriffen hat.
[43] Herward Sieberg (Hrsg.): Zeitenumbruch in Ostafrika. Sansibar, Kenia und Uganda (1894-1913). Erinnerungen des Kaufmanns R.F. Paul Huebner; Hildesheim 1998.
[44] Im Rahmen der Oral History wird der Tatsache Aufmerksamkeit geschenkt, dass es durchaus auch möglich ist aus den mündlichen Überlieferungen, wie etwa Liedern und Erzählungen der einzelnen Stämme, deren Sicht der damaligen Zeit zu rekonstruieren.
[45] Michael Harbsmeier, 1982, S. 1-2.
[46] Die erwähnten drei Typen schriftlicher Quellen sieht Harbsmeier besonders für die Erforschung frühneuzeitlicher kultureller Konfigurationen und Bewusstseinsformen. Siehe: Michael Harbsmeier, 1982, S. 9 ff.
[47] Michael Harbsmeier, 1982, S. 12.
[48] Ebenda.
[49] Cornelia Esser, 1985, S. 121.
[50] Ebenda.
[51] Cornelia Esser, 1985, S. 122.
[52] Siehe: Cornelia Esser, 1985, S. 97.
[53] Siehe: Cornelia Esser, 1985, S. 98.
[54] Cornelia Esser, 1985, S. 98-99.
[55] Cornelia Esser, 1985, S. 99.
[56] Cornelia Esser, 1985, S. 108.
[57] Michael Maurer (Hrsg.): Neue Impulse der Reiseforschung; Berlin 1999, S. 334.
[58] Landkarten der deutschen Kolonien findet der Leser im Anhang der Magisterarbeit. Ebenso sind im Anhang die Kurzbiographien der reisenden Autoren zusammengestellt.
[59] Oscar Baumann: In Deutsch-Ostafrika während des Aufstandes. Reise der Dr. Hans Meyer´schen Expedition in USAMBARA; Wien 1890.
[60] Oscar Baumann, 1890, S. 20.
[61] Oscar Baumann, 1890, S. 21.
[62] Ebenda.
[63] Oscar Baumann, 1890, S. 26.
[64] Ebenda.
[65] Oscar Baumann, 1890, S. 21.
[66] Ebenda.
[67] Oscar Baumann, 1890, S. 22.
[68] Oscar Baumann, 1890, S. 30.
[69] Oscar Baumann, 1890, S. 41.
[70] Oscar Baumann, 1890, S. 53.
[71] Oscar Baumann, 1890, S. 159.
[72] Siehe: Oscar Baumann, 1890, S. 166.
[73] Siehe: Oscar Baumann, 1890, S. 159.
[74] Oscar Baumann, 1890, S. 170.
[75] Oscar Baumann, 1890, S. 169.
[76] Ebenda.
[77] Oscar Baumann, 1890, S. 95.
[78] Ebenda.
[79] Oscar Baumann, 1890, S. 105.
[80] Oscar Baumann, 1890, S. 91.
[81] Oscar Baumann, 1890, S. 79.
[82] Oscar Baumann, 1890, S. 43.
[83] Ebenda.
[84] Oscar Baumann, 1890, S. 44.
[85] Ebenda.
[86] Oscar Baumann, 1890, S. 45.
[87] Oscar Baumann, 1890, S. 46.
[88] Ebenda.
[89] Oscar Baumann, 1890, S. 45.
[90] Siehe oben.
[91] Oscar Baumann, 1890, S. 49.
[92] Oscar Baumann, 1890, S. 132.
[93] Siehe: Oscar Baumann, 1890, S. 168.
[94] Siehe: Oscar Baumann, 1890, S. 169.
[95] Ebenda.
[96] Oscar Baumann, 1890, S. 40.
[97] Oscar Baumann, 1890, S. 74.
[98] Hugold F. von Behr: Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch-Ostafrika; Leipzig 1891.
[99] Hugold F. von Behr, 1891, S. 18.
[100] Hugold F. von Behr, 1891, S. 19.
[101] Siehe: Hugold F. von Behr, 1891, S. 19.
[102] Ebenda.
[103] Ebenda.
[104] Hugold F. von Behr, 1891, S. 18-19.
[105] Hugold F. von Behr, 1891, S. 25.
[106] Hugold F. von Behr, 1891, S. 237.
[107] Hugold F. von Behr, 1891, S. 44.
[108] Siehe: Hugold F. von Behr, 1891, S. 38.
[109] Hugold F. von Behr, 1891, S. 76.
[110] Hugold F. von Behr, 1891, S. 79.
[111] Ebenda.
[112] Gemeint ist die Sauberkeit der Sudanesen.
[113] Hugold F. von Behr, 1891, S. 80.
[114] Hugold F. von Behr, 1891, S. 81.
[115] Hugold F. von Behr, 1891, S. 179.
- Quote paper
- Jens Kruse (Author), 2005, Reiseberichte aus den deutschen Kolonien: Das Bild vom "Eingeborenen" in Reiseberichten der deutschen Kolonialzeit 1884-1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43545
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