Der Schlieffenplan bietet heute noch ein breites Forschungsfeld im Bereich der Militärgeschichte, das zu Diskussionen einlädt. So gibt es in jüngster Zeit die breite Debatte darüber, ob es den militärisch-dogmatischen Plan General Schlieffens tatsächlich gab, oder ob dies nur eine Legende ist. Diese militärhistorische Analyse behandelt folgende Fragen: Was hat General Schlieffen zu Ende des 19. Jahrhunderts wirklich geplant und taktisch geprobt? Was haben seine Nachfolger aus den Erkenntnissen des Generals zu Beginn des 20. Jahrhunderts gefolgert? Baute Moltke auf die militärpolitische Analyse seines Lehrmeisters Schlieffen auf, oder kam er zu ganz anderen Schlussfolgerungen? Wie agierten die potentiellen Kriegsgegner und Verbündeten der Deutschen Großmacht? Und wie operierte Deutschland zu Beginn des Ersten Weltkrieges wirklich?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Modernität und die Military Revolution
- Die dynamische Moderne und das Kriegswesen
- Der industrielle Faktor als militärisches Fundament
- Die geostrategische Lage am Beispiel Großbritanniens zwischen Transformation und Modernität
- Technologische und administrative Strukturveränderungen und das Aufkommen halbhegemonialer Großmächte
- Rußlands frühe strukturierte Schwächen
- Die Form des totalen Krieges als Vorbote des 1. Weltkrieges als echte Military Revolution
- Die geopolitische Frage in Zeiten des aufkommenden multipolaren Systems
- Die geopolitische Lage zwischen 1890 und 1914 als Ausfluss der strategischen Bündnispolitik im multipolaren System
- Die theoretische Begriffserklärung von Taktik, Strategie und Operation zum Verständnis des militärhistorischen Diskurses
- Das operative Denken
- Der Begriff der Taktik
- Der Strategiebegriff zwischen Clausewitz und Jomini
- Die Zusammensetzung von Strategie- Taktik und Operation
- Raum- Zeit und Kräftezusammenführung als Teil der Operationsführung
- Der Schlieffenplan zwischen der Ritter-These und Zuber-These
- Das strategische Problem des Zweifrontenkrieges aus Sicht Schlieffens
- Das diskutierte Problem der Westfront zwischen 1885 und 1914 aus der Sicht der deutschen Militärführung um Schlieffen
- Schlieffen und das Problem militärischen Kräfteaufteilung
- Moltke und das Bestehen des strategischen Problems des Deutschen Kaiserreiches
- Die allgemeine Feindlagebeurteilung auf Seiten des Deutschen Kaiserreiches
- Moltke und die Fortführung des schlieff'schen Gedankens in Ost und West
- Das Problem der Kartensichtung
- Das Zarenreich in der strategischen Falle zwischen Stagnation und Fehlplanung
- Das Fehlen einer russischen Military Revolution
- Das Zarenreich unter strategischem Zugzwang gegenüber seiner Verbündeter
- Die Habsburger-Monarchie als schwacher Verbündeter des Deutschen Kaiserreiches
- Die Doppelmonarchie zwischen Strukturproblemen und geostrategischer Krise
- Die K. u. K.- Monarchie und die falsche dogmatisch-militärische Konzentration der Kräfte
- Frankreich und der dogmatische Joffre-Plan
- Der französische Kult der Offensive
- Die Offensivfrage und die Bündnispartner
- Das operative Problem der neutralen Staaten Luxemburg und Belgien
- Das lästige Problem der Neutralität Belgiens
- Die Entstehung des Königreichs Belgien und die Garantie der bewaffneten Neutralität
- Zwischen geostrategischer Realität und bewaffneter Neutralität
- Die belgischen Verteidigungsplanungen und Szenarien und die damit verbundenen Probleme
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das operative Denken der europäischen Großmächte vor Beginn des Ersten Weltkrieges, mit einem Fokus auf die Rolle des Schlieffenplans und die Auswirkungen des operativen Denkens von Helmuth von Moltke dem Jüngeren. Die Arbeit analysiert, wie die militärische Modernisierung, die strategischen Herausforderungen des multipolaren Systems und die spezifischen geopolitischen Gegebenheiten die jeweiligen Kriegspläne der Großmächte beeinflussten.
- Die Military Revolution und die Auswirkungen der Modernisierung auf das Kriegswesen
- Der Einfluss des multipolaren Systems und der Bündnispolitik auf die strategischen Entscheidungen der Großmächte
- Die Entwicklung und Bedeutung des operativen Denkens im Kontext des Schlieffenplans und der militärischen Doktrinen der Zeit
- Die Rolle des strategischen Denkens und der Fehlplanung im Verlauf des Ersten Weltkrieges
- Die Analyse der geostrategischen Bedeutung Belgiens und die Folgen seiner Neutralität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die enge Verzahnung von Gesellschaft, Politik und Militär in der Analyse des internationalen Systems. Der zweite Teil der Arbeit untersucht die Military Revolution und die Modernisierung des Kriegswesens im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es wird die geostrategische Lage Großbritanniens, die technologischen und administrativen Strukturveränderungen und die strategischen Schwächen des Zarenreichs analysiert.
Kapitel III befasst sich mit der theoretischen Begriffserklärung von Taktik, Strategie und Operation. Dieses Kapitel soll dem Leser ein Verständnis des militärhistorischen Diskurses vermitteln und wichtige Konzepte wie das operative Denken erläutern. Der vierte Teil der Arbeit widmet sich dem Schlieffenplan und analysiert die strategischen Probleme des Zweifrontenkrieges aus Sicht der deutschen Militärführung. Es wird die Rolle von Schlieffen und Moltke bei der Planung und Umsetzung des Schlieffenplans beleuchtet und die Herausforderungen der Kräfteaufteilung und Feindlagebeurteilung dargestellt.
Kapitel V untersucht die strategischen Probleme des Zarenreichs. Es wird auf das Fehlen einer russischen Military Revolution und den strategischen Zugzwang des Zarenreichs gegenüber seinen Verbündeten eingegangen. In Kapitel VI wird die Rolle der Habsburger-Monarchie als schwacher Verbündeter des Deutschen Kaiserreiches analysiert. Es werden die Strukturprobleme und die geostrategische Krise der Doppelmonarchie sowie die falschen militärischen Schwerpunktsetzungen betrachtet.
Kapitel VII befasst sich mit Frankreich und dem dogmatischen Joffre-Plan. Die französische Offensive und die Bündnispartner Frankreichs werden analysiert, ebenso wie das operative Problem der neutralen Staaten Luxemburg und Belgien. Das achte Kapitel untersucht die geostrategische Bedeutung Belgiens und beleuchtet die Entstehung des Königreichs Belgien und die Garantie der bewaffneten Neutralität. Es werden die belgischen Verteidigungsplanungen und die damit verbundenen Probleme analysiert.
Schlüsselwörter
Operatives Denken, Schlieffenplan, Moltke d. J., Military Revolution, Geostrategie, Multipolares System, Zweifrontenkrieg, Kräfteaufteilung, Zarenreich, Habsburger-Monarchie, Joffre-Plan, Belgien, Neutralität.
- Quote paper
- Ilya Zarrouk (Author), 2018, Der Schlieffenplan. Ein militärhistorischer Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435373