Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Problemstellung der brasilianischen Entwicklung durch wechselkurs-basierte Stabilisierung. Meine Argumentation stütze ich im Wesentlichen auf die Texte von Barbara Fritz.
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Infragestellung des Entwicklungskonzeptes Plano Real aufgrund der spezifischen Marktkonstellation, deren Konsequenzen und der anhaltenden strukturellen Krise. Diese Analyse werde ich im Teil 3 darlegen. Der 2. Teil beschäftigt sich kurz mit der gelungenen Stabilisierung Brasiliens in der Weise, dass ich die grundlegenden Erfolge erwähne, verbunden mit einer pro/contra Gegenüberstellung, um dann zum Kern der Hausarbeit hinzuführen. Zunächst werde ich einen Überblick über die Charakteristik Brasiliens geben.
Brasilien ist eine späte Demokratie, lange Zeit durch Protektionismus und Importsubstitution vom Weltmarkt abgeschnitten. Jahrelange schleichende Inflation, die letztlich in eine Hyperinflation mündete, kennzeichnete die achtgrößte Ökonomie der Welt. Die Konsequenz daraus war eine konstant ansteigende Verschuldung des Landes bei den internationalen Gläubigern – auch bedingt durch die Schuldenkrise in den 1980er Jahren.
Diverse orthodoxe Stabilisierungsprogramme, d.h. die Verwendung der Geldmenge als nominalen Anker im IMF–Stil versagten als Konzept und mündeten in „die schlimmste aller Welten“ - einer Stagflation. Die nachfolgende, von den brasilianischen Ökonomen Arida und Resende initiierte heterodoxe Stabilisierungstheorie beinhaltete zur Verbannung des Inflationsgedächtnisses z.B. einen Lohn-Preisstopp, die Geldmenge M, oder die Verwendung eines currency peg als nominalen Anker.
Die an eine Bindung des Wechselkurses gestellten Anforderungen für die brasilianische Schuldnerökonomie waren enorm hoch. So impliziert die Etablierung des currency peg die vollständige Liberalisierung der relevanten Märkte, die Senkung des enormen Staatsdefizits , BIP-Wachstum (Y) und die permanente Akkumulation von Währungsreserven (WR) um den Schuldendienst zu leisten. Andererseits benötigt die Zentralbank ausreichend WR, um den Wechselkurs e zu verteidigen, sprich gegebenenfalls intervenieren zu können, sobald ein Abwertungsdruck e↑ entsteht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Stabilisierung durch den nominalen Anker
2.1. Verfahren
2.2. Pro-Stabimport, positive Erwartungshaltung
2.3. Contra-Konstellation, Überbewertung
2.4. Zwischenfazit
3. Brasiliens Entwicklung durch Plano Real
3.1. Zwang Stopp & Go Politik
3.2. Reaktion der Vermögensbesitzer
3.3. Transformationsprozess der Ökonomie während des Plano Reals
3.5. wirtschaftspolitische Versäumnisse
4. Fazit
1. Einführung
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Problemstellung der brasilianischen Entwicklung durch wechselkurs-basierte Stabilisierung. Meine Argumentation stütze ich im Wesentlichen auf die Texte von Barbara Fritz.
Der Fokus dieser Hausarbeit liegt auf der Infragestellung des Entwicklungskonzeptes Plano Real aufgrund der spezifischen Marktkonstellation, deren Konsequenzen und der anhaltenden strukturellen Krise. Diese Analyse werde ich im Teil 3 darlegen. Der 2. Teil beschäftigt sich kurz mit der gelungenen Stabilisierung Brasiliens in der Weise, dass ich die grundlegenden Erfolge erwähne, verbunden mit einer pro/contra Gegenüberstellung, um dann zum Kern der Hausarbeit hinzuführen. Zunächst werde ich einen Überblick über die Charakteristik Brasiliens geben.
Brasilien ist eine späte Demokratie, lange Zeit durch Protektionismus und Importsubstitution vom Weltmarkt abgeschnitten. Jahrelange schleichende Inflation, die letztlich in eine Hyperinflation mündete, kennzeichnete die achtgrößte Ökonomie der Welt. Die Konsequenz daraus war eine konstant ansteigende Verschuldung des Landes bei den internationalen Gläubigern – auch bedingt durch die Schuldenkrise in den 1980er Jahren.
Diverse orthodoxe Stabilisierungsprogramme, d.h. die Verwendung der Geldmenge als nominalen Anker im IMF–Stil versagten als Konzept und mündeten in „die schlimmste aller Welten“[1] - einer Stagflation. Die nachfolgende, von den brasilianischen Ökonomen Arida und Resende initiierte heterodoxe Stabilisierungstheorie beinhaltete zur Verbannung des Inflationsgedächtnisses z.B. einen Lohn-Preisstopp, die Geldmenge M, oder die Verwendung eines currency peg als nominalen Anker.
Die an eine Bindung des Wechselkurses gestellten Anforderungen für die brasilianische Schuldnerökonomie waren enorm hoch. So impliziert die Etablierung des currency peg die vollständige Liberalisierung der relevanten Märkte, die Senkung des enormen Staatsdefizits , BIP-Wachstum (Y) und die permanente Akkumulation von Währungsreserven (WR) um den Schuldendienst zu leisten. Andererseits benötigt die Zentralbank ausreichend WR, um den Wechselkurs e zu verteidigen, sprich gegebenenfalls intervenieren zu können, sobald ein Abwertungsdruck e↑ entsteht.
2. Stabilisierung durch den nominalen Wechselkursanker
2.1. Verfahren
Der auf dem heterodoxen Stabilisierungskonzept basierende Plano Real wurde am 1. Juli 1994 als neue Währung Brasiliens implementiert. Vorausgegangen sind verschiedene Maßnahmenpakete (Konsolidierung des Staatshaushaltes, Fiskalreform, URV iVm dem Konzept der Quasi- Bimonetisierung). In die neue asymmetrisch, d.h. e↑ max. 1:1 e↓ ohne Begrenzung, an den US-$ gebundene Währung waren hohe Anforderungen impliziert. Es handelte sich nicht um einen real peg, sondern eher um einen administrativen Wechselkurs. Zusätzlich gab die Zentralbank ein monetary targeting bekannt und präferierte eine restriktive Geldpolitik. Brasilien entschied sich dem zu Folge für eine „Zwangsjacke mit Reißverschluß“ (Simonsen: 22)[2]. Nach Möglichkeit sollte eine Dollarisierung der Ökonomie verhindert werden - bei gleichzeitigem Stabilitätsimport durch den nominalen Anker. Brasiliens Geldverfassung zeichnete sich durch die Besonderheit der Quasi-Dollarisierung aus (Teil 3) F.E. Cardoso (der Urheber des Plano Real, Finanzminister und späterer Präsident Brasiliens) hatte das ehrgeizige Ziel, nicht nur die Inflation zu stoppen und eine stabile Währung zu etablieren, sondern auch die Entwicklung Brasiliens nachhaltig zu fördern.
„Als die vom damaligen Finanzminister Fernando Henrique Cardoso geleitete Equipe Mitte 1993 mit der Planung dessen begann, was dann im Plano Real umgesetzt werden sollte, war die wichtigste aller Prämissen, dass der Sieg über die Inflation in der Definition eines neuen Entwicklungsmodells zum Ausdruck kommen müsse.“ (Franco 1998)[3]
2.2. Pro:
Es ist zu konstatieren, dass ersteres Ziel explizit erreicht wurde. Das Modell des Plano Real war äußerst erfolgreich bei der nachhaltigen Beendigung des chronischen Inflationsprozesses. Das in der Literatur beschriebene „Trägheitsmoment“ der Inflation war gebrochen und die brasilianische Ökonomie deindexiert. Die Inflation sank von durchschnittlich 50% im Monat auf ca. 6 % im Juli 1994 (blieb bis 1998 ca. <10% p.a.).
Besonders hervorzuheben ist die Bewältigung der Inflation, ohne eine Währungssubstitution zu generieren. Auf diese Besonderheit z.B. Argentinien gegenüber werde ich im weiteren Verlauf der Hausarbeit genauer eingehen. Aus der nominalen Anbindung des Wechselkurses (e) resultierte binnen kurzer Zeit ein Stabilitätsimport. Innerhalb der Bevölkerung war Aufschwungstimmung und eine positive Erwartungshaltung zu konstatieren. Durch den Wegfall von Inflationsverlusten und neues Vertrauen in die junge Währung kam es zu einer drastischen Erhöhung der Binnennachfrage C↑(Konsum) , N↑(Nachfrage) - nicht zuletzt finanziert durch den stark steigenden Ratenkauf.
2.3. Contra:
Die Inflation P↓ sank erheblich, jedoch blieb eine Restinflation (Inflationsdifferential zur Ankerwährung), welche auf die persistente p/w rigidity zurück zu führen ist. Per Resultat erzeugte die Rigidität einen realen Aufwertungsdruck. Kumulierend wirkt die Tatsache, dass der Plano Real nominal e↓+15% aufgewertet wurde, sicherlich politisch motiviert, um schnelle Erfolge der Stabilisierung vorweisen zu können - schließlich befand sich Brasiliens Politikelite im Wahlkampf. Wirtschaftspolitisch wurde e↓ (0,84:1 R/$) begrüßt, da es einen unmittelbar mindernden Einfluss auf die in US-$ normierten Zinsverbindlichkeiten hatte, als das es auch die Importe (Im) verbilligte. Diese aufgeführten Punkte hatten wiederum einen negativen Einfluss auf die Leistungsbilanz LB(-).
De facto resultierte daraus eine Marktkonstellation (Schuldnerstatus Brasiliens plus Aufwertung durch WK-Anbindung) der expliziten Überbewertung.
Durch die Anbindung des Wechselkurses wurde die nationale Geld- und Fiskalpolitik extern an die kurze Leine genommen. Die strikte Notwendigkeit zur konsequenten Austeritätspolitik (zugunsten der Devisenmaximierung) ergibt sich aus dem theoretisch sukzessiv fallenden Inflationsdifferential. Denn eine reale Aufwertung impliziert latente Abwertungserwartungen e↑ und diese sollten möglichst unterbunden werden.
Eine solche durchaus typische Marktkonstellation hatte gravierende Folgen für die Wirtschaftspolitik, die ich im 3. Teil genauer analysieren werde.
2.4. Zwischenfazit
Aus kurzfristiger Sicht betrachtet führte die Anbindung des Wechselkurses e an einen nominalen Anker zu einem Stabilitätsimport. Das Modell eines Wechselkurs-Ankers ist überaus geeignet zur nachhaltigen Beendigung chronischer Inflationsprozesse.
[...]
[1] vgl.: Fritz, Barbara, Entwicklung durch wechselkurs-basierte Stabilisierung? Der Fall Brasilien, Metropolis Verlag, Marburg 2000, S. 127
[2] vgl: ebd., S. 167
[3] Vgl. Fritz, Barbara, Entwicklung durch wechselkurs-basierte Stabilisierung? Der Fall Brasilien, Metropolis Verlag, Marburg 2000, S. 162
- Quote paper
- Melanie Peisker (Author), 2004, Brasilien - Entwicklung durch wechselkursbasierte Stabilisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43511
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