Der Titel des Proseminars „Einführung in die Translationswissenschaft“ lässt darauf schließen, dass es Regeln und Vorschriften gibt, die es zu beachten gilt im Rahmen einer Übersetzungstätigkeit. Der von Otto Kade1 bereits in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geprägte Begriff „Translation“ bezieht sich jedoch auf beide Gebiete- die Übersetzung und das Dolmetschen. Diese Theorie wurde erst durch Katharina Reiß und Hans J. Vermeer in den Achtziger Jahren wieder aufgenommen und seither ist die „Translation“ in der Wissenschaft ein zentraler Begriff in Anbetracht des funktionalen Übersetzens. Gegenstand dieses Essays wird Gyde Hansens Abhandlung von 1995 sein, die sich ausschließlich mit der übersetzerischen Tätigkeit auseinandersetzt. Wie soll man übersetzen? Welche Kriterien sollten beachtet werden, wenn nicht sogar unbedingt eingehalten werden, um dem Übersetzungsauftrag, dem Ausgangstext und dem Zieltextempfänger gerecht zu werden? Wie sollte ein Übersetzer agieren, um die Menge an Bedingungen, die im Text aufgrund grammatikalischer Strukturen existieren, miteinander zu verknüpfen? Welche Kenntnisse der Kultur und Gesellschaft der Sprachgemeinschaften für die bzw. aus der übersetzt wird, sind unverzichtbar? Was sollte beim Aufbau, Inhalt und Botschaft des Textes beachten? Wie sollte ein Text vor der Übersetzung analysiert werden? Welche Strategie sollte ein Übersetzer wählen und wie kontrolliert er die am Ende erstellte Übersetzung?
Diese Fragen werden im vorliegenden Essay behandelt und Anleitungen zu Übersetzungsstrategien werden gegeben anhand Hansens zusammenfassender „Einführung in das Übersetzen“, in der er einen Überblick über einige wissenschaftliche Abhandlungen der letzten Jahre bietet. Mit diesem Essay werde ich Hansens Thematik aufgreifen und anhand seiner Methodik aufzeigen, wie eine dem Übersetzungsauftrag, dem Ausgangstext und Zieltextempfänger gerechte Arbeit entsteht. Hansen bezieht sich dabei auf die verschiedenen Kriterien, die es beim Übersetzen zu beachten gilt und bringt sie dabei stets in Zusammenhang mit der zu erstellenden Übersetzung.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
II.1. Sprachliches und soziales Handeln beim Übersetzen
II.1.1 Enkulturation, Sozialisierung, Normen, Sanktionen und Kodes in Zusammenhang mit der Übersetzung
II.2. Übersetzungsmethoden und – typen
II.2.1. Übersetzungsmethoden
II.2.2. Übersetzungstypen
II.3. Das Sprachsystem
II.3.1. Sprachliche Zeichen
II.3.2. Das Sprachsystem und seine Anwendung anhand von Regeln
II.3.3. Denotation, Konnotation und Assoziation beim Übersetzen
II.3.4. Der Wandel der sprachlichen Zeichen im Hinblick auf die Übersetzung
II.3.5. Der Bedarf an Zeichen hinsichtlich der Übersetzung
II.3.6. Kultureme und ihre Übersetzung
II.4. Die Textklassifikation
II.4.1. Texttypen
II.4.2. Textsorten
II.5. Der Übersetzungsprozess
II.5.1. Die Textanalyse
II.5.2. Überlegungen zur Übersetzungsstrategie
II.5.3. Kontrolle der Übersetzung, Übersetzungskritik und Revision von Texten
III. Zusammenfassung
IV. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Der Titel des Proseminars „Einführung in die Translationswissenschaft“ lässt darauf schließen, dass es Regeln und Vorschriften gibt, die es zu beachten gilt im Rahmen einer Übersetzungstätigkeit.
Der von Otto Kade1 bereits in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geprägte Begriff „Translation“ bezieht sich jedoch auf beide Gebiete- die Übersetzung und das Dolmetschen. Diese Theorie wurde erst durch Katharina Reiß und Hans J. Vermeer2 in den Achtziger Jahren wieder aufgenommen und seither ist die „Translation“ in der Wissenschaft ein zentraler Begriff in Anbetracht des funktionalen Übersetzens.
Gegenstand dieses Essays wird Gyde Hansens Abhandlung von 1995 sein, die sich ausschließlich mit der übersetzerischen Tätigkeit auseinandersetzt.
Wie soll man übersetzen? Welche Kriterien sollten beachtet werden, wenn nicht sogar unbedingt eingehalten werden, um dem Übersetzungsauftrag, dem Ausgangstext und dem Zieltextempfänger gerecht zu werden? Wie sollte ein Übersetzer agieren, um die Menge an Bedingungen, die im Text aufgrund grammatikalischer Strukturen existieren, miteinander zu verknüpfen? Welche Kenntnisse der Kultur und Gesellschaft der Sprachgemeinschaften für die bzw. aus der übersetzt wird, sind unverzichtbar? Was sollte beim Aufbau, Inhalt und Botschaft des Textes beachten? Wie sollte ein Text vor der Übersetzung analysiert werden? Welche Strategie sollte ein Übersetzer wählen und wie kontrolliert er die am Ende erstellte Übersetzung?
Diese Fragen werden im vorliegenden Essay behandelt und Anleitungen zu Übersetzungsstrategien werden gegeben anhand Hansens zusammenfassender „Einführung in das Übersetzen“, in der er einen Überblick über einige wissenschaftliche Abhandlungen der letzten Jahre bietet.
Mit diesem Essay werde ich Hansens Thematik aufgreifen und anhand seiner Methodik aufzeigen, wie eine dem Übersetzungsauftrag, dem Ausgangstext und Zieltextempfänger gerechte Arbeit entsteht. Hansen bezieht sich dabei auf die verschiedenen Kriterien, die es beim Übersetzen zu beachten gilt und bringt sie dabei stets in Zusammenhang mit der zu erstellenden Übersetzung.
II. Hauptteil
II.1. Sprachliches und soziales Handeln beim Übersetzen
Alles im Leben ist - laut Hansen- eine Handlung, insbesondere in der Gemeinschaft und daher auch bei der Verständigung miteinander, die nur stattfinden kann, wenn man einander Zeichen gibt. Somit kommt es zur Kommunikation und somit zum sprachlichen Handeln.
Die dazu benutzte Sprache ist hierbei ein System von Zeichen, die somit Mittel zur Verständigung werden. Diese Zeichen können verbal oder non- verbal sein, das heißt, entweder es handelt sich um Zeichen, die durch Wörter, Sätze und Texte ausgedrückt werden oder anhand Körpersprache, Tabellen oder anderer Illustrationen.
Hansen bezeichnet denjenigen Kommunikationspartner, der die Zeichen gibt, als „Sender“, derjenige, an den die Zeichen gerichtet sind, das heißt, er erhält die Mitteilungsabsicht, der ist „Empfänger“.
Beim Übersetzen setzt sich der Übersetzer über (Sprach-) Grenzen hinweg, er wird somit zum Sprachmittler und besitzt eine Doppelrolle, denn er übersetzt nicht nur einen bereits vorhanden Text, er erstellt gleichzeitig einen neuen Text im Auftrag des Zieltextsenders, der meist gleichzeitig der Auftraggeber ist.
Hansen zählt hierbei die Personen „AT- Sender“, „AT- Produzent“, „AT- Empfänger“ sowie „ZT- Sender“, ZT- Produzent“ und ZT- Empfänger“ auf (S.14) und bezeichnet damit allesamt Personen, die am Übersetzungsprozess maßgeblich beteiligt sind, allerdings in unterschiedlichen Handlungsrollen, es sei denn, ein Wissenschaftler bittet um die Übersetzung seines eigens erstellten Textes, dann ist er Ausgangstext- Sender (AT-Sender) und Zieltext- Sender (ZT- Sender) zugleich.
II.1.1. Enkulturation, Sozialisierung, Normen, Sanktionen und Kodes in Zusammenhang mit der Übersetzung
Hansen bezeichnet mit der „Enkulturation“ „das Hineinwachsen des Einzelnen in die Kultur der Gesellschaft“ und „ Sozialisierung ist der Teil dieses Prozesses, durch den der Mensch das Leben in der Gesellschaft lernt“ (S.15f).
Im Laufe jeden Lebens eignet man sich gewisse Verhaltensmuster an, lernt allerdings auch, sich an Verhaltensregeln zu halten. Diese Konventionen entstehen durch Bräuche und Überlieferungen einer einzelnen Kultur und Gesellschaft, sind aber auch ständigen Wandlungen ausgesetzt, da sie von den herrschenden Lebensumständen und auch Religionen geprägt sind.
Vereinfachend lassen sich hier simple Beispiele nennen hinsichtlich der „andersartigen“ Gewohnheiten der Japaner im Hinblick zu deutschen Gepflogenheiten oder andere fremde Sitten bezüglich der gewohnten Umgebung.
Das Befolgen dieser Verhaltensmuster und teilweise auch –regeln ist daher eine Norm, an die man sich in dem jeweiligen Kulturkreis zu halten hat, andernfalls treten Sanktionen - Gegenmaßnahmen- in Kraft, beispielsweise in Form von Gesetzen. Ebenso wie an grammatikalische Regeln sollte man sich auch an diese Regeln halten, um in verschiedenen Kommunikationssituationen zu bestehen.
Ein Übersetzer hat also nicht nur zur Aufgabe, die Regeln seiner Kultur zu befolgen, er sollte vielmehr als Kulturmittler fungieren, denn er ist es, der die kulturspezifischen Gepflogenheiten des fremden Landes kennt und das bei seinem Übersetzungsauftrag berücksichtigen sollte. Er muss also sich seiner Mutterkultur bewusst sein und gleichzeitig die Werte der Fremdkultur kennen und mit in den zu übersetzenden Text einbringen können.
Der Übersetzer ist in diesem Fall auch als Kulturmittler tätig, er ist mit beiden Kulturkreisen vertraut und kann somit die verschiedenen Kulturkreise miteinander vergleichen und gegebenenfalls in der Übersetzung die Gewichtung anders setzen bzw. umformulieren und richtige Entsprechungen finden, wie es beispielsweise bei politischen Texten oder bei der Beschreibung von Schulsystemen ganz wichtig ist, da gerade in diesen Bereichen jedes Land andere Bestimmungen hat. Darüber hinaus ist es auch vonnöten, bei Geschäftsbriefen- oder auch Briefen gewöhnlicher Art- zu wissen, wie die korrekte Ausdrucks- und Ansprechweise ist, um dem Adressaten den entsprechenden Respekt zu zollen.
In jeder Sprache entwickeln sich im Lauf der Zeit Kodes heraus, die den Einzelnen in der Gemeinschaft prägen und die sich jede individuelle Person selbst aneignet. Maßgeblich daran beteiligt ist die jeweilige Umgebung, in der sich die Person aufhält. Das können also Jugendgruppen sein, die bestimmte Kodes herausbilden, in diesem Fall also sogenannte „Slangs“ oder ein bestimmter „Jargon“, die von– in diesem Fall- Jugendlichen benutzt werden können, da sie einer Sprachgemeinschaft angehören und darüber hinaus auch Kommunikationspartner sind. Diese Jugendlichen haben einen gemeinsamen Kode der Verhaltensweisen entwickelt, besitzen also einen gemeinsamen sprachlichen Kode.
Jeder Mensch bildet im Lauf seines Lebens auch einen eigenen, individuellen Sprachkode heraus, abhängig von den gegebenen Lebensumständen, d.h. die soziale Schicht, der er angehört, der Bildungsstand, die Position in der Gesellschaft, sein Beruf oder seine Interessen sind mitentscheidender Faktor bei der Bildung der individuellen Sprache, des individuellen Stils und demnach des individuellen Sprachkodes.
Da niemand alle möglichen Kodes, die existieren, kennen kann, spricht man auch von der „Variante“, die der Einzelne beherrscht, da dieser nur einen beschränkten Vorrat an Möglichkeiten besitzt (S.18) und die Kommunikation durch teilidentische Kodes erheblich beeinträchtigt werden kann, wie beim Aufeinandertreffen von zwei Parteien, die unterschiedliche Dialekte sprechen und sich nur schlecht miteinander verständigen können. Ebenso verhält es sich mit dem Soziolekt, die eigene Sprache einzelner sozialer Einheiten.
Der Übersetzer sollte so viele Verhaltens- und Sprachkodes kennen wie möglich bzw. die Kenntnisse durch Fachzeitschriften, Zeitungen oder andere Literatur jederzeit auffrischen, da die Sprache auch einem ständigen Wandel unterliegt (s.II.3.4.)
Oftmals muss der Übersetzer bereits in der eigenen Muttersprache Übersetzungen vornehmen, beispielsweise bei der Umsetzung verschiedener Sprachkodes in andere, er bleibt dabei aber in ein und derselben Sprache. Dieses Übersetzen bezeichnet Hansen als „intralinguales Übersetzen“ (S. 21), das Übersetzen worauf er sich in seinem Buch bezieht, ist sowohl das „Hinüber- Übersetzen“- also die Übersetzung in die Fremdsprache- als auch das „Herüber- Übersetzen“, die Übersetzung „zurück“ in die Muttersprache. „Interlinguales Übersetzen“ bezeichnet hierbei beide Vorgänge.
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1 Kade, Otto (1963): Aufgaben der Übersetzungswissenschaft. Zur Frage der Gesetzmäßigkeit im Übersetzungsprozess“, Leipzig: VEB Enzyklopädie
2 Reiß, Katharina/ Vermeer, Hans J. (1984): Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie. Tübingen: Niemeyer
- Arbeit zitieren
- Daniela Artuso (Autor:in), 2003, Gyde Hansen (1995): Einführung in das Übersetzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43335
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