„…und niemand darf es wissen“. Für das Leben vieler Homosexueller in Afrika und überall auf der Welt stellt dieser Gedanke eine wohl prägende Prämisse dar. Insbesondere Lesben sind darüber hinaus oftmals von einem „und niemand will es wissen“ betroffen, was weitere Schwierigkeit mit sich bringt. Denn obwohl gesellschaftliche Regeln und Vorschriften häufig gar nicht explizit artikuliert werden, sind sie dennoch in vielen Köpfen präsent. Kollektives Schweigen zu weiblicher Homosexualität negiert dabei ihre Existenz und bestehende Probleme können nicht ins öffentliche Bewusstsein gelangen. Faktoren wie ökonomische oder soziale Ungleichheit, religiöse Zwänge aber auch körperliche Gewaltanwendung fungieren gleichermaßen als Produzenten und konstituierende Elemente dieser Unsichtbarkeit. Ignoranz und Tabuisierung gehen dabei jedoch nicht nur von weiten Teilen der Bevölkerung aus, sondern finden sich auch in der Arbeit von Menschenrechtsorganisationen wieder. Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen und Lesben konzentrieren sich meist auf den privaten Bereich und treten als Missachtung ökonomischer, sozialer oder kultureller Rechte in Erscheinung. Viele Menschenrechts-organisationen allerdings konzentrieren sich primär darauf, die Gewährleistung politischer und staatsbürgerlicher Rechte sicherzustellen und gegen Verstöße seitens des Staates anzugehen. Auch die Betroffenen selbst trauen sich vielfach nicht, Übergriffe zu thematisieren – insbesondere dann, wenn dazu die Offenbahrung ihrer sexuellen Orientierung erforderlich wäre. Stattdessen prägen Angstgefühle oder Selbstzweifel, die aus hegemonial konstruierten Vorurteilen resultieren, ihren Alltag. Sich zu „outen“ kann zahlreiche psychische, soziale aber auch physische Beeinträchtigungen mit sich bringen, so beispielsweise den Verlust sozialer oder familiärer Kontakte, Depressionen oder gar die Anwendung körperlicher Gewalt. Einrichtungen zur Beratung oder Unterstützung jedoch bestehen nur sehr fragmentarisch.
Um dieses Dilemma – eine Kombination aus Schweigen und damit einhergehender Intoleranz – durchbrechen zu können, bedarf es zunächst einer intensiven Auseinandersetzung mit der Situation der Menschenrechte homosexueller Frauen, was im Rahmen dieser Arbeit erfolgen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: „...und niemand will es wissen“
- Sexuelle Orientierung und Menschenrechte von Frauen
- Rechtliche und institutionelle Grundlagen
- Allgemeine Entwicklung völkerrechtlicher Garantien der Menschenrechte
- Frauen und Menschenrechte
- Menschenrechte und der Schutz sexueller Minderheiten
- Die rechtliche Stellung von Lesben in Afrika
- Ausmaß und Bandbreite der Menschenrechtsverletzungen gegenüber Lesben
- Gefährdung von Leben, Freiheit und Sicherheit der Person
- Folter
- Missachtung der Meinungs- und Informationsfreiheit
- Keine Gewährleistung der Versammlungsfreiheit
- Gesellschaftliche Diskriminierung und Ungleichheit vor dem Gesetz
- Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt
- Unzureichende medizinische Betreuung
- Beeinträchtigungen auf dem Bildungssektor
- Spezifika der Situation homosexueller Frauen in der afrikanischen Gesellschaft
- Verweigerung der Anerkennung des Flüchtlingsstatus
- Schlussbetrachtung: „...und jeder muss es wissen“
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Situation homosexueller Frauen in Afrika und untersucht die Verletzung ihrer Menschenrechte. Ziel ist es, das Ausmaß und die Bandbreite der Diskriminierung aufzuzeigen, sowie die spezifischen Herausforderungen, denen Lesben in diesem Kontext begegnen. Darüber hinaus wird die Bedeutung von internationalem Recht und institutionellen Strukturen für die Wahrung der Menschenrechte homosexueller Frauen in Afrika beleuchtet.
- Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen für die Menschenrechte homosexueller Frauen
- Ausmaß und Formen der Menschenrechtsverletzungen gegenüber Lesben in Afrika
- Spezifika der Situation homosexueller Frauen in der afrikanischen Gesellschaft
- Die Rolle von internationalem Recht und Menschenrechtsorganisationen
- Die Bedeutung von öffentlicher Aufmerksamkeit und Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die problematische Situation homosexueller Frauen in Afrika beleuchtet und die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema betont. Anschließend werden die rechtlichen und institutionellen Grundlagen betrachtet, die den Schutz der Menschenrechte gewährleisten sollen. Hierbei wird die Entwicklung völkerrechtlicher Garantien, die Rolle der Vereinten Nationen und die besondere Bedeutung der Frauenrechte im Kontext der Menschenrechte beleuchtet. Im weiteren Verlauf wird die rechtliche Stellung von Lesben in Afrika analysiert und die verschiedenen Formen der Menschenrechtsverletzungen, denen sie ausgesetzt sind, dargestellt. Hierbei werden Aspekte wie die Gefährdung von Leben, Freiheit und Sicherheit, Folter, Diskriminierung und Ungleichheit vor dem Gesetz sowie die Verweigerung des Flüchtlingsstatus beleuchtet. Abschließend werden die spezifischen Herausforderungen, denen sich Lesben in der afrikanischen Gesellschaft gegenübersehen, betrachtet, und die Schlussfolgerungen der Arbeit werden zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Menschenrechte, sexuelle Orientierung, Homosexualität, Frauenrechte, Afrika, Diskriminierung, Recht, Institutionen, Flüchtlingsstatus, gesellschaftliche Normen, Tabuisierung.
- Quote paper
- Janina Schendera (Author), 2005, Sexuelle Orientierung und Menschenrechte von Frauen - Schwerpunkt Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43300