Der Begriff des Brain Drain - wörtlich: "der Abfluss von Gehirn" - kann als ein Teilaspekt des Phänomens Migration angesehen werden und wird bereits seit einigen Jahrzehnten genutzt. 'Brain' beschreibt Fähigkeiten, Kompetenzen oder kognitives Vermögen. 'Drain' hingegen impliziert eine höhere Abwanderungsrate als 'normal', beziehungsweise gewünscht. Der Ausdruck manifestierte sich in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, als britische Wissenschaftler verstärkt in die USA auswanderten.
Seit den 1970er Jahren wird er oftmals in Bezug auf Entwicklungs- und Schwellenländer verwendet. Heutzutage beschäftigen sich immer mehr Studien mit entwicklungsökonomischen Aspekten der Migration und kommen teils zu sehr widersprüchlichen Ergebnissen. Einigkeit besteht darin, dass der Begriff des Brain Drain eine Abwanderung von Humankapital beschreibt. Zudem ist die Interpretation eher negativ konnotiert. Generell treten jedoch große Unterschiede hinsichtlich der Auslegung und Verwendung des Ausdrucks auf. Infolgedessen drängen sich auch viele Fragen in den Vordergrund. Allen voran die Problematik und Frage danach, welches Ausmaß die Abwanderung erreichen muss, um von Brain Drain sprechen zu können. Eine zweckdienliche Annahme für eine engere Definition des Begriffs Brain Drain wäre, negative Auswirkungen zur Voraussetzung zu machen.
Folglich müssten für das Herkunftsland zunächst gravierende Nachteile entstanden sein und weiter entstehen, die nicht durch langfristig positive Wirkungen kompensiert werden könnten und in der Folge Ursache für wesentliche Armutsfolgen sind. Hierauf Bezug nehmend müsste man des Weiteren klarer definieren, wann eine Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt als knapp anzunehmen ist und ob Brain Drain lediglich in Entwicklungsländern auftritt. Erwägenswert wäre herauszufinden, ob Industrienationen überhaupt ein Interesse daran haben einen möglichen Brain Drain zu verhindern oder aber negative Auswirkungen in den Herkunftsländern in Kauf nehmen, um ihre eigene Stellung im internationalen Wettbewerb zu stärken.
Anhand des Beispiels Deutschlands sollen die Migrationsströme im letzten Teil der Arbeit daher auch für ein relativ wohlhabendes Land diskutiert werden. Überraschend ist zudem, dass die Frage nach den Auswirkungen nur selten aus der Perspektive der Migranten und Migrantinnen aufgerollt wird und oftmals lediglich die Kosten-Nutzen-Verhältnisse der Herkunfts- und Zielländer in den Vordergrund gerückt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Hinführung zum Thema dieser Bachelorarbeit
- 1.1 Relevanz und Problematik des Brain Drain
- 1.2 Zielstellung und Aufbau dieser Arbeit
- 2 Literaturüberblick
- 2.1 Ursachen des Brain Drain - Push und Pull Faktoren
- 2.2 Negative Auswirkungen der Migration von Hochqualifizierten
- 2.2.1 Verlust von Investitionen in Bildung
- 2.2.2 Humankapitalverlust
- 2.2.3 Schwächung der Innovationskraft und Abnahme des Pro-Kopf-Einkommens
- 2.2.4 Personalknappheit und Arbeitslosenquote
- 2.3 Positive Auswirkungen der Migration von Hochqualifizierten
- 2.3.1 Rückkehr
- 2.3.2 Bedeutung der Diaspora
- 2.3.2.1 Wissenstransfer
- 2.3.2.2 Rücküberweisungen
- 2.3.3 Bildungsanreize
- 2.4 Strategien zum Umgang mit Brain Drain
- 3 Empirie und Theorie
- 3.1 Zugrundeliegende Daten und Erläuterungen
- 3.2 Entwicklung der Migration hoch- und mittelqualifizierter Männer in OECD Ländern von 1990-2010
- 3.3 Auswirkungen der Migrationstrends von 1990-2010 für Entwicklungsländer nach Region
- 3.4 Migrationsentwicklung in Deutschland
- 4 Fazit und Ausblick für zukünftige Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht den Brain Drain aus entwicklungsökonomischer Perspektive. Ziel ist es, die Ursachen, Auswirkungen und Strategien im Umgang mit der Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet sowohl die negativen als auch die positiven Aspekte dieser Migration.
- Ursachen des Brain Drain (Push- und Pull-Faktoren)
- Negative Auswirkungen auf Entwicklungsländer (Humankapitalverlust, Wirtschaftswachstum)
- Positive Auswirkungen (Rückkehr qualifizierter Arbeitskräfte, Wissenstransfer, Rücküberweisungen)
- Strategien zur Minderung negativer Auswirkungen
- Entwicklungen der Migration hochqualifizierter Arbeitskräfte in ausgewählten Ländern und Regionen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Hinführung zum Thema dieser Bachelorarbeit: Dieses einleitende Kapitel beschreibt die Relevanz und Problematik des Brain Drain und skizziert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Es legt den Fokus auf die ökonomischen Auswirkungen der Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern und die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse dieser Thematik.
2 Literaturüberblick: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die bestehende Literatur zum Thema Brain Drain. Es analysiert die Ursachen der Abwanderung, indem es Push- und Pull-Faktoren differenziert betrachtet. Die Auswirkungen der Migration werden sowohl kritisch beleuchtet, indem negative Folgen wie Humankapitalverlust und schwächere Innovationskraft dargestellt werden, als auch positiv, indem die Bedeutung von Rückkehrenden und der Diaspora für den Wissenstransfer und die Rücküberweisungen hervorgehoben werden. Abschließend werden verschiedene Strategien zur Bewältigung des Brain Drain präsentiert und diskutiert.
3 Empirie und Theorie: Dieses Kapitel präsentiert empirische Daten und theoretische Konzepte zur Analyse des Brain Drain. Es untersucht die Entwicklung der Migration hoch- und mittelqualifizierter Männer in OECD-Ländern von 1990 bis 2010 und deren Auswirkungen auf Entwicklungsländer. Zusätzlich wird die Migrationsentwicklung in Deutschland analysiert, um regionale und nationale Besonderheiten zu beleuchten. Die theoretischen Konzepte und die empirischen Daten ergänzen einander, um ein umfassenderes Verständnis des Phänomens zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Brain Drain, Entwicklungsökonomie, Migration, Hochqualifizierte, Humankapital, Wissenstransfer, Rücküberweisungen, Push-Faktoren, Pull-Faktoren, OECD, Entwicklungsländer, Diaspora, Wirtschaftswachstum, Innovationskraft.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Brain Drain aus entwicklungsökonomischer Perspektive
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Diese Bachelorarbeit untersucht den Brain Drain aus entwicklungsökonomischer Perspektive. Der Fokus liegt auf der Analyse der Ursachen, Auswirkungen und Strategien im Umgang mit der Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern. Dabei werden sowohl negative als auch positive Aspekte dieser Migration beleuchtet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Ursachen des Brain Drain (Push- und Pull-Faktoren), negative Auswirkungen auf Entwicklungsländer (Humankapitalverlust, Wirtschaftswachstum), positive Auswirkungen (Rückkehr qualifizierter Arbeitskräfte, Wissenstransfer, Rücküberweisungen), Strategien zur Minderung negativer Auswirkungen und Entwicklungen der Migration hochqualifizierter Arbeitskräfte in ausgewählten Ländern und Regionen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einführung in das Thema und beschreibt die Relevanz, Problematik, Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 liefert einen Literaturüberblick zu den Ursachen, Auswirkungen und Strategien im Umgang mit Brain Drain. Kapitel 3 präsentiert empirische Daten und theoretische Konzepte zur Analyse des Brain Drain, inklusive der Entwicklung der Migration hoch- und mittelqualifizierter Männer in OECD-Ländern von 1990 bis 2010 und der Migrationsentwicklung in Deutschland. Kapitel 4 fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick für zukünftige Forschung.
Welche Daten werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet empirische Daten zur Entwicklung der Migration hoch- und mittelqualifizierter Männer in OECD-Ländern von 1990 bis 2010 und analysiert die Auswirkungen dieser Migrationstrends auf Entwicklungsländer nach Region. Zusätzlich wird die Migrationsentwicklung in Deutschland untersucht.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Brain Drain, Entwicklungsökonomie, Migration, Hochqualifizierte, Humankapital, Wissenstransfer, Rücküberweisungen, Push-Faktoren, Pull-Faktoren, OECD, Entwicklungsländer, Diaspora, Wirtschaftswachstum, Innovationskraft.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit bietet eine umfassende Analyse des Brain Drain, indem sie sowohl die negativen als auch die positiven Aspekte beleuchtet und verschiedene Strategien zur Bewältigung des Problems diskutiert. Die konkreten Schlussfolgerungen sind im Fazit (Kapitel 4) detailliert dargestellt.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit Entwicklungsökonomie, Migration und dem Thema Brain Drain auseinandersetzen, insbesondere für Studierende, Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger, die an Lösungen für die Herausforderungen des Brain Drain interessiert sind.
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- Fabienne Kiesel (Author), 2017, Der Brain Drain aus einer entwicklungsökonomischen Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432887