399 v. Chr. wurde Sokrates aufgrund zweierlei Anschuldigungen angeklagt. Zum einen wurde Sokrates vorgeworfen, er stelle die traditionellen Götter der Polis Athen in Frage und versuche dämonische neuartige Wesen an deren Stelle einzuführen und zum anderen sei er ein Jugendverderber. Das Ziel der Ankläger war Sokrates’ Todesurteil. Der Angeklagte Sokrates musste sich selbst verteidigen und bestand darauf, völlig spontan vor den Richter zu reden, um sich noch ein letztes Mal in seinem Leben bewusst von den Sophisten, jene die vor dem Prozess rhetorisch-bedachte Verteidigungsreden für andere verfassten, abzugrenzen. Das Urteil fiel in knapper Mehrheit für seine Todesstrafe aus. Während Sokrates im Gefängnis auf sein Ende wartete, bemühten sich seine Freunde ihn zur Flucht zu überreden. Da es jedoch Unrecht für Sokrates wäre weigerte er sich und starb durch das Trinken des Schierlingsbechers. Über diese Ereignisse herrscht größtenteils Einigkeit in der Forschung. Was jedoch umstritten und diskutiert wird, ist die Ursache des Prozesses. Um sich dieser Debatte annähern und möglichst viel von dem Geschehenen verstehen zu können, ist es als Voraussetzung einleuchtend und meiner Meinung nach notwendig die politisch-geschichtliche Lage von Athen – das heißt den historischen Kontext – erst einmal zu erläutern, denn die Vergangenheit hatte sowohl auf die Richter als auch auf die Zuhörerschaft ihren Einfluss. Für das Verständnis des Prozesses erscheint es auch vorteilhaft, sich das zeitgenössische Bild der Athener von Sokrates und das Gerichtswesen genauer anzuschauen. Der Verlauf des Prozesses, also die Anklage, die Verteidigung und schließlich die Entscheidung werden dargestellt, analysiert und interpretiert. Bei der Untersuchung werden die unmittelbar mit dem Prozess zusammenhängende Werke von Platon, Xenophon und Aristophanes herangezogen und miteinander verglichen, wobei die Glaubhaftigkeit dieser Werke thematisiert werden. Folgende Leitfragen sollen in der Hausarbeit beantwortet werden: Wie konnte eine so vorbildlich-demokratische Stadt wie Athen den fortschrittlichen Denker seiner Zeit hinrichten? Wie konnten Vorurteile sich in Anklagen verwandeln? Warum ausgerechnet zu dieser Zeit, nicht früher und nicht später? Wie und warum kam der Prozess des Sokrates zur Stande?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Todesprozess von Sokrates
- Historischer Kontext
- Zeitgenössisches Bild von Sokrates (Die Wolken)
- Das Gerichtswesen von Athen
- Der Prozess als solcher
- Die Anklage
- Die Apologie
- Das Gerichtsurteil
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Prozess gegen Sokrates im Jahr 399 v. Chr. und beleuchtet die Hintergründe, die zum Todesurteil führten. Sie analysiert den historischen Kontext, das Bild der Athener von Sokrates, das athenische Gerichtswesen und die einzelnen Phasen des Prozesses, darunter die Anklage, die Verteidigung und das Urteil.
- Die politische und gesellschaftliche Situation in Athen kurz vor dem Prozess
- Das Bild von Sokrates in der athenischen Gesellschaft, insbesondere die Darstellung in Aristophanes' "Die Wolken"
- Die Struktur und Funktionsweise des athenischen Gerichtswesens
- Die Anklagepunkte und ihre Interpretation im historischen Kontext
- Die Verteidigung des Sokrates, insbesondere die Analyse der platonischen und xenophontischen Apologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Hintergrund des Prozesses gegen Sokrates dar und erklärt die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Arbeit.
- Historischer Kontext: Dieses Kapitel analysiert die politische und gesellschaftliche Lage in Athen in der Zeit kurz vor dem Prozess. Es beleuchtet die Folgen des Peloponnesischen Krieges, den oligarchischen Umsturz und die Herrschaft der Dreißig, um den Einfluss dieser Ereignisse auf das athenische Volk und die Reaktion auf Sokrates' Lehrtätigkeit zu verstehen.
- Zeitgenössisches Bild von Sokrates (Die Wolken): Dieses Kapitel widmet sich dem Bild, das die Athener von Sokrates hatten. Es analysiert die Komödie "Die Wolken" von Aristophanes, die als zeitgenössische Quelle für die Wahrnehmung des Philosophen dient und die Vorurteile der Athener gegenüber Sokrates deutlich macht.
- Das Gerichtswesen: Dieses Kapitel erklärt die Struktur und Funktionsweise des athenischen Gerichtswesens. Es beleuchtet die Bedeutung der Laienrichter, die Rolle des Archons Basileus und die verschiedenen Arten von Klagen.
- Der Prozess als solcher: Dieses Kapitel beschreibt den Verlauf des Prozesses gegen Sokrates, einschließlich der Anklage, der Verteidigung und des Urteils. Es vergleicht die platonische und xenophontische Version der Apologie, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und die Glaubwürdigkeit der Quellen zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie dem Prozess gegen Sokrates, dem historischen Kontext des antiken Athen, dem zeitgenössischen Bild von Sokrates, dem athenischen Gerichtswesen, der Apologie, der Asebie-Anklage, den Folgen des Peloponnesischen Krieges und der Herrschaft der Dreißig.
- Quote paper
- Jie Simona Zhou (Author), 2015, Der Prozess des Sokrates. Eine Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432587