In dieser Arbeit werde ich auf die sozialen Bewegungen der katholischen und protestantischen Kirche des deutschen Kaiserreiches eingehen. Hierbei interessiert mich, wie der Katholizismus und der Protestantismus jeweils mit der sozialen Frage umgegangen sind. Basierend auf dem christlichen Glauben wurden in beiden Konfessionen Ideenkonzepte und eigenständige Lösungswege für die soziale Frage entwickelt, mit der ein Umgang, aber vor allem eine Verbesserung der herrschenden sozialen Verhältnisse erreicht werden sollte. Diese so genannte theologische Soziallehre entfaltete sich seit dem 19. Jahrhundert sogar als eigenes wissenschaftliches Fachgebiet (Stegmann/Langhorst, 2000, S. 604).
Ziel meiner Arbeit ist eine politikwissenschaftlich-soziologische Untersuchung der katholischen und protestantischen sozialen Bewegungen, bei der vornehmlich die sozialpolitischen Ideen und die Auseinandersetzung der Bewegungen mit sozialen und politischen Problemen im Mittelpunkt stehen sollen. Als Grundlage soll außerdem die katholische Soziallehre vorgestellt werden, welches als philosophisches System alle Aussagen der katholischen Kirche über das menschliche Sozialleben zusammenfasst. Ergänzend wird außerdem ein Überblick über die protestantische Sozialethik gegeben, auch wenn sich eine eigenständige verbindliche protestantische Soziallehre nie entwickelt hat. Zuvor möchte ich aber einen kurzen Abriss zum Thema Pauperismus geben, welcher letztendlich der eigentliche Grund für das Entstehen christlicher Sozialbewegungen gewesen ist.
In Kapitel 1 wird kurz dargelegt werden, wie, wann und warum die soziale Frage zur dringendsten Angelegenheit der Gesellschaft in jener Zeit wurde. In Kapitel 2 werde ich auf die katholisch-soziale Bewegung eingehen. Als ersten werde ich das Konzept der katholische Soziallehre darlegen und dann untersuchen, in wie weit katholisch-soziale Ideen in der Gesellschaft des Kaiserreiches Anklang fanden bzw. implementiert wurden. Dasselbe werde ich in Kapitel 3 mit dem sozialen Protestantismus und seiner protestantischen Sozialethik versuchen, eine Bewegung, die weitaus heterogener war als ihr Pendant auf katholischer Seite. In Kapitel 4 wird eine kurze Gegenüberstellung und Zusammenfassung stehen, welche die Bedeutung und Leistung beider Konfessionen in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der sozialen Frage vergleichend einschätzt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE SOZIALE FRAGE – DIE INDUSTRIALISIERUNG UND IHRE FOLGEN FÜR DIE GESELLSCHAFT
- DIE KATHOLISCHE SOZIALBEWEGUNG
- ZUM KONZEPT DER KATHOLISCHEN SOZIALLEHRE
- HALTUNG UND ENGAGEMENT DER KATHOLISCHEN KIRCHE ZUR SOZIALEN FRAGE IM KAISERREICH
- Die Auseinandersetzung des Katholizismus mit dem Kapitalismus/Liberalismus
- Die Auseinandersetzung des Katholizismus mit dem Sozialismus
- Die katholische Bewegung und ihre Lösung der sozialen Frage
- DIE PROTESTANTISCHE SOZIALBEWEGUNG
- ZUM KONZEPT DER PROTESTANTISCHEN SOZIALETHIK
- HALTUNG UND ENGAGEMENT DER PROTESTANTISCHEN KIRCHE ZUR SOZIALEN FRAGE IM KAISERREICH
- NEBENEINANDERSTELLUNG: KATHOLISCHE UND PROTESTANTISCHE SOZIALBEWEGUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die sozialen Bewegungen der katholischen und protestantischen Kirche im Deutschen Kaiserreich, wobei der Fokus auf die jeweiligen Herangehensweisen an die soziale Frage liegt. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung christlicher Ideenkonzepte und Lösungsansätze zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse im Kontext des christlichen Glaubens. Diese "theologische Soziallehre" hat sich seit dem 19. Jahrhundert als eigenständiges wissenschaftliches Fachgebiet etabliert.
- Die katholische Soziallehre als philosophisches System, das alle Aussagen der katholischen Kirche über das menschliche Sozialleben zusammenfasst.
- Die protestantische Sozialethik und ihre Bedeutung im Kontext der sozialen Frage, auch wenn sich eine eigenständige verbindliche protestantische Soziallehre nie entwickelt hat.
- Die Auseinandersetzung der sozialen Bewegungen mit sozialen und politischen Problemen im Kaiserreich, insbesondere deren sozialpolitische Ideen.
- Die Vergleichende Betrachtung der Bedeutung und Leistung der katholischen und protestantischen Konfessionen im Kontext der sozialen Frage.
- Die Darstellung des Pauperismus als Auslöser für die Entstehung christlicher Sozialbewegungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Entstehung der sozialen Frage als dringende gesellschaftliche Angelegenheit im Kontext der Industrialisierung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Kapitel 2 befasst sich mit der katholischen Sozialbewegung. Es werden das Konzept der katholischen Soziallehre erläutert und untersucht, inwiefern katholisch-soziale Ideen in der Gesellschaft des Kaiserreichs Anklang fanden und implementiert wurden.
Kapitel 3 untersucht den sozialen Protestantismus und seine protestantische Sozialethik. Es wird darauf eingegangen, wie diese heterogenere Bewegung auf die soziale Frage reagierte.
Kapitel 4 beinhaltet eine Gegenüberstellung und Zusammenfassung der beiden Konfessionen und bewertet deren Bedeutung und Leistung im Kampf gegen die soziale Frage.
Schlüsselwörter
Die Hauptakteure in dieser Arbeit sind die katholische und protestantische Sozialbewegung, die sich mit der "sozialen Frage" auseinandersetzen. Diese Frage entsteht im Kontext der Industrialisierung und des Pauperismus, die zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und der Entstehung neuer sozialer Schichten führten. Die zentralen Konzepte sind die katholische Soziallehre und die protestantische Sozialethik, welche beide aus der christlichen Tradition hervorgehen. Im Zentrum steht die Analyse sozialpolitischer Ideen und die Auseinandersetzung der Bewegungen mit sozialen und politischen Problemen im Kaiserreich.
- Quote paper
- Marc Haufe (Author), 2005, Die Auseinandersetzung der katholischen und protestantischen Sozialbewegung mit der sozialen Frage im Kaiserreich (1871-1918), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43155