Wir schreiben das Jahr 1914, es tobt der Erste Weltkrieg in Europa. Janusz Korczak, ein polnischer Militärarzt, kümmert sich um Verletzte – und verfasst gleichzeitig sein erstes pädagogisches Werk «Das Kind in der Familie», welches 1919 erscheint. Basierend auf seinen Erfahrungen als Kinderarzt in Krankenhäusern und in privaten Haushalten beschreibt er den Entwicklungsverlauf des neugeborenen Kindes bis zu dessen Eintritt in die Pubertät und skizziert dabei seine Vorstellung vom Kind und dessen Erziehung. Dass sich diese von dem damaligen Bild in der Gesellschaft unterscheidet, zeigt sich in zahlreichen gesellschaftskritischen Anmerkungen: «Die ganze moderne Erziehung ist bestrebt, ein bequemes Kind heranzubilden; konsequent, Schritt für Schritt, trachtet sie danach, alles einzuschläfern, zu unterdrücken, zu zerstören, was im Kind Wille und Freiheit, Seelenstärke und Unternehmungsgeist ausmacht».
Aus seiner Sicht ist das Kind ein zu respektierendes Individuum mit seinen Eigenheiten, welches sich nicht erst zu einem vollständigen Menschen entwickeln muss, sondern bereits einer ist und wie ein Erwachsener Rechte besitzt. Auf der Grundlage dieses Kindheitsbildes formuliert er unter dem Namen «Magna Charta Libertatis» drei Grundrechte, die jedem Kind zustehen und die weit über die vom Völkerbund 1924 veröffentlichte internationale Vereinbarung über die Rechte der Kinder in der Genfer Deklaration gehen.
Korczak zeichnet sich dadurch aus, dass er es nicht bei seinen schriftlichen Abhandlungen belässt, sondern seine Ideen in Waisenhäusern umsetzt und weiterentwickelt. Noch heute sind seine Ideen von Aktualität geprägt und er ist als bedeutender Pädagoge des 20. Jahrhunderts und als «Pionier der Kinderrechte» bekannt.
Inhaltsverzeichnis
- Das Kind in der Familie
- Die Mutter und das Kind
- Das Kind als Individuum
- Das Recht des Kindes auf den Tod, auf den heutigen Tag und darauf, das zu sein, was es ist
- Die Macht des Menschen
- Das Kind und die Familie
- Die Gesellschaft und das Kind
- Die Erziehung des Kindes
- Die Rolle der Mutter in der Erziehung
- Das Kind und seine Umwelt
- Die Entwicklung des Kindes
- Die Grundrechte des Kindes
- Die Grenzen der Erziehung
- Der Aufbau des Selbstbewusstseins
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Janusz Korczaks "Das Kind in der Familie" zielt darauf ab, ein neues Verständnis vom Kind und seiner Erziehung in der Gesellschaft zu fördern. Das Werk plädiert für eine respektvolle und individualisierte Herangehensweise an die kindliche Entwicklung.
- Kind als Individuum mit Rechten
- Kritik an gesellschaftlichen Idealen und Erziehungsmethoden
- Bedeutung von individueller Beobachtung und Intuition in der Erziehung
- Einfluss von gesellschaftlichen Strukturen auf die kindliche Entwicklung
- Akzeptanz der kindlichen Individualität und Stärkung des Selbstbewusstseins
Zusammenfassung der Kapitel
Die erste Hälfte des Werks zeichnet ein umfassendes Bild vom Kind in seiner Entwicklung von der Schwangerschaft bis zur Jugend. Korczak beleuchtet die Beziehung zwischen Mutter und Kind, die Wichtigkeit der individuellen Beobachtung und Intuition in der Erziehung, sowie die Notwendigkeit, dem Kind seine Grundrechte zu gewähren.
Im zweiten Teil des Textes werden die grundlegenden Prinzipien der Erziehung von Korczak näher erläutert. Er plädiert für die Akzeptanz der kindlichen Individualität und betont die Notwendigkeit, das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen und sein Selbstbewusstsein zu stärken.
Schlüsselwörter
Kinderrechte, individuelle Entwicklung, Erziehung, Gesellschaft, Mutter, Intuition, Selbstbewusstsein, Individualität, Entwicklungspsychologie, Beobachtung, Kindheitsforschung, Magna Charta Libertatis.
- Quote paper
- Manuela Haldimann (Author), 2017, Janusz Korczaks "Das Leben in der Familie". Ansichten über das Aufwachsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/431378