Diese Seminararbeit behandelt folgende Forschungsfragen: Ist Murer ein ‚ganz normaler Mann‘? Welche Parallelen finden sich zwischen Brownings Darstellung für Gründe und beeinflussende Umstände im Leben von Franz Murer? Welche Auswirkungen haben diese Faktoren oder anders gesagt, welche Verbrechen und Morde begeht Franz Murer?
Für die adäquate Beantwortung dieser Forschungsfragen, welches auch das Ziel dieser Arbeit ist, soll sich folgender Methodik bedient werden: Die Vita von Franz Murer soll auf die Faktoren, welche Browning nennt, untersucht werden, dabei sollen Parallelen wie auch eventuelle Unterschiede aufgezeigt werden. Die eigentliche Darstellung des Lebens von Murer beruht auf der Basis von Sekundärliteratur, aber auch von schriftlicher Quellen oder Berichten von Zeitzeugen, besonders in Hinblick auf seine seiner Taten in der Stadt Vilnius.
„Er brauchte Blut. Er musste Menschen morden. Das war ihm eine Art Bedürfnis. Ein Unmensch.“ Mit diesen drastischen Worten beschreibt beziehungsweise dokumentiert die Zeitzeugin Mascha Rolnikaite den aus der Steiermark stammenden Franz Murer oder vielmehr sein Wirken, seine Taten und seine Verbrechen als Referent für jüdische Angelegenheiten und Stellvertreter des Gebietskommissars in Vilnius, in einem Gespräch aus dem Jahr 2013.
Diese emotionale Aussage von Frau Rolnikaite spiegelt mit grausamer Ehrlichkeit wieder, wie brutal der „Schlächter von Wilna“ , während seiner Dienstzeit vom Jahr 1941 bis zum Jahr 1943 gegen die dort ansässige jüdische Bevölkerung vorgeht. Neben der physischer und psychischer Gewalt, die Murer an der jüdischen Bevölkerung in Vilnius ausübt, ist er auch für Selektionen von Jüdinnen und Juden verantwortlich, die durch seine Anweisung in den Tod geschickt werden, aber er mordet nach Zeugenaussagen auch mehrere Male selbst.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Franz Murer – Ein „ganz normaler Mann“?
- 2.1 Was ist ein „ganz normaler Mann“?
- 2.2 Wer war Franz Murer bis er zum „Schlächter von Wilna“ wurde?
- 3 Der Weg vom Bauersohn zum „Schlächter von Wilna“
- 3.1 Wie aus gewöhnlichen Männern Massenmörder werden
- 3.2 Gründe und Umstände für Massenmord am Fallbeispiel Franz Murer
- 3.2.1 Brutalisierung in Kriegszeiten
- 3.2.2 Rassismus und Antisemitismus
- 3.2.3 Verteilen der Aufgabenbereiche und die Routinemäßigkeit des Tötens
- 3.2.4 Die besondere Selektion der Täter
- 3.2.5 Karrierismus
- 3.2.6 Ideologische und institutionelle Indoktrinierung
- 3.2.7 Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit
- 4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Werdegang von Franz Murer, bekannt als „Schlächter von Wilna“, und analysiert die Faktoren, die zu seiner Beteiligung an den Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung in Vilnius führten. Die Arbeit vergleicht Murers Lebenslauf mit den von Christopher Browning in „Ganz normale Männer“ beschriebenen Bedingungen, die gewöhnliche Menschen zu Massenmördern machen können.
- Die Transformation eines „ganz normalen Mannes“ zu einem Massenmörder.
- Die Rolle von Kontextfaktoren wie Krieg, Rassismus und Antisemitismus.
- Der Einfluss von Gruppendynamik, Routinisierung und Autoritätsgehorsam.
- Die persönliche Entwicklung Murers vor und während seiner Tätigkeit in Vilnius.
- Parallelen zwischen Murers Fall und Brownings Analyse.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt den „Schlächter von Wilna“, Franz Murer, vor und benennt die Forschungsfragen der Arbeit: War Murer ein „ganz normaler Mann“? Welche Parallelen bestehen zwischen Brownings Analyse und Murers Lebensweg? Welche Verbrechen beging er? Die Methodik der Arbeit, die auf Sekundärliteratur und Zeitzeugenberichten basiert, wird ebenfalls erläutert. Der Fokus liegt auf der Untersuchung von Murers Leben im Kontext von Brownings Faktoren, die gewöhnliche Männer zu Massenmördern machen.
2 Franz Murer – Ein „ganz normaler Mann“?: Dieses Kapitel beleuchtet die Frage, ob Franz Murer als „ganz normaler Mann“ einzustufen ist. Es definiert den Begriff „Normalität“ anhand der Zusammensetzung des Reserve-Polizeibataillons 101 (Browning) und der moralphilosophischen Überlegungen von Tzvetan Todorov. Anschließend wird ein Überblick über Murers Leben vor seiner Zeit in Vilnius gegeben, um festzustellen, ob er den Kriterien eines „normalen Mannes“ entsprach, bevor er in die NS-Ideologie involviert wurde. Der Fokus liegt auf der Analyse von Auffälligkeiten vor seinem Eintritt in die NSDAP und die Ordensburg Krössinsee.
3 Der Weg vom Bauersohn zum „Schlächter von Wilna“: Dieses Kapitel untersucht den Prozess der Transformation Murers vom „normalen Mann“ zum „Schlächter von Wilna“. Es analysiert die Faktoren, die Browning identifiziert, im Kontext von Murers Leben. Die Unterkapitel befassen sich mit der Brutalisierung im Krieg, dem Einfluss von Rassismus und Antisemitismus, der Routinisierung des Tötens, der Selektion der Täter, Karrierismus, ideologischer und institutioneller Indoktrinierung und Gehorsam gegenüber Autoritäten. Durch die detaillierte Untersuchung dieser Faktoren wird der Prozess der Radikalisierung und Entmenschlichung verdeutlicht, der zu Murers Beteiligung an den Massenmorden führte.
Schlüsselwörter
Franz Murer, „Schlächter von Wilna“, Massenmord, Reserve-Polizeibataillon 101, Christopher Browning, Ganz normale Männer, Nationalsozialismus, Holocaust, Vilnius, Antisemitismus, Rassismus, Krieg, Routinisierung, Autoritätsgehorsam, Moral, Normalität, Radikalisierung.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Franz Murer – Der Weg vom Bauersohn zum „Schlächter von Wilna“
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht den Lebensweg von Franz Murer, bekannt als „Schlächter von Wilna“, und analysiert die Faktoren, die zu seiner Beteiligung an den Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung in Vilnius führten. Sie vergleicht Murers Geschichte mit den von Christopher Browning in „Ganz normale Männer“ beschriebenen Mechanismen der Transformation gewöhnlicher Menschen zu Massenmördern.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Transformation eines „ganz normalen Mannes“ zu einem Massenmörder, der Rolle von Kontextfaktoren wie Krieg, Rassismus und Antisemitismus, dem Einfluss von Gruppendynamik, Routinisierung und Autoritätsgehorsam, der persönlichen Entwicklung Murers und den Parallelen zwischen seinem Fall und Brownings Analyse. Die Arbeit untersucht Brutalisierung in Kriegszeiten, die besondere Selektion der Täter, Karrierismus und ideologische sowie institutionelle Indoktrinierung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Franz Murer und die Definition eines „ganz normalen Mannes“, ein Kapitel über Murers Weg zum „Schlächter von Wilna“ und eine Zusammenfassung. Das zweite Kapitel analysiert Murers Leben vor seiner Beteiligung an den Verbrechen, während das dritte Kapitel die Faktoren untersucht, die zu seiner Radikalisierung führten. Die Einleitung stellt die Forschungsfragen und die Methodik vor, die auf Sekundärliteratur und Zeitzeugenberichten basiert.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf Sekundärliteratur und Zeitzeugenberichte. Sie analysiert Murers Biografie im Kontext von Brownings Theorie, um die Faktoren zu identifizieren, die zu seiner Beteiligung an den Massenmorden beitrugen.
Welche zentralen Fragen werden gestellt?
Die Arbeit untersucht, ob Franz Murer als „ganz normaler Mann“ einzustufen war, welche Parallelen zwischen Brownings Analyse und Murers Lebensweg bestehen, welche Verbrechen er beging und wie der Prozess seiner Radikalisierung verlief.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Franz Murer, „Schlächter von Wilna“, Massenmord, Reserve-Polizeibataillon 101, Christopher Browning, Ganz normale Männer, Nationalsozialismus, Holocaust, Vilnius, Antisemitismus, Rassismus, Krieg, Routinisierung, Autoritätsgehorsam, Moral, Normalität und Radikalisierung.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf Sekundärliteratur und Zeitzeugenberichten, wobei die Analyse von Christopher Brownings Werk "Ganz normale Männer" eine zentrale Rolle spielt.
Was ist das zentrale Argument der Arbeit?
Die Arbeit argumentiert, dass die Transformation Murers zu einem Massenmörder nicht auf individuelle Pathologie zurückzuführen ist, sondern auf ein komplexes Zusammenspiel von sozio-historischen Faktoren, wie Krieg, Rassismus, Antisemitismus, Gruppendynamik, Routinisierung des Tötens und Gehorsam gegenüber Autoritäten.
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- Gregor Schweighofer (Author), 2018, Franz Murer. Der Weg zum Schlächter von Vilnius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429943