Innerhalb der literarischen Konzeption des herodotischen Geschichtswerkes nimmt die genuine Gestaltung der Reden in narrativer ebenso wie in stilistischer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Als dramaturgisches Mittel zur Belebung des mündlichen Vortrages gewährleistet die Konzeption der Reden, deren thematisches Spektrum sowohl situationsgebundene Äußerungen zu konkret historischen Anlässen sowie allgemeingültige Aussagen zu universellen Fragestellungen umfasst, die Einbeziehung eines historisch nicht versierten Publikums in die wissenschaftlich-historiographische Rahmenerzählung. Die einzigartige Verfassersituation Herodots als Begründer einer literarischen Gattung ermöglichte dem Autor die Ausprägung eines spezifisch-individuellen Verständnisses der Rede als literarisches Stilmittel ebenso wie als narratologisches Instrument. Mithilfe der narrativen Ausgestaltung der Reden durchbricht der Autor den objektiv-berichtenden Gestus seines Werkes. Demgemäß galten die ursprünglich als literarisches Dekor verstandenen Reden im Geschichtswerk Herodots lange Zeit als paradigmatisch für die erzählerischen Tendenzen im historiographischen Werk Herodots, dessen Interesse an anekdotischer Geschichtenerzählung eine elaborierte Argumentation auf der Basis eines fundierten Weltbildes überwogen habe. Innerhalb des Spektrums der herodotischen Reden betraf diese Kritik insbesondere die als digressive Narrationen klassifizierten paradigmatischen Reden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Narrative Strukturen in der Soklesrede
- Die Soklesrede als zeitgenössischer Kommentar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rede des Sokles in Herodots Historien (Buch V, 92-94) und untersucht ihre narrative Struktur und Funktion innerhalb des historischen Kontextes. Der Fokus liegt auf der Analyse der Rede als zeitgenössischer Kommentar zur politischen Situation in Athen und auf der Rolle, die sie in der Gestaltung des herodotischen Geschichtsbildes spielt.
- Die narrative Struktur der Soklesrede im Vergleich zu anderen Reden in Herodots Historien
- Die Rolle der Soklesrede als Ausdruck der zeitgenössischen sophistischen Rhetorik
- Die Analyse der Soklesrede als Kommentar zur politischen Situation in Athen und zur Institution der Tyrannis
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Rede des Sokles als ein zentrales Element in Herodots Historien vor und beleuchtet die Bedeutung von Reden in Herodots Werk. Die Einordnung der Soklesrede in die epische und historiographische Tradition wird thematisiert und die Funktion der Rede als Mittel der Vermittlung von moralischen und ideologischen Botschaften wird herausgestellt.
Narrative Strukturen in der Soklesrede
Dieses Kapitel untersucht die narrative Struktur der Soklesrede und analysiert die literarischen Mittel, die Herodot zur Gestaltung der Rede einsetzt. Der Fokus liegt auf der Analyse der Rede als Mittel der Vermittlung von historischen Informationen und der Rolle der Rede als ein Spiegelbild der zeitgenössischen Rhetorik.
Die Soklesrede als zeitgenössischer Kommentar
Dieses Kapitel untersucht die Soklesrede als einen Kommentar zur politischen Situation in Athen und zur Institution der Tyrannis. Die Rede wird in den historischen Kontext des Ionischen Aufstands eingeordnet und ihre Bedeutung als Ausdruck der Debatten über die politische Ordnung in Athen wird herausgestellt.
Schlüsselwörter
Herodot, Historien, Soklesrede, narrative Strukturen, Rede als Stilmittel, Rhetorik, Tyrannis, Demokratie, Athen, Ionischer Aufstand, Geschichtsbild.
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- Paul Sommer-Weisel (Author), 2014, Die Historien des Herodot Buch V. 92-94. Die Rede des Sokles, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429875