Zweck der Ad-hoc-Publizität ist es, zur Bildung realistischer Wertpapierpreise beizutragen. Durch das Veröffentlichen von bewertungsrelevanten Informationen soll für Anleger die Möglichkeit geschaffen werden, die Unternehmen gemäß ihren aktuellen Werten bewerten zu können. Unternehmen geben der Öffentlichkeit Informationen bekannt, die den Aktienkurs erheblich und auf Dauer beeinflussen. Bei solchen Nachrichten handelt es sich beispielsweise um Gewinnwarnungen oder Nachrichten über bevorstehende M&A-Transaktionen. Der Tatbestand der erheblichen Kursbeeinflussung sollte bei derartigen Informationen zweifelsfrei erfüllt sein. Allerdings existieren auch Informationen, die ein näheres Abwägen unter Berücksichtigung der genaueren Umstände des Einzelfalls erforderlich machen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Mitteilungen über Personalveränderungen. Bei diesen Nachrichten wird nicht pauschal eine erhebliche Kursbeeinflussung angenommen.
In dieser Arbeit wird eine Kategorisierung der personalpflichtigen Ad-hoc-Meldungen vorgenommen und mittels einer Ereignisstudie wird dargelegt, welche Auswirkungen bestimmte Kategorien personalpflichtiger Meldungen durchschnittlich auf den Aktienkurs haben. Da die Tatbestandsvoraussetzung der erheblichen Kursbeeinflussung unter Zuhilfenahme des verständigen Anlegers definiert wird, müsste eine Auslegung des verständigen Anlegers anhand der empirischen Kapitalmarktforschung erfolgen, um auf die Ergebnisse der empirischen Analyse zurückgreifen zu können. Diese Arbeit befasst sich somit mit der grundlegenden Frage, ob die empirische Kapitalmarktforschung oder sogar ökonomische Modelle bei der juristischen Argumentation stärker beachtet werden sollen und ob die bisherigen Einschätzungen der BaFin über Personalmeldungen zutreffend sind.
Diesbezüglich wird auf den Tatbestandsmerkmal der erheblichen Kursbeeinflussung näher eingegangen. Hierbei wird eine Abwägung vorgenommen, wie der Begriff des verständigen Anlegers ausgelegt werden könnte. Es wird dargestellt, ob der verständige Anleger anhand der empirischen Kapitalmarktforschung definiert werden könnte. Dies hätte den Vorteil, dass sich das Merkmal der erheblichen Kursbeeinflussung verhältnismäßig einfach bestimmen ließe. Ein verständiger Anleger würde im Rahmen seiner Anlageentscheidung ausschließlich Ereignisse berücksichtigen, von denen sich anhand empirischer Studien nachweisen ließe, dass sie spürbaren Einfluss auf den Aktienkurs des Unternehmens haben.
Inhaltsverzeichnis
- A. Aufbereitung der Fragestellung und Darstellung der Vorgehensweise
- B. Rechtliche Grundlagen
- I. Das neue Regelwerk der Ad-hoc-Publizität und des Insiderverbots
- II. Tatbestandsmerkmale einer Veröffentlichung von Insiderinformationen
- 1. Emittent
- 2. Insiderinformationen
- 3. Unmittelbare Betroffenheit des Emittenten
- III. Aufschieben der Veröffentlichung von Insiderinformationen
- C. Kurswirkung von Ad-hoc-Mitteilungen
- 1. Eignung und Erheblichkeit des Kursbeeinflussungspotentials
- 2. Auslegung unter Berücksichtigung ökonomischer Modelle
- II. Der verständige Anleger im Mittelpunkt der Gesetzesauslegung
- 1. Auslegung durch die bisherige Rechtsprechung
- 3. Auslegung anhand empirischer Kapitalmarktforschung
- III. Schlussfolgerung
- D. Ereignisstudien als Überblick der Kursrelevanz
- I. Einordnung der Ereignisstudien in die empirische Kapitalmarktforschung
- II. Erklärungsansätze für das Kursverhalten in Ereignisstudien
- 1. Effiziente Reaktion auf Ad-hoc-Mitteilungen
- 2. Antizipationseffekte vor dem Ereignistag
- 3. Reaktionen nach dem Ereignistag
- III. Literaturüberblick über bisherige Ereignisstudien
- 1. Darstellung der Ergebnisse
- 2. Aussagegehalt zur Quantifizierung einer Erheblichkeitsschwelle
- E. Eigene empirische Analyse
- I. Ziel der Ereignisstudie
- II. Ablauf und Methodik der Ereignisstudie
- 2,1. Datenbasis
- 2. Darstellung der Hypothesen
- 3. Berechnung der abnormalen Renditen
- 4. Aggregation der abnormalen Renditen und Signifikanztests
- III. Darstellung der Ergebnisse
- 1. Meldungen über den Vorstand
- 2. Meldungen über den Aufsichtsrat
- IV. Erkenntnisse aus den statistischen Auswertungen
- V. Limitierungen der empirischen Analyse
- F. Rechtliche Schlussfolgerungen
- I. Auslegung anhand empirischer Kapitalmarktforschung
- II. Erheblichkeitsschwelle als Tatbestandsmerkmal
- III. Katalog kursrelevanter Ereignisse
- G. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Kursbeeinflussungspotential von Ad-hoc-Mitteilungen auf Aktienkurse. Ziel ist es, die rechtlichen Grundlagen der Ad-hoc-Publizität zu beleuchten und empirisch zu analysieren, inwieweit und wie stark Ad-hoc-Mitteilungen tatsächlich die Aktienkurse beeinflussen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob und wie eine Erheblichkeitsschwelle für die Kursrelevanz definiert werden kann.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Ad-hoc-Publizität und des Insiderverbots
- Empirische Analyse der Kursreaktionen auf Ad-hoc-Mitteilungen
- Definition einer Erheblichkeitsschwelle für kursrelevante Ereignisse
- Auswirkungen ökonomischer Modelle auf die Gesetzesauslegung
- Bewertung der Limitierungen empirischer Kapitalmarktforschung in diesem Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
A. Aufbereitung der Fragestellung und Darstellung der Vorgehensweise: Dieses Kapitel legt die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit dar. Es beschreibt den Aufbau der Arbeit und die einzelnen Schritte der empirischen Analyse. Es skizziert den methodischen Ansatz, der sowohl rechtliche als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt, um das Kursbeeinflussungspotential von Ad-hoc-Mitteilungen umfassend zu erfassen.
B. Rechtliche Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die rechtlichen Grundlagen der Ad-hoc-Publizität und des Insiderverbots. Es analysiert das neue Regelwerk und die Tatbestandsmerkmale einer Veröffentlichung von Insiderinformationen, einschließlich der Kriterien für Emittenten, Insiderinformationen selbst und die unmittelbare Betroffenheit des Emittenten. Der Abschnitt zum Aufschieben der Veröffentlichung von Insiderinformationen beleuchtet die Ausnahmeregelungen und deren rechtliche Relevanz. Die Kapitelteil befasst sich eingehend mit der Auslegung der rechtlichen Regelungen und deren Anwendung in der Praxis.
C. Kurswirkung von Ad-hoc-Mitteilungen: Dieses Kapitel untersucht die Kurswirkung von Ad-hoc-Mitteilungen. Es analysiert die Eignung und Erheblichkeit des Kursbeeinflussungspotentials unter Berücksichtigung ökonomischer Modelle. Es stellt die Rolle des verständigen Anlegers in der Gesetzesauslegung dar, indem es die bisherige Rechtsprechung und empirische Kapitalmarktforschung einbezieht. Das Kapitel synthetisiert rechtliche und ökonomische Perspektiven, um ein umfassendes Verständnis der Kurswirkungen zu schaffen.
D. Ereignisstudien als Überblick der Kursrelevanz: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Ereignisstudien in der empirischen Kapitalmarktforschung. Es analysiert verschiedene Erklärungsansätze für das Kursverhalten, darunter effiziente Reaktionen, Antizipationseffekte und Reaktionen nach dem Ereignistag. Ein Literaturüberblick über bestehende Ereignisstudien liefert einen Vergleichsrahmen für die eigene empirische Analyse. Das Kapitel schafft eine fundierte Basis für die spätere empirische Untersuchung.
E. Eigene empirische Analyse: Dieses Kapitel präsentiert die eigene empirische Analyse des Kursbeeinflussungspotentials von Ad-hoc-Mitteilungen. Es beschreibt detailliert die Methodik, die Datenbasis und die Hypothesen. Die Ergebnisse der statistischen Auswertungen werden präsentiert und diskutiert, unterteilt nach Meldungen über den Vorstand und den Aufsichtsrat. Abschließend werden die Limitierungen der empirischen Analyse kritisch reflektiert.
F. Rechtliche Schlussfolgerungen: Dieses Kapitel zieht rechtliche Schlussfolgerungen aus der empirischen Analyse. Es diskutiert die Auslegung der rechtlichen Regelungen anhand der empirischen Befunde und bewertet die Bedeutung einer Erheblichkeitsschwelle als Tatbestandsmerkmal. Es entwickelt einen Katalog kursrelevanter Ereignisse, der auf den empirischen Ergebnissen basiert. Das Kapitel verknüpft die rechtliche und ökonomische Perspektive, um praxisrelevante Schlussfolgerungen zu ziehen.
Schlüsselwörter
Ad-hoc-Mitteilungen, Aktienkurse, Kursbeeinflussung, Insiderinformationen, Insiderverbot, Ad-hoc-Publizität, Ereignisstudien, Empirische Kapitalmarktforschung, Erheblichkeitsschwelle, Rechtsprechung, Ökonomische Modelle, Anlegerverhalten, Vorstand, Aufsichtsrat.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Kursbeeinflussungspotential von Ad-hoc-Mitteilungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Kursbeeinflussungspotential von Ad-hoc-Mitteilungen auf Aktienkurse. Sie beleuchtet die rechtlichen Grundlagen der Ad-hoc-Publizität und analysiert empirisch, inwieweit und wie stark Ad-hoc-Mitteilungen die Aktienkurse beeinflussen. Ziel ist die Definition einer möglichen Erheblichkeitsschwelle für die Kursrelevanz.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die rechtlichen Rahmenbedingungen der Ad-hoc-Publizität und des Insiderverbots, die empirische Analyse der Kursreaktionen auf Ad-hoc-Mitteilungen, die Definition einer Erheblichkeitsschwelle für kursrelevante Ereignisse, die Auswirkungen ökonomischer Modelle auf die Gesetzesauslegung und die Bewertung der Limitierungen empirischer Kapitalmarktforschung in diesem Kontext.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: A. Aufbereitung der Fragestellung und Darstellung der Vorgehensweise; B. Rechtliche Grundlagen (inkl. neues Regelwerk, Tatbestandsmerkmale, Aufschub der Veröffentlichung); C. Kurswirkung von Ad-hoc-Mitteilungen (inkl. Eignung und Erheblichkeit, Auslegung durch Rechtsprechung und empirische Forschung); D. Ereignisstudien als Überblick der Kursrelevanz (inkl. Erklärungsansätze und Literaturüberblick); E. Eigene empirische Analyse (inkl. Methodik, Datenbasis, Ergebnisse und Limitierungen); F. Rechtliche Schlussfolgerungen (inkl. Auslegung anhand empirischer Ergebnisse, Erheblichkeitsschwelle, Katalog kursrelevanter Ereignisse); G. Fazit.
Welche Methodik wird verwendet?
Die Arbeit verwendet einen methodischen Ansatz, der sowohl rechtliche als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt. Die empirische Analyse umfasst eine Ereignisstudie mit detaillierter Beschreibung der Methodik, Datenbasis und Hypothesen. Die Ergebnisse werden statistisch ausgewertet und kritisch reflektiert.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse der empirischen Analyse werden präsentiert und diskutiert, unterteilt nach Meldungen über den Vorstand und den Aufsichtsrat. Die Arbeit zieht rechtliche Schlussfolgerungen aus den empirischen Befunden und entwickelt einen Katalog kursrelevanter Ereignisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Ad-hoc-Mitteilungen, Aktienkurse, Kursbeeinflussung, Insiderinformationen, Insiderverbot, Ad-hoc-Publizität, Ereignisstudien, Empirische Kapitalmarktforschung, Erheblichkeitsschwelle, Rechtsprechung, Ökonomische Modelle, Anlegerverhalten, Vorstand, Aufsichtsrat.
Welche Limitierungen der empirischen Analyse werden angesprochen?
Die Arbeit reflektiert kritisch die Limitierungen der eigenen empirischen Analyse. Diese werden im entsprechenden Kapitel detailliert dargestellt.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zieht sowohl rechtliche als auch ökonomische Schlussfolgerungen aus der empirischen Analyse und bewertet die Bedeutung einer Erheblichkeitsschwelle als Tatbestandsmerkmal. Ein auf empirischen Ergebnissen basierender Katalog kursrelevanter Ereignisse wird entwickelt.
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- Anonym (Author), 2018, Kursbeeinflussungspotential von Ad-hoc-Mitteilungen auf Aktienkurse. Eine empirische Analyse kritischer Ad-hoc-Mitteilungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429845