Was ist Lebenskunst? Sind die Fragen nach dem gelingenden Leben die Fragen nach dem guten Leben oder danach, gut zu leben? Streben wir tatsächlich alle nach dem Glück? Und was ist mit dem Begriff des Glücks gemeint? Ein Artikel in dem Magazin der Süddeutschen Zeitung über den Gebrauch von Medizin als „Lifestyle-Doping“, welcher über den Missbrauch von Psychopharmaka völlig gesunder Menschen berichtet, gab den Anstoß zu diesem Essay. Die Pille passt perfekt zu unserer Gesellschaft, in der dem Konsumenten ein falsches Verständnis von Glück vorgegaukelt wird und dieser sich im Zuge dessen, sei es durch Entertainment der Kulturindustrie, oder durch Psychopharmaka, betäubt.
10 mg Cipralex gegen Angst, und ein bisschen Mirtapazin, um aktiver zu sein. Was real ist wird ausgeblendet und betäubt, weil es nicht zu der modernen Vorstellung von Glück passt. Längst gibt es Checklisten und Tests auf den Internetseiten der großen Psychopharmakakonzerne: Wie depressiv bist du? Es werden neue sogenannte „Schwächen“ und „Krankheiten“ entdeckt, wie z.B. Schüchternheit oder Schlaflosigkeit, die es als ernstzunehmende Krankheiten zu behandeln gilt. Allgemein wird für ein glücklicheres Leben plädiert. Das Gemüt soll aufgehellt, die Persönlichkeit optimiert werden. Die Schulmedizin glaubt heutzutage an das Anrecht des Menschen auf Schmerzfreiheit und kann sie oft auch bewirken. Deshalb verliert der Schmerz im heutigen Zeitalter jeden Sinn und gilt als „Entgleisung der Natur, die […] eines Tages durch die Wissenschaft eliminiert werden kann“ . Psychopharmaka haben so in unserer Gesellschaft mittlerweile das „Image der Glückspille“. Aber ist die Ausrichtung am Glück überhaupt ein erstrebenswertes Gut?
Inhaltsverzeichnis
- Psychopharmaka und Betäubungsgesellschaft
- Die Philosophie Epikurs als moderne Philosophie
- Internalistischer und externalistischer Glücksbegriff
- Vom Sinn der Schmerzen
- Vom Sinn der Vernunft
- Moralität vs. Glück?
- Problem der Verallgemeinerung des Individuums
- Schmids Philosophie der Lebenskunst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay setzt sich kritisch mit dem Streben nach Glück auseinander, insbesondere in der modernen Gesellschaft, die von der Konsumkultur und der zunehmenden Nutzung von Psychopharmaka geprägt ist. Er analysiert die Philosophie Epikurs als Grundlage für eine alternative Lebenskunst und beleuchtet die Bedeutung von Schmerz und Leid als integrale Bestandteile des menschlichen Lebens.
- Kritik an der Orientierung am Glück im Sinne der Vermeidung von Schmerz
- Die Bedeutung von Schmerzen und Leiderfahrungen für ein erfülltes Leben
- Analyse der Philosophie Epikurs und seiner Genussorientierung
- Einführung in Schmids Lebenskunstphilosophie als Gegenentwurf zu einer rein glückorientierten Lebenshaltung
- Untersuchung der Unterscheidung zwischen internalistischem und externalistischem Glücksbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
- Psychopharmaka und Betäubungsgesellschaft: Dieses Kapitel stellt die aktuelle Situation in der modernen Gesellschaft dar, in der Psychopharmaka zunehmend als Mittel zur Optimierung des Glücks und zur Vermeidung von Schmerz eingesetzt werden. Es kritisiert die Tendenz zur Betäubung von Emotionen und zur Reduzierung des Lebens auf ein blosses Streben nach Glück.
- Die Philosophie Epikurs als moderne Philosophie: Hier wird die Philosophie Epikurs als ein Ansatz zur Lebenskunst vorgestellt. Epikurs Fokus auf Genuss und die Vermeidung von Schmerz wird beleuchtet, wobei die Kritik an der „Schweinephilosophie“ und die Problematik des Glücksbegriffs im Allgemeinen behandelt werden.
- Internalistischer und externalistischer Glücksbegriff: Dieses Kapitel erörtert die Unterscheidung zwischen subjektivem und objektivem Glück. Es wird die Frage gestellt, ob Faktoren außerhalb des Bewusstseins eines Individuums dessen Glück beeinflussen können und welche Bedeutung der Schmerz für das Glück hat.
- Vom Sinn der Schmerzen: In diesem Kapitel wird argumentiert, dass Schmerz und Leid nicht unbedingt vermieden werden sollten, sondern sogar eine wichtige Rolle für ein erfülltes Leben spielen. Es werden die Ansichten von Nietzsche und Wilhelm Schmid vorgestellt, die die Bedeutung von Schmerzen für die Entwicklung des Selbst hervorheben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte des Essays sind: Lebenskunst, Glück, Schmerz, Epikur, Genuss, Leid, Internalismus, Externalismus, Schmerzfreiheit, Psychopharmaka, Kulturindustrie, Betäubungsgesellschaft, Selbstfindung, Existenzphilosophie.
- Quote paper
- Marieke Jochimsen (Author), 2008, "Lieber ein unzufriedener Sokrates als ein glückliches Schwein"? Eine Kritik an der Orientierung am Glück, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429521