„Die Asiaten erobern den Weltmarkt mit unlauterem Wettbewerb: Sie arbeiten während der Arbeitszeit.“ Der israelische Satiriker Ephraim Kishon bringt die Kernaussage dieser Diplomarbeit in seinem Vergleich der westlichen und fernöstlichen Mentalitäten auf den Punkt. Vorgegebene Arbeitszeiten werden den tatsächlichen Arbeitserfordernissen nicht immer gerecht, die Produktivität der Mitarbeiter wird von ihnen zunehmend unabhängig. Zugleich tragen die bestehenden Arbeitszeitmodelle häufig zu einer sog. „Hamstermentalität“ der Arbeitnehmer bei – lange Anwesenheitszeiten im Unternehmen gelten als Leistungsmaßstab und werden oftmals extra vergütet. Die Folge: In den meisten Betrieben mit Gleitzeitmodellen (bei denen es sich bereits um flexible Arbeitszeitsysteme handelt!) laufen die Zeitkonten über – unabhängig vom tatsächlichen Aufgabenumfang.
In vielen Unternehmen wird daher über die Weiterentwicklung der bestehenden Arbeitszeitmodelle nachgedacht. Ein Hochlohnland wie Deutschland kann nur dann dauerhaft im internationalen Wettbewerb bestehen, wenn die Flexibilität und Innovationskraft der Unternehmen gestärkt wird. Vor dem Hintergrund steigender Personalkosten, Verlängerung von Öffnungszeiten, Mangel an Fachkräften trotz hoher Arbeitslosigkeit und den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach besserer Vereinbarkeit von Arbeitszeit und Privatleben müssen die Unternehmen reagieren. Die Ressource Arbeitszeit gewinnt als Wettbewerbsfaktor an Bedeutung. Die Produktivität reiner Anwesenheit der Mitarbeiter – auch in Zeiten mit wenig Arbeitsanfall – muss in diesem Zusammenhang hinterfragt werden. In den letzten Jahren verlagerte sich das Interesse daher auf die Beziehung zwischen Arbeitszeit und Arbeitsqualität. Die (weitere) Flexibilisierung der Arbeitszeit – also die Ausweitung derjenigen Arbeitszeit, die hinsichtlich Zeitdauer und zeitlicher Lage permanent variabel ist – unter Beachtung einer erfolgsorientierten Ausgestaltung wird von verschiedenen Personengruppen als Weg zu mehr Motivation und Arbeitsproduktivität gesehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rechtliche Rahmenbedingungen
- 2.1 Gesetze
- 2.1.1 Zwingender Charakter des Arbeitszeitrechts
- 2.1.2 Gesetzliche Grundlagen der Arbeitszeitgestaltung
- 2.1.3 Höchstarbeitszeit
- 2.1.4 Dauer und Lage der Arbeitszeit
- 2.2 Tarifverträge
- 2.2.1 Einschlägigkeit des Tarifvertrages
- 2.2.2 Öffnungsklausel
- 2.2.3 Tarifliche Regelungen über die Lage der Arbeitszeit
- 2.3 Betriebsvereinbarungen
- 2.3.1 Begriff
- 2.3.2 Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates
- 2.4 Arbeitsvertrag
- 2.4.1 Gestaltung des Arbeitsvertrages
- 2.4.2 Festlegung der Dauer der Arbeitszeit
- 2.1 Gesetze
- 3. Flexible Arbeitszeitgestaltung
- 3.1 Systematisierung von Arbeitszeitmodellen
- 3.2 Chronometrische Arbeitszeitmodelle
- 3.2.1 Vollzeitarbeit
- 3.2.2 Teilzeitarbeit
- 3.2.3 Altersteilzeit
- 3.3 Chronologische Arbeitszeitmodelle
- 3.3.1 Gleitende Arbeitszeit
- 3.3.1 Schichtarbeit
- 3.4 Kombinierte Arbeitszeitmodelle
- 3.4.1 Job-Sharing
- 3.4.2 Zeitautonome Arbeitsgruppen
- 3.4.3 KapovAZ
- 3.4.4 Baukastenmodelle
- 3.4.5 Jahresarbeitszeit
- 3.4.6 Lebensarbeitszeit
- 3.4.7 Vertrauensarbeitszeit
- 4. Zeitkonten
- 4.1 Gestaltung von Arbeitszeitkonten
- 4.2 Inhalte von Arbeitszeitkonten
- 4.3 Kurzzeitkonten
- 4.3.1 Zeitkonten mit Abrechnungsterminen
- 4.3.2 Ampelkonten
- 4.4 Langzeitkonten
- 5. Arbeitszeitmodelle anderer Banken
- 5.1 Arbeitszeitmodell der Landesbank XYZ
- 5.1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung
- 5.1.2 Konzeption der Dienstvereinbarung
- 5.1.3 Einführungsprozess
- 5.1.4 Umgang mit Flexibilitätshindernissen
- 5.2 Arbeitszeitmodell der Landesbank Rheinland-Pfalz
- 5.2.1 Ausgangssituation und Zielsetzung
- 5.2.2 Konzeption der Betriebsvereinbarung
- 5.2.3 Einführungsprozess
- 5.2.4 Umgang mit Flexibilitätshindernissen
- 5.3 Modell „VAZIT“ der Dresdner Bank
- 5.3.1 Ausgangssituation und Zielsetzung
- 5.3.2 Konzeption der Betriebsvereinbarung
- 5.3.3 Einführungsprozess
- 5.3.4 Umgang mit Flexibilitätshindernissen
- 5.1 Arbeitszeitmodell der Landesbank XYZ
- 6. Grundlagen des Arbeitszeitmanagements bei der betrachteten Bank
- 6.1 Tarifliche Regelung
- 6.1.1 Regelmäßige Arbeitszeit
- 6.1.2 Dienstfreie Tage
- 6.1.3 Mehrarbeit
- 6.1.4 Mehrarbeitszuschläge
- 6.2 Vergleich der vorhandenen Dienstvereinbarungen
- 6.3 Arbeitszeitmanagement an den Standorten
- 6.1 Tarifliche Regelung
- 7. Konzeption der neuen Betriebsvereinbarung
- 7.1 Fusionsbedingte Besonderheiten
- 7.2 Arbeitskreis
- 7.3 Vorgehen
- 8. Implementierung des neuen Arbeitszeitmodells
- 8.1 Modalitäten der Einführung
- 8.2 Erfolgsfaktoren
- 8.3 Qualifizierung der Führungskräfte
- 8.4 Einbeziehung der Mitarbeiter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht flexible Arbeitszeitsysteme im Finanzsektor, insbesondere im Kontext einer Firmenfusion und der damit verbundenen Neugestaltung der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, verschiedene Arbeitszeitmodelle und deren Umsetzung in der Praxis.
- Rechtliche Grundlagen flexibler Arbeitszeitgestaltung
- Analyse verschiedener Arbeitszeitmodelle
- Auswirkungen von Fusionen auf Arbeitszeitregelungen
- Gestaltung und Implementierung einer neuen Betriebsvereinbarung
- Erfolgsfaktoren bei der Einführung flexibler Arbeitszeitsysteme
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der flexiblen Arbeitszeitsysteme im Finanzsektor ein und beschreibt den Kontext der Diplomarbeit, der in der fusionsbedingten Neugestaltung der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit bei einem Finanzdienstleister liegt. Es wird die Relevanz flexibler Arbeitszeitmodelle im heutigen Arbeitsmarkt herausgestellt und die Forschungsfrage formuliert, die sich auf die optimale Gestaltung einer neuen Betriebsvereinbarung konzentriert.
2. Rechtliche Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel beleuchtet die gesetzlichen, tarifvertraglichen und vertraglichen Grundlagen flexibler Arbeitszeitgestaltung. Es werden die Bestimmungen des Arbeitszeitrechts, die Möglichkeiten und Grenzen tariflicher Regelungen sowie die Gestaltungsspielräume im Arbeitsvertrag detailliert dargestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den rechtlichen Vorgaben, die bei der Gestaltung und Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle zu beachten sind, um rechtliche Risiken zu minimieren. Die Kapitel 2.1 und 2.2 bilden dabei die Grundlage für die spätere Ausarbeitung von flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Gestaltung der Betriebsvereinbarung.
3. Flexible Arbeitszeitgestaltung: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Arbeitszeitmodelle, von chronometrischen (Vollzeit, Teilzeit, Altersteilzeit) über chronologische (Gleitzeit, Schichtarbeit) bis hin zu kombinierten Modellen (Job-Sharing, Zeitkonten, Jahresarbeitszeit, Vertrauensarbeitszeit). Es wird eine Systematisierung der verschiedenen Modelle vorgenommen und deren jeweilige Vor- und Nachteile diskutiert, um die Auswahl eines passenden Modells für den betrachteten Fall einer Firmenfusion im Finanzsektor zu erleichtern. Die Analyse verschiedener Modelle liefert die Basis für die spätere Entwicklung eines geeigneten Konzepts.
4. Zeitkonten: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Gestaltung und den Inhalt von Arbeitszeitkonten, sowohl kurz- als auch langfristige Varianten. Es werden verschiedene Abrechnungsmethoden und die damit verbundenen rechtlichen und praktischen Aspekte detailliert erläutert. Der Abschnitt über Zeitkonten ist für das Verständnis des gewählten flexiblen Arbeitszeitmodells im späteren Verlauf der Arbeit unerlässlich, da Zeitkonten eine wichtige Rolle für die Flexibilisierung der Arbeitszeit spielen.
5. Arbeitszeitmodelle anderer Banken: In diesem Kapitel werden die Arbeitszeitmodelle verschiedener Banken analysiert, um Best Practices und mögliche Herausforderungen bei der Implementierung zu identifizieren. Die Darstellung der Arbeitszeitmodelle verschiedener Banken dient als Vergleichsmaßstab und liefert wertvolle Einblicke in die Praxis. Die Beispiele der Landesbanken XYZ und Rheinland-Pfalz sowie der Dresdner Bank geben Aufschluss über verschiedene Lösungsansätze und die damit verbundenen Erfolge und Herausforderungen. Diese Fallstudien bieten wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung des eigenen Modells.
6. Grundlagen des Arbeitszeitmanagements bei der betrachteten Bank: Dieses Kapitel beschreibt die bestehenden Arbeitszeitregelungen und das Arbeitszeitmanagement des Unternehmens vor der Fusion. Die Analyse der vorhandenen Dienstvereinbarungen bildet die Grundlage für die Entwicklung der neuen Betriebsvereinbarung. Der Vergleich der bestehenden Regelungen und des Arbeitszeitmanagements an verschiedenen Standorten dient als Ausgangspunkt für die Gestaltung eines effizienten und gerechten Arbeitszeitmodells im Kontext der Firmenfusion. Diese detaillierte Analyse der Ausgangslage ist essentiell für die Entwicklung des neuen Systems.
7. Konzeption der neuen Betriebsvereinbarung: Kapitel 7 befasst sich mit der Entwicklung der neuen Betriebsvereinbarung. Die fusionsbedingten Besonderheiten und Herausforderungen werden diskutiert. Es wird dargelegt wie der Arbeitskreis zur Entwicklung der neuen Vereinbarung eingesetzt wurde und welche Schritte zur Umsetzung unternommen wurden. Es wird eine detaillierte Darstellung des Prozesses der Konzeptionierung einer neuen Betriebsvereinbarung im Kontext einer Firmenfusion gegeben. Die Berücksichtigung der fusionsbedingten Besonderheiten ist hier von zentraler Bedeutung.
8. Implementierung des neuen Arbeitszeitmodells: Dieses Kapitel beschreibt die Implementierung des neuen Arbeitszeitmodells, einschließlich der Modalitäten der Einführung, Erfolgsfaktoren, Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte und die Einbeziehung der Mitarbeiter. Die detaillierte Beschreibung der Implementierung liefert wertvolle Erkenntnisse für die erfolgreiche Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle. Der Fokus liegt hier auf den praktischen Aspekten der Umsetzung und den dazugehörigen Herausforderungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Flexible Arbeitszeitsysteme im Finanzsektor
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht flexible Arbeitszeitsysteme im Finanzsektor, insbesondere im Kontext einer Firmenfusion und der damit verbundenen Neugestaltung der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, verschiedene Arbeitszeitmodelle und deren Umsetzung in der Praxis.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die rechtlichen Grundlagen flexibler Arbeitszeitgestaltung, die Analyse verschiedener Arbeitszeitmodelle, die Auswirkungen von Fusionen auf Arbeitszeitregelungen, die Gestaltung und Implementierung einer neuen Betriebsvereinbarung sowie die Erfolgsfaktoren bei der Einführung flexibler Arbeitszeitsysteme.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die gesetzlichen Grundlagen (z.B. Höchstarbeitszeit, Dauer und Lage der Arbeitszeit), tarifvertragliche Regelungen (z.B. Öffnungsklauseln, tarifliche Regelungen über die Lage der Arbeitszeit) und die Bedeutung von Betriebsvereinbarungen und Arbeitsverträgen für die Gestaltung flexibler Arbeitszeiten.
Welche Arbeitszeitmodelle werden analysiert?
Die Arbeit beschreibt und systematisiert verschiedene Arbeitszeitmodelle: Chronometrische Modelle (Vollzeit, Teilzeit, Altersteilzeit), Chronologische Modelle (Gleitzeit, Schichtarbeit) und Kombinierte Modelle (Job-Sharing, Zeitautonome Arbeitsgruppen, KapovAZ, Baukastenmodelle, Jahresarbeitszeit, Lebensarbeitszeit, Vertrauensarbeitszeit). Die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle werden diskutiert.
Welche Rolle spielen Zeitkonten?
Die Arbeit widmet ein eigenes Kapitel den Zeitkonten, sowohl kurz- als auch langfristigen Varianten. Es werden verschiedene Abrechnungsmethoden und die damit verbundenen rechtlichen und praktischen Aspekte detailliert erläutert. Zeitkonten werden als wichtiges Element zur Flexibilisierung der Arbeitszeit betrachtet.
Wie werden Arbeitszeitmodelle anderer Banken betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Arbeitszeitmodelle verschiedener Banken (Landesbank XYZ, Landesbank Rheinland-Pfalz, Dresdner Bank – Modell „VAZIT“) um Best Practices und Herausforderungen bei der Implementierung zu identifizieren. Diese Fallstudien dienen als Vergleichsmaßstab für die Entwicklung des eigenen Modells.
Wie wird das Arbeitszeitmanagement der betrachteten Bank dargestellt?
Die Arbeit beschreibt die bestehenden Arbeitszeitregelungen und das Arbeitszeitmanagement des Unternehmens vor der Fusion. Die Analyse der vorhandenen Dienstvereinbarungen bildet die Grundlage für die Entwicklung der neuen Betriebsvereinbarung. Der Vergleich der bestehenden Regelungen und des Arbeitszeitmanagements an verschiedenen Standorten dient als Ausgangspunkt für die Gestaltung eines effizienten und gerechten Arbeitszeitmodells.
Wie wird die neue Betriebsvereinbarung konzipiert?
Die Arbeit beschreibt detailliert den Prozess der Konzeptionierung einer neuen Betriebsvereinbarung im Kontext einer Firmenfusion. Dabei werden die fusionsbedingten Besonderheiten, die Arbeit des Arbeitskreises und die einzelnen Umsetzungsschritte dargestellt.
Wie wird die Implementierung des neuen Arbeitszeitmodells beschrieben?
Das Kapitel zur Implementierung beschreibt die Modalitäten der Einführung, die Erfolgsfaktoren, Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte und die Einbeziehung der Mitarbeiter. Der Fokus liegt auf den praktischen Aspekten der Umsetzung und den dazugehörigen Herausforderungen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst acht Kapitel: Einleitung, Rechtliche Rahmenbedingungen, Flexible Arbeitszeitgestaltung, Zeitkonten, Arbeitszeitmodelle anderer Banken, Grundlagen des Arbeitszeitmanagements bei der betrachteten Bank, Konzeption der neuen Betriebsvereinbarung und Implementierung des neuen Arbeitszeitmodells. Jedes Kapitel wird im Text zusammengefasst.
- Quote paper
- Birgit Boldt (Author), 2004, Flexible Arbeitszeitsysteme unter besonderer Berücksichtigung der fusionsbedingten Neugestaltung der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit bei einem Unternehmen aus dem Finanzsektor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42937