„Hatte man vordem vielen vergeblichen Scharfsinn an die Entscheidung der Frage gewandt, ob die Photographie eine Kunst sei – ohne die Vorfrage sich gestellt zu haben: ob nicht durch die Erfindung der Photographie der Gesamtcharakter der Kunst sich verändert habe […].“
Die Erfindung der Fotografie ist für viele Bereiche zu einer wichtigen Komponente geworden. Diese Arbeit befasst sich mit dem Bereich der Kunst und stellt an Hand von zwei Texten Walter Benjamins, „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von 1935/36 und „Kleine Geschichte der Photographie“ von 1931 die Auswirkungen der neuen Technik auf das Kunstverständnis der Bevölkerung, die Bedeutung von Kunstwerken und die Veränderungen in der Kunst allgemein dar.
Zu Beginn soll jedoch ein kurzer Überblick über die wichtigsten Aspekte Benjamins Lebens verschafft werden.
Inhaltsverzeichnis:
1.) Einleitung
2.) Kurzbiographie Walter Benjamins
3.) Die Entstehung der Fotografie
4.) Kunst und Kunstwerke
4.1.) Die Reproduzierbarkeit von Kunstwerken
4.2.) Die Aura und ihr Verfall
5.) Theater – Film – Malerei
6.) Fazit
7.) Literaturverzeichnis
1.) Einleitung
„Hatte man vordem vielen vergeblichen Scharfsinn an die Entscheidung der Frage gewandt, ob die Photographie eine Kunst sei – ohne die Vorfrage sich gestellt zu haben: ob nicht durch die Erfindung der Photographie der Gesamtcharakter der Kunst sich verändert habe […].“[1]
Die Erfindung der Fotografie ist für viele Bereiche zu einer wichtigen Komponente geworden. Diese Arbeit befasst sich mit dem Bereich der Kunst und stellt an Hand von zwei Texten Walter Benjamins, „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von 1935/36 und „Kleine Geschichte der Photographie“ von 1931 die Auswirkungen der neuen Technik auf das Kunstverständnis der Bevölkerung, die Bedeutung von Kunstwerken und die Veränderungen in der Kunst allgemein dar.
Zu Beginn soll jedoch ein kurzer Überblick über die wichtigsten Aspekte Benjamins Lebens verschafft werden.
2.) Kurzbiographie Walter Benjamins
Der Schriftsteller und Kunst- und Literaturkritiker Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 in Berlin geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte zuerst in Freiburg, dann in Berlin und während des 1. Weltkrieges in München und Bern.
Er pflegte Freundschaften zu bekannten Kritikern und Schriftstellern wie Ernst Bloch, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Hermann Hesse und Siegfried Kracauer.
Benjamin, der zu Lebzeiten als Außenseiter galt und schwer einzuordnen schien, beschäftigte sich unter anderem intensiv mit dem Marxismus. Ab 1933 lebte er in finanzieller Notlage in Paris. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen entschloss er sich, von dort über Spanien in die USA zu emigrieren
Am 26. September 1940 nahm er sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten an der spanischen Grenze das Leben.
Einige seiner bekanntesten Werke sind „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, „Kleine Geschichte der Photographie“, „Berliner Kindheit um 1900“ oder seine Habilitationsschrift „Ursprung des deutschen Trauerspiels“.
Große Anerkennung erreichte er erst nach seinem Tod, durch Adorno, der hervorhob, wie sehr sowohl Benjamins Schriften als auch seine Einstellung und Lebensweise von kultureller, philosophischer und politischer Bedeutung zum Beispiel im künstlerischen Bereich sind.
3.) Die Entstehung der Fotografie
Obwohl es auch schon früher erfolgreiche Versuche gab, Abbilder mit Hilfe einer Kamera herzustellen (das erste Foto der Welt machte Nicéphore Niépce schon 1827), gelang der eigentliche Durchbruch 1839 Louis-Jacques Mandé Daguerre mit seiner Daguerreotypie. Auf Grund von Schwierigkeiten beim Erlangen des Patents machte der französische Staat sich dieses zu Nutze und veröffentlichte die Erfindung.
Die Fotografie erzeugte sehr unterschiedliche Reaktionen, von extremer Ablehnung bis zur schnellen Erkenntnis, dass man sie auch in der Wissenschaft, Astronomie oder Medizin als Hilfsmittel einsetzen kann, waren alle Positionen vertreten.
Benjamin beschreibt die Entwicklung als „Verlauf in mehreren Phasen. Die Frühzeit […] bestimmt er als ihre Blüte, auf die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Periode des Verfalls folgte, bevor dann um 1900 ein erneuter Aufschwung einsetzte.“[2]
Es dauerte nicht lange, da hatten Fotos die ursprünglichen Techniken zur Anfertigung von (Selbst-)Darstellungen, Miniatur- und Porträtmalerei, abgelöst. „Das eigentliche Opfer der Photographie aber wurde nicht die Landschaftsmalerei, sondern die Porträtminiatur.“[3]
In der Bevölkerung war das Verlangen nach dem eigenen Abbild immer stärker geworden und mit dem fotografischen Verfahren bot sich auch den ärmeren Schichten eine preiswerte und schnelle Möglichkeit, diesem Wunsch nachzukommen.
Während des 19. Jahrhunderts entfachte ein hitziger Streit zwischen Malerei und Fotografie, in dem es hauptsächlich um den künstlerischen Wert der jeweiligen Werke ging.
Viele Maler schulten um und wurden zu Fotografen, da ihr Handwerk nicht mehr gefragt war, jedoch war das nicht unbedingt ein Nachteil. „[…] die frühe Porträtfotografie profitierte auch von der Malerei, denn viele Porträtmaler […] brachten ihr malerisches und bildgestalterisches Können in das neue Medium ein.“[4]
Die Motive wurden immer vielseitiger, auch die Orte, an denen man Personen oder Gegenstände fotografierte. „Das Zeitmaß der frühen Aufnahmen war die Dauer, während die späteren Momentaufnahmen die gesamte Situation des Porträtierens […] veränderten.“[5]
Ihre Industrialisierung war die Ursache für ihren Verfall, der erst um die Jahrhundertwende von einem erneuten Aufschwung abgewendet werden konnte und „[…] am Beispiel der kommerziellen Atelierphotographie eingehandelt wird.“[6]
Nicht nur die Technik an sich entwickelte sich weiter, auch die Betrachtungsweise der Menschen stand unter Einfluss des Neuen. „Was sich gegenüber der Malerei verändert hat, ist der Eindruck, in der Fotografie werde Wirklichkeit dokumentiert, nicht inszeniert.“[7]
Der Prozess der Entwicklung der Fotografie gipfelte letztendlich Anfang des 20. Jahrhunderts in der Erfindung des Films. „Obwohl er die Fotografie in der >Kleinen Geschichte< grundsätzlich positiv bewertet, lokalisiert Benjamin sie noch diesseits des Künstlerischen. Zum Film bekennt er sich dagegen im Kunstwerk-Aufsatz nachdrücklich als einer Kunst.“[8]
Bis heute hat sich die Fotografie fest etabliert, sie ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, eine alltägliche Erscheinung, die in allen Bevölkerungsschichten gleichermaßen akzeptiert wird. Dank modernster Technik ist die Fotografie allgemein zugänglich und macht aus jedem Fotografierenden in gewisser Weise einen Künstler.
In der Wissenschaft und Industrie ist sie unentbehrlich, den Massenmedien hat sie zu großem Erfolg verholfen und ist aus Zeitungen, Zeitschriften, Illustrierten, Werbebroschüren und vielem mehr nicht mehr wegzudenken.
Sie kann sowohl als politisches als auch als künstlerisches Mittel wirken, doch wie groß ist nun die Tragweite ihres Einflusses auf die Kunst?
[...]
[1] Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2003, S.22
[2] Sven Kramer: Walter Benjamin zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2003, S. 87
[3] Walter Benjamin: Kleine Geschichte der Photographie, in: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2003, S.53
[4] Sven Kramer: Walter Benjamin zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2003, S.87
[5] Sven Kramer: Walter Benjamin zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2003, S.88
[6] Rolf H. Krauss: Walter Benjamin und der neue Blick auf die Photographie, Cautz Verlag, Ostfildern bei Stuttgart, 1998, S.21
[7] Sven Kramer: Walter Benjamin zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2003, S.89
[8] Sven Kramer: Walter Benjamin zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2003, S.90
- Arbeit zitieren
- Sabine Künzel (Autor:in), 2005, Welche Auswirkungen hat die Erfindung der Fotografie auf die Kunst? (Nach Walter Benjamin), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42917
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