Getrieben von der Internationalisierung der Kapitalmärkte sind verstärkt kapitalmarktorientierte Rechnungslegungssysteme in den Blickpunkt der Bilanzierungspraxis geraten. So haben sich in den letzten Jahren die IAS/ IFRS als europäisches Gegengewicht zu den US-GAAP herausgebildet, um dem Bedürfnis nach internationaler Vergleichbarkeit der Rechnungslegung gerecht zu werden. Dabei steht die Informationsfunktion für den „Shareholder“ im Mittelpunkt der Rechnungslegung.
Ab 1.Januar 2005 müssen rund 7000 börsennotierte Unternehmen in der EU ihre Bilanzen nach den IFRS erstellen. LautPellens(2000) sind jedoch kapitalmarktorientierte Rechnungslegungssysteme nur unzureichend in der Lage immaterielle Werte, in einer stark durch Technologie und Dienstleistung geprägten Gesellschaft, bilanziell zu erfassen. Bereits 1979 bezeichneteMoxterimmaterielle Werte als „ewigeSorgenkinder des Bilanzrechts“ ihr hohes Potenzial zur nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswerts macht eine Bilanzierung jedoch mehr und mehr erforderlich.
Daher soll im Rahmen dieser Seminararbeit die Bilanzierung von Patenten nach IAS/ IFRS dargestellt werden, denn die wirtschaftliche Relevanz von Patenten wächst rapide, da nahezu alle Unternehmen innovativ tätig werden müssen, um zu überleben. Patente können nicht nur wie in der Vergangenheit angenommen als Anreiz für Monopolgewinne gesehen werden, sondern sind als eine Form des „konkurrenzbetonten Innovationsanreizes“ zu verstehen. Unternehmen müssen demnach Forschen und Entwickeln, um Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber möglichst hoch zu halten und Verluste zu verhindern, die ohne ständige Innovationen unvermeidlich folgen würden.
Die in dieser Arbeit betrachteten Patente zählen zu den technischen Schutzrechten und sind den immateriellen Vermögenswerten zuzuordnen. Sie können von Unternehmen entweder selbst geschaffen oder extern erworben werden. Die Lizenzierung von Patenten soll jedoch kein Thema der vorliegenden Arbeit sein.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitender Teil
- I. Problemstellung
- II. Vorgehensweise
- B. Hauptteil
- I. Anwendungsbereich des IAS 38
- II. Zuordnung von Patenten zu den immateriellen Vermögenswerten
- 1. Definition von Vermögenswerten („Assets“)
- 2. Definition von immateriellen Vermögenswerten („Intangible Assets“)
- a. Identifizierbarkeit
- b. Verfügungsmacht
- c. Zukünftiger wirtschaftlicher Nutzen
- 3. Definition und Einordnung von Patenten
- III. Ansatz von Patenten in der Bilanz
- 1. Zweistufigkeit der Aktivierung nach IAS/ IFRS
- 2. Forschungs- und Entwicklungskosten
- a. Definition von Forschung und Entwicklung (F&E)
- b. Zusammenhänge zwischen F&E und Patenten
- 3. Praxisbeispiele
- IV. Patentbewertung
- 1. Probleme bei der Bewertung
- a. Unsicherheiten und Risiken
- b. Bewertungszeitpunkt und Nutzungsdauer
- 2. Traditionelle Methoden der Patentbewertung
- a. Kostenorientierte Patentbewertung
- b. Marktorientierte Patentbewertung
- c. Ertragsorientierte Patentbewertung
- 3. Neue Methoden der Patentbewertung
- 4. Erstbewertung nach IAS/IFRS
- a. Monetärer Erwerb von Patenten
- b. Patentkauf im Rahmen eines Unternehmenserwerbs
- c. Tausch von Patenten
- d. Patente als selbst geschaffene Anlagewerte
- 5. Folgebewertung nach IAS/ IFRS
- a. Anschaffungskostenmodell
- b. Neubewertungsmodell
- V. Ausweis
- C. Schlussteil
- I. Fazit
- II. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Patente im Rahmen des International Accounting Standards 38 (IAS 38) bilanziert werden. Ziel ist es, die rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Bilanzierung von Patenten zu beleuchten, insbesondere im Kontext von Forschung und Entwicklung (F&E).
- Definition und Einordnung von Patenten im Kontext von immateriellen Vermögenswerten
- Ansatz von Patenten in der Bilanz nach IAS/IFRS
- Bewertung von Patenten, inklusive traditioneller und neuer Methoden
- Erst- und Folgebewertung von Patenten nach IAS/IFRS
- Ausweis von Patenten in der Bilanz
Zusammenfassung der Kapitel
Der einleitende Teil der Arbeit befasst sich mit der Problemstellung der Patentbilanzierung nach IAS 38 und der Vorgehensweise, die im Rahmen dieser Arbeit angewandt wird.
Im Hauptteil der Arbeit wird zunächst der Anwendungsbereich des IAS 38 im Detail erläutert. Es erfolgt eine Definition von Vermögenswerten und immateriellen Vermögenswerten, wobei insbesondere die Kriterien der Identifizierbarkeit, Verfügungsmacht und des zukünftigen wirtschaftlichen Nutzens im Fokus stehen. Anschließend wird die Definition und Einordnung von Patenten im Kontext von immateriellen Vermögenswerten betrachtet.
Im weiteren Verlauf des Hauptteils wird die Frage nach dem Ansatz von Patenten in der Bilanz behandelt. Es wird die Zweistufigkeit der Aktivierung nach IAS/IFRS erläutert und die Behandlung von Forschungs- und Entwicklungskosten im Zusammenhang mit Patenten untersucht. Praktische Beispiele illustrieren die Anwendung des IAS 38 in der Praxis.
Ein weiteres wichtiges Kapitel widmet sich der Patentbewertung. Es werden Probleme im Zusammenhang mit Unsicherheiten und Risiken sowie dem Bewertungszeitpunkt und der Nutzungsdauer beleuchtet. Traditionelle Methoden der Patentbewertung, wie die kostenorientierte, marktorientierte und ertragsorientierte Bewertung, werden vorgestellt und diskutiert. Neue Methoden der Patentbewertung werden ebenfalls behandelt.
Der Abschnitt über die Erst- und Folgebewertung von Patenten nach IAS/IFRS beinhaltet die Betrachtung verschiedener Szenarien, wie den Erwerb von Patenten, den Patentkauf im Rahmen eines Unternehmenserwerbs, den Tausch von Patenten und die selbst geschaffenen Anlagewerte. Sowohl das Anschaffungskostenmodell als auch das Neubewertungsmodell werden analysiert.
Der letzte Abschnitt des Hauptteils befasst sich mit dem Ausweis von Patenten in der Bilanz.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Patentbilanzierung, IAS 38, Immaterielle Vermögenswerte, Forschung und Entwicklung (F&E), Patentbewertung, Erstbewertung, Folgebewertung, Anschaffungskostenmodell, Neubewertungsmodell.
- Quote paper
- Steffen Schupp (Author), 2005, Bilanzierung von Patenten nach IAS/IFRS, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42901