Ziel der Bachelorarbeit ist es, die Vorgehensweise der ertragsteuerlichen Behandlung der Funktionsverlagerung von Vertriebsdienstleistungen inklusive der Übertragung der Kundenliste systematisch aufzuzeigen und diese auch kritisch zu betrachten. Hieraus werden abschließend Schlussfolgerungen aus der aktuellen Gesetzgebung gezogen und mögliche, sich hieraus ergebende Folgen ersichtlich gemacht.
Der Einleitung nachfolgend soll zunächst geklärt werden, ob es sich bei der Ausgangssituation um eine Funktionsverlagerung handelt. Hierzu werden die Begriffe der Funktion und der Verlagerung analysiert, um hieraus auf das mögliche Vorliegen einer Funktionsverlagerung im steuerlichen Sinne zu schließen.
Danach wird die Bewertung der Funktionsverlagerung des Vertriebs den Kernpunkt der Thesis darstellen. Hierbei wird die vorgesehene Bewertung als Transferpaket beschrieben. Anschließend werden der hypothetische Fremdvergleich und die für das Steuersubstrat notwendige Berechnung des Gewinnpotenzials dargestellt. Hierbei liegt der Fokus auf den Bewertungsgrundlagen der IDW Standards sowie die hieraus anzuwenden Bewertungsmethoden für immaterielle Vermögensgegenstände.
Danach wird die Entstehung des Einigungsbereichs erläutert, sowie die Auswahl des Funktionsverlagerungswertes aus diesem beschrieben. Im Anschluss daran wird die Problematik der nachträglichen Preisanpassung dargestellt sowie den Gestaltungsmöglichkeiten Aufmerksamkeit gezollt, durch Nutzen einer Lizensierungsoption, die Besteuerung auf die individuelle Liquiditätslage anzupassen.
Nach der Betrachtung der Bewertung als Ganzes, wie es das Außensteuergesetz für den Regelfall vorsieht, werden Möglichkeiten aufgezeigt gerade diese mit einer Einzelbewertung zu umgehen. Abschließend wird die sich aus der Besteuerung des Transferpakets ergebende Diskrepanz zwischen AStG und HGB dargestellt sowie die Vereinbarkeit zwischen des § 3 Absatz 2 FVerlV mit Art. 9 OECD-MA und EU-Recht diskutiert.
Zum Abschluss sollen Schlussfolgerungen, die aus der Thematik der Bachelorthesis gezogen werden können wie auch mögliche zukünftige Folgen dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- I. Ausgangssachverhalt
- II. Problematik und Ziel der Bachelorarbeit
- B. Prüfung der Funktionsverlagerung
- I. Funktionsbegriff bei Übertragung von Vertriebsdienstleistungen in eine Vertriebsgesellschaft in Form des Eigenhändlers
- II. Begriff der Verlagerung
- C. Bewertung der Funktionsverlagerung des Vertriebs im Sinne des AStG
- I. Begriff des Transferpakets
- II. Bewertung des Transferpakets
- III. Abgrenzung des hypothetischen Fremdvergleichs zum tatsächlichen Fremdvergleich
- IV. Gewinnpotenzial
- 1. Kostenorientiertes Verfahren
- 2. Marktpreisverfahren
- 3. Kapitalwertorientiertes Verfahren
- V. Kapitalisierungszeitraum
- VI. Kapitalisierungszinssatz
- VII. Mittelwert des Einigungsbereichs
- VIII. Preisanpassungsklausel
- IX. Lizensierungsoption der Kundenüberlassung
- D. Möglichkeit der Einzelbewertung
- I. Kundenstamm als nicht wesentliches immaterielles Wirtschaftsgut
- II. Transferpaketäquivalenz
- III. Kundenliste als wesentliches immaterielles Wirtschaftsgut
- E. Bewertungsmöglichkeit durch § 89b HGB
- F. Diskrepanz zwischen Außensteuerrechts und Handelsrecht
- I. Widerspruch der Bewertung als Transferpaket zum Grundsatz der Einzelbewertung
- II. Abweichung der Bewertung als Transferpaket zum Fortführungsprinzip
- III. Verstoß gegen das Realisationsprinzip und Liquiditätsproblematik
- G. Diskrepanz zwischen der Transferpaketbesteuerung und Art. 9 OECD-MA
- H. Schlussfolgerungen und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der ertragsteuerlichen Behandlung der grenzüberschreitenden Übertragung von Vertriebsdienstleistungen, speziell im Zusammenhang mit der Übertragung einer Kundenliste an eine Tochtergesellschaft im Ausland. Das Ziel ist es, die Vorgehensweise der steuerlichen Bewertung dieser Funktionsverlagerung systematisch darzustellen und kritisch zu analysieren, Schlussfolgerungen aus der aktuellen Gesetzgebung zu ziehen und sich mit möglichen Folgen auseinanderzusetzen.
- Die Funktionsverlagerung von Vertriebsdienstleistungen im Sinne des Außensteuergesetzes (AStG)
- Die Bewertung der Funktionsverlagerung als "Transferpaket" und der hypothetische Fremdvergleich
- Die Ermittlung des Gewinnpotenzials und die Anwendung von Bewertungsverfahren des IDW
- Die Problematik der Preisanpassungsklauseln im AStG
- Die Diskrepanz zwischen der Transferpaketbesteuerung und den Vorschriften des Handelsgesetzbuchs (HGB) sowie der Vereinbarkeit mit Art. 9 OECD-MA
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Ausgangssachverhalt einer Funktionsverlagerung von Vertriebsdienstleistungen an eine Tochtergesellschaft im Ausland dar und erläutert die Problematik der steuerlichen Behandlung immaterieller Wirtschaftsgüter.
- Im nächsten Kapitel wird der Funktionsbegriff aus dem AStG und der Funktionsverlagerungsverordnung (FVerlV) analysiert, um festzustellen, ob es sich im vorliegenden Fall um eine steuerlich relevante Funktionsverlagerung handelt.
- Das Kapitel zur Bewertung der Funktionsverlagerung beschäftigt sich mit dem Konzept des Transferpakets und erläutert den hypothetischen Fremdvergleich. Des Weiteren werden die verschiedenen Bewertungsverfahren des IDW zur Ermittlung des Gewinnpotenzials vorgestellt.
- Das Kapitel zum Kapitalisierungszeitraum analysiert die gesetzliche Grundlage für die Ermittlung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der verlagerten Funktion und stellt die Problematik des endlichen vs. unendlichen Kapitalisierungszeitraums dar.
- Das Kapitel zum Kapitalisierungszinssatz befasst sich mit der Ermittlung des Diskontierungszinssatzes, der zur Barwertbestimmung der zukünftigen Cash-Flows verwendet wird.
- Das Kapitel zum Einigungsbereich behandelt die gesetzliche Festlegung des Preises für die Funktionsverlagerung und analysiert die Problematik des Mittelwertansatzes.
- Das Kapitel zur Preisanpassungsklausel betrachtet die gesetzliche Fiktion einer Preisanpassungsklausel und erläutert die Voraussetzungen für deren Anwendung sowie die Möglichkeiten der Widerlegung.
- Das Kapitel zur Lizensierungsoption beschreibt die Möglichkeit, statt einer Funktionsverlagerung eine Nutzungsüberlassung glaubhaft zu machen und die steuerlichen Folgen zu analysieren.
- Das Kapitel zur Möglichkeit der Einzelbewertung erläutert die vom Gesetzgeber eingeräumten Möglichkeiten, von der Gesamtbewertung des Transferpakets abzuweichen und einzelne Wirtschaftsgüter zu bewerten.
- Das Kapitel zur Bewertungsmöglichkeit durch § 89b HGB betrachtet die Besonderheit der Eigenhändlereigenschaft der Tochtergesellschaft und die mögliche Anwendung des § 89b HGB bei der Bewertung.
- Im Kapitel zur Diskrepanz zwischen Außensteuerrechts und Handelsrecht wird die Problematik der abweichenden Bewertungsmaßstäbe im AStG und im HGB sowie die mögliche Verstöße gegen das Fortführungs- und Realisationsprinzip erläutert.
- Das Kapitel zur Diskrepanz zwischen der Transferpaketbesteuerung und Art. 9 OECD-MA behandelt die Frage, ob die deutsche Funktionsverlagerungsbesteuerung gegen das OECD-Musterabkommen verstoßen könnte.
- Der Abschluss fasst die wichtigsten Ergebnisse der Bachelorarbeit zusammen, zieht Schlussfolgerungen und skizziert mögliche zukünftige Entwicklungen im Bereich der Funktionsverlagerungsbesteuerung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen grenzüberschreitende Übertragung von Vertriebsdienstleistungen, Funktionsverlagerung, Transferpaket, hypothetischer Fremdvergleich, Gewinnpotenzial, Kapitalisierungszeitraum, Kapitalisierungszinssatz, Einigungsbereich, Preisanpassungsklausel, Einzelbewertung, § 89b HGB, Außensteuergesetz (AStG), Handelsgesetzbuch (HGB), OECD-Musterabkommen (OECD-MA), Dokumentationspflicht, Doppelbesteuerung.
- Quote paper
- Heiko Wagner (Author), 2016, Grenzüberschreitende Übertragung von Vertriebsdienstleistungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428975