Anfang 2010 verschlechterte sich die Finanzlage Griechenlands so stark, dass die Risikoaufschläge für langfristige griechische Staatsanleihen neue Rekordwerte erreichten. Griechenland konnte sich de facto nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren, was zur drohenden Zahlungsunfähigkeit führte. In diesem Zusammenhang wurde befürchtet, dass Banken, die dem griechischen Staat Geld geliehen hatten, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, was die Finanzstabilität des gesamten Euroraums gefährdet hätte. Auch ein Übergreifen auf weitere verschuldete Staaten der Währungsunion wurde nicht mehr ausgeschlossen. Aufgrund der „too big to fail“-Problematik akzeptiert die EZB seit Mai 2010 Staatsanleihen als Kreditsicherheit unabhängig von deren Bonität. Um die Gläubigerbanken zu stützen gab die EZB am 9. Mai 2010 im Rahmen des SMP (Securities Markets Programme) bekannt, Staatsanleihen am Sekundärmarkt aufzukaufen. Bis Februar 2012 summierten sich die Käufe auf etwa 218 Milliarden Euro.
Unabhängig vom Erfolg der gelpolitischen Maßnahmen werde Nebenwirkungen auf andere Sektoren ausgeblendet und können derzeit auch nicht abgeschätzt werden. Die Fragestellung, die sich aus dieser expansiven Geldpolitik der EZB mit ihren Anleihekäufen ableitet lässt ist, ob die entsprechenden Maßnahmen u.U. zu Fehlentwicklungen im privaten Sektor führen. Dieser Fragestellung soll nun im Rahmen dieser Arbeit nachgegangen werden, um mögliche Auswirkungen und Konsequenzen zu analysieren und zu diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung und Operationalisierung
- 2. Zentrale Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen
- 3. Hauptteil
- 3.1 Methodik
- 3.2 Analyse
- 3.3 Ergebnisse
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den privaten Sektor, insbesondere im Hinblick auf mögliche Fehlentwicklungen. Die Analyse konzentriert sich auf die Periode seit Beginn des Anleihekaufprogramms der EZB im Jahr 2015 und befasst sich mit den Folgen der Niedrigzinspolitik und der damit verbundenen Geldschwemme für die Wirtschaft im Euroraum.
- Analyse der geldpolitischen Theorien des Keynesianismus und Monetarismus
- Untersuchung der Auswirkungen der EZB-Geldpolitik auf die Vermögenspreise im privaten Sektor
- Bewertung der Risiken von Blasenbildungen bei Vermögenswerten
- Diskussion der Auswirkungen auf die Inflation und die Kaufkraft des Geldes
- Beurteilung der langfristigen Folgen der EZB-Politik für den Euroraum
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit dar und erläutert die analytische Fragestellung. Es beleuchtet die Finanzkrise von 2008, die sich aus den Folgen der expansiven Geldpolitik der EZB ergibt, und führt in die Thematik der möglichen Fehlentwicklungen im privaten Sektor ein.
Das zweite Kapitel widmet sich den zentralen geldpolitischen Theorien des Keynesianismus und Monetarismus. Es beleuchtet die unterschiedlichen Auffassungen über die Rolle des Geldes in der Wirtschaft und diskutiert die Bedeutung der Geldpolitik für das Preisniveau und die realwirtschaftliche Entwicklung. Es werden wichtige Begrifflichkeiten wie Inflation, Liquiditätsfalle und Crowding-out erörtert und differenziert, die für die Analyse der geldpolitischen Maßnahmen relevant sind.
Der dritte Teil der Arbeit untersucht die Preisentwicklung von Vermögensgütern im privaten Sektor anhand verschiedener Indikatoren und Daten. Es werden die Indizes des FvS Vermögenspreisindex betrachtet, die sowohl die Entwicklung von Immobilien und privaten Betriebsvermögen als auch von Aktien und Rentenpapieren erfassen. Die Analyse fokussiert auf die Entwicklungen in der Eurozone und Deutschland und beleuchtet die Auswirkungen der EZB-Geldpolitik auf die Vermögenspreise.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Geldpolitik, Vermögenspreise, Inflation, Keynesianismus, Monetarismus, EZB, Anleihekäufe, Liquiditätsfalle, Crowding-out, Immobilienblase, Finanzkrise, Eurozone, Deutschland.
- Quote paper
- Stefan Lehmeier (Author), 2017, Auswirkung der Geldpolitik der EZB auf den privaten Sektor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428915