Obwohl die Zeit des deutschen Kolonialismus nur kurz währte – von 1884, als die Besitzungen des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz im heutigen Namibia unter deutsche Schutzherrschaft gestellt wurden, bis 1919 als Deutschland durch die Unterzeichnung des Versailler Vertrages auf seinen Kolonialbesitz verzichtete – erfährt die Kolonialgeschichtsschreibung in den letzten Jahren einen Aufwind.
In dieser Arbeit soll am Beispiel des Krieges der Herero und Nama gegen die deutsche Schutztruppe 1904 – 1908, untersucht werden, wie sich die Geschichtsschreibung verändert hat und welche politischen, sozialen und kulturellen Aspekte dabei eine Rolle spielten und spielen. Ich werde mein Augenmerk jedoch nur auf Quellen vor der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg, das Deutschen Kolonial Lexikon, Publikationen aus der DDR und zeitgenössische Werke legen. Diese Eingrenzung werde ich vornehmen, da so am deutlichsten wird wie sich die Geschichtsschreibung verändert hat.
Auf die gesamte deutsche Kolonialgeschichtsschreibung bezogen könnte man, nach Sebastian Conrad, einem Professor für Neuere Geschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, vereinfacht von drei Stoßrichtungen kolonialer Geschichtsschreibung sprechen.
In die erste dieser drei Phasen fallen Publikationen hinein, die in der Zeit der Weimarer Republik entstanden sind. Zusammenfassend kann man diese Werke als revisionistisch bezeichnen, da in ihnen der Ruf nach einer Neubewertung der Kolonialzeit und einer Rückgabe der Kolonien laut wird. Die zweite Phase begann in den 1960er und endete in den 1970er Jahren. Hier befasste man sich, vor dem Hintergrund der Dekolonisation, erstmals kritisch mit der deutschen Kolonialzeit. In der dritten Phase legen Historiker, vor dem Hintergrund der weltweiten Globalisierung, ihren Schwerpunkt vor allem auf sozialgeschichtliche Fragestellungen.1 Auf die Zeit vor dem Verlust der Kolonien geht Conrad jedoch nicht ein, obwohl diese Phase offensichtlich nicht seiner ersten, der revisionistischen gleichzusetzen ist, da man in dieser Phase ja noch im Besitz der Kolonien war, deswegen muss diese Phase gesondert von der Revisionistischen betrachtet werden. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen ob sich der Krieg der Herero und
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Geschichtsschreibung vor und nach dem 1. Weltkrieg
- Soldatenberichte
- Deutsches Kolonial Lexikon
- Geschichtsschreibung in der DDR – anhand Horst Drechslers „Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft“
- Zeitgenössische Geschichtsschreibung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung der Geschichtsschreibung zum Krieg der Herero und Nama gegen den deutschen Kolonialismus in Namibia (1904-1908). Sie analysiert, wie sich die Perspektive auf dieses Ereignis im Laufe der Zeit verändert hat und welche politischen, sozialen und kulturellen Faktoren diese Veränderungen beeinflusst haben.
- Die Entwicklung der Geschichtsschreibung vor und nach dem Ersten Weltkrieg
- Die Rolle des Deutschen Kolonial Lexikons und Soldatenberichten
- Die sowjetische Sichtweise auf den Krieg in der DDR
- Zeitgenössische Ansätze in der Geschichtsschreibung
- Die Einordnung des Krieges in die allgemeine Geschichte des deutschen Kolonialismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext und die Relevanz der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Sie beleuchtet die Bedeutung des Krieges der Herero und Nama für die deutsche Kolonialgeschichte und die aktuelle Debatte über die Vergangenheit.
- Historischer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die historischen Ereignisse, die zum Krieg führten, einschließlich der deutschen Kolonialisierung Namibias, der Lebensbedingungen der Herero und Nama sowie der Spannungen zwischen den deutschen Kolonialherren und der indigenen Bevölkerung.
- Geschichtsschreibung vor und nach dem 1. Weltkrieg: Das Kapitel untersucht die frühen Darstellungen des Krieges, einschließlich der Soldatenberichte und des Deutschen Kolonial Lexikons. Es analysiert die Perspektiven, die in diesen Quellen zum Ausdruck kommen, und die Rolle der kolonialen Ideologie.
- Geschichtsschreibung in der DDR: Dieses Kapitel analysiert die sowjetische Geschichtsschreibung zum Krieg, insbesondere das Werk von Horst Drechsler „Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft". Es beleuchtet den Einfluss des Kalten Krieges und die Interpretation des Krieges als Kampf gegen den Imperialismus.
- Zeitgenössische Geschichtsschreibung: Das Kapitel untersucht aktuelle Ansätze in der Geschichtsschreibung zum Krieg der Herero und Nama, die sich mit Themen wie Völkermord, Erinnerungskultur und der Rolle der Opfer auseinandersetzen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen des deutschen Kolonialismus, insbesondere mit dem Krieg der Herero und Nama in Namibia. Zentral sind dabei die Analyse der Geschichtsschreibung, der Kolonialherrschaft, der Gewalt, des Völkermordes, der Erinnerungskultur sowie der Perspektiven der indigenen Bevölkerung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Die Historiographie des Krieges der Herero und Nama gegen den deutschen Kolonialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428864