In der heutigen Zeit, wo die Befürchtung besteht, dass Medienkonzentration zu- und Meinungsvielfalt abnimmt, nehmen freie, nicht-kommerzielle Radios einen immer größeren Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Die kommerziellen Medien können den Wunsch nach vermehrter Meinungsfreiheit und einem offenen Zugang zum Medium nicht gewährleisten. Wenn man die Meinungsvielfalt dem Markt überlässt, bedeutet dies, „dass sie ohne Zensureingriffe abstirbt“ (Brugger 2003, 84).
Die vorliegende Arbeit handelt also von einem Medium, das der dritten Säule in Österreichs Medienlandschaft zuzuordnen ist. Neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dem kommerziell privaten Sektor konnten die freien, nicht-kommerziellen Anbieter in jüngster Vergangenheit große Erfolge verzeichnen. Durch qualitative Sendetätigkeit und einer großen Programmvielfalt (es gab einige Preise für diverse freie Radiosender) konnte man die Bedeutung für das österreichische Mediensystem nachhaltig bestätigen (vgl. Brugger 2003, 81).
Artikulationsmöglichkeiten für Minderheitenthemen -und gruppen wurden und werden immer weniger. Freie Radios stellen dabei eine Plattform für derartige Belange dar. Als billiges, effizientes, (in der Zukunft hoffentlich) reichweitenstarkes und schnelles Medium können sie zur Wiederentdeckung eines Artikulationskanals beitragen, den man schon längst ausschließlich in staatlichen und kommerziellen Nutzungszusammenhängen glaubte (vgl. Thurner 1995, 269).
In Kapitel 2 der Arbeit erfolgt zunächst eine Definitionsbestimmung für Freie Radios, welche die wichtigsten Grundsätze der Charta Freier Radios Österreich erläutert. Die Forderungen des Verbandes Freier Radios in Österreich werden dokumentiert, eine tabellarische Gegenüberstellung Freier Radios mit öffentlich-rechtlichem und kommerziellem Rundfunk soll Unterschiede in Bezug auf die Unabhängigkeit und Freiheit von Staat, Markt und Kapital illustrieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Freie Radios in Österreich - Komplementärmedium zum öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Rundfunk
- 3 Entstehung und Entwicklung der Freien Radios in Österreich
- 3.1 Piratenphase
- 3.2 Legalisierungsphase
- 3.3 Aufbauphase
- 3.4 Konsolidierungs- und Expansionsphase
- 4 Nicht-kommerzielle Radios in Österreich - Der schwierige, aber erfolgreiche Kampf um eine Lizenzvergabe
- 4.1 Überblick über die Sendestarts nicht-kommerzieller Radios in Österreich
- 4.2 Verein Freier Rundfunk Salzburg— Die Radiofabrik 107,5 MHz
- 4.3 Verein Freies Radio Wien - ORANGE 94.0 MHz
- 4.4 Freier Rundfunk Oberösterreich GesmbH - Radio FRO 105,0 MHz
- 4.5 Arbeitsgemeinschaft Offenes Radio - Radio AGORA 105,5MHz/106,8MHz/100,9 MHz
- 4.6 Dachverband der Vorarlberger Kommunikationszentren - Pro-Ton 104,6 MHz/95,9 MHz
- 4.7 Verein Freies Radio Steiermark – Radio Helsinki 92,6 MHz
- 4.8 College & Community Radio Hollabrunn – Gym-Radio 94,5 MHz/102,2 MHz
- 4.9 Verein Freies Radio Innsbruck – Freirad 105,9 MHz
- 5 Exkurs: Die Geschichte Freier Radios anhand von drei internationalen Fallbeispielen
- 5.1 Community Radios in den USA - Die Mutter aller Freien Radios
- 5.1.1 Die Entstehungsgeschichte der Community Radios in den USA
- 5.1.1.1 Pacifica-Foundation
- 5.1.1.2 Radikal-demokratische Hörfunkstationen
- 5.1.1.3 Community Radios
- 5.1.2 Zum Selbstverständnis von Community Radios
- 5.1.3 Organisationsform
- 5.1.1 Die Entstehungsgeschichte der Community Radios in den USA
- 5.2 Freie Radios in Deutschland - Freie Meinungsvielfalt von Bayern bis nach Schleswig-Holstein
- 5.2.1 Die Entstehung von nicht-kommerziellen Lokalradios (NKL)
- 5.2.2 Der Bundesverband Freier Radios (BFR)
- 5.2.3 Grundsätze der Freien Radios in Deutschland
- 5.2.4 Forderungen der Freien Radios in Deutschland
- 5.2.5 Überblick über das Angebot Freier Radios in Deutschland
- 5.3 Freie Radios in der Schweiz – Die Erfolgsgeschichte der Gemeinschaftsradios
- 5.3.1 Unterscheidung zwischen Lokalradios und Gemeinschaftsradios
- 5.3.2 Die Entwicklung der Lokal- und Gemeinschaftsradios in der Schweiz
- 5.3.3 Finanzierung von Gemeinschaftsradios
- 5.3.4 Der UNIKOM-Verband
- 5.3.5 Mitglieder der UNIKOM-Radios in der Schweiz
- 5.1 Community Radios in den USA - Die Mutter aller Freien Radios
- 6 Zum Untersuchungsdesign
- 6.1 Zur Methodologie - Zentrale Prinzipien qualitativer Sozialforschung
- 6.2 Das qualitative Interview
- 6.3 Expertenwissen und Experteninterview
- 6.3.1 Expertenwissen
- 6.3.2 Experteninterview
- 6.4 Datenerhebung
- 6.5 Datenauswertung
- 6.5.1 Zur Auswertungsstrategie
- 6.5.2 Zur Analyse
- 6.5.3 Ergebnisse
- 7 Freie Radios - Ein Erfolgsmodell mit finanziellen Problemen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte Freier Radios in Österreich. Sie analysiert die Rolle dieser Radios im Medienlandschaft und untersucht die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen. Die Arbeit beleuchtet sowohl die historischen Entwicklungen als auch die aktuelle Situation der Freien Radios in Österreich.
- Die Entwicklung der Freien Radios in Österreich
- Die Rolle der Freien Radios als Komplementärmedium
- Die Finanzierung und Herausforderungen für Freie Radios
- Die Bedeutung der Freien Radios für die Medienvielfalt
- Die Bedeutung der Freien Radios für die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema und stellt den Forschungsgegenstand vor. Das zweite Kapitel untersucht die Rolle der Freien Radios in Österreich im Kontext des öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Rundfunks. Das dritte Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Freien Radios in Österreich, angefangen von der Piratenphase bis zur Konsolidierungs- und Expansionsphase. Das vierte Kapitel analysiert die Situation der nicht-kommerziellen Radios in Österreich und stellt verschiedene Sender genauer vor. Das fünfte Kapitel widmet sich internationalen Fallbeispielen der Entwicklung von Freien Radios in den USA, Deutschland und der Schweiz. Das sechste Kapitel behandelt das Untersuchungsdesign der Arbeit und erläutert die methodischen Vorgehensweisen.
Schlüsselwörter
Freie Radios, Österreich, Medienlandschaft, Komplementärmedium, Entstehung, Entwicklung, nicht-kommerziell, Lizenzvergabe, Finanzierung, Herausforderungen, Medienvielfalt, Gesellschaft, Community Radios, USA, Deutschland, Schweiz, qualitative Sozialforschung, Experteninterview, Datenerhebung, Datenauswertung
- Quote paper
- Matthias Gruber (Author), 2005, Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte Freier Radios in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42852