Untersuchungsgegenstand der Arbeit ist die Koordination der verteilten Leistungserstellung in einer Supply Chain unter spieltheoretischen Gesichtspunkten, um so die Effizienz, also den Nutzen des gesamten Systems und letztendlich für jeden Beteiligten zu erhöhen.
Die Spieltheorie stellt eine Moeglichkeit der Entwicklung von Entscheidungsmodellen dar, die die zusaetzliche Problemstellung der Nutzenverteilung mit der unternehmensuebergreifenden Losgroeßenplanung verbindet und gemeinsam betrachtet. Die zwei wesentlichen Unterarten der Spieltheorie sind die kooperative und die nicht-kooperative Spieltheorie. Fuer die hier betrachtete dezentrale Supply Chain wird angenommen, dass kein Akteur ein Interesse an einer intensiven Zusammenarbeit in Form einer Kooperation hat, weil bspw. der Aufwand zu groß oder die Freigabe von Informationen nicht gewollt ist. Um die damit einhergehenden Interessenkonflikte zu analysieren, befasst sich die vorliegende Arbeit mit der nicht-kooperativen Spieltheorie und zeigt, wie ein spieltheorethisches Lösungskonzept genutzt werden kann, um einen Koordinationsmechanismus für die unternehmensübergreifende Bestandsplanung in einer dezentral gesteuerten Supply Chain zu entwickeln. Gegenstand der Betrachtung ist die Beziehung von einem Zulieferer und mehreren Abnehmern.
Nach der Einordnung der Losgrößenplanung in das Umfeld der Produktionsplanung und dem klassischen Grundmodell wird das Prinzip der zeitlichen Koordination anhand eines einstufigen Mehrproduktmodells vorgestellt, welches später bei der Koordination der Supply Chain Anwendung findet. Im Rahmen der nicht-kooperativen Spieltheorie wird das Prinzip des Stackelberg-Spiels erklärt, was zur Entwicklung des Koordinationsmechanismus verwendet wird. Es wird erklärt, wie ein Spieler die ihm zur Verfügung stehenden Informationen nutzen kann, um andere Akteure zu einem von ihm gewünschten Handeln zu bewegen. Die dafür notwendigen Prinzipien der besten Antwort und Reaktionsfunktion sowie des Gleichgewichtsbegriffs werden anhand des Nash-Gleichgewichts erläutert. Anschließend wird anhand eines Losgrößenmodells gezeigt, wie die Erkenntnisse aus der Spieltheorie verwendet werden können, um die Bestandsplanungen selbstständiger und gleichberechtigter Akteure einer Supply Chain zeitlich zu koordinieren, um Kosteneinsparungen für alle Beteiligten zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Aufbau und Überblick
- 1.3. Literaturüberblick
- 2. Grundlagen der Losgrößenplanung
- 2.1. Das klassische Bestellmengenmodell (EOQ-Modell)
- 2.1.1. Das klassische Losgrößenmodell und die Notwendigkeit einer integrierten Betrachtung
- 2.1.2. Möglichkeiten zur Koordination betrieblicher Aktivitäten in einer Supply Chain
- 2.2. Ein einstufiges Mehrproduktmodell
- 2.2.1. Das Joint Replenishment Problem
- 2.2.2. Das Joint Replenishment Problem und mehrstufige Lagerhaltungsmodelle
- 2.1. Das klassische Bestellmengenmodell (EOQ-Modell)
- 3. Grundlagen der Spieltheorie
- 3.1. Gegenstand der Spieltheorie
- 3.2. Theoretische Grundlagen
- 3.2.1. Elemente eines Spiels
- 3.2.2. Formale Darstellung von Spielen
- 3.3. Lösungskonzepte
- 3.3.1. Simultan interdependente Entscheidungssituationen
- 3.3.2. Sequentiell interdependente Entscheidungssituationen
- 4. Koordination und Spieltheorie im Kontext zentral/dezentral gesteuerter Supply Chains
- 5. Spieltheoretische Analyse eines Modells zur Zulieferer-Abnehmer-Koordination
- 5.1. Modellbeschreibung
- 5.1.1. Modellannahmen
- 5.1.2. Modellformulierung
- 5.2. Spieltheoretische Analyse und Lösung des Modells
- 5.3. Rechenbeispiel zum Modell aus Viswanathan/Piplani (2001)
- 5.3.1. Die zentrale Lösung des Zulieferer-Abnehmer-Systems
- 5.3.2. Die CRE-Strategie und die integer-ratio-policy
- 5.1. Modellbeschreibung
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der spieltheoretischen Analyse von Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen. Das Ziel ist es, die Koordination zwischen Zulieferer und Abnehmer im Kontext von Losgrößenplanung und Lagerhaltung mithilfe spieltheoretischer Modelle zu analysieren und zu optimieren. Dabei werden die Auswirkungen unterschiedlicher Entscheidungsstrukturen und Koordinationsmechanismen auf die Effizienz der Supply Chain untersucht.
- Spieltheoretische Modellierung von Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen
- Analyse von Koordinationsmechanismen in Supply Chains
- Optimierung der Losgrößenplanung und Lagerhaltung
- Einfluss von Entscheidungsstrukturen auf die Effizienz der Supply Chain
- Anwendung spieltheoretischer Lösungskonzepte auf konkrete Problemstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung der Koordination in Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen und den Aufbau der Arbeit darstellt. Anschließend werden die Grundlagen der Losgrößenplanung und der Spieltheorie erläutert. In Kapitel 4 werden die Anwendungsmöglichkeiten der Spieltheorie im Kontext von Supply Chains beleuchtet. Kapitel 5 widmet sich der spieltheoretischen Analyse eines konkreten Modells zur Zulieferer-Abnehmer-Koordination. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen, Spieltheorie, Koordination, Losgrößenplanung, Lagerhaltung, Supply Chain Management, Entscheidungsstrukturen, Optimierung, Effizienz, CRE-Strategie, integer-ratio-policy.
- Quote paper
- Jens Klonschinski (Author), 2010, Spieltheoretische Analyse von Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428093