Ich möchte in dieser Arbeit erörtern, warum „Strogany und die Vermißten“ als „der ungewöhnlichste Kriminalroman, der während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland veröffentlich wurde“ (Ansgar Warner: Kommentar zum Roman), bezeichnet wird und inwieweit diese Aussage zutrifft. Außerdem stellt sich mir die Frage, weshalb der Roman vor den Augen des NS Regierungsapparat bis zuletzt unentdeckt blieb. Wie haben die beiden Autoren es geschafft, unbemerkt so viele regimekritische Elemente in ihrem Text zu verarbeiten und welche Rolle spielt dabei Bertolt Brecht? Für mich ist aber auch interessant, inwiefern das Regime selbst Kriminalromane für ihre propagandistischen Zwecke nutzte.
Um all diese Fragen zu beantworten, werde ich mich zunächst dem Kriminalroman allgemein zuwenden. Mein Hauptaugenmerk werfe ich dabei darauf, wie dieser von einem reinen Unterhaltungsmedium zu einem propagandistischen Instrument weiterentwickelt wurde und welche Motive und Merkmale ein von den Kulturlenkern des Nazionalsozialistischen-Regimes beeinflusster Kriminalroman aufweist. Dies ist vor allem wichtig, um später die Sonderstellung des Textes „Strogany und die Vermißten“ zu verdeutlichen.
Der Schwerpunkt der Hausarbeit soll auf der Kriminalliteratur des Dritten Reiches liegen, da diese Zeit von der Literaturforschung häufig ausgeklammert wird und der Eindruck entstehen könnte, es wäre keine Kriminalliteratur verfasst worden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung des Kriminalromans
- Der Kriminalroman als Unterhaltungsmedium
- Der Kriminalroman im Dritten Reich
- Die Entwicklung des Kriminalromans zur Propagandawaffe
- Motive und Merkmale des Kriminalromans im Dritten Reich
- Gegen das Regime
- Die „Rote Kapelle“
- Peter Tarin alias Edwin Tietjens
- Adam Kuckhoff
- „Strogany und die Vermissten“ – Ein Kriminalroman
- Ein zeitkritischer Detektivroman?
- Unterschiede zur „gelenkten“ Kriminalliteratur des Dritten Reiches
- Die versteckten Botschaften
- Die „Rote Kapelle“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Kriminalroman „Strogany und die Vermissten“ von Adam Kuckhoff und Peter Tarin alias Edwin Tietjens, der während der NS-Diktatur geschrieben wurde. Ziel ist es, die Sonderstellung des Romans als „ungewöhnlichsten Kriminalroman“ des Zweiten Weltkriegs zu beleuchten und die antifaschistischen Botschaften der Autoren zu analysieren. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Kriminalromans als propagandistisches Instrument des Regimes und den Wandel vom reinen Unterhaltungsmedium hin zur ideologischen Waffe.
- Die Entwicklung des Kriminalromans als Unterhaltungsmedium und Propagandainstrument
- Die Nutzung des Kriminalromans für propagandistische Zwecke durch das NS-Regime
- Der Widerstand der Autoren gegen das NS-Regime und die Rolle der „Roten Kapelle“
- Die Analyse der zeitkritischen Elemente in „Strogany und die Vermissten“
- Die Bedeutung des Romans für die Kriminalliteratur im Dritten Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kriminalroman „Strogany und die Vermissten“ von Adam Kuckhoff und Peter Tarin vor und erläutert die Forschungsfrage: Warum wird dieser Roman als außergewöhnlichster Kriminalroman des Zweiten Weltkriegs bezeichnet und wie haben die Autoren es geschafft, regimekritische Elemente in ihrem Text zu verarbeiten?
Kapitel 2 beleuchtet die allgemeine Entwicklung des Kriminalromans, die von der Entstehung um 1850 bis zur Zeit des NS-Regimes reicht. Es wird auf den Unterhaltungscharakter und die Definition des Genres eingegangen, sowie auf die Entwicklung des Kriminalromans als propagandistisches Instrument des NS-Regimes.
Kapitel 3 widmet sich dem Widerstand der Autoren gegen das NS-Regime, ihrer Arbeit in der „Roten Kapelle“ sowie einer detaillierten Analyse von „Strogany und die Vermissten“. Dabei wird die zeitkritische Botschaft des Romans herausgestellt und seine Unterschiede zur „gelenkten“ Kriminalliteratur des Dritten Reiches betrachtet. Die Untersuchung der versteckten Botschaften in „Strogany und die Vermissten“ und die Rolle von Bertolt Brecht schließen dieses Kapitel ab.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind: Kriminalroman, Propaganda, „Rote Kapelle“, Widerstand, NS-Regime, zeitkritische Literatur, „Strogany und die Vermissten“, Adam Kuckhoff, Peter Tarin, Bertolt Brecht, Unterhaltungsliteratur.
- Quote paper
- Chiara Michel (Author), 2018, Der Kriminalroman im Dritten Reich. Eine Waffe für und gegen das Regime, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427277