Bereits im Jahr 1755 sprach der deutsche Hofbeamte Johann Heinrich Gottlob von Justi in seinem Hauptwerk „Staatswirtschaft“ von der Landwirtschaft als einer „Kunst“, die darauf abzielt, „die Nahrungsgeschäfte [...] dergestalt einzurichten, daß dadurch das Vermögen erhalten, vermehrt, vernünftig gebrauchet und die zeitliche Glückseligkeit der Privatperson gefördert werde.“ Diese bereits sehr frühe reflektierende Auseinandersetzung mit dem Thema der Landwirtschaftsgeschichte bzw. ihrer sozialen Bedeutung zeugt von der Wichtigkeit dieser Disziplin. Darauffolgende Historikergenerationen widmeten sich auch der Erforschung der Geschichte der Landwirtschaft, die über Jahrtausende den bei weitem größten Teil der Bevölkerung ernähren sollte und somit das zentrale Element des menschlichen Lebens über eine enorme Zeitspanne hinweg war. So etwa Christian Eduard Langenthal in seiner „Geschichte der theutschen Landwirthschaft“ (1847-1856) oder Karl Lamprecht, dessen Werk „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter“ von 1885 /1886 auch heute noch zu den wichtigsten Beiträgen zur Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters zählt.
Die Landwirtschaft hat heute ihre zentrale Rolle für die Volkswirtschaft nicht mehr inne, dennoch würde man ohne sie die Bevölkerung nach wie vor nicht ernähren können; somit ist sie auch heute noch – zwar etwas aus dem Rampenlicht des Allgemeininteresses weggerückt – mit der wichtigste Sektor unserer Gesellschaft.
Als Vertreter der aktuellen Generation der Agrarhistoriker seien hier Günther Franz als Herausgeber und Mitautor der sechsbändigen Reihe „Deutsche Agrargeschichte“, Wilhelm Abel und Werner Rösener genannt. Auf Werke beider letztgenannter stützt sich diese Arbeit.
Wilhelm Abel selbst spricht im Vorwort seines Werkes „Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert“ von einer „reichen Literatur zur Geschichte der deutschen Landwirtschaft“ . Der Großteil der aktuellen Literatur fällt in etwa in den Jahren 1960 bis 1980 an, als wirklich aktuellen Autor (bis in die Neunziger Jahre) kann hier nur Werner Rösener genannt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das frühe Mittelalter (ca. 500 bis 800)
- Bevölkerungsentwicklung im frühen Mittelalter
- Landwirtschaft im frühen Mittelalter
- Viehhaltung im frühen Mittelalter
- Ackerbau im frühen Mittelalter
- Das Hochmittelalter (ca. 800 bis 1300)
- Bevölkerungsentwicklung im Hochmittelalter / Landesausbau
- Ausbau des Altsiedellandes
- Neulandgewinnung
- Landwirtschaft im Hochmittelalter
- Ackerbau im Hochmittelalter
- Viehhaltung im Hochmittelalter
- Technischer Fortschritt im Hochmittelalter
- Das Spätmittelalter (ca. 1300 bis 1500)
- Bevölkerungsentwicklung im Spätmittelalter
- Die wirtschaftlichen Folgen des Bevölkerungsrückgangs
- Landwirtschaft im Spätmittelalter
- Ackerbau im Spätmittelalter
- Viehhaltung im Spätmittelalter
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen knappen Überblick über die Strukturen der mittelalterlichen Landwirtschaft und ihren engen Zusammenhang mit der Siedlungsgeschichte. Der Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der Umstellung von der Viehwirtschaft zur Getreidewirtschaft im Hochmittelalter.
- Die Entwicklung der Bevölkerungszahl im frühen, hohen und späten Mittelalter
- Die Bedeutung der Viehhaltung und des Ackerbaus in der frühmittelalterlichen Landwirtschaft
- Die Veränderungen in der Landwirtschaft im Hochmittelalter, insbesondere die Einführung der Dreifelderwirtschaft und der technischen Fortschritte
- Die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs im Spätmittelalter auf die Wirtschaft
- Die Rolle der Siedlungsgeschichte bei der Gestaltung der mittelalterlichen Landwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Landwirtschaft in der Geschichte und die Entwicklung der Forschung auf diesem Gebiet.
- Das Kapitel über das frühe Mittelalter beschreibt die Bevölkerungsentwicklung und die dominante Rolle der Viehzucht in der Landwirtschaft.
- Das Kapitel über das Hochmittelalter analysiert die Bevölkerungsentwicklung im Kontext des Landesausbaus und beleuchtet die Veränderungen in der Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt auf der Einführung der Dreifelderwirtschaft.
- Das Kapitel über das Spätmittelalter behandelt die Folgen des Bevölkerungsrückgangs auf die Wirtschaft und die Veränderungen in der Landwirtschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schwerpunkten Landwirtschaft, Siedlungsgeschichte, Viehhaltung, Ackerbau, Dreifelderwirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Landesausbau und technischen Fortschritt im Mittelalter.
- Quote paper
- Thorsten Mohr (Author), 2001, Landwirtschaft und Siedlungsgeschichte im Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42622