Diese Hausarbeit ist im Rahmen des Seminars „Probleme pädagogischer Wissenschaftstheorie“ entstanden. In diesem Seminar wurden die verschiedenen Auffassungen von Wissenschaft und deren Problematiken behandelt. Im Vordergrund der Diskussion standen die Fragen: Was ist eine Theorie und was ist Wissenschaft?, Was ist die Sprache und Logik von Wissenschaft? und Wie gelangen Wissenschaftler zu Erkenntnis? Letztere Fragestellung ist zugleich Thema dieser Arbeit, wobei diese auf die Geisteswissenschaftliche Pädagogik bezogen wird. Das heißt: Wie gelangen geisteswissenschaftliche Pädagogen zu ihrer Erkenntnis?
Zum Verständnis dessen, soll vorerst der Seminarkontext hergestellt werden, um einen Überblick über die Problematik zu bekommen.
Der Begriff „Theorie“ ist im alltäglichen Sprachgebrauch negativ besetzt. Der „Theorie“ wird idealistisches und Verlust des Realitätsbezugs vorgeworfen. Im ursprünglichen Wortsinn bedeutet „Theorie“ Schauen oder Schaubühne. Somit scheint die Bedeutung des Wortes im passiven Handeln zu liegen. Der Theoretiker wird zum Beobachter der Praxis und seine Aufgabe liegt in der Bewertung und Interpretation des Beobachteten.
Wenn wir von „Wissenschaft“ sprechen, dann meinen wir das Beobachten von Problemen und das Suchen nach entsprechenden Lösungen. Aus den gefundenen Problemlösungen ergeben sich oftmals weitere Probleme. Und somit beschränkt sich Wissenschaft immer auf einen bestimmten, klar definierten Bereich, d.h. die Art der Tätigkeit wird genau beschrieben.
Diese Beschreibung der Tätigkeit erfolgt durch die Sprache. Die sprachlichen Tätigkeiten, wie Bewertung, Analyse und Argumentation sollen dem Anspruch der Wahrheit genügen. Sprachen werden in Bezug auf ihren Kontext in Bildungssprache, Fachsprache, Wissenschaftssprache, Formalsprache, Umgangssprache u.v.a. unterschieden. Da es im Gebrauch von Sprachen zu Missverständnissen kommen kann, müssen Relationen gesetzt werden. Denn, wenn ich sage: „Das Haus ist klein!“ ist es eine Ermessensfrage. Entscheidend ist, zu welchem anderen Haus, dieses Haus klein ist. Ebenso entscheidend ist die Frage nach synthetischen Sätzen und analytischen Sätzen. „Logik“ und „Sprache“ sind Werkzeuge von Wissenschaft.
Wie Wissenschaftler zu Wissen und Erkenntnissen gelangen ist die Frage nach der Methodologie und der Erkenntnistheorie.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die zentralen Begriffserklärungen
- 2.1. Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik
- 2.2. Das Verstehen als Methode - Hermeneutik
- 3. Die qualitative Sozialforschung
- 3.1. Die Entwicklung der qualitativen Sozialforschung
- 3.2. Die Theoretischen Konzepte qualitativer Forschung
- 3.2.1. Das Forschungsprogramm subjektiver Theorien
- 3.2.2. Die Objektive Hermeneutik
- 3.2.3. Die Grounded Theory
- 3.3. Die Methoden
- 4. Der Theorie-Praxis-Bezug
- 4.1. Der Bezug von qualitativer Forschung zu praktischem Handeln
- 4.2. Das Fallverstehen – Kasuistik
- 5. Die kritischen Stimmen zur qualitativen Sozialforschung
- 5.1. Die Probleme, die Kritiker sehen
- 5.2. Die Diskussion der Kontroverse
- 6. Das Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie eine Erziehungswissenschaft, die das Konzept der hermeneutisch-qualitativen Sozialforschung verwendet, praktisches Handeln in pädagogischen Situationen verlässlich leiten kann. Sie untersucht die These, dass die Wissenschaftlichkeit nicht in der Erkenntnis der Wirklichkeit liegt, sondern auf praktisches Handeln zu beziehen ist.
- Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik und ihre Methoden
- Die Hermeneutik als Methode des Verstehens
- Die theoretischen Konzepte qualitativer Forschung
- Der Bezug von qualitativer Forschung zu praktischem Handeln
- Die Kontroverse über die qualitative Sozialforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt den Seminarkontext der Arbeit vor und beleuchtet den Begriff „Theorie“ sowie den Begriff „Wissenschaft“ im Hinblick auf die Problematik des Erwerbs von Wissen. Sie führt in die Thematik der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik und ihrer Forschungsmethoden ein. - Kapitel 2: Die zentralen Begriffserklärungen
Dieses Kapitel erläutert die Geisteswissenschaftliche Pädagogik, die sich in ihrer Forschung auf die qualitative Sozialforschung mit dem Verstehen als Methode stützt. Es wird die Hermeneutik als Methode des Verstehens vorgestellt. - Kapitel 3: Die qualitative Sozialforschung
Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der qualitativen Sozialforschung und ihre theoretischen Konzepte wie das Forschungsprogramm subjektiver Theorien, die Objektive Hermeneutik und die Grounded Theory. Außerdem werden die verschiedenen Methoden der qualitativen Sozialforschung vorgestellt. - Kapitel 4: Der Theorie-Praxis-Bezug
In diesem Kapitel wird der Bezug von qualitativer Forschung zu praktischem Handeln untersucht. Es wird das Konzept des Fallverstehens und der Kasuistik vorgestellt. - Kapitel 5: Die kritischen Stimmen zur qualitativen Sozialforschung
Dieses Kapitel analysiert die Probleme, die Kritiker an der qualitativen Sozialforschung sehen und diskutiert die Kontroverse über die Methode.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Geisteswissenschaftliche Pädagogik, Hermeneutik, qualitative Sozialforschung, Theorie-Praxis-Bezug, praktisches Handeln, pädagogische Situationen, Kontroverse.
- Quote paper
- Janine Kempin (Author), 2005, Hermeneutik. Definition, Sozialforschung, Theorie-Praxis-Bezug und Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42589