„Politik ist eine zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Männern überlassen könnte“. Käthe Strobel, ehemalige deutsche Bundesministerin spricht hier zwei entscheidende Faktoren an. Einerseits wird festgestellt, dass die Politik allein von Männern gemacht wird. Des weiteren handelt es sich um ein Feld, das nicht trivial ist, und bedenkenlos als männerdominiert bestehen bleiben kann. Somit gilt dieser Ausspruch als Appell an Frauen diesen Umstand zu ändern.
Dass sich die Macht der Welt aus der Geschichte betrachtet auf die Männerwelt konzentriert hat, ist mit einem einfachen Blick auf die Entwicklung innerhalb Deutschlands getan. Da Medien die primären Bezugsquellen des politischen Geschehens der Wählerschaft sind, ist es von entscheidender Wichtigkeit wie eine Kandidatin im Vergleich zu ihren männlichen Mitbewerbern dargestellt wird. Diese Ausführungen beschreiben und analysieren, welche außerordentlichen Herausforderungen und Möglichkeiten angehende Politikerinnen sich im politischen Wettbewerb gegenüber ihren männlichen Kollegen stellen.
„Politik ist eine zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Mannern uberlassen konnte[1] '[1]. Kathe Strobel, ehemalige deutsche Bundesministerin spricht hier zwei entscheidende Faktoren an. Einerseits wird festgestellt, dass die Politik allein von Mannern gemacht wird. Des weiteren handelt es sich um ein Feld, das nicht trivial ist, und bedenkenlos als mannerdominiert bestehen bleiben kann. Somit gilt dieser Ausspruch als Appell an Frauen diesen Umstand zu andern. Dass sich die Macht der Welt aus der Geschichte betrachtet auf die Mannerwelt konzentriert hat ist mit einem einfachen Blick auf die Entwicklung innerhalb Deutschlands getan. 1919 erhielten Frauen erstmals das Recht wie ihre mannlichen Kollegen an politischen Wahlen teilzunehmen. In den ersten deutschen Bundestag 1949 wurden 28 Frauen gewahlt, was 6,8 Prozent ausmachte. 1961 wurde Elisabeth Schwarzhaupt von der CDU im Kabinett Adenauer V die erste Ministerin auf Bundesebene. Mehr als 20 Jahre spater bekleidete Heide Simonis von der SPD als erste Frau das Amt der Ministerprasidentin eines Bundeslandes und 2005 konnte Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik werden. GleichermaRen sind im Jahre 2016 36,4 Prozent der Abgeordneten im Bundestag Frauen. Diese Eckdaten der Entwicklung der deutschen Politik zeigen, dass eine einst vollig ,mannliche’ Politik langsam aber sicher einen ’’weiblichen Touch’’ bekommt, jedoch die Welt noch weit davon entfernt ist, dass sich hier ein halbwegs ausgeglichenes Verhaltnis eingependelt hat.
Da Medien die primaren Bezugsquellen des politischen Geschehens der Wahlerschaft sind, ist es von entscheidender Wichtigkeit wie eine Kandidatin im Vergleich zu ihren mannlichen Mitbewerbern dargestellt wird. Im Folgenden soll beschrieben und analysiert werden, welche auRerordentlichen Herausforderungen und Moglichkeiten angehende Politikerinnen im politischen Wettbewerb gegenuber ihren mannlichen Kollegen sich stellen. In diesem Zusammenhang soll die mediale Berichterstattung uber weibliche Kandidaten im Besonderen betrachtet werden. Fur folgende Ausfuhrungen werden primar drei wissenschaftliche Beitrage herangezogen: „Is She Man Enough? Women Candidates, Executive Political Offices, and News Coverage[1]' von Lindsey Meeks, Professorin am Institut fur Kommunikationswissenschaft der University of Oklahoma, sowie die beiden Ausfuhrungen von Christina Holtz-Bacha, Professorin des kommunikationswissenschaftlichen Lehrstuhls an der Friedrich-Alexander Universitat Erlangen-Nurnberg: „Die Darstellung von Politikerinnen in den deutschen Medien“ und „Politikerinnen-Bilder im internationalen Vergleich“.
Fakt ist, dass Frauen in politischen Spitzenamtern in fast alien Landern der Welt immer noch die Ausnahme bilden. Da es hierfur also noch wenig Erfahrungswerte und Konzepte gibt, wie dieser Umstand zu andern ist, fuhrt das zwanglaufig zu zwei Fragen: Wie sollen sich Frauen prasentieren, die politische Amter und Spitzenpositionen bekleiden wollen? Und zweitens wie gehen Medien mit dem Novum Frau in der Politik um. Zunachst versucht eine Frau in ein Terrain vorzudringen das von Mannern umgeben ist. Das erste Mal als Frau in einer Position die immer von Mannern besetzt war, bringt eine Verunsicherung und Irritation mit sich. So gab es vor Angela Merkel noch nie eine Bundeskanzlerin, die sich in dieser Rolle adaquat zum roten Teppich kleiden musste und zeigte wie man als weibliches Staatsoberhaupt den Militarkapellen zunickt. Diese Fremdheit und Sonderrolle der ersten Frauen in hohen politischen Amtern erfordert Mut und Pioniergeist und auf der anderen Seite Gewohnung und Akzeptanz in der demokratischen Gesellschaft (vgl. Holtz-Bacha 2008, S. 89). Ein Milieu das traditionell ein doch recht ’’maskulines“ Image tragt: Durchsetzungsstarke, Machtwillen, Rationalitat und Selbstvertrauen - Eigenschaften die einem ’’echten Mann“ zugeschrieben werden und zum politischen Tagesgeschehen gehoren. „Manly Men, doing manly things, in manly ways“, wie es die amerikanische Gender- Studies Wissenschaftlerin Duerst-Lahiti damit auf den Punkt gebracht hat (ebd. 2008, S. 87).
Frauen, die in die Politik gehen wollen, begeben sich in ein gender-Inkongruentes Berufsfeld. Harte Themen der Politik fest als Mannerkompetenzen wahrgenommen, laufen entgegen der Weiblichkeit, die Politikerinnen nicht leugnen konnen und wollen. Somit begeben sie sich in eine sogenannte „double bind“ Situation. Sofern Frauen ihre weiblichen Gendermerkmale prasentieren und damit als Kandidatinnen ins politische Rennen gehen, werden Sie moglicherweise nicht ernst genommen, da dies nicht in das Bild des starken Politikers passt. Ihre Kompetenzen dafur wurden in Frage gestellt und die Wahlerschaft vertraut moglicherweise eher dem gender-kongruenten mannlichen Mitbewerber. Die andere Moglichkeit ist, dass Frauen entgegen der Stereotypen mannliche Charakterzuge und Merkmale annehmen und verauRern um die Charakteristiken des Politikers zu erfullen. Dabei laufen Kandidatinnen Gefahr gegenuber der Wahlerschaft ihr eigenes Geschlecht bzw. ihre weibliche Identitat zu verleugnen und somit als ’’Mannsweiber“ und Normbrecher zu viel Skepsis in der Rezeption mit sich bringen (vgl. Holtz-Bacha 2009, S.1 und Meeks 2012, S. 176).
Dieses Dilemma macht es Frauen schwer sich einen Platz in den mannlichen Reihen zu verschaffen, da hier traditionelle Geschlechtermuster noch zu stark wirken, als dass sie unbedenklich mit gleichen Voraussetzungen in den Wahlkampf gehen konnen. Lindsey Meeks hat hier ein Konzept beschrieben, dass es Frauen jedoch ermoglichen kann, dieses Dilemma zu umgehen (vgl. Meeks 2012, S. 178). Ohne mit ihrer weiblichen Identitat zu brechen, konnen Frauen maskuline Subtypen innerhalb ihres Personlichkeitsentwurfs integrieren. Diese maskulinen Charakterzuge werden dem vorherrschenden weiblichen Selbst- und Fremdbild untergeordnet und dienen somit als Werkzeug, mit welchem der politische Wettstreit besser auf Augenhohe bestritten werden kann. Wichtig ist hierbei, dass von der Kandidatin klar suggeriert werden kann, dass sie zunachst Frau ist, aber auch uber die ’’mannlichen“ Kompetenzen verfugt. Diese Herausforderung stellt jedoch eine Gradwanderung dar, da das Verhaltnis hier genau austariert werden muss um nicht wieder Gefahr zu laufen, als ’’Madchen“ oder andererseits ’’Mannsweib“ in Verruf zu geraten. Maskuline Subtypen stellen kein Universalrezept fur Kandidatinnen dar, aber sie konnen helfen durch eine komplexere Personlichkeitsstruktur die vorherrschenden Muster zunachst zu umgehen um den FuR in die Tur zur ’’Mannerpolitik“ zu bekommen (vgl. Meeks 2012, S.179).
Wenngleich das gesamte politische Berufsfeld mannlich konnotiert zu sein scheint, so gibt es doch politische Ressorts, die noch eher gender-kongruent zur weiblichen Personlichkeit passen. Weibliche Charakterzuge wie Warmherzigkeit, Mitgefuhl, Emotionalitat, Altruismus und Charme passen im stereotypischen Sinne auch tendenziell besser zu den Politikbereichen Gesundheit, Familie, Umwelt, Bildung und dem Sozialen Wohl (vgl. Meeks, 2012, S.180). So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Bundesministerinnen, gerade diese Posten erlangten und es immer noch auffallig ist, dass Frauen in der Politik, wenn sie denn nach Ministerien greifen, am ehesten in diesen Ressorts zu finden sind. Als Frau die sich hier in den crossgender Bereich gewagt hat, war Ursula von Leyen als sie das moglicherweise ’’harteste und mannlichste“ Ministerium, das der Verteidigung 2013 ubernahm.
Wenngleich Studien belegen, dass die „weichen-weiblichen“ Ressorts von der Wahlerschaft als weniger relevant eingestuft werden als die „harten- mannlichen“ Gebiete (vgl. Meeks 2012, S.180), so kann man hier moglicherweise auf einen Wertewandel vorausschauen. Gerade in Zeiten wo das Fluchtlingsthema immer relevanter wird und der soziale Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft zu zerbrechen droht, sind gerade ’’weibliche“ Charakterzuge wie Warmherzigkeit, Altruismus und Mitgefuhl ein unverzichtbarer sozialer Kitt. Konfliktherde schwelen zwischen dem USA, dem IS, der Turkei und Russland. Aggressive Charakterzuge und ’’maskuline Harte“ beiRen hier moglicherweise mittelfristig auf Granit, wahrend ’’weiblichere Politik“ die friedlichere Variante und Alternative darstellt.
Wir leben in einer Zeit, in der die Medien die primare Bezugsquelle fur die Wahlerschaft darstellen. Demokratisches Verstandnis ist es, dass die mundige Gesellschaft durch die mediale Berichterstattung von dem politischen Geschehen Kenntnis erlangt und der Journalismus in einem ausgewogenen Verhaltnis politische KandidatInnen zu Wort kommen lasst. BurgerInnen verlassen sich auf die Berichterstattung, da diese ein maRgeblicher Faktor zur Wahlentscheidung darstellt. Da JournalistInnen jedoch auch Menschen mit eigenen Gesinnungen sind, kommt die Berichterstattung nicht umhin, vollig wertfrei und objektiv zu sein, sondern hier entweder eine bewusste oder unbewusste Beurteilung des Phanomens Frau in der Politik stattfindet. In der Wissenschaft wurde dieses Thema zwar bislang wenig untersucht, jedoch finden sich hier dennoch sehr unterschiedliche These, Studien und Befunde zur Konnotationen der Politikerin um Vergleich zum mannlichen Kontrahenten. Holtz-Bacha beschreibt eine Marginalisierung und Trivialisierung der Frau in der Politik. Angelehnt an die Gender-Inkongruenz wird von der Gesellschaft, wie von den Medien eine Frau in der Politik weniger ernst genommen. Es wurde beispielsweise festgestellt, dass Kandidatinnen haufiger mit dem Vornamen angesprochen werden, was zu einer Verniedlichung fuhrt und im Kontrast zur Ernsthaftigkeit der Politik steht, wofur Durchsetzungskraft von Noten ist (vgl. Holtz-Bacha 2009, S.4). Auch werden Politikerinnen oft als Anhangsel von bekannten Mannern genannt. So ist der Ausdruck von „Kohls Madchen“ fur Angela Merkel ist in Deutschland uberall bekannt, ahnlich verhalt es sich mit Martine Aubry, Burgermeisterin von Lille, die als Protege des ehemaligen franzosischen Prasidenten Francois Mitterand galt oder Hillary Clinton, die sich stark dagegen wehrte immer so betrachtet zu werden, als wurde sie stets im Schatten ihres Ehemanns Bill stehen (vgl. Holtz-Bacha 2009, S.3).
Auch gibt es einige Befunde dazu, dass bei weiblichen Kandidaten eine starkere Vermengung zwischen ihrer Rolle als Frau und somit auch ihre Privatheit und ihrer politischen Agenda sich ausgesetzt sind. Gerade da traditionelle Rollenmuster Frauen eher bei Familie und Haushalt sehen und Manner als Versorger mit Berufsrollen, entlarvt sich auch die Berichterstattung dadurch, dass sie diesen Mustern verhaftet ist und nach personlichen Eigenschaften der Politikerin starker sucht, um hier eine Inkongruenz zwischen Geschlecht und Beruf zu bestatigen (vgl. Holtz-Bacha 2009, S.3). Andererseits wurde aber auch gerade im mannlich dominierte Feld des Journalismus die phanomenologische Vorsicht beobachtet, sich zu stark zu Privatheit und AuRerlichkeiten von Politikerinnen zu auRern, um sich nicht dem Vorwurf des Sexismus einzuhandeln (vgl. Holtz-Bacha 2008, S.182). Entgegen einer Marginalisierung der Kandidatin, gilt aber auch der Nachrichtenfaktor Frau als Neuheit. Frauen konnen somit auch innerhalb der Medien sich ihren besonderen Nachrichtenwert zu Nutze machen. Sie erhalten unweigerlich, egal ob Sie mit dem Thema Frau plakativ in den Wahlkampf ziehen, oder einfach nur subtil als Vertreterin des weiblichen Geschlechts kandidieren einen Aufmerksamkeitsbonus. So konnte Gerhard Schroder beispielsweise im Wahlkampf 2005 nicht auf den sogenannten ’’Kanzlerbonus“ zuruckgreifen. Der Kanzlerbonus meint den Aufmerksamkeitsbonus der sich aus der Wichtigkeit der Aussagen als bestehender Kanzler und zusatzlich erneuter Kanzlerkandidat addiert. Herausforderin Merkel erzielte aber soviel Aufmerksamkeit nicht nur durch ihre starke und aussichtsreiche Kampagne mit der CDU, sondern auch durch ihren Nachrichtenwert als weiblicher Herausforderer, womit Schroder in den medialen Schatten gestellt wurde (vgl. Holtz-Bacha 2008, S.185).
Die Berichterstattung hinsichtlich des Neuigkeitswerts von Frauen in der Politik, die Fokussierung von genderspezifischen Charakterzugen und genderspezifischen politischen Inhalten hat Lindsey Meeks in den USA untersucht (ebd. 2012). Die amerikanische Wissenschaftlerin hat mit einer Inhaltsanalyse die Berichterstattung von acht gemischtgeschlechtlichen Wahlkampfen analysiert - hierfur wurden insgesamt 706 Zeitungsartikel aus acht verschiedenen uberregionalen Zeitungen gecodet. Als Kandidatinnen gingen jeweils Elisabeth Dole, Sarah Palin, Claire McCaskill und Hillary Clinton gegen mannliche Mitbewerber ins Rennen. Die Wahlkampfe mit den entsprechend untersuchten Berichterstattungen fanden zwischen 1999 und 2008 statt.
Hinsichtlich der vorangegangenen theoretischen Befunde ergaben sich fur Meeks Hypothesen zu den drei folgenden Themenbereichen. Erstens: Zeitungsartikel innerhalb der Wahlkampfzeit beinhalten eher Neuigkeitslabels fur Kandidatinnen, als fur Kandidaten. Zweitens: Kandidatinnen werden haufiger mit gender- kongruenten und gender-inkongruenten politischen Themen konfrontiert als ihre mannlichen Kollegen. Drittens: Kandidatinnen werden haufiger mit genderspezifischen Charakterzugen konfrontiert als ihre mannlichen Kontrahenten. Zusatzlich wurden zu allen drei Hypothesen analysiert, ob sich der Effekt verstarkt, sofern es um ein politisch hoheres Amt geht.
Mit punktuellen Abweichungen wurden alle drei Hypothesen von Meeks in ihrer Inhaltsforschung bestatigt. Auch hat die Studie die Hypothese bekraftigt, dass genderspezifische Themen von Journalisten umso pragnanter wurden, je hoher die Frau auf der politischen Leiter zu klettern vermochte. Lediglich bei Hillary Clintons Wahlkampfen konnte die Hypothesen nur zum Teil bestatigt werden. Insgesamt aber ist eine Ungleichbehandlung der Frauen durch die Medien klar zu beobachten, was bedeutet, dass der Journalismus hier sich noch nicht frei von geschlechterspezifischer Behandlung machen konnte. Dennoch ist hier anzumerken, wenngleich diese Art der Diskriminierung durch die Medien recht
stringent zu konstatieren war, das AusmaR der Ungleichbehandlung doch auf einem recht niedrigen Niveau von wenigen Prozentpunkten lag und somit keine unuberwindbare Hurde darstellt. Auch wenn im Untersuchungszeitraum von Lindsey Meeks fast zehn Jahre liegen und in dieser Zwischenzeit mehr Frauen in den USA politische Spitzenamter erklimmen konnten, so musste Sie doch feststellen, dass sich die Berichterstattung nicht weniger genderspezifisch entwickelt hat (vgl. Meeks 2012, S.185).
Holtz-Bacha entgegnet hierbei, dass ein groRer Schritt getan ist, sobald Personen gegenuber der Offentlichkeit zunachst in einer bestimmten Berufsrolle auftreten - es gilt diese primare Rolle als entscheidende anzusehen und erst nachrangig die Rolle der Person als Frau oder Mann. Gerade in der Politik sind somit die Kandidatinnen auf der einen Seite und die Rezipienten auf der anderen Seite angehalten, die Verweisung auf das Geschlecht zur Nebensache werden zu lassen. Erst wenn sich die Folie Geschlecht hinter die Folie Beruf schiebt, ist eine Diskriminierung des Geschlechts in Berufen und insbesondere in politischen Amtern uberwunden (vgl. ebd. 2008, S.87f).
Interessanterweise ist von den bisherigen Beispielen von Frauen in politischen Spitzenamtern eher diejenige erfolgreich gewesen, die ihr Geschlecht nicht plakativ zum Wahlkampfthema gemacht hat. Angela Merkel ist auf samtliche Anspielungen und Fragen zu ihrem Geschlecht nicht eingegangen, wohingegen Gesine Schwan als Bundesprasidentschaftskandidatin und Segolene Royal als franzosische Prasidentschaftskandidatin das Thema Frau zum Wahlkampfthema gemacht haben und nicht erfolgreich in ihrer Kandidatur waren (vgl. Holtz-Bacha 2009, S.3 und ebd. 2008, S.87). Hier allgemeine Schlusse zu ziehen ware vorschnell, da zu wenig Erfahrungswerte und Beispiele dafur dienen. Im Sinne einer Antidiskriminierung sollte langfristig nicht nur das Geschlecht kein Faktor sein, von dem es abhangt, ob eine Kandidatur bessere oder schlechte Chancen auf ein politisches Amt hat, sondern das Geschlecht sollte nicht als Merkmal herausgestellt werden, sofern eine Gesellschaft angestrebt wird, die als primares Merkmal fur gute Politik politische Inhalte sieht.
Zusammenfassend lasst sich feststellen, dass hier der Status-Quo noch lange nicht an einem Punkt angekommen ist, wo von Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und Chancengleichheit gesprochen werden kann. Das liegt zum einen an traditionellen gesellschaftlichen Rollenmustern, die einer starken Genderspezifik verhaftet sind. Auch die „Mannerbastion“ Politik versucht einerseits das Geschaft in Mannerhand zu behalten, Frauen trauen sich womoglich nicht in dieses Terrain einzudringen oder haben schlichtweg nicht die Ambitionen diese machtstrukturellen Ungleichheiten aufbrechen zu wollen. Dennoch ist ein langsamer aber sehr konstanter Paradigmenwechsel erkennbar. Auch wenn eine Ausgeglichenheit noch in weiter Ferne ist, haben Frauen haben Spitzenamter erklommen ohne dafur belachelt zu werden und weitere werden mutig diesem Beispiel folgen. Die meisten Sprunge ins kalte Wasser sind getan, sodass fortan Politikerinnen sich an Vorgangerinnen orientieren konnen und zumindest auf erste Konzepte zuruckgreifen konnen - die groRte Hemmnis wurde ihnen somit genommen. Die immer noch eindeutig genderspezifische Berichterstattung ist ein groRer Stolperstein, der den Frauen auf dem Weg zur geschlechtlichen Homoostase in der Politik in den Weg gelegt wird. Auch wenn hier ist der Journalismus angehalten uber seinen Schatten zu springen und diese Ungleichbehandlung abzulegen, so ist hierzulande bei den Rezipienten von keinem Aufschrei mehr zu sprechen, sofern eine Frau neben einem Mann nach Krone und Zepter greifen will.
Literatur:
Duerst-Lahiti, G. (2008) Maculinity on the Campaign Trail. In Madam President. Are We Ready For A Woman In The White House? S. 87-112.
Holtz-Bacha, C. (2008) Die Darstellung von Politikerinnen in den deutschen Medien. Medien - Politik - Geschlecht, S. 79-90.
Holtz-Bacha, C. (2009) Politikerinnen-Bilder im internationalen Vergleich. In Bundeszentrale fur politische Bildung unter bpb.de
Meeks, L. (2012) Is She ’’Man Enough’’? Women Candidates, Executive Political Offices, and News Coverage. In Journal of Communication 62, S. 175-193.
[1]
Siehe bspw. Kiefert, C. (2011) Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Mannern uberlassen konnte: Die Frauenorganisationen in den deutschen Parteien.
- Arbeit zitieren
- B.A. Lukas Niggel (Autor:in), 2016, Kandidatinnen. Frauen in der Politik und die Berichterstattung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424240
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