Bei dieser Arbeit handelt es sich um die Zusammenfassung von sehr heterogenen Studien mit eigenen Schlussfolgerungen. Abgesehen von dem uneinheitlichen Studienmaterial, ist die Entwicklung von Kindern von Eltern mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis von genau soviel Faktoren abhängig, wie die Entwicklung von Kindern mit nicht erkrankten Eltern. Das heißt, daß die Anzahl der Variablen so groß ist, daß nur durch viele Langzeitstudien, die miteinander vergleichbar sind, allgemeine Aussagen über diese Gruppe gemacht werden können. In Bezug auf die schizophrenen Erkrankungen sind folgende Faktoren mitbestimmend: das Alter der Kinder bei Ersterkrankung, die Dauer der Krankheit, die Ausprägung, d.h. die Art des Wahns und die Häufigkeit der Akutphasen, die Art der Behandlung der Eltern (Medikamententherapie, Hospitalisierung, Einbeziehung des sozialen Umfelds inklusive der Kinder und die Rolle des nicht erkrankten Elternteils und des sozialen Umfeldes.
Für die Zusammenfassung dieser Arbeit ordne ich die Hauptaspekte, die in den verschiedenen Studien genannt wurden, in der Reihenfolge ihres zeitlichen Auftretens in der Entwicklung der Kinder. Das wesentliche Ergebnis für diese Diplomarbeit ist die Erkenntnis, daß das zentrale Problem der Kinder die Zuordnung der Gefühle zum eigenen Selbst und zum erkrankten Elternteil ist. Dieser Vorgang bildet eine Art von Grundmuster für die Probleme in den verschiedenen Lebensphasen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einordnung des Begriffs der „psychischen Krankheit“ / „Schizophrenie“ unter gesellschaftlichen und subjektiven Aspekten
- 1.2 Eigene Einschätzung von Normalität und Abweichung:
- 2. Definition von den Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis
- 3. Bindungstheorie
- 3.1 Bindungstypen
- 3.2 Bindungsrepräsentanzen bei Kindern
- 3.3 Bindungstheorie und Psychoanalyse
- 4. Affekttheorie
- 5. Zusammenfassung der Studien
- 5.1 Häufigkeit schizophrener Erkrankungen, Erkrankungsrisiko der Kinder schizophrener Eltern in Bezug auf Schizophrenie
- 5.2 Häufigkeit der psychischen Störungen/Auffälligkeiten
- 5.3 Evaluierte psychische Störungen
- 5.4 Zusammenfassung und Vergleich der Interpretationen: Quantitative Aspekte
- 5.5 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse: Qualitative Aspekte
- 6. Zentrale Probleme der Kinder schizophrener Eltern und Mechanismen der Beziehung
- 7. Therapieansätze und Erreichbarkeit der Kinder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die psychologische Entwicklung von Kindern chronisch schizophrener Eltern. Im Fokus steht nicht die Risiko- oder Schutzfaktorenentwicklung, sondern die Analyse der zwischenmenschlichen Dynamiken in der Eltern-Kind-Beziehung. Die Arbeit nutzt die Bindungstheorie und die Affekttheorie als zentrale Erklärungsmodelle und integriert psychoanalytische Perspektiven auf Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis.
- Beschreibung der psychologischen Entwicklung von Kindern schizophrener Eltern
- Analyse der Beziehungsmuster zwischen Kindern und schizophrenen Eltern
- Anwendung der Bindungstheorie und der Affekttheorie auf die Thematik
- Einbeziehung psychoanalytischer Sichtweisen
- Untersuchung der Herausforderungen und Probleme der Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit entstand aus dem Kontakt mit Kindern schizophrener Eltern während eines Praktikums. Die Einleitung thematisiert die Schwierigkeit, Vorurteile gegenüber diesen Kindern zu vermeiden, da viele Studien sich auf bereits psychisch auffällige Kinder konzentrieren. Es wird die Absicht formuliert, die psychologische Entwicklung dieser Kinder zu beschreiben, unter Berücksichtigung der Bindungs- und Affekttheorie sowie psychoanalytischer Perspektiven. Die Autorin betont die Notwendigkeit einer Theorie der inneren Welt des psychotischen Elternteils, um die Reziprozität der Beziehung zu erfassen.
1.1 Einordnung des Begriffs der „psychischen Krankheit“ „Schizophrenie“ unter gesellschaftlichen und subjektiven Aspekten: Dieser Abschnitt skizziert die gegensätzlichen Auffassungen von Normalität und Abweichung. Er vergleicht den medizinisch-psychiatrischen Ansatz der Klassifizierung von psychischen Störungen (z.B. ICD) mit dem kritischen, soziologischen Standpunkt, der die gesellschaftlichen Bedingungen der Entstehung von „Anderssein“ betont. Die Autorin diskutiert verschiedene Normenbegriffe (statistische, Ideal-, Sozial-, subjektive, funktionale Norm) und die Relativität von Normalität in einer individualisierten Gesellschaft. Sie erwähnt den Einfluss von Machtstrukturen auf die Konstruktion von „psychischer Krankheit“.
1.2 Eigene Einschätzung von Normalität und Abweichung: Dieser Abschnitt reflektiert die eigene Sicht der Autorin auf Normalität und Abweichung, ausgehend von aktuellen politischen Ereignissen (z.B. 9/11 und der Krieg in Afghanistan). Sie argumentiert, dass Machtstrukturen die Konstruktion von Normalität beeinflussen und auch das Konstrukt der „psychischen Krankheit“ historisch gewachsen ist. Trotzdem sieht sie die gesellschaftliche Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen, und betont die besondere Isolation und Kommunikationsstörungen, die mit schizophrenen Erkrankungen verbunden sind, und die daraus resultierende soziale Ausgrenzung.
2. Definition von den Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Schizophrenie, seine historische Entwicklung und die Bemühungen der Psychiatrie um eine naturwissenschaftliche Annäherung. Es wird die Inzidenzrate und das Lebenszeitrisiko für schizophrene Erkrankungen erläutert.
Schlüsselwörter
Schizophrenie, Kinder schizophrener Eltern, Bindungstheorie, Affekttheorie, Psychoanalyse, psychische Entwicklung, Beziehungsgestaltung, Normalität, Abweichung, soziale Isolation, Kommunikationsstörungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Psychologische Entwicklung von Kindern chronisch schizophrener Eltern
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die psychologische Entwicklung von Kindern, deren Eltern chronisch an Schizophrenie erkrankt sind. Der Fokus liegt dabei nicht auf Risikofaktoren, sondern auf der Analyse der zwischenmenschlichen Dynamiken in der Eltern-Kind-Beziehung.
Welche Theorien werden angewendet?
Die Arbeit verwendet die Bindungstheorie und die Affekttheorie als zentrale Erklärungsmodelle und integriert psychoanalytische Perspektiven auf Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis. Die Autorin betont die Notwendigkeit einer Theorie der inneren Welt des psychotischen Elternteils, um die Reziprozität der Beziehung zu erfassen.
Welche Aspekte der psychologischen Entwicklung werden betrachtet?
Die Arbeit beschreibt die psychologische Entwicklung der Kinder, analysiert die Beziehungsmuster zwischen Kindern und schizophrenen Eltern, untersucht die Herausforderungen und Probleme der Kinder und wendet die Bindungstheorie und Affekttheorie auf die Thematik an.
Wie wird der Begriff der „Schizophrenie“ behandelt?
Die Arbeit definiert den Begriff der Schizophrenie, beleuchtet seine historische Entwicklung und die Bemühungen der Psychiatrie um eine naturwissenschaftliche Annäherung. Sie erläutert die Inzidenzrate und das Lebenszeitrisiko für schizophrene Erkrankungen und diskutiert gegensätzliche Auffassungen von Normalität und Abweichung, den medizinisch-psychiatrischen Ansatz (ICD) und den soziologischen Standpunkt.
Welche Rolle spielt der Begriff der „Normalität“?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Normenbegriffe (statistische, Ideal-, Sozial-, subjektive, funktionale Norm) und die Relativität von Normalität in einer individualisierten Gesellschaft. Sie erwähnt den Einfluss von Machtstrukturen auf die Konstruktion von „psychischer Krankheit“ und reflektiert die eigene Sicht der Autorin auf Normalität und Abweichung im Kontext aktueller politischer Ereignisse.
Wie wird die Beziehung zwischen den Kindern und den schizophrenen Eltern analysiert?
Die Analyse der Beziehungsmuster zwischen Kindern und schizophrenen Eltern wird durch die Anwendung der Bindungstheorie und der Affekttheorie sowie die Einbeziehung psychoanalytischer Sichtweisen vorgenommen. Die Arbeit untersucht die besondere Isolation und Kommunikationsstörungen, die mit schizophrenen Erkrankungen verbunden sind und die daraus resultierende soziale Ausgrenzung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung (mit Einordnung des Begriffs der psychischen Krankheit und der eigenen Einschätzung von Normalität und Abweichung), Definition der Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, Bindungstheorie (inklusive Bindungstypen, Bindungsrepräsentanzen bei Kindern und dem Bezug zur Psychoanalyse), Affekttheorie, Zusammenfassung der Studien (mit quantitativen und qualitativen Aspekten), zentrale Probleme der Kinder schizophrener Eltern und Mechanismen der Beziehung, sowie Therapieansätze und Erreichbarkeit der Kinder.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schizophrenie, Kinder schizophrener Eltern, Bindungstheorie, Affekttheorie, Psychoanalyse, psychische Entwicklung, Beziehungsgestaltung, Normalität, Abweichung, soziale Isolation, Kommunikationsstörungen.
Welche Ausgangssituation führte zur Erstellung der Arbeit?
Der Kontakt mit Kindern schizophrener Eltern während eines Praktikums bildete den Ausgangspunkt für die Arbeit. Die Autorin betont die Schwierigkeit, Vorurteile gegenüber diesen Kindern zu vermeiden, da viele Studien sich auf bereits psychisch auffällige Kinder konzentrieren.
- Quote paper
- Timm Freuer (Author), 2002, Die Entwicklung der Kinder von Eltern mit Erkrankungen aus dem schizophrenenen Formenkreis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424033