Autorität durch „Wissenschaftlichkeit“?
Das Prädikat „wissenschaftlich“ vermittelt eine spezielle Art der Zuverlässigkeit.1 Den als „wissenschaftlich“ bezeichneten Ergebnissen wird ein besonderer Grad an Vertrauen entgegengebracht. Ihnen wird quasi automatisch und unabhängig von Forscher und Inhalt eine besondere Autorität zugeschrieben, die allein durch die Anwendung von als „wissenschaftlich“ bezeichneten Methoden entsteht. Die angesprochene Autorität erhöht sich zusätzlich durch den Hinweis, dass die „wissenschaftlichen Ergebnisse“ aus „empirischen Untersuchungen“ gewonnen wurden. Die Bezeichnung als „wissenschaftlich“ erweckt scheinbar den Eindruck, dass die jeweilige Aussage eine besondere Qualität aufweist. Aber welche Aussage kann für sich beanspruchen „wissenschaftlich“ zu sein? Und wie muss eine Untersuchung beschaffen sein, damit sie etwas „empirisch bestätigen“ kann? Wodurch zeichnet sich eine gute empirische Theorie aus?
Diese Fragen sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Ziel ist es Qualitätsmerkmale empirischer Theorien aufzuzeigen. Unter Qualitätsmerkmalen sollen Kriterien verstanden werden, an denen die Güte einer Theorie, ihre Wissenschaftlichkeit gemessen werden kann. Der Ausdruck Gütekriterien wird im Folgenden als Synonym dazu verwendet. Der kritische Rationalismus von Karl Popper und Hans Albert spielt als vorherrschende Leitmethodologie eine besondere Rolle: Er stellt die wissenschaftstheoretische Basis quantitativ-empirischer Forschung dar.2 Daher werden sich die folgenden Ausführungen größtenteils auf diesen Ansatz berufen. Auch in der Sekundärliteratur finden Gütekriterien von Theorien große Beachtung: Fast jedes Lehrbuch über empirische Methoden greift sie auf. 3 Auch wenn die Autoren teilweise nicht direkt von Qualitätsmerkmalen sprechen, so werden diese doch zumindest implizit einbezogen.4 Die vorliegende Arbeit erhebt den Anspruch einen groben Überblick zu bieten und erlaubt keine tiefer gehende Darstellung des Themas. Um den Rahmen nicht zu sprengen, muss auf ausführliche Beispiele und Veranschaulichungen verzichtet werden. Damit sprachliche Missverständnisse über den Gegenstand der Arbeit vermieden werden, soll nun zunächst eine Definition des Begriffes „empirische Theorie“ erfolgen. Daran schließt sich die Darstellung der Qualitätsmerkmale an.
Inhaltsverzeichnis
- Autorität durch „Wissenschaftlichkeit“?
- Empirische Theorien – eine Begriffsdefinition
- Qualitätsmerkmale empirischer Theorien
- Die logische Qualität einer Theorie: logische Konsistenz
- Widerspruchslosigkeit
- Nicht-Tautologie
- Axiomatisiertheit
- Die Aussagequalität einer Theorie: Informationsgehalt
- Die Datenqualität: methodische Neutralität
- Validität
- Reliabilität
- Objektivität
- Die Befundqualität: inhaltliche Bewährung
- Bewährungsgrad
- Signifikanz
- Stringenz
- Die logische Qualität einer Theorie: logische Konsistenz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit zielt darauf ab, Qualitätsmerkmale empirischer Theorien aufzuzeigen und zu definieren, anhand derer die Güte und Wissenschaftlichkeit einer Theorie gemessen werden kann. Der kritische Rationalismus von Popper und Albert dient als methodologische Grundlage. Die Arbeit bietet einen Überblick über die relevanten Kriterien und verzichtet auf tiefgehende Einzelanalysen.
- Definition des Begriffs „empirische Theorie“
- Kriterien zur Beurteilung der logischen Qualität einer Theorie
- Kriterien zur Beurteilung der Aussagequalität einer Theorie
- Kriterien zur Beurteilung der Datenqualität
- Kriterien zur Beurteilung der Befundqualität
Zusammenfassung der Kapitel
Autorität durch „Wissenschaftlichkeit“?: Dieses einführende Kapitel untersucht die besondere Autorität, die „wissenschaftlichen“ und insbesondere „empirischen“ Forschungsergebnissen zugeschrieben wird. Es hinterfragt die Kriterien, die eine Aussage als „wissenschaftlich“ qualifizieren und leitet die zentrale Forschungsfrage der Arbeit ab: Welche Qualitätsmerkmale zeichnen eine gute empirische Theorie aus? Der kritische Rationalismus wird als Leitmethodologie eingeführt und seine Bedeutung für die Arbeit hervorgehoben. Die Arbeit selbst wird als Überblicksarbeit vorgestellt, die aus Gründen der Kürze auf ausführliche Beispiele verzichtet.
Empirische Theorien – eine Begriffsdefinition: Dieses Kapitel definiert den Kernbegriff der Arbeit: die „empirische Theorie“. Es beschreibt empirische Forschung als auf Erfahrung und Wahrnehmung basierende Erkenntnisgewinnung, wobei die Objektivität durch den wissenschaftlichen Prozess und intersubjektive Kritik gewährleistet werden soll. Poppers Falsifizierbarkeit wird als entscheidendes Kriterium zur Abgrenzung von empirischer und metaphysischer Wissenschaft vorgestellt. Verschiedene Definitionen von „Theorie“ aus der Literatur werden diskutiert, um schließlich zu einer eigenen Definition einer empirischen Theorie als System logisch konsistenter Aussagen zu gelangen, die am Realitätsausschnitt, den sie erklären will, scheitern kann.
Qualitätsmerkmale empirischer Theorien: Dieses Kapitel stellt die zentralen Qualitätsmerkmale empirischer Theorien vor, indem es verschiedene Bewertungsebenen unterscheidet (Logik, Aussage, Daten, Auswertung). Es werden Kriterien für die logische Qualität (logischer Konsistenz, Widerspruchslosigkeit, Nicht-Tautologie), die Aussagequalität (Informationsgehalt), die Datenqualität (Validität, Reliabilität, Objektivität) und die Befundqualität (Bewährungsgrad, Signifikanz, Stringenz) detailliert erläutert. Die einzelnen Unterkapitel befassen sich jeweils mit einem Aspekt dieser Qualitätsmerkmale und liefern Erläuterungen und Beispiele. Die Falsifizierbarkeit bleibt ein zentrales Thema.
Schlüsselwörter
Empirische Theorien, Qualitätsmerkmale, Gütekriterien, kritischer Rationalismus, Falsifizierbarkeit, Validität, Reliabilität, Objektivität, logische Konsistenz, Informationsgehalt, Wissenschaftlichkeit, Theoriebegriff, Forschungsmethoden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Qualitätsmerkmale empirischer Theorien
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Qualitätsmerkmale empirischer Theorien und definiert Kriterien, anhand derer die Güte und Wissenschaftlichkeit einer Theorie gemessen werden kann. Der kritische Rationalismus von Popper und Albert dient als methodologische Grundlage. Die Arbeit bietet einen Überblick über die relevanten Kriterien und verzichtet auf tiefgehende Einzelanalysen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition des Begriffs „empirische Theorie“, Kriterien zur Beurteilung der logischen Qualität einer Theorie, Kriterien zur Beurteilung der Aussagequalität einer Theorie, Kriterien zur Beurteilung der Datenqualität und Kriterien zur Beurteilung der Befundqualität.
Wie wird der Begriff „empirische Theorie“ definiert?
Die Arbeit definiert eine empirische Theorie als ein System logisch konsistenter Aussagen, die am Realitätsausschnitt, den sie erklären will, scheitern kann. Empirische Forschung wird als auf Erfahrung und Wahrnehmung basierende Erkenntnisgewinnung beschrieben, wobei die Objektivität durch den wissenschaftlichen Prozess und intersubjektive Kritik gewährleistet werden soll. Poppers Falsifizierbarkeit wird als entscheidendes Kriterium zur Abgrenzung von empirischer und metaphysischer Wissenschaft hervorgehoben.
Welche Qualitätsmerkmale empirischer Theorien werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet verschiedene Bewertungsebenen für die Qualitätsmerkmale empirischer Theorien: Logik, Aussage, Daten und Auswertung. Kriterien für die logische Qualität (logische Konsistenz, Widerspruchslosigkeit, Nicht-Tautologie), die Aussagequalität (Informationsgehalt), die Datenqualität (Validität, Reliabilität, Objektivität) und die Befundqualität (Bewährungsgrad, Signifikanz, Stringenz) werden detailliert erläutert.
Was ist die Bedeutung des kritischen Rationalismus in dieser Arbeit?
Der kritische Rationalismus von Popper und Albert dient als methodologische Grundlage der Arbeit. Die Falsifizierbarkeit von Theorien spielt eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der Qualität empirischer Theorien.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Empirische Theorien, Qualitätsmerkmale, Gütekriterien, kritischer Rationalismus, Falsifizierbarkeit, Validität, Reliabilität, Objektivität, logische Konsistenz, Informationsgehalt, Wissenschaftlichkeit, Theoriebegriff und Forschungsmethoden.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Sie beginnt mit einer Diskussion der Autorität, die wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zugeschrieben wird, und führt dann zur Definition und Analyse der Qualitätsmerkmale empirischer Theorien.
- Citar trabajo
- Magistra Artium Eva Christensen (Autor), 2005, Qualitätsmerkmale empirischer Theorien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42375