Die vorliegende Zusammenfassung zum Buch "Semiotik" von Søren Kjørup orientiert sich an den Zwischenüberschriften des Werkes. Es handelt sich um eine stichpunktartige Zusammenfassung, die als Lernvorlage dienen kann.
Kjørup: Semiotik
Warum Semiotik?
Zeichenbegriffe und Erkenntnisinteressen
- Semeion: (griech.) = Zeichen à Semiotik bedeutet Zeichenlehre oder Zeichentheorie
Zwei Arten von Zeichen
- Indexikalische Zeichen: Ein Zeichen ist immer ein Zeichen von etwas à Beispiel: Fieber als Symptom für eine Infektion à Fieber zeigt die Krankheit an à nach Peirce wird diese Art von Zeichen Index genannt
- Indexikalische Zeichenauffassung: Zeichen sind in erster Linie Zeichen von etwas oder Mitteilungen über eine Sache à Zum Beispiel die Wörter der menschlichen Sprache
- Neben den indexikalischen Zeichen gibt es noch zwei Arten von kommunikativen Zeichen: Die gewöhnlichen und fast immer schon vorgefundenen, die wir benutzen, um einander etwas zu sagen (= sprachliche Zeichen) und die etwas spezielleren, die dadurch entstehen, dass wir selbst ein Zeichen schaffen, um dadurch etwas zu zeigen (=ostensive Zeichen)
Zwei Erkenntnisinteressen
- Einzelne Phänomene vor einem zeichentheoretischen Hintergrund interpretieren à Interesse, einzelne, konkrete Phänomene als Zeichen zu interpretieren, d.h. ein semiotisches Erkenntnisinteresse idiographischer Art
- Beschäftigung mit Zeichen aus einem generellen und übergeordneten Interesse à Hauptbeispiel ist hier Linguistik à ihr liegt ein nomothetisches Erkenntnisinteresse zu Grunde, ein Interesse für das Allgemeine oder Gesetzmäßige in dem Bereich
- Indexikalische Semiotik ist idiographisch, kommunikative Semiotik ist nomothetisch
Sprache, Spuren und Bilder
- Einteilung der Zeichen nach Peirce in drei Gruppen: Bilder als besondere Zeichengruppe: Ikone, Indexe und Symbole (=Zeichen mit ausschließlich konventioneller Bedeutung)
Semiotik im Profil
Sprache
- „Sprache“ im weiteren Sinn: deckt alle Formen von Ausdrucksoder Kommunikationsmitteln à wo es Zeichen gibt, gibt es auch Sprache
- „Sprache“ im engeren Sinn: deckt nur verbalsprachlichen Kommunikationsmittel ab und solche, die wesentliche Charakteristika mit denen der Verbalsprache gemeinsam haben
Die Semiologie
- Ferdinand de Saussure: Sprachwissenschaftliche Strukturalismus à auf ihn gründet das in der Semiotik vorherrschende Verständnis von Sprache
- Saussure betrachtet die menschliche Sprache als eines von vielen Zeichensystemen à Semiotik als Bezeichnung für die allgemeine Zeichentheorie und Semiologie als strukturalistische Variante
Sprache, Sprachsystem und konkretes Sprechen
- Saussure geht davon aus, dass man Sprache nicht einfach so studieren kann
- Sprache ist vielschichtig, trotzdem finden wir in der Sprache eine begrenzte, abstrakte Einheit, das Sprachsystem, genau dieses macht den Gegenstand der Sprachwissenschaft aus à man kann diesen Gegenstand nicht beobachten, muss ihn durch eine abstrahierende Analyse des konkreten Sprechens in all seinen Erscheinungsformen und mit all seinen Unzugänglichkeiten aufspüren
- Es ist zwischen dem alltäglichen Ausdruck „Sprache“ und dem wissenschaftlichen Ausdruck „Sprachsystem“ (=Langue) zu unterscheiden und es ist zwischen dem abstrakten Sprachsystem und dem konkreten Sprechen (=Parole) zu unterscheiden
Ein Spiel der Unterschiede
- Sprachsystem besteht nach Saussure nur durch Unterschiede
- Jedes einzelne Element im Sprachsystem wird ausschließlich durch die Struktur seiner Unterschiede zu den anderen Elementen des Systems definiert bzw. durch die Regeln, die sein Zusammenwirken mit anderen Elementen bestimmen
- Um den Aufbau des Sprachsystem zu ergründen, müssen wir die Oberfläche der Sprache, die wir als Sprachgebrauch wahrnehmen, betrachten
Der Zeichenbegriff der Semiologie
- System besteht aus einer Menge von Elementen und einer Menge von Relationen über diesen Elementen
- Die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten im System: Worte bzw. Morpheme
- Im allgemeinen semiotischen Sprachgebrauch ist ein Zeichen ein bedeutungstragendes Element innerhalb eines Systems, egal ob dieses Element aufgeteilt werden kann oder nicht
- Den Begriff des Zeichens für die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten verwenden à Wörter sind die Zeichen der Verbalsprache
- Als bedeutungstragende Einheit ist das semiologische Zeichen etwas mit zwei Seiten à Saussure: signifiant (= das Bedeutende: Laut oder Schriftbild à Ausdruck) und signifié (= das Bedeutete: die Bedeutung selbst à (Bedeutungs-) Inhalt)
Alle kommunikativen Zeichen beruhen auf Konventionen
- Saussure: Dass ein gegebener Ausdruck eine bestimmte Bedeutung hat, ist rein willkürlich à Bedeutung entsteht aufgrund von Konventionen, d.h. dass es semantische Regeln (Bedeutungsregeln) gibt
- Die meisten Bedeutungen von Zeichen sind kulturell verankert und auch kulturell verschieden
- Bedeutung entsteht nur auf Grundlage menschlichen Bewusstseins und kultureller Aktivität und ein Ausdruck, der in einer Sprache etwas bestimmtes bedeutet, kann in einer anderen Sprache etwas ganz anderes bedeuten
- Saussure stellt das Arbiträre dem Motivierten (dem gut begründeten) gegenüber à Verbindung von Ausdruck und Inhalt beruht auf einer semantischen Regel à Zeichen sind willkürlich, aber sprachinterne Faktoren können die Form eines Ausdrucks motivieren (z.B. Grammatik)
Denotation und Konnotation
- Ein Zeichen hat also zwei Seiten: Ausdrucksseite und Inhaltsseite à Ausdruck oder Inhalt können aber selbst schon Zeichen sein à ein Zeichen kann durch ein anderes Zeichen ausgedrückt werden, oder es kann selbst Ausdruck für ein anderes Zeichen sein
- Ein Zeichen kann durch ein anderes Zeichen ausgedrückt werden: idiomatische Ausdrücke à Buchstaben und Inhalt bedeuten das gesamte zugrunde liegende Zeichen à „Jemanden auf die Palme bringen“ à dieses Idiom darf nicht wörtlich gesehen werden, sondern bedeutet, dass man jemanden wütend macht
- Zeichen wird selbst Ausdruck für ein Zeichen (Zeichen haben andere Zeichen zum Inhalt): Alle sprachlichen Ausdrücke, die sich auf die Sprache selbst beziehen
- Denotatives Zeichen: Ein Zeichen, das kein anderes Zeichen als Ausdruck oder als Inhalt hat à Denotation: Das Verhältnis zwischen Ausdruck und Inhalt in einem Zeichen
- Konnotatives Zeichen: Ein Zeichen, das ein anderes Zeichen zum Inhalt hat à Konnotation: Das Verhältnis zwischen dem zugrundeliegenden Zeichen und dem übergeordneten Inhalt à Das oben genannte Sprichwort konnotiert also „jemanden wütend machen“
- Ein Zeichen, das etwas sprachliches zum Inhalt hat, wird metasprachliches Zeichen genannt à Sprache, die sich auf Sprache bezieht = Metasprache
Mythen, Rhetorik, Ideologie
- Denotation: Die wörtliche Bedeutung eines Ausdrucks; Konnotation: Die Assoziationen oder Wertungen, die mit dem Wort verbunden sind à das Wort „Mutter“ denotiert eine Frau, die mindestens ein Kind geboren hat und konnotiert etwas wie Wärme, Sicherheit und Liebe
- Für gewöhnlich denotiert die Ausdrucksseite des Zeichens den Inhalt, aber wenn die Ausdrucksseite selbst schon ein Zeichen ist, dann konnotiert dieser Ausdruck den Inhalt
- Auf der konnotativen Ebene stoßen wir hin und wieder auf mythische oder ideologische Denkweisen: Beispiel (vgl. oben) Junger, schwarzer Soldat salutiert vor der französischen Flagge à Konnotation dieses Motivs: positive Haltung zur französischen Kolonialpolitik à diese positive Haltung wird als natürlich hingestellt und vermittelt den Mythos, dass die Unterdrückten ihre Unterdrücker lieben à Fotografie wird damit ein rhetorischer Ausdruck für einen ideologischen Inhalt in einem übergeordneten, konnotativen Zeichen
Der Zeichenbegriff bei Peirce
- Peirce Definition zu Zeichen: Ein Zeichen ist etwas, das für jemanden in irgendeiner Hinsicht oder durch irgendeine Eigenschaft für etwas steht
- Unterscheidet Zeichen im engeren und im weiteren Sinn: Im engeren Sinn à ein Zeichen ist etwas, das für etwas anderes steht (Zeichen ist ein Abbild, eine Fußspur, rote Ampel); Im weiteren Sinn à ein Zeichen ist die Bezeichnung für ein dreidimensionales Phänomen (Zeichenbildung als Ganzes oder Semiose)
- Der Deuter des Zeichens ist zentral für die Semiose
- Dreigliedriger Zeichenbegriff besteht aus den Elementen: Zeichen, Gegenstand und Interpretant
- Peirce: Das Zeichen steht für etwas à Gegensatz zum strukturalistischen Ansatz, der sagt: Die Einheit von einem Ausdruck und einem Inhalt, die Vorstellung von etwas Akustischem oder Grafischem kombiniert mit einer Bedeutung
Sprachhandlungen
- Unterscheidung zwischen bedeuten und referieren (oder hinweisen)
- Wörter bedeuten etwas und die Sprecher einer Sprache weisen mit Hilfe der Wörter auf etwas hin, referieren auf etwas à referieren heißt, eine Sprachhandlung ausführen (eine Handlung, die sich mit Hilfe von Sprache oder Zeichen vollzieht) à dazu sind nur die Benutzer der Sprach im Stande à Irgendjemand benutzt die Zeichen, um auf etwas hinzuweisen
- Unterscheidung zwischen Bedeutung und Referenz: Bedeutung tragen die Wörter mit sich, es ist ihre eine Seite, ihr Inhalt, die andere Seite ist der Laut oder die
[...]
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.