Einleitung
Der dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts, als ein Geschichtsschreiber, steht aber über letzterem dadurch, dass er uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hineinversetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere und statt Beschreibungen Gestalten gibt1.
Büchner gelingt es, die Geschichte des Dichters Lenz ein zweites Mal zu erzählen. Er geht bei der Erstellung seiner Novelle recherchenhaft vor und zeichnet sein subjektives Bild von den Leiden des Sturm- und Drangdichters Lenz. Das Zusammenspiel seiner eigenen persönlichen Erfahrungen und die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen über die Person Lenz lassen ihn ein für seine Zeit einzigartiges Werk erschaffen. Ein Werk, bei dem die individuellen Denkprozesse des Protagonisten im Vordergrund stehen.
Büchner stellt in der Novelle Lenz die Leiden des Sturm und Drang Dichters J.M.R. Lenz in den Vordergrund und gibt dem Leser einen Einblick in die Welt des dem Wahnsinn verfallenen Dichters. Er bezieht sich in der Novelle auf den Aufenthalt von J.M.R. Lenz in der Zeit vom 20. Januar bis zum 08. Februar 1778 in Waldbach bei Pfarrer Friedrich Oberlin. Friedrich Oberlin selber verfasste über diesen Aufenthalt des Dichters im Steintal einen Rechtfertigungsbericht. Dieser Bericht war Büchner bekannt.
Einige Literaturwissenschaftler machen Georg Büchner den Vorwurf, er wäre ein Plagiator und hätte Oberlins Bericht übernommen2. Die Person Lenz ist außerdem Gegenstand einer Reihe weiterer Publikationen unterschiedlicher Autoren. Büchner greift auf diese literarischen Quellen bei der Erstellung seiner Arbeit zurück.
Hierbei handelt es sich um Goethes Dichtung und Wahrheit3 sowie die Novelle von Paul Merlin, einer Trivialisierung des Lenz Stoffes. Auch Der Runenberg (Ludwig Tieck, 1802) diente Büchner ebenfalls als Quelle für seine Umsetzung des Lenz-Stoffes. Tiecks Novellen zeichnen sich durch die für die Romantik typischen Themen der „Seelenlandschaften“ und der „Verlandschaftung der Seele“ aus.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen exemplarischen Quellenvergleich zwischen Büchners Novelle Lenz und weiteren Publikationen über J.R.M. Lenz anzustellen. Diese Arbeit wird zeigen, dass Büchner, obwohl er sich der unterschiedlichen literarischen Quellen genutzt hat, keinesfalls als Plagiator bezeichnet werden darf. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur historischen Vorlage
- Büchners Begegnung mit den Schriften des historischen Lenz
- Büchners Interesse an Lenz
- Büchners Lenz im Vergleich zu Johann Friedrich Oberlins Bericht
- Büchners Novellenanfang im Vergleich zu Oberlins Bericht
- Büchners Darstellung der Erkrankung Lenz im Vergleich zu Oberlins Bericht
- Oberlin und Lenz
- Das Kunstgespräch
- Le Pasteur Oberlin von Paul Merlin
- Der Runenberg von Ludwig Tieck
- Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung von Georg Büchners Novelle „Lenz“ durch einen Vergleich mit verschiedenen Quellenmaterialien. Das Hauptziel ist es, Büchners Vorgehensweise zu analysieren und die Behauptung, er sei ein Plagiator, zu widerlegen. Die Arbeit beleuchtet Büchners individuelle Leistung, die darin besteht, die bizarre Welt des Protagonisten aus dessen Perspektive darzustellen.
- Büchners Rechercheprozess und seine Quellen
- Der Vergleich zwischen Büchners Novelle und Oberlins Bericht
- Die Darstellung der Krankheit und des Wahnsinns von Lenz
- Der Einfluss anderer literarischer Werke auf Büchners Novelle
- Büchners literarische Leistung und seine individuelle Interpretation des Lenz-Stoffes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die These auf, dass Büchner in seiner Novelle „Lenz“ die Geschichte des Dichters Lenz ein zweites Mal erzählt, indem er eigene Erfahrungen und umfangreiche Recherchen verbindet. Sie erwähnt den Vorwurf des Plagiats und die Bedeutung der individuellen Denkprozesse des Protagonisten.
Zur historischen Vorlage: Dieses Kapitel beschreibt Jacob Michael Reinhold Lenz als einen literarischen Rebellen, der sich künstlerisch und gesellschaftlich gegen etablierte Autoren auflehnte. Es analysiert Lenz' poetologisches Manifest, „Anmerkungen übers Theater“, und seine Kritik am Klassizismus sowie seine innovativen Ansätze im Drama „Der Hofmeister“. Der Sturm und Drang und die Akzentverschiebung zugunsten der Gefühlswelt werden als Kontext erläutert.
Büchners Lenz im Vergleich zu Johann Friedrich Oberlins Bericht: Dieser Abschnitt vergleicht detailliert Büchners Novelle mit Oberlins Bericht über Lenz' Aufenthalt in Waldbach. Er analysiert den Novellenanfang, die Darstellung von Lenz' Erkrankung und die Beziehungen zwischen Oberlin und Lenz, wobei Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden, um Büchners eigenständige Interpretation zu belegen.
Das Kunstgespräch: (Anmerkung: Eine Zusammenfassung dieses Kapitels ist aufgrund der fehlenden Informationen im bereitgestellten Text nicht möglich.)
Le Pasteur Oberlin von Paul Merlin: (Anmerkung: Eine Zusammenfassung dieses Kapitels ist aufgrund der fehlenden Informationen im bereitgestellten Text nicht möglich.)
Der Runenberg von Ludwig Tieck: (Anmerkung: Eine Zusammenfassung dieses Kapitels ist aufgrund der fehlenden Informationen im bereitgestellten Text nicht möglich.)
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit: (Anmerkung: Eine Zusammenfassung dieses Kapitels ist aufgrund der fehlenden Informationen im bereitgestellten Text nicht möglich.)
Schlüsselwörter
Georg Büchner, Lenz, Novelle, Sturm und Drang, Johann Friedrich Oberlin, Quellenvergleich, Plagiat, Jacob Michael Reinhold Lenz, literarische Quellen, individuelle Interpretation, Psychologie, Wahnsinn.
Häufig gestellte Fragen zu Georg Büchners Novelle "Lenz"
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entstehung von Georg Büchners Novelle „Lenz“ durch einen Vergleich mit verschiedenen Quellenmaterialien. Das Hauptziel ist es, Büchners Vorgehensweise zu analysieren und den Vorwurf des Plagiats zu widerlegen, indem seine individuelle Leistung bei der Darstellung der bizarren Welt des Protagonisten aus dessen Perspektive hervorgehoben wird.
Welche Quellen werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit vergleicht Büchners Novelle mit dem Bericht von Johann Friedrich Oberlin über Lenz' Aufenthalt in Waldbach, sowie mit Werken von Paul Merlin ("Le Pasteur Oberlin"), Ludwig Tieck ("Der Runenberg") und Goethes "Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit". Zusätzlich wird Jacob Michael Reinhold Lenz' Werk und dessen Kontext im Sturm und Drang untersucht.
Wie wird der Vergleich zwischen Büchners Novelle und Oberlins Bericht durchgeführt?
Der Vergleich konzentriert sich auf den Novellenanfang, die Darstellung von Lenz' Erkrankung und die Beziehungen zwischen Oberlin und Lenz. Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden herausgearbeitet, um Büchners eigenständige Interpretation zu belegen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie Büchners Rechercheprozess und seine Quellen, den Vergleich zwischen Büchners Novelle und Oberlins Bericht, die Darstellung der Krankheit und des Wahnsinns von Lenz, den Einfluss anderer literarischer Werke auf Büchners Novelle und schließlich Büchners literarische Leistung und seine individuelle Interpretation des Lenz-Stoffes.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich des Plagiatsvorwurfs?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Vorwurf des Plagiats gegen Büchner zu widerlegen, indem sie seine individuelle Leistung bei der Gestaltung der Novelle und seine eigenständige Interpretation des Lenz-Stoffes herausstellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Georg Büchner, Lenz, Novelle, Sturm und Drang, Johann Friedrich Oberlin, Quellenvergleich, Plagiat, Jacob Michael Reinhold Lenz, literarische Quellen, individuelle Interpretation, Psychologie, Wahnsinn.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, der historischen Vorlage (inkl. Büchners Begegnung mit Lenz' Schriften und Büchners Interesse an Lenz), dem Vergleich von Büchners Lenz mit Oberlins Bericht, dem Kunstgespräch, "Le Pasteur Oberlin", "Der Runenberg", Goethe's "Dichtung und Wahrheit" und Schlussfolgerungen.
Welche Aspekte von Lenz' Leben und Werk werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet Lenz als literarischen Rebellen, analysiert sein poetologisches Manifest ("Anmerkungen übers Theater") und seine Kritik am Klassizismus, sowie seine innovativen Ansätze im Drama "Der Hofmeister" im Kontext des Sturm und Drang.
- Quote paper
- Ana Jo. Quiles Porta (Author), 2005, Quellenmaterial zur Entstehung der Novelle 'Lenz' von Georg Büchner: Ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42229