Wer in Deutschland auf die Hauptschule geht und nicht wenigstens über grundlegende Lese - und Schreibkompetenzen verfügt, hat wenig Chancen, einen guten Job zu bekommen. Die Zeit betitelt Hauptschüler in einem Leitartikel im August 2004 als „Generation ohne Zukunft“. Und ein Blick auf die Sozialhilfestatistik von 2003 scheint dieser Prognose rechtzugeben: Fast 45 Prozent der Sozialhilfeempfänger haben einen Hauptschulabschluss. Diese düsteren Aussichten, die eine gewaltige Portion sozialen Sprengstoffs beinhalten, machen deutlich, wie wichtig es ist, allen Menschen gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen.
Das dem in Deutschland nicht so ist, zeigt die PISA-Studie 2000 eindrücklich. Soziale Herkunft und Kompetenzerwerb sind hier in hohem Ausmaß aneinander gekoppelt: Armut ist in Deutschland vererbbar.
Durch die Ergebnisse der Studie geriet das Thema der Bildungs(un)gleichheit wieder in das öffentliche Interesse; die Medienreaktionen nach PISA waren gewaltig, was eine Zusammenstellung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von Zeitungsartikeln, die von Dezember 2001 bis Januar 2002 in Deutschland erschienen sind, eindrücklich vor Augen führt.6
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit den Ergebnissen der PISA -Studie und v.a. mit den Fragen, was zu der gravierenden sozialen Ungerechtigkeit des deutschen Bildungswesen beiträgt und ob ein deterministisches Verhältnis zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg besteht. Im ersten Kapitel gebe ich einen kurzen Überblick über die Auseinandersetzung mit und Kritik am deutschen Schulsystem nach dem 2. Weltkrieg. Im zweiten Kapitel stelle ich die PISA-Studie und die Ergebnisse für Deutschland vor und im dritten Kapitel setze ich mich mit möglichen Faktoren, die zur sozialen Ungleichheit beitragen könnten, auseinander; den Schwerpunkt lege ich dabei auf die besondere Situation von Migrantenkindern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Überblick über das deutsche Bildungswesen nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Die PISA-Studie
- Was ist PISA
- Ergebnisse
- Die Bestimmung der sozialen Herkunft
- Soziale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem.
- Faktoren, die zur Ungleichheit beitragen
- Die Situation nicht-deutscher SchülerInnen.
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Ergebnisse der PISA-Studie 2000 im Hinblick auf soziale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. Sie untersucht, welche Faktoren zur ungleichen Bildungsbeteiligung beitragen und ob ein deterministisches Verhältnis zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg besteht.
- Überblick über das deutsche Bildungswesen nach dem Zweiten Weltkrieg und Kritik am dreigliedrigen Schulsystem
- Die PISA-Studie 2000 und ihre Ergebnisse für Deutschland
- Faktoren, die zu sozialer Ungleichheit im Bildungssystem beitragen
- Die besondere Situation von Migrantenkindern
- Die Debatte um Bildungsgerechtigkeit und die Bedeutung gleicher Bildungschancen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Bildung in modernen Gesellschaften und stellt die zentrale These der Arbeit dar: Soziale Ungleichheit ist im deutschen Bildungssystem ein großes Problem, das durch die PISA-Studie 2000 erneut in den Fokus gerückt wurde.
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die Entwicklung des deutschen Bildungswesens nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei die Kritik am dreigliedrigen Schulsystem im Vordergrund steht. Es werden wichtige Reformdiskussionen und die Herausforderungen des Bildungssystems in den 1960er Jahren beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich der PISA-Studie 2000. Es werden die Methode und die wichtigsten Ergebnisse der Studie erläutert sowie die Rolle der sozialen Herkunft im Kontext von Bildungsungleichheit.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Faktoren, die zur sozialen Ungleichheit im deutschen Bildungssystem beitragen. Es werden sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Faktoren diskutiert, wobei der Schwerpunkt auf der besonderen Situation von Migrantenkindern liegt.
Schlüsselwörter
PISA-Studie 2000, Bildungssystem, soziale Ungleichheit, Bildungsbeteiligung, Migranten, Schulerfolg, soziale Herkunft, dreigliedriges Schulsystem, Bildungsreform, Bildungsgerechtigkeit
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- Friederike Stoller (Author), 2004, Die Pisa-Studie 2000 - Soziale Ungerechtigkeit im deutschen Bildungssystem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42127