Einleitung
Serienkiller, psychopathische Mörder und mordende Pärchen waren für Hollywoods` Regisseure und Produzenten schon immer ein Thema. Vorbild für Alfred Hitchcocks´ Psycho war zum Beispiel Ed Gein1, der - besessen von seiner überaus besitzergreifenden Mutter - zum vierfachen Frauenmörder mit nekrophilen und kanibalischen Tendenzen wurde. Die Geschichte von Bonnie and Clyde (Arthur Penn/USA 1967) ist hinlänglich bekannt und wurde oft kopiert. Die Namen der beiden wurden zum Inbegriff und geflügelten Wort für außerhalb des Gesetzes stehende Pärchen.
Aber gerade in den letzten Jahren hatten Filme wie Henry - Portrait of a serial killer, Knight Moves, Das Schweigen der Lämmer, oder aus jüngster Zeit Natural Born Killers, Sieben und Copykill Hochkonjunktur. Wie kommt es, daß Filme, die zum Teil vor den übelsten Gewaltdarstellungen nicht zurückschrecken, sowohl in Amerika als auch in Europa ein Massenpublikum erreichen. Serienmörder und auch Massenmörder scheinen einen bizarren Reiz auf Publikum, Filmschaffende, Journalisten und Wissenschaftler auszuüben, denn neben fiktiven Spielfilmen sind Serienmörder wie Jeffrey Dahmer, Ted Bundy, Charles Manson, und Jack the Ripper Gegenstand zahlreicher Publikationen, Fernsehsendungen2 und Dokumentationen. Ich werde mich im Verlauf dieser Arbeit schwerpunktmäßig mit einem eher untypischen Serienmörderfilm auseinandersetzen: Natural Born Killers von Oliver Stone. Dabei möchte ich mich nicht so sehr mit einer filmimmanenten Analyse beschäftigen, sondern vielmehr Stones´ Film unter einem philosophischen Ansatz betrachten und diese Überlegungen in den Kontext der Medienkritik von Natural Born Killers stellen. Von eher allgemeinen Überlegungen über Mord im Film und dem Genre des Serienmörderfilms ausgehend, werde ich auch die Faszination des Publikums an eigentlich abstoßenden Themen beleuchten, um dann die von Stone kritisierten Fernsehmechanismen aufzuzeigen, die diese Lust am Schauen bedienen und ausnutzen.
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1 Vgl. Gabriele Meierding: Psychokiller. Reinbeck 1993, S.14
2 Um nur einige Sendungen zu nennen, in denen Serienkiller interviewt und deren Verbrechen zum Teil nachgestellt werden, seien aus dem US-amerikanischen Raum folgende genannt: Most Wanted, Crime Stoppers, Giraldo Rivera-Talkshow, West 57th (CBS), Nightline (ABC) und The Ophra Winfrey Show
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Mord im Film
- 2.1 Der Serienmörder
- 2.2 Henry
- 2.3 Natural Born Killers
- 3 Mord und Philosophie
- 3.1 Philosophische Anklänge in NBK
- 4 Mediensatire
- 4.1 Surrealistische Momente - die Wüstenbar
- 4.2 Die Sitcomsequenz
- 4.3 Sensationen um jeden Preis
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Oliver Stones "Natural Born Killers" nicht als rein filmanalytische Studie, sondern beleuchtet den Film unter einem philosophischen Aspekt und im Kontext der Medienkritik. Es werden allgemeine Überlegungen zu Mord im Film und dem Genre des Serienmörderfilms angestellt, sowie die Faszination des Publikums für abstoßende Themen untersucht. Schließlich werden Stones' Kritik an Fernsehmechanismen, welche diese Schaulust bedienen, aufgezeigt.
- Die Darstellung von Serienmördern im Film und ihre gesellschaftliche Relevanz
- Philosophische Aspekte in "Natural Born Killers"
- Die Medienkritik in "Natural Born Killers" und die Mechanismen der Sensationslust
- Die Entwicklung des Serienmördergenres im Film
- Die Faszination des Publikums für Gewalt und Mord im Film
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Serienmörderfilms ein und benennt bekannte Beispiele wie "Psycho" und "Bonnie and Clyde". Sie hebt die gestiegene Popularität von Filmen mit expliziter Gewaltdarstellung hervor und erläutert die Forschungsfrage: Wie kommt es zur Faszination des Publikums an solchen Filmen? Die Arbeit fokussiert sich auf Oliver Stones "Natural Born Killers" und kündigt einen philosophischen und medienkritischen Ansatz an, anstatt einer rein filmimmanenten Analyse.
2 Mord im Film: Dieses Kapitel zeichnet einen historischen Überblick über die Darstellung von Mord und Gewalt im Film nach, beginnend mit Fritz Langs "Dr. Mabuse". Es werden verschiedene Epochen und Genres beleuchtet, von den Stummfilmen bis zu Actionfilmen der 80er Jahre. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Darstellung von Mördern und der Ambivalenz von Gut und Böse, besonders in Bezug auf die Motivation der Täter. Der Text zeigt, wie sich die Darstellung von Gewalt und Mord im Film über die Zeit gewandelt hat und wie die Legitimierung von Gewalt auf der Leinwand mit der Motivation des Täters zusammenhängt.
2.1 Der Serienmörder: Dieses Unterkapitel konzentriert sich auf die spezifische Darstellung des Serienmörders im Film. Es wird beschrieben, wie der Serienmörder als desillusionierter, von Selbsthass und Krankheit geprägter Charakter dargestellt wird, dessen Taten oft auf nicht aufgearbeiteten Kindheitstraumata beruhen. Der Text vergleicht diese Figur mit der des amerikanischen Helden, der sich zunehmend von seiner Umwelt entfremdet und in der Gewalt als Ausdruck seiner Entfremdung seinen Niederschlag findet.
Schlüsselwörter
Natural Born Killers, Oliver Stone, Serienmörder, Medienkritik, Gewaltdarstellung, Filmgeschichte, Philosophie, Mediensatire, Sensationslust, Schaulust.
Häufig gestellte Fragen zu "Natural Born Killers": Eine philosophische und medienkritische Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Oliver Stones Film "Natural Born Killers" nicht nur filmanalytisch, sondern vor allem unter philosophischen und medienkritischen Aspekten. Sie untersucht die Darstellung von Mord und Gewalt im Film, die Faszination des Publikums für solche Themen und die Kritik an den Mechanismen der Medien, die diese Faszination bedienen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Darstellung von Serienmördern im Film und ihre gesellschaftliche Relevanz; philosophische Aspekte in "Natural Born Killers"; die Medienkritik in "Natural Born Killers" und die Mechanismen der Sensationslust; die Entwicklung des Serienmördergenres im Film; und die Faszination des Publikums für Gewalt und Mord im Film.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Mord im Film (mit Unterkapiteln zu Serienmördern, Henry und Natural Born Killers), Mord und Philosophie (mit einem Unterkapitel zu philosophischen Anklängen in NBK), Mediensatire (mit Unterkapiteln zu surrealistischen Momenten, der Sitcomsequenz und Sensationen um jeden Preis) und Fazit.
Wie wird der Film "Natural Born Killers" analysiert?
Der Film wird nicht nur im Hinblick auf seine filmischen Mittel analysiert, sondern auch unter Einbeziehung philosophischer Überlegungen und medienkritischer Perspektiven. Es wird untersucht, wie der Film die Mechanismen der Sensationslust und die Faszination des Publikums für Gewalt thematisiert.
Welche historischen Aspekte werden betrachtet?
Das Kapitel "Mord im Film" zeichnet einen historischen Überblick über die Darstellung von Mord und Gewalt im Film nach, von den Stummfilmen bis zu Actionfilmen der 80er Jahre. Es wird die Entwicklung der Darstellung von Mördern und die Ambivalenz von Gut und Böse beleuchtet.
Wie wird die Darstellung des Serienmörders behandelt?
Das Unterkapitel "Der Serienmörder" konzentriert sich auf die typische Darstellung des Serienmörders im Film als desillusionierte, von Selbsthass und Krankheit geprägte Figur, deren Taten oft auf nicht aufgearbeiteten Kindheitstraumata beruhen. Ein Vergleich mit der Figur des amerikanischen Helden wird gezogen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Natural Born Killers, Oliver Stone, Serienmörder, Medienkritik, Gewaltdarstellung, Filmgeschichte, Philosophie, Mediensatire, Sensationslust, Schaulust.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Wie kommt es zur Faszination des Publikums an Filmen mit expliziter Gewaltdarstellung, insbesondere an Filmen über Serienmörder?
Welche Beispiele werden im Text genannt?
Als Beispiele für Filme mit Gewaltdarstellung werden unter anderem "Psycho", "Bonnie and Clyde" und "Dr. Mabuse" genannt.
- Quote paper
- Alexander Thiele (Author), 2000, Der Serienmörder im Film - Oliver Stone´s "Natural Born Killers" als philosophisch-satirische Medienkritik betrachtet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42059