Die Finanzkrise der Jahre 2007 – 2008 zog globale wirtschaftliche Einbrüche nach sich. Die Private Equity Industrie blieb von diesen Auswirkungen nicht verschont. Dennoch zeigten sich auch positive Konsequenzen für die Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Aufgrund des mangelnden Vertrauens der Kreditinstitute gegenüber Unternehmen, vor Allem risikoreiche Start Ups sind die Unternehmen offener gegenüber alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wie beispielsweise dem Private Equity.
In Anbetracht dieser Ausgangslage wird die wirtschaftliche Situation der deutschen Kapitalbeteiligungs-Branche nach der globalen Finanzkrise analysiert. Ziel ist es nicht, die Folgen der Krise en détail unter die Lupe zu nehmen, sondern vielmehr die Entwicklung im Zeitraum danach. Das Geschäftsjahr 2016 soll detailliert analysiert und ausgewertet werden, um den aktuellen Stand der deutschen Private Equity Industrie darzulegen. Zudem wird eine Relation zum europäischen sowie zum weltweiten Private Equity Markt geschaffen und Prognosen für das Jahr 2017 aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Methodik und Gang der Untersuchung
2 Grundlagen
2.1 Begriffsabgrenzung Private Equity
2.2 Begriffsabgrenzung Venture Capital
2.3 Begriffsabgrenzung Buy Outs
2.4 Sonderstellung des Mezzanine-Kapitals
2.5 Einordnung von Private Equity in die Unternehmensfinanzierung
2.5.1 Kapitalart
2.5.2 Kapitalherkunft
2.5.3 Differenzierung verschiedener Finanzierungsalternativen
2.6 Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
3 Betrachtungskriterien der analytischen Untersuchung
3.1 Typ der Beteiligungsgesellschaft
3.2 Finanzierungsanlass
3.3 Trägerschaft
3.4 Transaktionsvolumen
3.5 Art der Beteiligung
3.6 Fokussierte Branchen
3.7 Umsatzgröße des Zielunternehmens
3.8 Investitionsreichweite
3.9 Verwaltetes Kapital
3.10 PLZ-Region und Kontaktdaten
4 Ergebnisse der analytischen Untersuchung
4.1 Angaben zur Beteiligungsgesellschaft
4.2 Angaben zur Beteiligung
4.3 Angaben zum Portfoliounternehmen
5 Wirtschaftliche Entwicklung der Private Equity Branche nach der Finanzkrise
5.1 Ausgangslage – Auswirkungen der Finanzkrise 2008
5.2 Die Private Equity Branche nach der Finanzkrise
5.3 Prognosen für das Jahr 2016
6 Die Private Equity Branche 2016 im Rückblick
6.1 Die Private Equity Branche 2016 im Rückblick - Fundraising
6.2 Die Private Equity Branche 2016 im Rückblick – Investments
6.2.1 Transaktionswert und Transaktionsanzahl der Investments
6.2.2 Haltedauer der Portfoliounternehmen
6.2.3 Fokussierte Branchen im Jahr 2016
6.2.4 Geographische Hotspots
6.3 Die Private Equity Branche 2016 im Rückblick – Divestment
6.3.1 Transaktionswert und Transaktionsanzahl
6.3.2 Exit-Kanäle
6.3.3 Divestments nach Branchen
7 Schlussbetrachtung
7.1 Fazit über Private Equity Branche 2016
7.2 Private Equity im Jahr 2017 – Prognosen
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract
Die Finanzkrise der Jahre 2007 – 2008 zog globale wirtschaftliche Einbrüche nach sich. Die Private Equity Industrie blieb von diesen Auswirkungen nicht verschont. Dennoch zeigten sich auch positive Konsequenzen für die Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Die mittelständischen Unternehmen Deutschlands sind aufgrund des mangelnden Vertrauens gegenüber den Kreditinstituten offener gegenüber alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wie beispielsweise dem Private Equity.
In Anbetracht dieser Ausgangslage wird die wirtschaftliche Situation der deutschen Kapitalbeteiligungs-Branche nach der globalen Finanzkrise analysiert. Ziel ist es nicht, die Folgen der Krise en détail unter die Lupe zu nehmen, sondern vielmehr die Entwicklung im Zeitraum danach. Das Geschäftsjahr 2016 soll detailliert analysiert und ausgewertet werden, um den aktuellen Stand der deutschen Private Equity Industrie darzulegen. Zudem wird eine Relation zum europäischen sowie zum weltweiten Private Equity Markt geschaffen und Prognosen für das Jahr 2017 aufgezeigt.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Systematisierung der Finanzierungsarten nach der Kapitalart - 12 -
Tabelle 2 Formen der Innenfinanzierung - 13 -
Tabelle 3 Formen der Außenfinanzierung - 14 -
Tabelle 4 Gliederung der Finanzierungsvorgänge nach der Kapitalherkunft und Kapitalart - 17 -
Tabelle 5 Charakteristika der Beteiligungsarten - 32 -
Tabelle 6: Mögliche Merkmalsausprägungen des Kriteriums fokussierte Branchen - 33 -
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gliederung von Private Equity inklusive Arbeitsdefinitionen - 6 -
Abbildung 2: Risiko-Rendite-Profil von Finanzierungsinstrumenten mit Equity-/Debt- Mezzanine Einteilung - 10 -
Abbildung 3: Segmentierung der Finanzierungsarten - 15 -
Abbildung 4: Angaben zum Typ der Beteiligungsgesellschaft - 36 -
Abbildung 5: Angaben zur Trägerschaft - 36 -
Abbildung 6: Angaben zum verwalteten Vermögen - 37 -
Abbildung 7: Angaben zur fokussierten Branche - 38 -
Abbildung 8: Angaben zur PLZ-Region - 39 -
Abbildung 9: Angaben zum Finanzierungsanlass - 39 -
Abbildung 10: Angaben zum Finanzierungsvolumen - 40 -
Abbildung 11: Angaben zur Art der Beteiligung - 40 -
Abbildung 12:Angaben zur Umsatzgröße der Zielunternehmen - 41 -
Abbildung 13: Angaben zur Investitionsreichweite - 41 -
Abbildung 14: Weltweit zugesagte Investorengelder für Private Equity und Buy Out-Exitvolumen von 2003 bis 2009, in Mrd. US-Dollar - 43 -
Abbildung 15: Weltweit zugesagte Investorengelder für Private Equity und Buy Out-Exitvolumen von 2010 bis 2015, in Mrd. US-Dollar - 46 -
Abbildung 16: Eingeworbenes Fundraisingkapital europäischer Private Equity Fonds, in Mrd EUR - 50 -
Abbildung 17: Verteilung des Fundraisings im deutschen Private Equity Markt 2016 - 51 -
Abbildung 18: Verteilung des verwalteten Kapitals der BVK-Mitgliedfonds - 52 -
Abbildung 19: Verteilung der Investments in Europa im Jahr 2016 in Transaktionswert und Transaktionsanzahl, in % - 54 -
Abbildung 20: Durchschnittliche Haltedauer der Portfoliounternehmen 2007 – 2016 inkl. Prognose 2017 - 55 -
Abbildung 21: Branchenverteilung der Investitionen nach Transaktionswert und Transaktionsanzahl, in Prozent - 56 -
Abbildung 22: Verteilung des Transaktionswerts und der Transaktionsanzahl von 2016 auf die einzelnen Bundesländer, in Prozent - 58 -
Abbildung 23: Standorte der BVK-Mitgliedfonds in PLZ-Regionen gegliedert, inkl. Hotspots - 59 -
Abbildung 24: Top-Ten BVK-Mitgliedfonds bezüglich des verwalteten Kapitals, nach Standort der Zentrale - 59 -
Abbildung 25: Venture Capital finanzierte Start Ups von 2014 – 2016, in Prozent - 60 -
Abbildung 26: Private Equity Divestments in Europa der Jahre 2012 - 2016, in Mrd. EUR - 61 -
Abbildung 27: Private Equity Divestments in Deutschland in den Jahren 2014 – 2017P, in Mrd. EUR - 62 -
Abbildung 28: Divestments der deutschen Private Equity Industrie nach Exit-Möglichkeiten, in Prozent - 62 -
Abbildung 29: Branchenverteilung der Divestments nach Transaktionswert und Transaktionsanzahl, in Prozent - 63 -
„Es ist bei weitem besser, ein herausragendes Unternehmen zu einem anständigen Preis zu kaufen, als ein anständiges Unternehmen zu einem herausragenden Preis.“
Warren Buffet
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Die Finanzierung europäischer und vor allem deutscher Unternehmen gilt auch nach der globalen Finanzkrise der Jahre 2007 – 2009 als von Banken dominiert.1 Dennoch wurde die Finanzstruktur der Betriebe nachhaltig beeinflusst. Vor der Krise waren im deutschen Mittelstand Eigenkapitalquoten von rund 18% keine Seltenheit. Sie galten als „business as usual“.2 Überwiegend fremdkapitalfinanzierte Unternehmen prägten die Wirtschaft. Der Crash im Jahr 2008 und der damit einhergehende Druck auf die Kreditinstitute und deren „Kundschaft“ führte zu einer Ausgestaltung von verschärften regulatorischen Maßnahmen. Infolge dessen wurde es für Unternehmen schwerer Fremdkapital von Kreditinstituten zu beziehen. Um zukünftig Kredite von der Bank zu erhalten, waren die Unternehmen gezwungen ihre Bonität zu erhöhen.3 Diese Umstrukturierung lässt sich in der durchschnittlichen Eigenkapitalquote messen. In den letzten zehn Jahren ist die Quote von 22,5% auf 29,7% im Jahr 2015 gestiegen. Die aktuellsten Prognosen deuten auf einen weiteren Aufwärtstrend.4 Der Wandel zu mehr Eigenkapital im Unternehmen bringt eine weitere Veränderung mit sich. Die mittelständischen Unternehmen Deutschlands sind aufgrund des mangelnden Vertrauens gegenüber den Kreditinstituten offener gegenüber alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wie beispielsweise dem Private Equity.5 Gewiss waren Beteiligungsgesellschaften auch vor der Finanzkrise in der deutschen Wirtschaft bekannt. Die breite Masse assoziiert mit dem Begriff Private Equity vor allem die enormen Leveraged Buy Outs, die vor der Krise mit immer höheren Transaktionsvolumina Schlagzeilen machten und nicht zuletzt als Folge der Heuschreckendebatte in Verruf geraten sind.6 Diese zum Großteil mit Fremdkapital finanzierten Buy Outs stellen allerdings nur ein mögliches Finanzierungsinstrument des breiten Spektrums der Kapitalbeteiligung dar. Das Ziel dieser Untersuchung ist, die Grundlagen der Materie zu erörtern, um einen Einblick in die vielfältigen Ausgestaltungmöglichkeiten der Kapitalbeteiligungsfinanzierung zu erlangen.
"In wechselhaften Zeiten hat sich der deutsche Beteiligungskapitalmarkt als robuster Anker erwiesen und seine wichtige Finanzierungsfunktion […] untermauert.“7 – sagt Joachim von Ribbentrop, der Sprecher des Vorstands des größten Kapitalbeteiligungsverbandes Deutschlands über den deutschen Private Equity Markt. Die Fakten des Jahres 2016 scheinen Ihm Recht zu geben. Im deutschen Private Equity Markt lassen sich mehr als 5.000 Portfoliounternehmen in denen rund 912.000 Beschäftige tätig sind finden.8 Verglichen mit den Angaben des statistischen Bundesamtes ist die Private Equity Industrie somit ein größerer Arbeitgeber als die Automobilbranche in Deutschland.9
In Anbetracht dieser Ausgangslage wird die wirtschaftliche Situation der deutschen Kapitalbeteiligungs-Branche nach der globalen Finanzkrise analysiert. Ziel ist es nicht, die Folgen der Krise en détail unter die Lupe zu nehmen, sondern vielmehr die Entwicklung im Zeitraum danach. Abschließend wird das Geschäftsjahr 2016 detailliert analysiert und ausgewertet, um den aktuellen Stand der deutschen Private Equity Industrie darzulegen. Zudem wird eine Relation zum europäischen sowie zum weltweiten Private Equity Markt geschaffen und Prognosen für das Jahr 2017 aufgezeigt.
Zusammenfassend betrachtet lassen sich folgende zentrale Ziele dieser Arbeit definieren:
- Darstellung der relevanten theoretischen Grundlagen über Kapitalbeteiligungsgesellschaften.
- Der Private Equity Markt im Zeitraum nach der globalen Finanzkrise soll erörtert werden.
- Der deutsche Private Equity Markt im Jahr 2016 wird anhand einer retrospektiven Analyse ausgewertet und in Relation mit der europäischen und weltweiten Entwicklung gesetzt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse werden Prognosen für das Jahr 2017 gestellt.
1.2 Methodik und Gang der Untersuchung
Um die Ziele der Bachelorthesis zu bearbeiten, wird eine umfangreiche Auswertung vorhandener Marktdaten und aktueller Literatur durchgeführt. Für die Darstellung der relevanten theoretischen Grundlagen werden auf Basis der finanzwirtschaftlichen Lehre aus primärliterarischen Quellen die Zusammenhänge erörtert. Um die wirtschaftliche Entwicklung des Private Equity Marktes von der Finanzkrise bis zum Jahr 2016 umfangreich darzulegen, werden aktuellste Studien und Statistiken der Branche analysiert.
Darüber hinaus wird im Zuge der Bachelorthesis eine eigenständige analytische Untersuchung durchgeführt. Anhand relevanter Betrachtungskriterien werden verschiedene Private Equity Fonds untersucht. Als Datenbasis dienen die Kapitalbeteiligungsgesellschaften, welche eine Mitgliedschaft im Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften haben. Die Mitgliedfonds werden separat in einem Tabellenkalkulationsprogramm erfasst und hinsichtlich der Kriterien ausgewertet, um Rückschlüsse über die deutsche Private Equity Industrie zu erhalten. Die gewonnenen Ergebnisse werden mit dem aktuellen Stand der Statistiken und Studien verknüpft.
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel. Nach dem einleitenden ersten Kapitel werden im zweiten Kapitel zunächst die relevanten Begrifflichkeiten der Kapitalbeteiligungsbranche definiert. Um einen Systematisierungsansatz für „Private Equity“ als alternative Finanzierungsart zu erlangen, wird aufgezeigt, wo das Beteiligungskapital in der finanzwirtschaftlichen Theorie einzuordnen ist. Im dritten Kapitel wird das Gerüst der analytischen Untersuchung aufgebaut. Um die möglichen Merkmalsausprägungen der einzelnen Zellen innerhalb der Untersuchung darzulegen, wird eine detaillierte Betrachtung jedes Kriteriums vorgenommen. Die theoretischen Hintergründe der unterschiedlichen Betrachtungskriterien werden erörtert. Der Aufbau des Kapitel 3 orientiert sich an der Reihenfolge der Spalten innerhalb der analytischen Untersuchung. Die möglichen Merkmalsausprägungen werden zwecks Übersichtlichkeit farblich/fett gekennzeichnet. Es ist möglich, dass innerhalb eines Betrachtungskriteriums eine Mehrfachnennung von Merkmalsausprägungen vorliegt. Das zweite und dritte Kapitel widmen sich dem Ziel die relevanten theoretischen Grundlagen über Kapitalbeteiligungsgesellschaften darzulegen.
Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der analytischen Untersuchung ausgeführt. Im fünften Kapitel wird gemäß der Zielsetzung den Zeitraum nach der Finanzkrise zu erörtern, eine Auswertung der Jahre nach der Krise durchgeführt. Als Einleitung in die Analyse des Jahres 2016 werden die damaligen Prognosen für dieses Geschäftsjahr gelistet.
Im sechsten Kapitel erfolgt eine ausführliche retrospektive Analyse des deutschen Kapitalbeteiligungsmarktes 2016 mit Bezug auf die europäische und weltweite Entwicklung. Dafür werden aktuelle Marktzahlen, Studien und Statistiken sowie die Ergebnisse der separat durchgeführten Untersuchung betrachtet. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, werden die verschiedenen Kriterien der Reihenfolge nach entlang der Private Equity Wertschöpfungskette betrachtet.
Im siebten Kapitel wird abschließend eine Schlussbetrachtung über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Private Equity Branche dargelegt. Zudem werden anhand zuvor erarbeiteter Marktzahlen und mit Hilfe neuster Studien Prognosen für das Jahr 2017 angeführt.
2 Grundlagen
2.1 Begriffsabgrenzung Private Equity
Grundsätzlich wird unter Private Equity die Bereitstellung von (befristeten) finanziellen Mitteln durch spezialisierte Kapitalgeber unter Zuhilfenahme von verschiedenen Finanzierungsinstrumenten in außerbörsliche Unternehmen verstanden.10 Der Kreis der Kapitalgeber und -nehmer sowie die unterschiedlichen Bereitstellungsinstrumente lassen sich nicht einheitlich definieren. Dies ist von dem Umstand abzuleiten, dass der Begriff „Private Equity“ nicht, wie für viele finanzwirtschaftliche Begriffe üblich, auf der Basis eines theoretischen Models konzipiert wurde11. Resultierend aus dieser Tatsache existiert in der Wissenschaft keine einheitliche Definition. Private Equity ist eine aus der praktischen Anwendung im englischsprachigen Raum entstandene Begrifflichkeit. Der Begriff „Equity“ – zu Deutsch „Eigenkapital“ – verdeutlich, dass zusätzliches Eigenkapital für das Unternehmen bereitgestellt wird. Der Begriffsteil „Private“ – zu Deutsch „privat, vertraulich“ – kann sinngemäß als außerbörslich verstanden werden.12 Dieser definitorische Ansatz wird ebenfalls vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) angewendet.13
Demzufolge kann das als „privates Eigenkapital“ zu übersetzende „Private Equity“ als Oberbegriff für jegliche Bereitstellung von Beteiligungskapital in (noch) nicht börsennotierte Unternehmen verstanden werden.14 Die Institutionen der Private Equity Branche bedienen sich verschiedener Finanzierungskonzepte aus Beteiligungs-, Mezzanine- und Kreditfinanzierung. Im Vordergrund steht dabei die Beteiligungsfinanzierung, welche in einigen Fällen mit Instrumenten der Mezzanine- und Kreditfinanzierung gekoppelt wird.15 Das Beteiligungskapital lässt sich in die drei Segmente Venture Capital, Buy Outs und Mezzanine Kapital gliedern.16 In den folgenden Kapiteln 2.2 und 2.3 werden die Merkmale und Eigenschaften von Venture Capital und Buy Outs erläutert. Das Mezzanine-Kapital nimmt dabei eine Sonderstellung ein, weswegen eine weitere Charakterisierung im Kapitel 2.4 vorgenommen wird.
Da der Begriff „Private Equity“ lediglich einen Oberbegriff für verschiedene Beteiligungskapitalvarianten darstellt ist es notwendig, eine Arbeitsdefinition für die Institutionen, welche dieses Kapital bereitstellen, aufzustellen. Im Laufe der Thesis und innerhalb der analytischen Auswertung werden die Einrichtungen, welche im Rahmen von Private Equity finanzielle Mittel in den verschiedenen Segmenten Venture Capital, Buy Outs und Mezzanine Kapital bereitstellen, gleichermaßen als Kapitalbeteiligungsgesellschaften oder Private Equity Fonds definiert. Somit steht diese Bezeichnung für sämtliche Private Equity Transaktionen. Neben dem Oberbegriff für Private Equity sind die Institutionen der einzelnen Segmente zu benennen. Eine Einordnung der Bezeichnung lässt sich der Abbildung 1 entnehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Gliederung von Private Equity inklusive Arbeitsdefinitionen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Olfert, K. (2013), S. 306.
Die in der Bachelorthesis behandelten Kapitalbeteiligungsgesellschaften agieren im Markt für Unternehmenstransaktionen. Das Ziel ist es, Unternehmen finanzielle Mittel bereitzustellen, sich an Unternehmen zu beteiligen oder sie komplett zu erwerben.17 Innerhalb dieses Marktes treffen verschiedene Käufergruppen aufeinander, welche sich in zwei differenzierte Gruppen gliedern lassen – strategische Investoren und Finanzinvestoren. Zu den Finanzinvestoren werden klassischerweise die in der Bachelorthesis behandelten Kapitalbeteiligungsgesellschaften gezählt. Daher ist es notwendig eine Abgrenzung zu den strategischen Investoren zu definieren.
Strategische Investoren – auch Strategen – sind im klassischen Fall am Markt etablierte Unternehmen, welche durch den Erwerb weiterer Unternehmen expandieren wollen. Ein solches Investment ist als Trade Sale definiert. Es lassen sich drei Fälle unterscheiden.
1.) Der Stratege kauft innerhalb der eigenen Branche einen Mitbewerber, um sich dessen Marktanteile zu sichern.
2.) Der strategische Investor erwirbt ein Unternehmen aus einer vor- oder nachgelagerten Stufe der Wertschöpfungskette, um das bestehende Geschäftsfeld durch Nutzung von Synergieeffekten zu stärken.
3) Der Stratege erwirbt ein branchenfremdes Unternehmen, um im Zuge einer Diversifikationsstrategie neue Geschäftsfelder zu erschließen.18
Der Vorteil der strategischen Investoren liegt in der Regel im umfangreicheren Know How über die Branche und die Möglichkeit, durch eine Eingliederung in den eigenen unternehmerischen Prozess Synergien zu nutzen und einen beiderseitigen Vorteil zu generieren.19
2.2 Begriffsabgrenzung Venture Capital
Unter Venture Capital – auch Wagnis- oder Risikokapital – werden grundsätzlich alle Transaktionen verstanden, in denen Beteiligungskapital von außen in risikoreiche Investments angelegt werden. Neben der Bereitstellung von Kapital wird oftmals eine unternehmerische Betreuung im Portfoliounternehmen anvisiert. Die daraus abzuleitenden Risikokapitalfonds fokussieren sich klassischerweise auf innovative Unternehmensgründungen bzw. aussichtsreiche Wachstumsbemühungen eines Betriebs. In diesem Stadium stehen in der Regel ein hohes Maß an Risiko möglichen hohen Renditen gegenüber. Für die Risikokapitalbeteiligungsgesellschaft sind, anders als es beispielsweise bei Kreditinstituten üblich ist, nicht die Bilanzkennzahlen und bankübliche Sicherheiten ausschlaggebend für ein Investment. Vielmehr sind die unternehmerische Idee, das innovative Produkt und die Leistungsbereitschaft des Managements als Kriterien zu nennen, welche letztendlich entscheiden, ob Kapital bereitgestellt wird oder nicht.20
Venture Capital Fonds beteiligen sich in der Regel mit einer Minderheit der Anteile in junge innovative Unternehmen, um diese ab Beginn der unternehmerischen Idee zu unterstützen. Abhängig von der Zielsetzung des Venture Capital Fonds wollen diese neben der Bereitstellung von finanziellen Mitteln das Unternehmen als Berater indirekt mit zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Die durchschnittliche Dauer des Engagements liegt bei etwa drei bis fünf Jahren. Mit der anschließenden Veräußerung der Beteiligung werden im Durchschnitt 25 % bis 30 % Rendite erwartet. In einzelnen Fällen kann die Dauer der Beteiligung und die realisierte Rendite jedoch deutlich geringer oder höher ausfallen.21 Unter Venture Capital werden verschiedene Finanzierungsanlässe gruppiert – Seed-, Start Up-, Expansions- und Wachstums-, Turnaround-, Bridge-Finanzierungen (vgl. Kapitel 3.2).
2.3 Begriffsabgrenzung Buy Outs
Neben dem Segment des Venture Capitals lässt sich Private Equity in Buy Outs gruppieren. Unter Buy Outs werden Investments mit dem Bestreben auf eine Mehrheitsbeteiligung (vgl. Kapitel 3.5) verstanden. Ziel ist es den Großteil bzw. das gesamte Unternehmen zu erwerben.22 Die Private Equity Gesellschaft plant im Gegenzug zum bereitgeselltem Kapital, das Unternehmen aktiv als Gesellschafter (mit-) zu gestalten und zu führen, um somit den Unternehmenswert zukünftig zu steigern. Um dies zu realisieren, entsenden Private Equity Fonds häufig eigene Interim Manager, um die Geschäftsführung der Portfoliounternehmen zu unterstützen.23 Die Volumina von Buy Out Geschäften sind im Durchschnitt um ein vielfaches höher als bei den vorab beschriebenen Venture Capital Transaktionen. Um den Kapitalanforderungen gerecht zu werden, nehmen Private Equity Fonds – neben der Bereitstellung von Eigenkapital – ebenfalls Mezzanine Kapital sowie Kredite24 in Anspruch. Die schwerpunktmäßigen Ziele von Buy Out Fonds sind grundsätzlich:
- Das herauskristallisieren vom Potenzial des Unternehmens und
- aufgrund dessen eine Mehrheitsbeteiligung oder die kompletten Anteile des Zielunternehmens erwerben (ggf als Zusammenschluss mit dem vorhandenen Management).
- Mit Hilfe einer anschließenden Restrukturierung bzw. Neuorganisation des Unternehmens einen wirtschaftlichen Aufschwung generieren.
- Die letztendliche Veräußerung der Beteiligung, um aus der Wertsteigerung einen reellen Kapitalgewinn zu erwirtschaften.25
Das Management Buy Out spiegelt hierbei eine häufige Ausgestaltung einer Transaktion dar. Die bestehenden Führungskräfte des Zielunternehmens werden mit in die Finanzierung eingebunden. Somit erwirbt das ursprüngliche Management-Team ebenso Anteile – in der Regel als Minderheitsbeteiligung – am Betrieb und erlangt eine Stellung als Unternehmer.26 Ein möglicher Grund des bestehenden Managements für die Entscheidung eine Buy-Out-Gesellschaft mit einzubinden, ist eine ungeregelte Unternehmensnachfolge im Zuge der angestrebten Unternehmensveräußerung des derzeitigen Anteilseigners. Bei unzureichenden finanziellen Mitteln des Managements kann mit Hilfe einer Private Equity Finanzierung das geplante Vorhaben realisiert werden.27
Des Weiteren können Buy Outs als sogenannte Leveraged Buy Outs ausgestaltet werden. Wie bereits genannt, erweitern die Kapitalbeteiligungsgesellschaften ihr vorhandenes Eigenkapital um Mezzanine Finanzierungen oder Kredite, um die erforderlichen finanziellen Mittel für den Unternehmenserwerb bereitstellen zu können. Werden im Zuge des Investments große Teile des Kaufpreises durch Fremdkapital finanziert, um den Financial Leveraged Effekt zu nutzen, gilt die Transaktion als Leveraged Buy Out.28 Durch die Optimierung des Verschuldungsgrades, sprich die effektive Einteilung von Fremd- und Eigenkapital, soll – wie vom namensgebenden Leverage Effekt bekannt – die Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden. Die damit einhergehenden Tilgungs- und Zinsverbindlichkeiten hat in der Regel das erworbene Unternehmen selbst zu tragen. Die Private Equity Gesellschaft kann somit das Risiko auf das Portfoliounternehmen übertragen.29 Diesem Umstand ist geschuldet, dass Private Equity Gesellschaften zum Teil in Kritik geraten sind. (Vgl. Kapitel 4.2) Unter Buy Outs werden verschiedene Finanzierungsanlässe gruppiert – neben den klassischen Buy Outs auch Secondary Transaktionen und Public to Private.
2.4 Sonderstellung des Mezzanine-Kapitals
Unter Mezzanine Kapital werden sämtliche Finanzierungsinstrumente der Außenfinanzierung zusammengefasst, die als sogenanntes Hybridkapital zwischen Eigen- und Fremdkapital stehen.30 „Mezzanine Kapital“ ist ebenso wie „Private Equity“ ein aus der Praxis stammender Begriff, weswegen sich keine präzise theoretische Definition aufstellen lässt.31 Als übereinstimmendes Merkmal lassen sich die Finanzierung von außen, sowie eine inhaltliche Einordnung zwischen Eigen- und Fremdkapital definieren. Infolge dessen findet sich in der Literatur die Bezeichnung als hybride Finanzierungsalternative. Der Grund, warum es diese Mischform als Finanzierungsform gibt, ist die Schließung einer möglicherweise auftretenden Finanzierungslücke zwischen typischer Eigenkapital- und der klassischen Fremdkapitalfinanzierung.32 Ein mögliches Ziel des Kapitalnehmers könnte sein, sich durch die vertragliche Ausgestaltung der Mezzanine Transaktion die positiven Auswirkungen beider Kapitalarten (Eigen- und Fremdkapital) zu Nutze zu machen. Durch die handelsrechtliche Einstufung der neugewonnen finanziellen Mittel als Eigenkapital kann ein besseres Ratingergebnis erlangt werden. Dennoch wird das neue Kapital steuerrechtlich zum Fremdkapital gezählt, wodurch das an den Kapitalgeber zuzahlende Entgelt als Betriebsausgabe weiterhin abzugsfähig bleibt.33 Mezzanine Finanzierungsformen bieten Flexibilität und Individualität in der vertraglichen Ausgestaltung. Hinsichtlich der differenzierten Gestaltung lassen sich die mezzaninen Finanzierungsinstrumente in eigenkapitalnahes (Equity Mezzanine) und in fremdkapitalnahes (Debt Mezzanine) Kapital separieren.34
Unter der Begrifflichkeit Mezzanine Kapital werden verschiedene Finanzierungsinstrumente zusammengefasst. Es ist somit als heterogene Finanzierungsform anzusehen. In dem von Ulrich Pape entwickelten Risiko-Rendite-Profil lassen sich die unterschiedlichen Finanzierungsinstrumente dem Risiko-/Rendite-Ratio nach einteilen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Risiko-Rendite-Profil von Finanzierungsinstrumenten mit Equity-/Debt- Mezzanine Einteilung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Pape, U. (2015), S. 211.
Des Weiteren lassen sich die Mezzaninen Finanzierungsinstrumente durch eine Betrachtung der Mittelherkunft differenzieren. Hierbei wird zwischen Privatplatzierungsinstrumenten (Private Mezzanine) und Kapitalmarktinstrumenten (Public Mezzanine) unterschieden. Public Mezzanine ist bedingt durch die Standardisierung der Finanzinstrumente, welche über einen öffentlichen Handelsplatz wie beispielsweise einer Börse veräußert und erworben werden können. Klassische Public Mezzanine Instrumente sind Wandelschuldverschreibungen, Optionsanleihen sowie Genussscheine. Dagegen zeichnen sich die Privatplatzierungsinstrumente durch eine individuelle Ausgestaltung zwischen dem Kapitalgeber und -nehmer aus. Die Private Mezzanine Instrumente stellen das vorrangig relevante Segment für Kapitalbeteiligungsgesellschaften dar.35
Im Zuge der Thesis und innerhalb der analytischen Auswertung werden im Kapitel 3.5 die möglichen Merkmalsausprägungen des Mezzanine Kapital in (atypisch) stille Beteiligungen, Gesellschafterdarlehen / nachrangig haftende Darlehen sowie Genussrechte / sonstiges Mezzanine Kapital gruppiert und detaillierter betrachtet.
2.5 Einordnung von Private Equity in die Unternehmensfinanzierung
2.5.1 Kapitalart
Als Kriterien zur Gliederung der verschiedenen Finanzierungsalternativen dienen oftmals die Betrachtung der Kapitalart und Kapitalherkunft (Mittelherkunft).36 Die Kapitalart differenziert zwischen Fremd- und Eigenfinanzierung. Entscheidend für eine Einteilung in Fremd- bzw. Eigenfinanzierung bei zusätzlichem Kapital von außen (extern) ist die Rechtsstellung des Kapitalgebers.37
Eine Fremdfinanzierung ist bedingt durch die Bereitstellung von zusätzlichem befristeten Fremdkapital. Dies kann sowohl intern durch die Bildung von (langfristigen) Rückstellungen sowie extern durch die Bereitstellung des zusätzlichen Fremdkapitals von Dritten (Kreditfinanzierung) geschaffen werden.
Eine Eigenfinanzierung ist definiert durch die Generierung von zusätzlichem Eigenkapital auf unbestimmte Zeit. Dies kann sowohl intern durch eine Selbstfinanzierung sowie extern durch eine Einlagen- bzw. Beteiligungsfinanzierung generiert werden.38
Eine weitere Alternative zur Finanzierung des Unternehmens ist die Kapitalfreisetzung. Diese lässt sich nicht eindeutig dem Eigen- oder Fremdkapital zuordnen.39 Tabelle 1 zeigt eine systematische Gliederung mit einer Zuordnung der verschiedenen Oberbegriffe für Finanzierungsalternativen.
Tabelle 1: Systematisierung der Finanzierungsarten nach der Kapitalart
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hölscher, R. (2010), S. 224.
2.5.2 Kapitalherkunft
Die Kapitalherkunft separiert die Finanzierung in Innen- und Außenfinanzierung. Bei dieser Betrachtung ist entscheidend, wer der Kapitalgeber ist bzw. was als Kapitalquelle der zusätzlichen Mittel zu identifizieren ist.40 Eine Innenfinanzierung liegt vor, wenn das bereitgestellte Kapital durch den unternehmerischen Umsatzprozess selbst erwirtschaftet wird und das Unternehmen somit die Quelle des Kapitals darstellt. Dabei wird zwischen Kapitalneubildung (Vermögenszuwachs) und Kapitalfreisetzung (Vermögensumschichtung) unterschieden.41
Eine Kapitalneubildung (Bilanzverlängerung) wird bedingt durch einen Zuwachs an Vermögen und Kapital. Dies kann z.B. in Form einer Bildung von (langfristigen) Rückstellungen (Fremdkapital) oder anhand einer Selbstfinanzierung durch die Einbehaltung von erwirtschafteten Gewinnen (Eigenkapital) geschehen.
In Folge einer Umschichtung des vorhandenen Vermögens resultiert eine Kapitalfreisetzung (Aktivtausch). Dies kann z.B. in Form eines Rückflusses von bereits früher erwirtschafteten Kapitals, welches nicht zu einer Mehrung der insgesamt zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel geführt hat, generiert wird.42
Tabelle 2 gliedert die Innenfinanzierung in Kapitalneubildung und Kapitalfreisetzung. Den unterschiedlichen Alternativen sind Anwendungsbeispiele aus der Praxis zugeordnet. Resultierend aus den Beispielen lässt sich verdeutlichen, dass die Innenfinanzierung auf eine Verhinderung des Zahlungsmittelabflusses aus dem Unternehmen abzielt.43
Tabelle 2 Formen der Innenfinanzierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wöhe, G. u.a. (2013), S. 19.
Eine Außenfinanzierung (externe Finanzierung) liegt vor, wenn dem Unternehmen entweder erstmalig oder zusätzlich finanzielle Mittel in Form von Fremd- oder Eigenkapital durch nicht selbsterwirtschaftete Quellen bereitgestellt wird. Anders als bei der Innenfinanzierung steht das bereitgestellte Kapital der Außenfinanzierung somit in keinem direkten Zusammenhang mit dem unternehmerischen Umsatzprozess.44 Differenziert wird zwischen Kreditfinanzierung (Fremdkapital) und Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung (Eigenkapital).
Eine Kreditfinanzierung wird bedingt durch die Bereitstellung von zusätzlichem Fremdkapital von außen. Tritt das Unternehmen als Schuldner gegenüber dem Kapitalgeber auf, sodass dieser als Gläubiger fungiert, wird von einer Finanzierung mit Fremdkapital gesprochen.45 Die Fremdkapitalgeber eines Unternehmens erlangen durch das Investment eine Stellung auf schuldrechtlicher Basis. Es besteht in der Regel weder Mitsprache- noch Entscheidungs- oder Kontrollbefugnisse innerhalb der Geschäftsleitung.46
Eine Einlagen- bzw. Beteiligungsfinanzierung wird bedingt durch die Bereitstellung von zusätzlichem Eigenkapital von außen. Wird der Kapitalgeber durch das Investment (Mit-) Eigentümer vom Unternehmen, gelten die bereitgestellten finanziellen Mittel als Eigenkapital. Unterscheidungsmerkmal zwischen Einlage und Beteiligung ist lediglich die Ausgangssituation des Kapitalgebers. Wenn es sich um einen bereits vorhandenen Gesellschafter handelt, liegt eine Einlagenfinanzierung vor. Daraus resultierend ist der Kapitalgeber bei einer Beteiligungsfinanzierung ein neu hinzutretender externer Dritter.47 Im Gegenzug zum Investment erhalten die Kapitalgeber erweiterte oder neue Gesellschafterrechte.48 In der Regel werden somit Mitsprache- sowie Entscheidungs- und Kontrollbefugnisse innerhalb der Unternehmensführung erlangt. Der Eigenkapitalgeber ist unmittelbar an den Verlusten (Risiken) und Gewinnen (Chancen) des Unternehmens beteiligt und profitiert somit direkt vom wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs.49 Bei Gründung eines Unternehmens ist stets die Einlagenfinanzierung als Finanzierungsanlass notwendig. Darüber hinaus können auch spätere Kapitaleinbringungen mit Hilfe von Einlagen- und Beteiligungsfinanzierungen realisiert werden. Dies ist beispielsweise bei einer Beteiligung durch eine Private Equity Gesellschaft der Fall.50
Tabelle 3 gliedert die Außenfinanzierung in Kreditfinanzierung und Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung. Den unterschiedlichen Alternativen sind Anwendungsbeispiele aus der Praxis zugeordnet. Aus den Beispielen lässt sich verdeutlichen, dass die Außenfinanzierung auf eine Vermehrung der Zahlungsmittel außerhalb vom wirtschaftlichen Umsatzprozess abzielt.51
Tabelle 3 Formen der Außenfinanzierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Pape, U. (2011), S. 34.
2.5.3 Differenzierung verschiedener Finanzierungsalternativen
Aus der Analyse der Kriterien Kapitalherkunft und Kapitalart, lassen sich zwei Entscheidungsmerkmale für Finanzierungsalternativen ableiten:
1.) Die Kapitalherkunft unterteilt diese in Innen und Außen.
2.) Die Kapitalart differenziert zwischen Fremd- und Eigenkapital.
Auf Basis dessen können Finanzierungsarten in der Regel in vier verschiedene Segmente gruppiert werden52, welche in Abbildung 3 dargestellt werden. Aufgrund der nicht eindeutigen Definierbarkeit der Kapitalfreisetzung wird diese nicht berücksichtigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Jahrmann, F.-U. (2009), S. 6-7.
Anhand der folgenden Beispiele soll ein Bezug zur praktischen Anwendungen in der Wirtschaft vermittelt werden.
A) Fremdfinanzierte Innenfinanzierung
Die gewonnenen finanziellen Mittel werden aus dem unternehmerischen Umsatzprozess generiert. Dieses Kapital ist (gedanklich) auf den Verzicht einer Kapitalausschüttung an die Gläubiger vom Unternehmen zurückzuführen. Als Beispiel dient oftmals die Finanzierung durch Bildung von (langfristigen) Rückstellungen wie z.B. Pensionsrückstellungen.53 Es können gewinnmindernde Rückstellungen aufgrund ungewisser Zahlungen von zukünftigen Betriebsrenten gebildet werden.54 Somit kann der betriebliche Erfolgsausweis geschmälert werden. Mit zugesagten Pensionszahlungen in der Zukunft kann eine aktuell geringere Lohnauszahlung begründet werden, wodurch wiederrum finanzielle Mittel ungebunden bleiben. Die Rentenempfänger sind aus finanzwirtschaftlicher Sicht als Gläubiger zu betrachten, da das gewonnen Kapital den Arbeitnehmern zuzurechnen ist.55
B) Fremdfinanzierte Außenfinanzierung
Bei einer fremdfinanzierten Außenfinanzierung werden vom Unternehmen Forderungstitel gegen neue finanzielle Mittel verkauft. Die Kapitalgeber erlangen eine Stellung als Gläubiger des Betriebs. Als klassisches Beispiel ist die Kreditfinanzierung, wie z.B. ein Darlehen der Hausbank, zu nennen.
C) Eigenfinanzierte Innenfinanzierung (Selbstfinanzierung)
Finanzierung durch die Zurückbehaltung von erwirtschafteten Gewinnen. Differenziert wird zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung.56
Stille Selbstfinanzierungen werden durch eine Verhinderung der Gewinnverwendung und Gewinnentstehung realisiert. Demnach durch eine Einbehaltung nicht ausgewiesener Gewinne.57 Anhand einer Überbewertung von Passiva und einer Unterbewertung von Aktiva werden stille Reserven gebildet.58 Der Name deutet daraufhin, dass diese Reserven nicht offen in der Bilanz ausgewiesen werden bzw. aus dieser entnommen werden können.59
Offene Selbstfinanzierungen werden durch einen Verzicht auf die Gewinnausschüttung realisiert.60 Der versteuerte Gewinn wird vom Unternehmen in Form von gebildeten Rücklagen einbehalten und in der Bilanz offen ausgewiesen.61
D) Eigenfinanzierte Außenfinanzierung
Im Rahmen einer eigenfinanzierten Außenfinanzierung werden im Vergleich zur fremdfinanzierten Außenfinanzierung keine Forderungstitel, sondern Beteiligungstitel veräußert. Die Kapitalgeber erhalten durch das Investment eine Beteiligung am Unternehmen und erlangen eine Stellung als neuer (anteiliger) Gesellschafter im Betrieb.62 Als Beispiel lässt sich die Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung wie z.B. die Beteiligung eines Venture Capital Fonds nennen.
Resultierend aus den oben erläuterten Sachverhalten lässt sich eine Einordnung für „Private Equity“ in die finanzwirtschaftliche Theorie vornehmen. Tabelle 4 stellt eine kombinierte Darstellung der Betrachtungskriterien in Verbindung mit den Oberbegriffen der Finanzierungsalternativen dar. Wie aus der Definition von „Private Equity“ zu entnehmen ist, steht der Begriff für jegliche Arten der Beteiligungsfinanzierung. Somit sind Investments im Rahmen von Private Equity als Variante D) durch eine Bereitstellung von Eigenkapital von externen Kapitalgebern zu definieren. Eine Sonderstellung innerhalb des Private Equitys stellt das Mezzanine Kapital dar, welches sich nicht eindeutig definieren lässt (Vgl. Kapitel 2.4).
Tabelle 4 Gliederung der Finanzierungsvorgänge nach der Kapitalherkunft und Kapitalart
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wöhe, G. /Döring, U. (2013), S. 475.
2.6 Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften – German Private Equity and Venture Capital Association e.V. (BVK) – ist ein in Berlin ansässiger Verein, welcher es sich zum Auftrag gemacht hat, die Interessen und Ziele der deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften, sowie Institution aus dem unmittelbarem Umfeld zu vertreten.63 Um diese Ziele zu verwirklichen setzt der BVK sein Engagement in der Politik sowie in der Öffentlichkeitsarbeit ein. Die Verantwortlichen wirken innerhalb der Politik proaktiv an Gesetzgebungsverfahren mit und sprechen dabei bundesweit mit politischen Entscheidungsträgern. Darüber hinaus werden zahlreiche Pressekonferenzen, Pressemitteilungen, Hintergrundgespräche und Workshops abgehalten, um über die aktuellen Branchenentwicklungen zu berichten. Dazu werden Vertreter aus Politik, Wirtschaft und interessierter Öffentlichkeit zu Veranstaltungen eingeladen, um in diesem Rahmen eigenhändig recherchierte und zusammengestellte Fachinformationen und Branchendaten vorzustellen. Das Ziel des Verbandes ist die steuerlichen Rahmenbedingungen zu verbessern und einen leichteren und effizienteren Zugang zum Beteiligungskapital zu schaffen.64
Der Verband wurde am 29. Januar 1988 in Berlin gegründet. Die Geschäftsführerin des BVKs ist seit dem 01.05.2011 Ulrike Hinrichs, welche von 2005-2009 unter Horst Seehofer als Leiterin der Presse- und Kommunikationsabteilung des Bundeslandwirtschafts- und Verbraucherschutzministeriums agierte.65 Der BVK weist einen aktuellen Stand von rund 300 Mitgliedern auf. Darin inkludiert sind ca. 200 Kapitalbeteiligungsgesellschaften.66 Diese Mitglieder bilden den Stammdatenbestand der analytischen Untersuchung. Die durchgeführten Untersuchungen und die erlangten Ergebnisse beruhen somit auf den unternehmerischen Aktivitäten der BVK-Mitglied-Fonds.
3 Betrachtungskriterien der analytischen Untersuchung
3.1 Typ der Beteiligungsgesellschaft
Unabhängige Beteiligungsgesellschaften67
Diese gelten als „klassische Form“ eines Private Equity Fonds. Sie zeichnen sich durch den Erwerb, das Halten, das Managen und den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen aus.68 Eine gesonderte Form sind die Unternehmensbeteiligungsgesellschaften. Diese unterliegen speziellen Gesetzen. Die Vorschriften über die Tätigkeiten von Unternehmensbeteiligungsgesellschaften wurden 1986 im Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG) verankert. Daraus geht hervor, dass als Rechtsformen lediglich eine AG, GmbH, KG oder KGaA mit einer Mindestkapitaleinlage von 1 Million Euro zulässig sind. Unterschieden wird zwischen offener Beteiligungsgesellschaft sowie integrierter Beteiligungsgesellschaft, welche als Tochtergesellschaften von Konzernen agieren. Der Unterschied zur unabhängigen Kapitalbeteiligungsgesellschaft besteht somit in den gesetzlichen Regelungen. Bei Erfüllung der gesetzlichen Rahmenbedingungen kann der Fond sich als anerkannte Unternehmensbeteiligungsgesellschaft ausweisen.69
Wagniskapitalgeber agieren ebenfalls als unabhängige (Venture Capital) Beteiligungsgesellschaft. Diese Institutionen sind vergleichbar mit den „klassischen“ Private Equity Fonds. Sie sind zu vollem Maß renditeorientiert. Abgrenzend zum „herkömmlichen“ Private Equity Bereich gehen diese Gesellschaften in der Regel ausschließlich Minderheitsbeteiligungen mit einem geringeren Transaktionsvolumen ein. Neben eigenständigen Kapitalbeteiligungsgesellschaften sind die Venture Capital Kapitalbeteiligungsgesellschaften oftmals als konzernabhängige Unternehmen organisiert.70
Corporate Venture Capital Gesellschaft
Als Corporate Venture Capital – Corporate Venturing – werden Abteilungen von in der Regel großen Industrieunternehmen bezeichnet, welche in Gründungsunternehmen investieren.71 Die etablierten Industrieunternehmen stellen Beteiligungskapital oder beteiligungsähnliches Kapital meist für innovative Ansätze und wachstumsträchtige Ideen für die eigene Branche zur Verfügung. Dabei wird dem Gründerteam das Know How und die Erfahrung sowie Technologien zur Verfügung gestellt. Neben den zu erwarteten Gewinnen bei der Veräußerung der Anteile nach erfolgreicher Etablierung am Markt, erzielt das Industrieunternehmen eine indirekte Rendite durch die Nutzung der neuen Innovationen.72
Beteiligungs- / Tochtergesellschaft institutioneller Investoren
Unter den Beteiligungs- / Tochtergesellschaften institutioneller Investoren werden die von großen Institutionen wie Kreditinstituten oder Versicherungsgesellschaften eigens geschlossenen Fonds zusammengefasst. In der Regel sind dies Beteiligungsabteilungen von Großbanken, welche somit sowohl als Investor des Fonds, wie auch als Manager fungieren.
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG)
Diese oftmals gemeinnützigen Institutionen haben sich die Förderung von Unternehmen zum Ziel gesetzt. Die Träger der Gesellschaften sind in der Regel Verbände, Kammern und Kreditinstitute, welche im Gegenzug zur bereitgestellten finanziellen Kapitalhilfe eine offene oder stille Beteiligung eingehen.73 Oftmals sind die Investitionsbemühungen regional beschränkt. Beispielsweise lassen sich in den einzelnen Bundesländern MBGs finden, um als Gründungsmotor der jeweiligen Region zu agieren.
Sonstige öffentliche Beteiligungsgesellschaft
Unter sonstige öffentliche Beteiligungsgesellschaften fallen Fonds die nicht den MBGs zugeordnet werden können, aber dennoch aus öffentlichen Quellen finanziert werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Zusammenschlüsse zwischen öffentlichen Fonds mit Institutionen wie Kreditinstituten.
Ein gesonderter Fall stellen die Wagniskapitalbeteiligungsgesellschaften dar. Diese sollten im Jahr 2008 durch die Ausarbeitung des Wagniskapitalbeteiligungsgesetzes und damit einhergehenden Steuererleichterungen gefördert werden.74 Aufgrund einer Nicht-Genehmigung der Steuererleichterungen von Seitens der EU-Kommission konnte die angestrebte Förderung nicht realisiert werden und folglich wurde bis zum Jahr 2013 keine einzige Wagniskapitalgesellschaft gegründet. Im Jahr 2013 ist das entsprechende Gesetzt außer Kraft getreten.75
3.2 Finanzierungsanlass
Wie aus der Begriffsabgrenzung für „Private Equity“ zu entnehmen ist, wird der Begriff in erster Linie als Oberbegriff für Beteiligungskapital definiert. Er unterteilt sich in in Venture Capital, Buy Outs und Mezzanine Kapital. Die Institutionen, welche das Eigenkapital bereitstellen, sind als Fonds oder (Kapital-) Beteiligungsgesellschaften definiert. Für eine Gruppierung der Beteiligungsgesellschaften dient häufig eine Betrachtung der verschiedenen Finanzierungsanlässe.
Um einen Systematisierungsansatz zu schaffen, werden die unterschiedlichen Finanzierungsanlässe anhand der dazugehörigen Lebensphasen des Unternehmens definiert. Zu Beginn der Lebensphasen eines Unternehmens steht die Early Stage und damit einhergehend das Early Stage Financing. Das Early Stage Financing bildet dabei die Basis für die Finanzierung einer Unternehmensgründung. Die unternehmerische Idee ist vorhanden und darauf aufbauend werden Finanzierungshilfen für die Ausreifung, Markteinführung und den ersten Absatzzeitraum des Produktes gesucht. Die Finanzierung für eine Unternehmensgründung verläuft in drei Phasen.76
Seed Finanzierung
Ausgangspunkt für die Finanzierung einer Unternehmensgründung bildet die Seed Finanzierung. Dem potenziellen Unternehmensgründer werden finanzielle Mittel bereitgestellt, um die bis dato lediglich vorhandene unternehmerische Idee auszuarbeiten. Dies könnte beispielsweise bei einer neuwertigen innovativen Produktidee die Herstellung eines Prototypens sein.77 Als vorbereitende Phase soll die Zeit bis zur Unternehmungsgründung mit Kapital gedeckt werden. Das Unternehmen ist in diesem Stadium noch nicht am Markt vertreten. Innerhalb dieses Zeitraums sollte ein Businessplan mit aussagekräftigen Prognosen über das Produkt, dem Zielmarkt, das Wettbewerbsumfeld und daraus schließend dem Potenzial angefertigt werden. Des Weiteren werden grundlegende unternehmerische Ziele definiert. Als Ergebnis der Seed Phase soll ein erstes Unternehmenskonzept entwickelt werden, welches als Basis für die Unternehmensgründung dient.78
Die Finanzierung erfolgt in der Regel überwiegend aus Eigenkapital. Die Mittelaufbringung liegt dabei fast ausschließlich beim Gründer selbst. Weiterhin gibt es (öffentliche) Kapitalbeteiligungsgesellschaften, welche einen förderorientierten Grundsatz verfolgen und in der Seed Phase finanzielle Mittel bereitstellen. Ein Investment in dieser Lebensetappe des Unternehmens ist mit einem hohen Risiko behaftet. Die Akzeptanz und der Erfolg des neuen Produktes sind schwer analysierbar, weswegen sich keine präzisen Aussagen treffen lassen. Allerdings steht dem Risiko auch eine enorm hohe zu erzielende Rendite für die Eigenkapitalgeber gegenüber. Ergänzend zum Eigenkapital können die benötigten finanziellen Mittel mit Fremdkapital in Form von Bankkrediten ergänzt werden.79
Start Up Finanzierung
Nach erfolgreicher Seed Phase folgt die Etappe des Start Up Financings. Das Hauptaugenmerk liegt neben der formaljuristischen Unternehmensgründung auf der weiteren Entwicklung des Produktes mit Blick auf die Markteinführung. Hierbei kann eine in einem Testmarkt probeweise vorgenommene Einführung des Produktes sinnvoll sein. Als Ergebnis der Entwicklungsarbeiten soll ein ausgereifter Prototyp konzipiert werden. Darüber hinaus ist das Ziel ein ausgereiftes Unternehmensplanungskonzept in den Bereichen Beschaffung, Produktion und Absatz auszuarbeiten, welches mit einem auf das Vorhaben abgestimmten Marketingkonzept gekoppelt wird.80
Die Finanzierung ist in der Regel noch immer stark abhängig von Fördermitteln und dem eigenen Kapital des Gründerteams. Dennoch kennzeichnet sich das Start Up Financing durch erste Beteiligungen von Venture Capital Fonds, welche als Lead-Investoren81 aktiv an der Unternehmensgründung mitwirken. Noch immer sind sowohl das Risiko als auch die erwartete Rendite sehr hoch.82
Das First Stage Financing charakterisiert sich durch den Start der Produktion, den Aufbau eines Lagerbestandes und den Ausbau des Vertriebsnetzes, wodurch erste Verkaufserfolge generiert werden. Anhand gewonnener Erkenntnisse aus ersten Kundenrezessionen wird das Produkt weiterentwickelt und angepasst. Der Kapitalbedarf ist dementsprechend sehr hoch.83
Innerhalb der First Stage ist oftmals ein negativer operativer Cash-Flow zu verzeichnen, welcher aus dem hohen Kapitalbedarf für Produktion und Absatz resultiert. Durch Beteiligungen von Venture Capital Fonds können die Finanzierungslücken gedeckt werden, um somit ein erfolgreiches agieren am Markt zu gewährleisten. Aufgrund der hohen Anfangsverluste und der ungewissen Absatzzahlen fordern die Venture Capital Fonds für ihre risikoreichen Investments entsprechend hohe Renditen.84 Im Zuge der Thesis ist unter dem Finanzierungsanlass „Start Up Finanzierung“ das First Stage Financing inkludiert. Dieses stellt daher keinen eigenen Finanzierungsanlass dar.
Early Stage Financing ist charakterisiert durch ein hohes Maß an Verlust- und Wertausfallrisiken, welchen hohe Renditechancen gegenüberstehen. Diese leiten sich aus der Vorfinanzierung und den fehlenden Einkünften des Unternehmens ab. Etwaige Liquiditätsengpässe können durch Venture Capital Beteiligungen gedeckt werden. Für die Kapitalbeteiligungsgesellschaften kommt bei der Suche nach geeigneten Investments erschwerend hinzu, dass keine Vergangenheitswerte von Unternehmenskennzahlen vorliegen und getroffene Prognosen ohne historische Datenbasis aufgestellt werden.85
Sobald sich das neu gegründete Unternehmen am Markt etablieren konnte und aufgrund steigender Gewinne die Verlustzone verlassen wird, ist das Early Stage Financing erfolgreich abgeschlossen. Die darauffolgende Phase ist als Late Stage Financing definiert und lässt sich wiederrum in Expansion Stage, Bridge und Turnaround segmentieren.86
Expansions- und Wachstumsfinanzierung
Das Expansion Stage Financing – auch Expansions- und Wachstumsfinanzierung – gliedert sich in die Second Stage sowie die Third Stage. Im Rahmen des Second Stage Financing sollen die finanziellen Engpässe, welche sich nach erfolgreichem Markteintritt bilden, gedeckt werden. Unternehmerische Hauptaufgaben des noch jungen Betriebes, sind die Lösung von Produktions- und Kapazitätsauslastungsproblemen sowie die kontinuierliche Senkung der Kosten. Zudem werden die Organisationsstrukturen und vorrangig das Vertriebsnetz weiter ausgebaut, woraus ein überdurchschnittlicher Anstieg des Umsatzes realisiert werden kann.87 Der Break-Even-Point der Substanzerhaltung kann überschritten werden.88 Um das hohe Umsatzwachstum realisieren zu können, sind im besonderen Maße Investitionen nötigt. Diese inkludieren eine hohe Kapitalanforderung, welche insbesondere von Venture Capital Fonds bereitgestellt werden.89
Das Third Stage Financing ist durch die Ausschöpfung von Marktpotenzialen definiert. Das Unternehmen kann längerfristige Gewinnerzielung und eine stabilisierte Eigenkapitalquote aufweisen. Es ist eine Neuausrichtung im Wettbewerbsumfeld möglich, womit ungenutzte Potentiale am Markt abgeschöpft werden können. Innerhalb dieses Stadiums werden oftmals erste langfristige Kredite in Anspruch genommen, welche die Finanzierung ergänzend zum unternehmerischen Umsatzprozess erweitern.90 Im Laufe der Thesis und innerhalb der analytischen Auswertung werden das Second und Third Stage Financing als Expansion Stage Financing oder auch Expansions- und Wachstumsfinanzierung zusammengefasst.
Bridge- / vorbörsliche Finanzierung
Ein weiterer Finanzierungsanlass ist das Bridge-Financing – auch Fourth Stage Financing. Die Bridge Finanzierung dient als Vorbereitung für den bevorstehenden Exit91 des Kapitalgebers. Das Unternehmen befindet sich in der Regel weiterhin in einer rapiden Wachstumsphase. Die Ziele, die an die Venture Capital Finanzierung gekoppelt waren, gelten als erfüllt. Im Laufe dieses Stadiums wird die Beteiligungsfinanzierung in eine konventionelle Finanzierung gewandelt.92 Mit dem bevorstehenden Exit beginnt die Desinvestitionsphase der Venture Capital Gesellschaft. Das ehemals eingesetzte Kapital ist dabei in der Regel stark im Wert gestiegen. Durch einen Exit in Form von der Veräußerungen der Unternehmensanteile wird der Wertanstieg in reelle Gewinne transformiert.93
Der Finanzierungsausstieg – auch Divesting Stage oder Desinvestitionsphase – kann durch folgende Möglichkeiten realisiert werden.94
1.) Das Unternehmen wird an der Börse notiert (IPO)95. Sobald der Börsengang erfolgreich abgeschlossen und damit die Erstemission erfolgt ist, veräußert der Venture Capital Fonds seine Anteile in Form von Aktien.
2.) Das Gründerteam kauft im Rahmen eines Buy-Backs, die ehemals vom Venture Capital Fond erworbenen Anteile zurück.
3.) Die Beteiligung der Venture Capital Gesellschaft wird im Rahmen eines Trade Sales an einen Wettbewerber oder ein marktfremdes Unternehmen, welches eine Differenzierungsstrategie anstrebt, veräußert.
4.) Der Venture Capital Fonds verkauft seine Anteile an eine neue Kapitalbeteiligungsgesellschaft weiter (Secondary Transaction). Die aufgezeigten Exit-Kanäle sind neben den Venture Capital Fonds für sämtliche Kapitalbeteiligungsgesellschaften geltend.96 Dieser Fall stellt innerhalb der Thesis und der analytischen Auswertung eine eigenständige Merkmalsausprägung dar.
Secondary Transaktionen
Die Secondary-Transaktion – auch Secondary Purchase – ist bedingt durch die Weiterveräußerung der Anteile von der ehemaligen Beteiligungsgesellschaft an eine neue Beteiligungsgesellschaft oder Finanzinvestor.97 Ausgangslage ist die Sicht der Kapitalbeteiligungsgesellschaft, welche das Portfoliounternehmen von dem ehemaligen Private Equity Fond übernimmt.
Im Vergleich zu den anderen Exit-Varianten treten Secondary Transaktionen in der Praxis seltener auf.98 Da Private Equity Funds häufig ähnliche Ziele verfolgen welche mit dem gleichen Instrumentarium realisiert werden sollen sind Secondary Purchases nur bedingt rentabel. Ein solches Investment wird lediglich eingegangen, wenn der Buy Side Private Equity Fond eine Möglichkeit sieht, dass Portfoliounternehmen zu weiteren Wachstum verhelfen zu können. Unter Zuhilfenahme der grundsätzlichen Ziele von Buy Out Gesellschaften (vgl. Kapitel 2.3) lässt sich ein mögliches Interesse an einem Secondary Purchase eines Private Equity Fonds darstellen. Wenn beispielsweise der existierende Fond die für sich gesteckten Ziele im Portfoliounternehmen als erreicht einstuft, könnte ein externer Buy Out Fond weiteres Potenzial im Unternehmen erkennen. Mit dessen Netzwerk könnten Synergieeffekten erfolgsversprechend realisieren werden. Vorstellbar ist hierbei die Kooperation mit bereits vorhandenen Portfoliounternehmen. Mit solchen sogenannten Ergänzungsakquisitionen (Add-ons) sollen Dienstleistungen verknüpft oder Prozessabläufe und Produktion optimiert werden. Außerdem könnten neue Märkte und Kundenstämme erschlossen werden.99
[...]
1 Vgl. AlixPartners (Hrsg.) (2016), S. 1.
2 KfW (Hrsg.) (2016), S. 14-15.
3 Vgl. Bendel, D./Demary, M./Voigtländer, M. (2016), S. 37.
4 Vgl. KfW (Hrsg.) (2016), S. 14-15.
5 Vgl. Bendel, D./Demary, M./Voigtländer, M. (2016), S. 38-46.
6 Vgl. Auel, N. (2014), S. 9-10.
7 v. Ribbentrop, J. (2017), S. 1.
8 Vgl. v Ribbentrop, J./v. Hodenberg, W./BVK (Hrsg.) (2017), S. 5.
9 Vgl. BVK (Hrsg.) → http://www.bvkap.de/beteiligungskapital/fragen-antworten/wie-wirkt-sich-private-equity-auf-die-beschaftigung-aus.
10 Vgl. Olfert, K. (2013), S. 306.
11 Vgl. Becker, H. P. (2012), S. 236.
12 Vgl. Werner, H. S. (2006), S. 150 / Vgl. v. Daniels, H./Roland Berger Strategy Consultants – Academic Network (Hrsg.) (2004), S 11-12 / Vgl. Güllmann, P. (2000), S. 14.
13 Vgl. BVK (Hrsg.), www.bvkap.de/beteiligungskapital/glossar
14 Vgl. Busack, M./Kaiser, D. G. (2006), S. 17.
15 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.235-242.
16 Vgl. Olfert, K. (2013), S. 306 / Vgl. Drukarczyk, J./Lobe, S. (2015), S. 356.
17 Vgl. v. Daniels, H./Roland Berger Strategy Consultants – Academic Network (Hrsg.) (2004), S. 18.
18 Vgl. Balz, U. (2007), S. 12-13.
19 Vgl. Fajen, R. (2007), S. 81.
20 Vgl. Seicht, G. (1997), S. 224-226.
21 Vgl. Eilers, S./Teufel, T. (2014), S. 75-77.
22 Vgl. Olfert, K. (2013), S. 36.
23 Vgl. Schlager (2007), S.8f zit. nach Uffmann, K. (2015), S.32.
24 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.24.
25 Vgl. Rötheli, A. (2009), S.141.
26 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.24.
27 Vgl. BVK (Hrsg) (2016a), S.15.
28 Vgl. Rosarius, S. (2007), S. 219.
29 Vgl. Becker, H. P. (2012). S. 241.
30 Vgl. Pape, U. (2015), S. 208.
31 Vgl. Müller-Känel, O. (2009), S. 13.
32 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch G. (2016), S. 251.
33 Vgl. Brokamp, J. u.a. (2008), S. 1-3.
34 Vgl. Reichling, P./Beinert, C./Henne, A. (2005), S. 239-240.
35 Vgl. Pape, U. (2015), S. 212.
36 Vgl. Jahrmann, F.-U. (2009), S. 5.
37 Vgl. Wöhe, G. u.a. (2013), S. 14.
38 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 29.
39 Vgl. Wöhe, G. u.a. (2013), S. 22.
40 Vgl. Gugglberger, K./König, M./Mayer T. (2004), S. 128.
41 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 27.
42 Vgl. Wöhe, G. u.a. (2013), S. 14-21.
43 Vgl. Wöhe, G./Döring, U. (2013), S. 476.
44 Vgl. Olfert, K. (2013), S. 36.
45 Vgl. Drukarczyk, J./Lobe, S. (2015), S. 33.
46 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 147.
47 Vgl. Peridon, L./Steiner, M./Rathgeber, W. (2017), S. 424.
48 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 29.
49 Vgl. Wöhe, G. u.a. (2013), S. 14.
50 Vgl. Peridon, L./Steiner, M./Rathgeber, W. (2017), S. 424.
51 Vgl. Becker, H. P. (2015), S 129.
52 Vgl. Jahrmann, F.-U. (2009), S. 6-7.
53 Vgl. Breuer, W. (2013), S. 21.
54 Vgl. §249 HGB.
55 Vgl. Breuer, W. (2013), S.22.
56 Vgl. Jahrmann, F.-U. (2009), S. 6-7.
57 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 29.
58 Vgl. Wöhe, G. / Döring, U. (2013), S. 670.
59 Vgl. Jahrmann, F.-U. (2009), S. 281.
60 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 29.
61 Vgl. Jahrmann, F.-U. (2009), S. 280.
62 Vgl. Breuer, W. (2013), S. 21.
63 Vgl. BVK (Hrsg.), www.bvkap.de/bvk/wer-wir-sind
64 Vgl. BVK (Hrsg.), www.bvkap.de/bvk/was-wir-leisten
65 Vgl. BVK (Hrsg.), www.bvkap.de/bvk/wer-wir-sind/vorstand/ulrike-hinrichs
66 Vgl. BVK (Hrsg.) (2017a), S. 5.
67 Nachfolgend werden die möglichen Merkmalsausprägungen innerhalb der analytischen Auswertung wie bereits erwähnt farbig hinterlegt.
68 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.239.
69 Vgl. § 1ff. - Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG)
70 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.238-239.
71 Vgl. Brettel, M./Rudolf, M./Witt, P. (2005), S. 111.
72 Vgl. Schween, K./Jacob, A.-F. (Hrsg.) (1996), S. 21.
73 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.239.
74 Vgl. §1ff. - Gesetz zur Förderung von Wagniskapitalbeteiligungen.
75 Vgl. Becker, H. P. (2012), S.235-242.
76 Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 248.
77 Vgl. Achleitner, A.-K. (2001), S. 515.
78 Vgl. Portisch, W. (2008), S. 73.
79 Vgl. Prätsch, J./Schikorra, U./Ludwig, E. (2012), S. 92.
80 Vgl. Schäfer, H. (1998), S. 174.
81 Ein Lead Investor ist der unter dem Investorenkreis als führender Investor anzusehen. Meistens ist es der Hauptinvestor, welcher die meisten Anteile erwirbt.
82 Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 249.
83 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 140.
84 Vgl. Werner, H. S. (2006), S. 45.
85 Vgl. Prätsch, J./Schikorra, U./Ludwig, E. (2012), S. 92.
86 Vgl. Portisch, W. (2008), S. 73.
87 Vgl. Prätsch, J./Schikorra, U./Ludwig, E. (2012), S. 92-93.
88 Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 251.
89 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 140.
90 Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 251.
91 Exit = Ausstieg der Beteiligungsgesellschaft.
92 Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 94.
93 Vgl. Bieg, H./Kußmaul, H./Waschbusch, G. (2016), S. 142-143.
94 Vgl. Schäfer, H. (1998), S. 175-176.
95 IPO = Initial Public Offering – Erstmaliger Verkauf von Aktien des Unternehmens.
96 Vgl. Olfert, K. (2013), S. 309.
97 Vgl. Becker, H. P. (2012), S. 242.
98 Vgl. Achleitner, A.-K. (2001), S. 528.
99 Vgl. Rötheli, A. (2009), S.141-147.
- Quote paper
- Sven Otte (Author), 2017, Die Private Equity Industrie. Retrospektive Analyse des Beteiligungsmarktes 2016, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419879
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