Das Anliegen dieser Arbeit ist die Ableitung und Darstellung präventiver Maßnahmen zur Reduktion der Inzidenz von Erschöpfungskrankheiten bzw. Burnout im schulischen Umfeld. Dazu wird zunächst die Problemstellung dargestellt, indem die Ausgangslage mit Hilfe von Stressmodellen beschrieben wird. Anschließend werden auf Basis der Ergebnisse Interventionsansätze abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
2.1 Burnout
2.2 Stress
2.3 Stressoren
2.4 Belastungen und Beanspruchung
3. Problemstellung
3.1 Entstehung von Burnout
3.1.1 Reizorientiertes Stressmodell
3.1.2 Reaktionsorientiertes Stressmodell
3.1.3 Transaktionales Stressmodell
4. Primärpräventive Maßnahmen
4.1 Verhältnispräventive Maßnahme
4.2 Verhaltenspräventive Maßnahme
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Das Anliegen dieser Arbeit ist die Ableitung und Darstellung präventiver Maßnahmen zur Reduktion der Inzidenz von Erschöpfungskrankheiten bzw. Burnout im schulischen Umfeld. Dazu wird zunächst die Problemstellung dargestellt, indem die Ausgangslage mit Hilfe von Stressmodellen beschrieben wird. Nachfolgend können Interventionsansätze aufgrund der Ergebnisse abgeleitet werden. Diese sollen dazu dienen, die zum Burnout führenden Faktoren zu reduzieren. Damit soll dieser Ansatz präventiv wirksam werden und das Auftreten von Burnout verringern.
2. Begriffsklärung
Im Rahmen dieser Arbeit erscheint es sinnvoll, Begriffe wie Stress oder Burnout zu klären, da diese unscharfe Begriffe des alltäglichen Sprachgebrauchs darstellen. Um Unklarheiten zu vermeiden, sollen diese nachfolgend definiert werden.
2.1 Burnout
Burnout zeigt sich als Dreiklang aus emotionaler Erschöpfung, Depersonalisierung und verringerter Leistungsfähigkeit[1]. Mit dem Burnout-Syndrom gehen verminderte soziale Kontakte, Fehlzeiten, Ressortwechsel oder auch schlechte persönliche Gesundheit einher. Der Begriff Burnout ist kein medizinischer Fachterminus und wird im ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) deshalb nicht im Kapitel V (F), für alle psychischen Krankheiten erwähnt, sondern fällt in die Kategorie Z (= Zusatzkodierung). Hier finden sich Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen.
2.2 Stress
Schaper (2014) definiert Stress als „ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entstehe, dass eine stark aversive, zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist[...]"[2] Aus der Definition wird ersichtlich, dass Stress ein Zustand ist, welcher erlebt wird. Trotz der Aufteilung mancher Autoren in positiven und negativen Stress, sogenannten Eustress und Distress[3], steht in der Forschung meist der negative Stress im Vordergrund, wie auch die Definition von Richard S. Lazarus (1981) zeigt, für welchen Stress ein Ereignis ist, „in dem äußere oder innere Anforderungen die Anpassungsfähigkeit eines Individuums, eines sozialen oder organischen Systems beanspruchen oder übersteigen,..."[4]
2.3 Stressoren
Als Stressor werden Ursachen für Stress bezeichnet. Gerrig et al. (2011) nennen Stressoren „Ereignisse, welche von einem Organismus eine Art von Anpassungsreaktion erfordern [...].“[5]
Als allgemeine Klassifikation der Stressoren eignet sich eine Einteilung in drei Bereiche[6]:
- Das materiell-technischen System: z.B. Lärm von Schülern, Zeitdruck beim Wechsel in verschiedene Klassen, etc.
- Das soziale System: z.B. Konflikte im Kollegium, etc.
- Das personalen System: z.B. persönliche Dispositionen wie Ängstlichkeit, etc.
2.4 Belastungen und Beanspruchung
Der Vollständigkeit halber erwähnt werden Belastungen und Beanspruchung, welche dem Stresskonzept übergeordnet sind und den Begriffen Stressoren und Stress entsprechen[7]. Unterscheidungsmerkmal ist die Verwendung von Belastung und Beanspruchung auch in einem neutraleren Kontext, wogegen Stressoren und Stress auf belastende Perspektiven hindeuten[6]. Da im Rahmen dieser Arbeit der Fokus auf negativen Einflüssen liegt, wird der Begriff Stress bzw. Stressoren verwendet.
3. Problemstellung
Einer Studie der DAK aus dem Jahre 2013 zufolge sind lediglich 41% der Lehrer der Auffassung, dass ihr Gesundheitszustand ausreicht, um bis zum gesetzlichen Pensionsalter im Lehrerberuf zu arbeiten. Weiterhin gaben 45% aller Befragten an hoch belastet zu sein und „schlecht abschalten zu können[8] “. Die meistgenannten Belastungsmerkmale sind Unterrichtsstörungen, Disziplinprobleme, Sozial verhalten, zu große und heterogene Klassen sowie permanenter Zeitdruck[9]. Diese Belastungsfaktoren könnten sich im Kontext aktueller Entwicklungen noch weiter verschärfen. Die Integration von Flüchtlingskindern beispielsweise erhöht einerseits die Heterogenität und Größe der Klassen, andererseits werden zusätzliche komplexe Anforderungen, bedingt durch die Biographien der Kinder, fehlenden Sprachkenntnissen oder Verhaltensauffälligkeiten, an die Lehrkräfte gestellt. Weiterhin sind bundeslandübergreifen- de Inklusionsbestrebungen, also die Eingliederung der bislang in Förderschulen unterrichteten Kinder in Regelschulen anzuführen[10].
3.1 Entstehung von Burnout
Um Interventionsansätze ableiten und begründen zu können soll nachfolgend an verschiedenen Modellen die Entstehung von Burnout-Erkrankungen dargestellt werden. In der Burnout-Forschung haben sich „stresstheoretische Modelle durchgesetzt, die für die Erklärung von Burnout [...] personale und arbeitsbezogene Faktoren berücksichtigen[11].“ Nach Lenzen et al (2014) werden grundsätzlich drei Konzepte unterschieden[12]: Reizorientierte, reaktionsorientierte und transaktionale Stresskonzepte. Aus Platzgründen wird auf eine detaillierte Beschreibung des jeweiligen Modells zugunsten des Praxistransfers verzichtet.
3.1.1 Reizorientiertes Stressmodell
Im Rahmen reizorientierter Stressmodelle wird Stress durch äußere Einflüsse determiniert und kann so im Rahmen der Verhältnisprävention eingesetzt werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird das Anforderungs-Kontroll-Modell aus den verschiedenen reizorientierten Modellen ausgewählt, da es aktuell in der Forschung erfolgreich ein gesetzt wird[13].
Diesem Modell folgend wird Stress von zwei Faktoren determiniert: Den psychischen Anforderungen an die Arbeitsaufgabe einerseits, sowie dem Entscheidungsspielraum als Ressource, um mit den Aufgaben umgehen zu können. Grafisch dargestellt ergibt sich eine 4-Felder- Matrix mit den möglichen Kombinationen[14]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Anforderungs-Kontroll-Modell. Eigene Darstellung mit unwesentlicher Änderung: Vgl. Wieland et al. 2004, S. 28
Die psychische Anforderungen haben im Lehrberuf stark zugenommen, vor allem die extrem hohe Interaktionsdichte im Unterricht[15], steigende Klassengrößen, der wachsende Anteil verhaltensauffälliger Schülerinnen und Schüler, Reizüberflutung und Freizeitstress[16] oder auch allgemeine Erziehungsdefizite in Verbindung mit übersteigerter Erwartungshaltung an die Lehrkräfte können hier beispielhaft angeführt werden. Aufgrund des für Lehrerinnen und Lehrer typischen großen Entscheidungs- und Handlungsspielraumes, liegt das Aufgabengebiet zwar eigentlich im positiv besetzten Feld der „aktiven Tätigkeit“, diese potenzielle Ressource wird jedoch zum zusätzlichen Risikofaktor: unklare Aufgabendefinitionen und Kriterien für den Erfolg der Tätigkeit erzeugen hier zusätzlich Unsicherheit[16]. Dieses Modell zeigt ein hohes Risiko für Erkrankungen wie Burnout, wenn wie im Falle der Lehrkräfte, hohe Anforderungen auf geringes Kontrollerleben treffen.
3.1.2 Reaktionsorientiertes Stressmodell
Reaktionsorientierte Modelle sind eher biologisch orientiert und sehen Stress als Reaktion auf Stressoren, welche das „Allgemeine Adaptionssyndrom“ auslösen[17]. Hans Seyle, kanadischer Endokrinologe und erster moderner Forscher, welcher seit den 1930er Jahren physiologische Auswirkungen von Stress auf den Körper untersuchte, beschrieb das Allgemeine Adaptionssyndrom[18]. In diesem Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass sich der Organismus durch Stressoren aus seinem Gleichgewichtszustand bzw. der Homöostase bewegt und somit eine Anpassungsreaktion, Adaption, erfolgt um den vorigen Zustand wiederherzustellen[19]. Koronare Herzerkrankungen werden seit Selyes Studien mit chronischem Stress in Verbindung gebracht[20], was sich laut Gerrig (2011) in den Häufigkeiten der Herzkrankheiten von Typ A und Typ B Persönlichkeiten widerspiegelt[21].
Im Allgemeinen Adaptionssyndrom lassen sich drei Phasen unterscheiden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Allgemeines Adaptionssyndrom. Eigene Darstellung mit wesentlicher Änderung: Vgl. Gerrig et al., S.471.
Mit Hilfe der reaktionsorientierten Stressforschung können Stressoren untersucht werden, die chronisch auf die Lehrkraft einwirken. Als Beispiel lassen sich hohes Anspannungsniveau, Zeitdruck, Verhaltensauffälligkeiten oder stimmliche Belastung nennen[22]. Erwähnenswert ist auch der Sprechpegel, der 60 dB(A) nicht überschreiten sollte. Schallpegelmessungen zeigen allerdings, dass bei 20% der Lehrkräfte einen Sprechpegel >75 dB(A) vorliegt, was einer „unzumutbare Lärmbelästigung“ entspricht[23]. Die Folgen dieser chronischen Stressoren in der Erschöpfungsphase sind vielfältig und äußern sich z.B. in Depressionen und dauerhaft gesenkter Stressresistenz[24]. Dies würde Erschöpfungserkrankungen bzw. Burnout-Erkrankungen zur Folge haben, welche „bei Lenkungen zur Folge haben, welche „bei Lehrkräften häufiger als in anderen Berufsgruppen Vorkommen[20] “.
[...]
[1] Vgl. Myers, S. 796 & Zimbardo, 2011, S.497 & Schaper, 2014, S.531
[2] Schaper, 2014, S.519
[3] Vgl. z.B. Gerrig et al., 2011, S.485.
[4] Lazarus & Launier, in: Nitsch, 1981, S.226, zitiert nach Tameling, S.26.
[5] Gerrig et al., 2011, S.477.
[6] Vgl. Schaper, 2014, S.519.
[7] Vgl. Greifetal, 1991, S.3ff.
[8] Vgl. DAK Studie, 2011: „Lehrergesundheit. Was hält Lehrkräfte gesund“. Online unter: https://www.dak.de/dak/download/Studie_Lehrergesundheit-1318902.pdf [zuletzt online: 19.11.2016]
[9] Vgl. BLLV Befragung, 2003: „Arbeitsbelastung in Schulen“. Online unter: http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/Land-PDF/Pressemitteilungen/Pressekonferenzen/20030514_arbis/arbis.pdf [zuletzt online: 19.11.2016].
[10] Vgl. Knaus, 2013, „Das Elend der Lehrer. Inklusion überfordert Lehrer“. Online unter: http://www.wiwo.de/politik/deutschland/schulpolitik-inklusion-ueberfordert-lehrer/8984614-4.html [zuletzt online: 20.11.2016].
[11] Vgl. Lenzen et al., 2014, S. 81.
[12] ebenda.
[13] Vgl. Wieland, 2004, S. 27 ff.
[14] Vgl. Schaper, 2014, S. 522 ff.
[15] Vgl. Lenzen et al, 2014, S.91
[16] Vgl. Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (2016): „BLLV News“. Online unter URL: https://www.bllv.de/Newsansicht.805.0.html?&cHash=f430ffc2ce16f41b4b3751648031 a4e3&tx_ttnews%5Btt_ne ws%5D=1344 [letzter Zugriff am: 19.11.2016]
[17] Vgl. Schaper, 2014, S.521
[18] Vgl. Gerrig et al., 2011, S.471
[19] Vgl. Myers, 2014, S.528
[20] Vgl. Lenzen et al., 2014, S.83
[21] Vgl. Gerrig et al., 2011, S.353
[22] Vgl. Scheuch et al, 2015
[23] Vgl. Lenzen et al, 2014, S.95
[24] Vgl. Gerrig et al., 2011, S.471
- Quote paper
- Frank Pavlon (Author), 2016, Entwicklung von präventiven Maßnahmen zur Reduktion von Burnout, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419482
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