Einige berühmte Kunsthistoriker verfassten Abhandlungen über Sandro Botticellis Primavera, in denen sie mögliche Interpretationsansätze des Gemäldes aufzeigten und Vergleiche mit anderen Gemälden Botticellis erarbeiteten. Eine eindeutige Interpretation gibt es bis heute nicht, was auch auf die Unklarheit der Entstehungszeit zurückzuführen ist.
Gestiftet wurde das Gemälde Botticellis von Lorenzo di Pierfrancesco, dem Anführer des jüngeren Zweigs der Medici nach ihrer Spaltung 1493.2 Auf die Medici beziehen sich einige Interpretationen, die das Gemälde als Anspielung auf die Hochzeit zwischen ihm und Semiraminde Appioni im Jahr 1482 verstehen.3 Doch auch die mehrjährige Restaurierung des Gemäldes, die 1982 beendet wurde, brachte neue Erkenntnisse und führte zum Wiedergewinn der Pflanzenwelt, aus dem neue Interpretationsansätze entstanden.
Auf die eben erwähnten Interpretationsansätze soll in der vorliegenden Arbeit eingegangen werden. Dazu erfolgt zunächst eine kurze Bildbeschreibung des Gemäldes und in einem nächsten Schritt wird ein Bezug zwischen der Restaurierung und ihrer Konsequenzen und einer botanischen Interpretation hergestellt, wie sie Mirella Levi D’Ancona vorschlug. Danach wird auf die Medici als möglichen Interpretationsansatz eingegangen.
1. Einleitung
„Panofsky hat angemerkt, daß die Primavera zu jener kleinen Zahl von Kunstwerken gehört, von denen ,zu befürchten’ ist, daß sie ,solange erörtert werden, wie es Kunsthistoriker gibt’“.[1] Einige berühmte Kunsthistoriker verfassten Abhandlungen über Sandro Botticellis Primavera, in denen sie mögliche Interpretationsansätze des Gemäldes aufzeigten und Vergleiche mit anderen Gemälden Botticellis erarbeiteten.
Eine eindeutige Interpretation gibt es bis heute nicht, was auch auf die Unklarheit der Entstehungszeit zurückzuführen ist.
Gestiftet wurde das Gemälde Botticellis von Lorenzo di Pierfrancesco, dem Anführer des jüngeren Zweigs der Medici nach ihrer Spaltung 1493.[2] Auf die Medici beziehen sich einige Interpretationen, die das Gemälde als Anspielung auf die Hochzeit zwischen ihm und Semiraminde Appioni im Jahr 1482 verstehen.[3] Doch auch die mehrjährige Restaurierung des Gemäldes, die 1982 beendet wurde, brachte neue Erkenntnisse und führte zum Wiedergewinn der Pflanzenwelt, aus dem neue Interpretationsansätze entstanden.[4]
Auf die eben erwähnten Interpretationsansätze soll in der vorliegenden Arbeit eingegangen werden. Dazu erfolgt zunächst eine kurze Bildbeschreibung des Gemäldes und in einem nächsten Schritt wird ein Bezug zwischen der Restaurierung und ihrer Konsequenzen und einer botanischen Interpretation hergestellt, wie sie Mirella Levi D’Ancona vorschlug.[5] Danach wird auf die Medici als möglichen Interpretationsansatz eingegangen.
Diese Arbeit wird sich nicht mit Vergleichen zwischen diesem und anderen Gemälden Botticellis beschäftigen, obwohl dies durchaus sinnvoll wäre und von verschiedenen Kunsthistorikern erfolgte. So auch von Aby Warburg, der die Primavera und die Geburt der Venus miteinander verglich und zum Schluss kam, dass es „nicht mehr zweifelhaft sein kann, dass die Geburt der Venus und der Frühling einander ergänzen“.[6] Solche Vergleiche ergänzen die Interpretationsansätze und sollen durch diese Arbeit angeregt werden. Auch wird die Primavera hier nicht stilistisch analysiert, da dies nicht Ziel der Arbeit ist. Einige stilistische Merkmale werden durchaus erwähnt, sodass die Interpretationsansätze nachvollziehbar sind.
1.1 Forschungsstand
Aufgrund der umstrittenen Interpretation der Primavera, hat sich die Forschung bisher sehr ausführlich mit möglichen Ansätzen diesbezüglich beschäftigt. Grund dafür ist wahrscheinlich einerseits die Unklarheit über den Entstehungszeitraum des Gemäldes,[7] welcher bis heute nicht genau festgestellt werden konnte. Die Umstände und Hintergründe bezüglich des Auftrags schienen über Jahre hinweg geklärt, bis man neue Erkenntnisse machte, die zu neuen Voraussetzungen in Bezug darauf, führten.
1893 fertigte Aby Warburg seine Dissertation über einen Vergleich dieses Gemäldes mit einem weiteren Botticellis, „Die Geburt der Venus“,[8] an und kam zum Schluss, dass diese sich ergänzen und ersteres den folgenden Augenblick darstellt: Nach der Geburt der Venus erscheint die Liebesgöttin im darauffolgenden Augenblick in ihrem Reich, umgeben von treuen Helfern.[9]
Fast 100 Jahre später, kurz nach der 1982 beendeten Restaurierung, interpretierte Mirella Levi D’Ancona das Gemälde auf botanische Weise, indem sie die dargestellten Pflanzen wirklichen Arten zuschrieb und deren Bedeutung in Bezug auf das Gesamtwerk analysierte.[10]
2002 beschäftigte sich auch Horst Bredekamp detailliert mit der Primavera und ging dabei auch auf weitere Aspekte, wie den sozialen und historischen Hintergrund, die Medici und mögliche Vorbilder Botticelli, ein.[11]
Teilweise werden auch Vergleiche mit weiteren Werken Botticellis, die ein ähnliches Thema behandeln, angeregt, deren Ausführung ins Detail ebenso interessant ist.[12]
2. Venus erscheint in ihrem Reich
Das Gemälde besteht hauptsächlich aus zwei Ebenen, dem Vorder- und dem Mittelgrund. Ein Hintergrund existiert nur kaum, an manchen Stellen scheint das Hellblau eines angedeuteten Himmels durch.
Der Mittelgrund besteht aus einer Reihe Orangen- und Lorbeerbäumen, vor denen eine Gruppe von acht Personen den Vordergrund bildet. Auf der Mittelachse etwas weiter hinten als die restlichen Personen befindet sich Venus, die Liebesgöttin, die somit den Mittelpunkt bildet. Über ihr schwebt Amor, welcher gerade dabei ist, einen Pfeil abzuschießen. Er hat seinen Bogen in Richtung der drei tanzenden Grazien gespannt, welche sich (vom Betrachter aus) links neben Venus befinden. Sie sind in leichte, annähernd durchsichtige Schleier gehüllt. Am linken Bildrand schiebt Merkur dunkle Gewitterwolken mit seinem Stab beiseite.
Zur Linken der Venus streut Flora Rosen, während am rechten Bildrand ein schwebender Mann, der Westwind Zephyr, Besitz von der Nymphe Chloris ergreift (Abb.2). Warburg beschreibt diese Szene als „erotische Verfolgungsscene“ .[13]
3. Interpretationsansätze hinsichtlich Restaurierung, Pflanzenwelt und Auftraggeber
3.1. Konsequenzen der Restaurierung - Eine botanische Interpretation
Die 1982 beendete mehrjährige Restaurierung,[14] hat einen großen Einblick in die Arbeitsweise Botticellis erbracht: Man hat erfahren, dass das Werk teilweise aus bis zu zehn Schichten besteht.[15] Außerdem wurde durch die Restaurierung die Pflanzenwelt wiedergewonnen.[16] Mehrere Forscher bestimmten alle dargestellten Pflanzen neu, sodass dargestellte Grünpflanzen und Blumen wirklich existierenden Pflanzen zugeschrieben werden konnten (vgl. Levi D’Ancona 1983).
Eine solche botanische Interpretation stellt auch Mirella Levi D’Ancona in ihrem Buch „A Botanical Interpretation - including Astrology, Alchemy and the Medici“ vor.[17]
In ihrer Einleitung schreibt sie: „ The ‚reading' of plant symbolism may help to understand the meaning of a work of art.“[18] Danach listet sie 40 verschiedene Pflanzenarten mit ihrem englischem, lateinischem und italienischem Namen nach dem Alphabet sortiert auf. Dazu werden mehrere Quellen über deren Bedeutung angegeben.
Ein Beispiel ist die Anemone, die im April blüht, im Garten der Liebe und somit auch im Garten der Venus wächst.[19] Dies ist nur ein Beispiel, mit welchem leicht Bezüge zu tiefergehenden Interpretationsansätzen hergestellt werden können. Die Pflanzen sind einerseits eine Anspielung auf eine Hochzeitsmetaphorik bezüglich der Medici oder auch auf eine Allegorie des Frühlings und/oder der erotischen Liebe.
Nach der Vorstellung der verschiedenen Pflanzenarten geht die Autorin detailliert darauf ein, wo genau sich welche Arten von Pflanzen und Blumen im Bild befinden. Auf dieser Grundlage ist es möglich den dargestellten Figuren neue Merkmale zuzuordnen, wodurch die Interpretation erweitert werden kann. Der blütenstreuenden Flora können allein an ihrem Kopf zwölf verschiedene Pflanzen-/Blumenarten zugeordnet werden,[20] vor allem aber welche die im Frühling blühen. Dies unterstreicht ihren Charakter als Frühlingsgöttin (Abb.3).
Venus trägt einen Myrtenkranz um den Kopf, welcher das Hochzeitsgewächs darstellt (Abb.3).[21]
Darüber hinaus lassen sich viele weitere Hinweise im Bild erkennen, die als Anspielung auf die Hochzeit des Medici-Anführers verstanden werden können.
[...]
[1] E. Panofsky. 1979. Die Renaissancen der europäischen Kunst.
[2] Ebd. S.11.
[3] Ebd. S. 29.
[4] Ebd. S. 34.
[5] Levi D’Ancona 1983.
[6] Warburg 1893, S. 39.
[7] Bredekamp 2002, S. 28, 41.
[8] Warburg 1893.
[9] Ebd. S. 39.
[10] Levi D’Ancona 1983.
[11] Bredekamp 2002.
[12] Ebd. S. 28, 67-71.
[13] Warburg 1893. S. 27.
[14] Bredekamp 2002, S. 34.
[15] Ebd. S.115.
[16] Ebd. S.34.
[17] Levi D’Ancona 1983.
[18] Ebd. S.9.
[19] Ebd. S.72.
[20] Ebd. Plate IV.
[21] Ebd. Plate VI.
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