Demenz als irreversibler geistiger Abbauprozess hat angesichts des demographischen Wandels und den damit einhergehenden dramatisch steigenden Prävalenzraten, sowie als dritthäufigste Todesursache längst das gesellschaftliche Interesse geweckt. Mittlerweile ist die Demenz der führende Grund für eine stationäre Versorgung, denn jeden Tag kommen ca.100 Betroffene hinzu, sodass im Juni 2016 die Anzahl der an Demenz erkrankten Personen bei knapp 1,6 Millionen lag. Davon werden circa 40 % in den insgesamt 13600 Pflegeheimen versorgt, Tendenz steigend. Doch nicht nur Pflegeheime müssen sich mit der Versorgung Demenzkranker auseinandersetzen, sondern auch Krankenhäuser. So sind im Jahr 2015 insgesamt 19.049 Menschen aufgrund der Symptome ihrer Alzheimer-Krankheit ärztlich behandelt worden.
Demenz als kompliziertes und multidimensionales Krankheitsbild erfordert eine besondere Pflege sowie fachspezifisches Wissen, da sich die Symptomatik unter Umständen nicht nur in absoluter Pflegebedürftigkeit äußern kann, sondern auch sporadisch schwierige Situationen mit sich bringt. Die organisch bedingte schwere psychische Störung führt dazu, dass sich der Demenzkranke durch die schwindende Fähigkeit seinen Willen und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, im Verhalten aggressiv, selbstgefährdend oder gar gewalttätig zeigt. Mit einer Prävalenz von 31 – 42 % sind aggressive Verhaltensweisen bei an Demenz Erkrankten der führende Grund für eine stationäre Aufnahme in ein Altenheim. Durch diese besondere, psychisch stark belastende Herausforderung fühlen sich betroffene Pflegekräfte oftmals resigniert und überlastet. Doch allein die Schädigung im Gehirn des Erkrankten reicht nicht aus, um diese für beide Seiten belastenden Verhaltensweisen zu rechtfertigen. Die mangelnde Auseinandersetzung mit adäquaten Interaktionsmustern für die Pflege, welche sich entsprechend den durch den kognitiven Abbau bedingten Fähigkeitsverlusten anpassen, ist als einer der Ursachen für die herausfordernden Situationen zu werten.
Wenn also verhindert werden soll, dass sich die Situation in den pflegerischen Einrichtungen noch weiter zuspitzt und der Patient und auch die Pflegekraft unter den Umständen (noch mehr)zu leiden hat, dann ist die Vertiefung und Auseinandersetzung mit dieser Thematik dringend notwendig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beschreibung des relevanten Hintergrundwissens
- Aggressionen und Gewalt im pflegerischen Alltag
- Das Krankheitsbild „Demenz“
- Herausforderndes Verhalten: Der Begriff
- Herausforderndes Verhalten als multidimensionales Konstrukt
- Ursächliche und aggressionsfördernde Aspekte herausfordernden Verhaltens
- Psychologische / biologische Ursachen
- Verändertes Erleben und Verhalten
- Psychologische Symptome
- Medikamente
- Körperliche Belastungen
- Milieu- und institutionsbezogene Ursachen
- Pflege als Dienstleistung
- Umweltfaktoren und Lebenswelt
- Ökonomische und strukturelle Faktoren
- Ursächliche interaktionelle Aspekte
- Zwangsmaßnahmen als Eingriff in die Grundrechte
- Psychologische / biologische Ursachen
- Herausfordernde Verhaltensweisen: Lösungsansätze
- Der personenzentrierte Ansatz nach Kitwood
- Personenzentrierte und wertschätzende Pflege: Barrieren
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Pflege von demenzkranken Menschen, die aggressives oder gewalttätiges Verhalten gegenüber Pflegekräften zeigen. Sie soll einen Überblick über das Auftreten von Aggressionen und Gewalt in stationären Versorgungssystemen bieten und die Frage nach den expliziten Ursachen und Entstehungszusammenhängen solcher Verhaltensweisen beantworten. Darüber hinaus soll geklärt werden, welche Interventionsmaßnahmen und Lösungsstrategien angewandt werden sollten, um dieser unangenehmen, konfliktbelasteten Pflegesituation zu entgehen und welche Barrieren für die Umsetzung dieser Strategien existieren.
- Analyse von Aggressionen und Gewalt im pflegerischen Alltag im Kontext der Demenz
- Identifizierung ursächlicher und aggressionsfördernder Aspekte
- Präsentation von Interventionsmöglichkeiten und Lösungsstrategien
- Bewertung von Barrieren zur Umsetzung personenzentrierter Pflege
- Relevanz und Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Pflegebranche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und die Forschungsfragen darlegt. Im zweiten Kapitel werden die relevanten Begrifflichkeiten und das Krankheitsbild Demenz näher beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich dem herausfordernden Verhalten als einem multidimensionalen Konstrukt und betont den komplexen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren. Kapitel 4 analysiert die ursächlichen und aggressionsfördernden Aspekte, die sich in psychologische/biologische, milieu-/institutionsbezogene und interaktionelle Faktoren unterteilen lassen. Im fünften Kapitel werden mögliche Lösungsansätze wie der personenzentrierte Ansatz nach Kitwood vorgestellt. Kapitel 6 beleuchtet die Barrieren zur Umsetzung einer wertschätzenden und personenzentrierten Pflege. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Erkenntnisse zusammenfasst und Handlungsempfehlungen für die Zukunft der Pflege von Menschen mit Demenz gibt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Demenz, Aggression, Gewalt, herausforderndes Verhalten, personenzentrierte Pflege, wertschätzende Pflege, Interaktion, Zwangsmaßnahmen, freiheitsentziehende Maßnahmen, Pflegequalität, Altersfeindlichkeit, Demenz-ismus, Pflegebedürftigkeit, stationäre Versorgung, Pflegeeinrichtungen, Betreuungsschlüssel, psychobiographische Pflegemodelle, Validation, basale Stimulation, milieutherapeutischer Ansatz, Normalitätsprinzip, Lebensqualität, Biographie, Bedürfnisse, Fähigkeiten, Handlungsempfehlungen.
- Citation du texte
- Jasmin Ottens (Auteur), 2017, Schlechte Stimmung in der stationären Versorgung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419369