Die Arzneimittelversorgung der Krankenhäuser rückte in jüngster Vergangenheit auf verschiedenen Gebieten in den Fokus. Bereits seit einigen Jahren ist ein Trend zu immer weniger Krankenhausapotheken zu erkennen. Während in den 90er Jahren noch ca. 600 Erlaubnisinhaber zum Betrieb einer Krankenhausapotheke existierten, konnten im Jahr 2016 noch 384 Apotheken gezählt werden.
Zuletzt erschütterte ein Urteil des BFH zum Thema Umsatzsteuerbefreiung der Abgabe von Zytostatika im Rahmen einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus das Ökosystem der Krankenhausapotheken mit seinen „Schockwellen“. Seit der Veröffentlichung des Anwendungserlasses des BMF sind insbesondere Steuer- und Sozialrechtler noch heute mit der Umsetzung – prospektiv z. B. im Rahmen neuer Versorgungsverträge nach § 129a SGB V und retrospektiv im Rahmen von Rückabwicklungen – beschäftigt. Die Rekonstruktion der Abrechnungsvergangenheit gelingt lediglich durch die Betrachtung des Einzelfalles, da nicht die räumliche Nähe im Verhältnis von Krankenhaus und Apotheke, sondern die gemeinsame Trägerschaft für die Frage der Umsatzsteuerbefreiung maßgeblich ist. Unberührt verbleibt die Umsatzsteuerpflicht – und damit der mögliche sowie in der bestehenden Vertragslandschaft wirtschaftlich unentbehrliche Vorsteuerabzug - für die Fremdbelieferung.
Die neuen Vergütungssystematiken - die letztendliche Kalkulationsgrundlage im Rahmen der überarbeiteten Arzneiversorgungsverträge nach § 129a SGB V - und die veränderte umsatzsteuerliche Betrachtung vermag den Trend zum Outsourcing insbesondere im Bereich der onkologischen Zubereitungen weiter zu verstärken.
Die Fremdversorgung durch Krankenhausapotheken des gleichen Trägers oder die Versorgung durch Dritte geht üblicherweise mit einer Vergrößerung der räumlichen Distanz zwischen Versorgtem und Versorgendem einher. Vor dem Hintergrund von spezialisierten Herstellungsbetrieben im Bereich der Onkologie wird dies umso mehr deutlich. Diese beliefern teilweise bundesweit onkologische Schwerpunktpraxen, wie auch Kliniken.
Festzuhalten bleibt, dass sich das Ökosystem der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus verändert. Neue (richter-)rechtliche Rahmenbedingungen, neue wirtschaftliche Anreize und allgemeine Spezialisierungstrends führen zu neuen Versorgungsansätzen die zumeist mit größeren räumlichen Entfernungen einhergehen. Dabei drängen sich Fragen nach der Sicherstellung der Versorgung – in Hinblick auf Qualität und insb. in der Akutversorgung – förmlich auf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Formen der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus
- Interne Arzneimittelversorgung
- Externe Arzneimittelversorgung
- Sicherstellung der Arzneimittelversorgung bei größeren Entfernungen
- Praktische und Rechtliche Herausforderungen des Gewährleistungsauftrages ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung
- Lieferung
- (persönliche) Beratung
- Zeitkomponente
- Fazit/Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Arzneimittelversorgung von Krankenhäusern, insbesondere mit der Sicherstellung der Versorgung bei größeren Entfernungen zwischen versorgender Apotheke und Krankenhaus. Er analysiert die verschiedenen Formen der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus, darunter die interne und externe Versorgung, und beleuchtet die Herausforderungen der Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung in räumlich getrennten Einrichtungen.
- Formen der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus (interne und externe Versorgung)
- Herausforderungen der Arzneimittelversorgung bei größeren Entfernungen
- Rechtliche und praktische Aspekte der Arzneimittelversorgung
- Lieferung, Beratung und Zeitkomponenten
- Wirtschaftliche Aspekte der Arzneimittelversorgung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Textes stellt den aktuellen Stand der Arzneimittelversorgung in Krankenhäusern dar und beleuchtet den Trend zu immer weniger Krankenhausapotheken. Sie erläutert die Ursachen dieses Trends, darunter Fusionsdruck und wirtschaftliche Überlegungen. Darüber hinaus werden aktuelle Entwicklungen im Bereich der Umsatzsteuerbefreiung von Zytostatika im Krankenhaus erwähnt, die das Ökosystem der Krankenhausapotheken beeinflussen.
Das Kapitel "Formen der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus" befasst sich mit der internen und externen Arzneimittelversorgung. Dabei wird die interne Versorgung durch eine Krankenhausapotheke unter gemeinsamer Trägerschaft und die externe Versorgung durch eine Krankenhausapotheke eines anderen Trägers oder durch eine krankenhausversorgende Apotheke mittels Versorgungsvertrag nach § 14 ApoG erläutert.
Das Kapitel "Sicherstellung der Arzneimittelversorgung bei größeren Entfernungen" behandelt die Herausforderungen der Arzneimittelversorgung bei räumlicher Trennung von versorgender Apotheke und Krankenhaus. Es werden die praktischen und rechtlichen Aspekte der Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung, die Lieferung, die Beratung und die Zeitkomponente beleuchtet.
Schlüsselwörter
Krankenhausapotheke, krankenhausversorgende Apotheke, Arzneimittelversorgung, externe Versorgung, interne Versorgung, räumliche Trennung, Lieferkette, Rechtliche Rahmenbedingungen, Zeitkomponenten, Wirtschaftlichkeit, Umsatzsteuerbefreiung, Zytostatika, Gewährleistung, ordnungsgemäße Versorgung.
- Quote paper
- Dr. Dennis Effertz (Author), 2018, Arzneimittelversorgung von Krankenhäusern durch Krankenhausapotheken und durch krankenhausversorgende Apotheken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418854