In der vorliegenden Arbeit werde ich die Generationen Deutschlands seit 1945 beschreiben. Ich halte mich dabei an die Untersuchungen von Helmut Schelskys. Dieser hatte die Generationen über Jahrzehnte forschend beobachtet. Sein Begriff der „Skeptischen- Generation“ hat sich bis heute etabliert und auch die nachfolgenden Untersuchungen spiegeln die in der Jugendsoziologie etablierten Generationsbegriffe deutlich wider. Zunächst werde ich darauf eingehen, welche Merkmale das Wesen einer Generation beschreiben und dabei spezifisch darauf hinweisen, welche wesentlichen Punkten Schelsky bei der Konstruktion seiner Generationen skizziert. Im Anschluss daran werde ich die heutige HipHop-Kultur beschreiben. Dabei werde ich kurz auf die Ursprünge dieser Jugend-Kultur eingehen und des Weiteren die Ideologie und das Wesen im Überblick beschreiben, um einige Grundlagen zu- ihrem Verständnis zu geben. Im letzten Abschnitt meiner Arbeit werde ich die HipHop- Kultur als eigene Generation anhand wesentlicher Wesensmerkmale definieren und sie chronologisch in die Generationen von Schelsky einreihen. Die Beschäftigung mit der deutschen HipHop-Kultur erwies sich zunächst hinsichtlich der spärlichen Literatur zu dieser Thematik als problematisch. Die Aufmerksamkeit, welche der deutschen HipHop-Jugend bislang im Rahmen der Wissenschaft zuteil wurde, ist gering. Die Geschichte, Ideologien und Techniken der HipHop- Kultur waren bisher vor allem von engagierten Anhängern erklärt und aufbereitet worden. Mittlerweile beschäftigen sich fast alle Wissenschaftsbereiche mit dieser Thematik und viele Forschungen zu dieser Generation werden noch folgen.
Inhaltsangabe:
Einleitung
1. Was ist eine Generation?
2. Schelskys Generationen nach dem 2. Weltkrieg
2.1. Die skeptische Generation
2.2. Die Protestgeneration
2.2.1. Generationsprotest
2.2.2. Zivilisationsprotest
2.2.3. Politisch-ideologischer Protest
2.3. Die Zwischengeneration
3. Die Kultur des HipHops
3.1. Entstehung und Ideologie des HipHops
3.2. HipHop heute in Deutschland
4. HipHop als eigenständige Generation
5. Schlussbetrachtung
6. Literaturverzeichnis
Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werde ich die Generationen Deutschlands seit 1945 beschreiben. Ich halte mich dabei an die Untersuchungen von Helmut Schelskys. Dieser hatte die Generationen über Jahrzehnte forschend beobachtet. Sein Begriff der „Skeptischen-Generation“ hat sich bis heute etabliert und auch die nachfolgenden Untersuchungen spiegeln die in der Jugendsoziologie etablierten Generationsbegriffe deutlich wider. Zunächst werde ich darauf eingehen, welche Merkmale das Wesen einer Generation beschreiben und dabei spezifisch darauf hinweisen, welche wesentlichen Punkten Schelsky bei der Konstruktion seiner Generationen skizziert. Im Anschluss daran werde ich die heutige HipHop-Kultur beschreiben. Dabei werde ich kurz auf die Ursprünge dieser Jugend-Kultur eingehen und des Weiteren die Ideologie und das Wesen im Überblick beschreiben, um einige Grundlagen zu- ihrem Verständnis zu geben. Im letzten Abschnitt meiner Arbeit werde ich die HipHop-Kultur als eigene Generation anhand wesentlicher Wesensmerkmale definieren und sie chronologisch in die Generationen von Schelsky einreihen. Die Beschäftigung mit der deutschen HipHop-Kultur erwies sich zunächst hinsichtlich der spärlichen Literatur zu dieser Thematik als problematisch. Die Aufmerksamkeit, welche der deutschen HipHop-Jugend bislang im Rahmen der Wissenschaft zuteil wurde, ist gering. Die Geschichte, Ideologien und Techniken der HipHop- Kultur waren bisher vor allem von engagierten Anhängern erklärt und aufbereitet worden. Mittlerweile beschäftigen sich fast alle Wissenschaftsbereiche mit dieser Thematik und viele Forschungen zu dieser Generation werden noch folgen.
1. Was ist eine Generation?
Das Lexikon definiert Generation so: “Eine Generation bezeichnet die einzelnen Glieder der Geschlechterfolge bei Menschen, Tieren und Pflanzen. Als Zeitmaß für die Geschlechterfolge bei den Menschen wird der mittlere Altersabstand zwischen Vätern und Kindern genommen. Bei dieser Definition betrachtet man nur den zeitlichen Abstand zwischen Gliedern einer Familie, nicht aber die inhaltlichen Gemeinsamkeiten innerhalb einer Gruppe von Zeitgenossen, die gemeinsame Grundstimmungen, Grundgehalte und Problemlagen haben.“[1]
Eine eindeutige Klärung von Zugehörigkeiten, zeitlicher Eingrenzung oder Abgrenzung gegenüber vorherigen Generationen fällt deshalb meist unscharf und willkürlich aus. Den „Ausgangspunkt“ des modernen Generationen-Konzept bilden die Überlegungen Wilhelm Diltheys, der das Wesen einer Generation beschreibt als: „eine Bezeichnung für ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit von Individuen; diejenigen, welche gewissermaßen nebeneinander emporwuchsen, das heißt, ein gemeinsames Kindesalter hatten, ein gemeinsames Jünglingsalter, deren Zeitraum männlicher Kraft teilweise zusammenfiel, bezeichnen wir als dieselbe Generation […]. So gefasst, bildet eine Generation einen engeren Kreis von Individuen, welche durch Abhängigkeit von denselben großen Tatsachen und Veränderungen, wie sie in dem Zeitalter ihrer Empfänglichkeit auftraten, trotz der Verschiedenheit hinzutretender anderer Faktoren zu einem homogenen Ganzen verbunden sind“[2].
Der Begriff der „Generation“ geht aber weiter als es von Dilthey beschriebenen wurde. Eine „Generation“ ist eine Gruppe von Menschen, die sich durch eine für sie spezifische kollektive Identität auszeichnet und sich durch diese miteinander bedeutungsvoll verbunden weiß.[3] Die Gruppen einer Generationseinheit benötigen „Führer“ und machen sich sozial, politisch und kulturell als kollektive Akteure bemerkbar. „Generation“ meint also nicht nur die Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe, sondern eine Gemeinschaft, verbunden durch spezifische gelebte Werte und Ziele. Eine „Generation“ ist also eine Gruppe oder Gemeinschaft, die sich durch gemeinsame Überzeugungen und erlebte Lebenserfahrungen auszeichnet. Daraus entstehen eigene, generationspezifische Lebensformen und Lebensstile, die altersunabhängig sind.[4] Schelsky beschreibt seine Generationen unter anderem anhand von drei Kennzeichen. 1. Das Verhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft als Richtwert für eine gemeinsame Ideologie. 2. Das Herausbilden einer eigenen „Jugendkultur“, die sich von der etablierten Kultur absetzt[5]. 3. Den Generationskampf als Zeichen der Revolution, „die unideologische, vitale Wurzel der jugendlichen Dauerforderung nach ‚Revolution‘[6].
2.1. Die skeptische Generation
Helmut Schelsky veröffentlichte 1957 eine Jugendstudie zur damals so genannten „Flakhelfer-Generation“, die in der Hitlerzeit aufgewachsen und noch geprägt von dem Gedankengut dieser Zeit war. Als verführte Idealisten wurden sie oftmals in die letzten ausweglosen Kriegshandlungen verwickelt. Auf Grund dieser Erfahrungen standen sie in der dann beginnenden Aufbauphase allen politischen Strömungen kritisch bis ablehnend gegenüber. Helmut Schelskys Namensgebung für diese Nachkriegsjugend hat sich in der Folgezeit durchgesetzt: Er beschrieb sie als die „Skeptische Generation“, die sich unpolitisch und privatistisch dem Wiederaufbau widmete.
Schelsky hatte mit seinem durchaus ideologischen Beitrag versucht und auch erreicht, Befunde der Einstellungsforschung der frühen fünfziger Jahre zu relativieren. Diese (u. a. vom Emnid-Institut erhobenen und später als Shell-Jugenstudien weitergeführten) Untersuchungen stellten im Gegensatz zu Schelsky bei den Jugendlichen ein hohes Maß an autoritären, rassistischen Haltungen fest – was in kritischen Studien als Syndrom des Postfaschismus einer genaueren Analyse unterzogen wurde und im Widerspruch zu Schelskys Aussagen und Analysen der Verhaltensweise der Nachkriegsgeneration stand.
Schelsky beschreibt in seinem Buch: „Die Skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend“ die Generation, die zwischen 1945 und 1955 in die Jugendphase getreten ist und an Kriegs-, Leid- und Notlageerlebnissen gewöhnt und besonders in den Erziehungszielen von den Wertvorstellungen der Nationalsozialisten geprägt war. Nach dem Zusammenbruch des Hitlerregimes entstand ein Wertevakuum, da die Jugendlichen sich aller ihrer Illusionen beraubt fühlten.[7]
„Die Gefährdung der vitalen und einfachsten materiellen Daseinsgrundlagen und die damit verbundenen Erschütterung der unmittelbarsten Personenbeziehungen innerhalb der Familie und anderer kleingruppenhafter Sozialbeziehungen, im Lebensbereich der Schule und der beruflichen Ausbildung und Entwicklung haben einen den anderen Jugendgenerationen in diesem Ausmaß und in dieser Eindringlichkeit nicht zugängliche neue Bedürfnisgrundlage der Jugend in ihrem Streben nach sozialer Verhaltenssicherheit geschaffen: sie sah und sieht sich heute vor der Notwendigkeit und Aufgabe gestellt, diese persönliche und private Welt des Alltags, vom Materiellen her angefangen, selbst stabilisieren und sichern zu müssen, was von keiner der beiden vorangehenden Jugendgenerationen, in diesem Umfange und in dieser Intensität angesonnen worden ist.“[8]
Es ist evident, dass das Wertevakuum und die tägliche Sorge um die materielle Daseinsgrundlage einen Rückzug ins Private bewirkten. Im Vergleich zwischen den verschiedenen Jugendgenerationen vor und nach der skeptischen Generation wird eine Entwicklung deutlich, die nicht mehr primär darauf ausgelegt war, eine jugendkulturelle Spielart zu entwickeln, sondern viel mehr auf Existenzsicherung und Daseinssicherheit fixiert war. Im Vordergrund standen die Familie, Ausbildung und Bewältigung des Alltags.
In der Folgezeit reagierten die Erwachsenen zuweilen mit Unverständnis auf diese Entwicklung und forderte die Jugend auf, neue Ideen zu entwickeln. Zudem bemängelten sie den Mangel an „Idealismus“ in der gegenwärtigen jungen Generation. Diese Einstellung war weit verbreitet, sie verkannte aber, dass Ideen genügend kursierten, die Jugend aber gar nicht danach suchte, weil ihr die Bereitschaft, neuen Ideen Glauben zu schenken, fehlte, eine Eigenschaft, die noch in den 20er und 30er Jahren gerade aus den Krisen des politischen Geschehens aufstieg.
Das „unerbittliche Realitätsverlangen“ der Jugend und der erschütterte Glaube an Ideologien und Systemen bewirkte aber nicht die von den Erwachsenen erwartete Schrumpfung von Werten, sondern eine Verschiebung hin zu eigener Lebensführung und materieller Sicherheit. Eine Wertfrage an sich stellte sich in der Zeit nicht, sie wurde von der Überlebensorientierung überschattet. Dies erschien der Erwachsenenwelt, die von den Wertvorstellungen der Nationalsozialisten indoktriniert war, als ein Mangel an Idealismus. Die Wiederherstellung von Ordnung stand im Vordergrund und daraus folgte eine “massive Aufwertung von Pflicht- und Ordnungswerten.“[9]
Auf Grund dieser Geisteshaltung zeigte sich die Jugendgeneration als eine an den Wertvorstellungen und sozialen Handlungsformen der Erwachsenen angepasste Jugend. Der Wertewandel der Jugendgeneration der 50er entstand also nicht aufgrund von einem von innen heraus gewachsenen Bedürfnisses nach Veränderung, sondern aus einer von außen herangetragenen Notwendigkeit. Die Zurückweisung von Politik bezog sich auf die Ablehnung des Krieges und der damit verbundenen Militarisierung und vor allem auf eine Ideologisierung. Die Distanz zur Politik drückte sich durch eine „Entpolitisierung und Entideologisierung des jugendlichen Bewusstseins“[10] aus. „Der Zusammenbruch und die Untaten einer Politik und eines Systems, denen ein großer Teil der Jugend einmal gläubig und vertrauend angehangen hatte, die persönlichen Nachteile und Diffamierung, denen auch ein Teil der Jugend dieser Generation auf Grund ihrer politischen und militärischen Vergangenheit unterworfen war, vor allem aber wohl die Erkenntnis, in welchem Maße ein sozialer und politischer Idealismus durch die modernen Großorganisationen der Politik ideologisch ausgebeutet werden kann, haben zu einer Skepsis und Ablehnung gegenüber der Politik der Vergangenheit und der Gegenwart zugleich geführt, zu einem Misstrauen gegen politische Ideologien und Ideen, zu eben dem ‚Ohne-Uns‘ gegenüber allen öffentlichen und gesamtgesellschaftlichen Ansprüchen, das sich auf das Private und das Berufliche, auf den in eigener Urteilskraft und Verantwortung überschaubaren Bereich des Daseins bewusst beschränken will.“[11]
[...]
[1] Duden Lexikon. Mannheim: Klambt-Druck 1962, S. 842.
[2] Diltheys, W.: Das Erlebnis und die Dichtung: Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin/Wilhelm Dilthey. Leibzig: Reclam 1991 S.192
[3] vgl Platt, Kirstin; Dabag, Mihran (Hrsg.): Generation und Gedächnis. Erinnerungen und kollektive Identität. Opladen 1996.
[4] Herrman, U.: Was ist eine Generation. In: Schüle A., u.a. (Hg.): Die DDR in generationsgeschichtlicher Perspektive. Weimar 2004
[5] Schäfers,B.: Ein Beitrag zu den Jugendgenerationen der BRD. In: Baier, H.(Hrsg.): Helmut Schelsky- ein Soziologe in der Bundesrepublik: Eine Gedächtnisschrift von Freunden, Kollegen und Schülern. Stuttgart: Enke Verlag 1986 S.64
[6] Schelsky, H.: Die skeptische Generation. Düsseldorf-Köln: Eugen Diederichs Verlag 1963, S.192
[7] vgl. Hammes, Y.: Wertewandel seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Auswirkungen des Wandels gesellschaftlicher und politischer Wertorientierung auf die Demokratie. Frankfurt am Main: Europäischer Verlag der Wissenschaften 2002
[8] Shelsky,H. : a.a.O., S.75
[9] Klages,H., Herbert,W.: Wertorientierung und Staatsbezug. Untersuchungen zur politischen Kultur in der BRD. Frankfurt am Main., New York 1983 S.48
[10] Shelsky,H. : a.a.O., S.84
[11] Shelsky,H. : a.a.O., S. 355
- Quote paper
- Fabian Steinbrink (Author), 2005, Die HipHop-Generation im Kontext von Schelskys Nachkriegsgenerationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41876
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