Die Arbeitswelt der Jugend, in Unter- und Mittelschicht, hat im Laufe des 19. Jahrhunderts in ganz Europa eine Reihe von einschneidenden Veränderungen erfahren. Hauptsächlich geschah dieses durch die sich ausbreitende Industrialisierung. Durch die Entwicklung der Maschinen wurde mit der Möglichkeit von Kinderarbeit auch zugleich die Notwendigkeit
Derselben geschaffen. Sie verdrängte erwachsene Arbeitskräfte und drückte mit Hilfe dieser überzähligen Arbeiter die Löhne der übrigen herab. Dadurch waren dann wiederum die Frauen und Kinder gezwungen in der Fabrik zu arbeiten, wenn die Existenz der Familie nicht in Frage gestellt werden sollte. Kinderarbeit hat es jedoch zu allen Zeiten gegeben. Im Haushalt der Bauernfamilie mussten stets die Kinder mit anfassen.
In der folgenden Hausarbeit soll die Arbeitswelt der Arbeiterjugend behandelt werden. Hierbei wird der Schwerpunkt auf den Veränderungen liegen, die die Industrialisierung für die Kinder und Jugendlichen in Preußen hervorgerufen hat. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich Kinderarbeit durch die gesamte Geschichte hindurch zurückverfolgen lässt, sollen hier die grundsätzlichen Neuerungen des 19. Jahrhunderts herausgearbeitet werden.
Die Kinder- und Jugendarbeit wurde in der Forschung bereits relativ ausführlich untersucht. Hierbei lassen sich zwei Kategorien unterscheiden. Es sind sowohl zeitgenössische, als auch aktuelle Ausführungen zur Thematik zu finden. Für diese Arbeit werden beide Bereiche von Bedeutung sein. Im Rahmen der zeitgenössischen Literatur werden Käte Duncker und Julius Deutsch herangezogen. Im Bereich der moderneren Literatur wird auf verschiedene Autoren zurückgegriffen. Auch die Quellenlage zur behandelten Thematik ist ausführlich.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Arbeitswelt der Jugendlichen vor der Industrialisierung
3. Die Arbeitswelt der Jugendlichen während der Industrialisierung
3.1 Merkmale des jungen Fabrikarbeiters
3.2 Alltag des jungen Fabrikarbeiters
3.3 Geschlechterspezifische Unterschiede in der Arbeitswelt
3.4 Grundlegende Veränderungen in der Arbeitswelt
4. Staatliche Maßnahmen zur Regulierung der Kinder- und Jugendarbeit
5. Schlussbetrachtung
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Die Arbeitswelt der Jugend, in Unter- und Mittelschicht, hat im Laufe des 19. Jahrhunderts in ganz Europa eine Reihe von einschneidenden Veränderungen erfahren. Hauptsächlich geschah dieses durch die sich ausbreitende Industrialisierung.[1] Durch die Entwicklung der Maschinen wurde mit der Möglichkeit von Kinderarbeit auch zugleich die Notwendigkeit
Derselben geschaffen. Sie verdrängte erwachsene Arbeitskräfte und drückte mit Hilfe dieser überzähligen Arbeiter die Löhne der übrigen herab. Dadurch waren dann wiederum die Frauen und Kinder gezwungen in der Fabrik zu arbeiten, wenn die Existenz der Familie nicht in Frage gestellt werden sollte.[2] Kinderarbeit hat es jedoch zu allen Zeiten gegeben. Im Haushalt der Bauernfamilie mussten stets die Kinder mit anfassen.[3]
In der folgenden Hausarbeit soll die Arbeitswelt der Arbeiterjugend behandelt werden. Hierbei wird der Schwerpunkt auf den Veränderungen liegen, die die Industrialisierung für die Kinder und Jugendlichen in Preußen hervorgerufen hat. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich Kinderarbeit durch die gesamte Geschichte hindurch zurückverfolgen lässt, sollen hier die grundsätzlichen Neuerungen des 19. Jahrhunderts herausgearbeitet werden.
Die Kinder- und Jugendarbeit wurde in der Forschung bereits relativ ausführlich untersucht. Hierbei lassen sich zwei Kategorien unterscheiden. Es sind sowohl zeitgenössische, als auch aktuelle Ausführungen zur Thematik zu finden.[4] Für diese Arbeit werden beide Bereiche von Bedeutung sein. Im Rahmen der zeitgenössischen Literatur werden Käte Duncker[5] und Julius Deutsch[6] herangezogen. Im Bereich der moderneren Literatur wird auf verschiedene Autoren zurückgegriffen.[7] Auch die Quellenlage zur behandelten Thematik ist ausführlich.
Im ersten Teil der Arbeit, in Punkt 2, wird kurz die Arbeitswelt der Jugendlichen vor der Industrialisierung herausgearbeitet, um einen Vergleichsmaßstab für die späteren Ausführungen zu haben. Dann gilt es im zweiten Teil, in Gliederungspunkt 3, die Arbeitswelt der Jugendlichen während der Industrialisierung und die daraus resultierenden Neuerungen zu untersuchen. Der Unterpunkt 3.1 beschäftigt sich mit den Merkmalen des jungen Fabrikarbeiters. Gliederungspunkt 3.2 stellt den Alltag des Jugendlichen in der Fabrik dar. In Punkt 3.3 sollen dann die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Arbeitswelt aufgezeigt werden. Die grundlegenden Veränderungen in der Arbeitswelt werden dann in Punkt 3.4 zusammengefasst.
In einem dritten Schritt wird entwickelt, wie der Staat auf diese Neuerungen reagierte. Die staatlichen Maßnahmen zur Regulierung der Kinder- und Jugendarbeit sollen, unter Gliederungspunkt 4, anhand von Kinderschutzgesetzgebungen ausgearbeitet werden. Im Schlussteil, in Punkt 5, sollen die erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst und im Hinblick auf die Fragestellung bewertet werden.
Aus Platzgründen werden ausschließlich diese Punkte thematisiert. Es werden nur staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeit aufgenommen. Die Bearbeitung von Regulierungsmaßnahmen durch die Fabriken selbst und durch private Initiativen würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Ziel der Arbeit ist es, grundsätzliche Veränderungen in der Arbeitswelt der Jugendlichen im 19. Jahrhundert herauszuarbeiten und zu bewerten.
2. Die Arbeitswelt der Jugendlichen vor der Industrialisierung:
Der Jugendliche stand in vorindustrieller Zeit entweder unter elterlicher Gewalt oder als Lehrling, Geselle und Dienstbote unter der hausherrlichen Gewalt des Handwerksmeisters und des Bauern.[8] Am Ende des 18. Jahrhunderts lebte der größte Teil der Bevölkerung in und von der Landwirtschaft. In den Städten herrschte noch die alte Zunftordnung mit der traditionellen Gesellenausbildung. Mit vierzehn Jahren befand sich wahrscheinlich die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen in einem Status der partiellen Abhängigkeit. Sie waren entweder Diener oder Dienstmädchen in Haushalten von Bessergestellten oder Lehrlinge in den Häusern ihrer Handwerksmeister.[9]
Es fand eine deutliche geschlechtsspezifische Prägung der Jugendlichen innerhalb der Familie statt. Die Mädchen blieben auf den häuslichen Bereich beschränkt und übten so frühzeitig die Rolle der Hausfrau und Mutter ein. Sie kümmerten sich um die Angelegenheiten des Hauses und der Familie. Die sozialen und wirtschaftlichen Außenkontakte wurden demgegenüber weitgehend dem Mann überlassen.[10]
Innerhalb der bäuerlichen Erwerbsgemeinschaft Familie wurde der Jugendliche vorwiegend als Arbeitkraft gesehen und entsprechend den Erfordernissen dieser Wirtschaftseinheit eingesetzt. Die vom Jugendlichen zu übernehmenden Einstellungen, Verhaltensweisen und Fertigkeiten wurden durch unmittelbares Erleben im Rahmen der Hausgemeinschaft vermittelt. Durch diese Abhängigkeit der Entwicklung des Jugendlichen vom Rollen- und Interaktionsangebot der bäuerlichen Familie war die Chance des Einzelnen, spezifische Eigeninteressen zu entwickeln und individuelle Anlagen und Berufswünsche zu entfalten, kaum gegeben.[11]
Im Handwerk war die Familie des Handwerkmeisters für den Lehrjungen und teilweise auch für den Gesellen Ort der Lehrzeit. Die Söhne und Töchter des Handwerkmeisters waren jedoch bei weitem nicht so häufig in den Betrieb des Vaters eingebunden wie in der bäuerlichen Familie. Mädchen wurden in den meisten Handwerksbetrieben nicht zur direkten Mitarbeit herangezogen, sie halfen aber im Haushalt mit. Ein Verbleiben der Söhne im elterlichen Haushalt über die Lehr- und Gesellenzeit hinaus ist kaum vorgekommen. Sofern die Söhne des Meisters überhaupt den Beruf des Vaters ergriffen, erlernten sie ihn bei anderen Meistern. Die Berufsausbildung in einem fremden Haus war also die Regel.[12]
Die Arbeit in diesen vorindustriellen Tätigkeitsbereichen war mit Gesundheitsgefahren verschiedenster Art verbunden. Die noch wachsenden Organismen wurden durch die frühe, ihre Kräfte übersteigende Beschäftigung geschwächt.[13]
Die Herauslösung des Jugendlichen aus dem Haushalt des Handwerksmeisters erfolgte allmählich durch die Entstehung neuer Arbeits- und Produktionsformen im 17. und 18. Jahrhundert. Die Umformung vieler Meisterbetriebe in manufakturelle Betriebsformen machte die weitere Integration der Lehrjungen und Gesellen in den Haushalt des Meisters immer weniger möglich.[14] Die Herauslösung von Handwerksgesellen, Lehrlingen und Dienstboten aus der hausrechtlichen Abhängigkeit bildete die Voraussetzung zur massenhaften Entstehung freier Lohnarbeiter.[15]
3. Die jugendliche Arbeitswelt während der Industrialisierung:
Zuerst entwickelte sich die industrielle Kinder- und Jugendarbeit in den Textilfabriken in England. Deutschland eiferte, als die Industrie festen Fuß gefasst hatte, diesem Beispiel nach. Die Fabrikbesitzer fanden bald so sehr Geschmack an der Einstellung dieser billigen Arbeitskräfte, dass sie die Verwendung der teureren männlichen auf ein Minimum beschränkten. Oft genug kam es vor, dass Frauen und Kinder für den Unterhalt der Familie in der Fabrik arbeiteten, während der arbeitslose Mann daheim war.[16]
[...]
[1] H. Viereck, Drum schlag ich Stuttgart aus dem Sinn. Handwerksgesellen und Arbeiterjugend im 19. Jahrhundert, in: Praxis Geschichte 11 (1997), S. 26-31, hier S. 26. (H. Viereck, Arbeiterjugend).
[2] K. Duncker, Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung, Stuttgart 1906, S. 7. (K. Duncker, Bekämpfung).
[3] R. Dirx, Das Kind, Das unbekannte Wesen. Geschichte, Soziologie, Pädagogik, Hamburg 1964, S. 258. (R. Dirx, Kind).
[4] B. Luxem, Die Kinder- und Jugendarbeit im 19. Jahrhundert im Regierungsbezirk Düsseldorf, Düsseldorf 1984, zugl. Diss. Düsseldorf 1983, S. 2. (B. Luxem, Jugendarbeit).
[5] K. Duncker, Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung, Stuttgart 1906.
[6] J. Deutsch, Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung, Zürich 1907. (J. Deutsch, Bekämpfung).
[7] Statt Vieler: B. Luxem, Die Kinder- und Jugendarbeit im 19. Jahrhundert im Regierungsbezirk Düsseldorf, Düsseldorf 1984, zugl. Diss. Düsseldorf 1983.
[8] M. Mitterauer, R. Sieder, Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie, München 41991, S. 129. (R. Sieder, Patriarchat).
[9] H. Viereck, Arbeiterjugend S. 26.
[10] R. Sieder, Patriarchat, S. 130.
[11] Ebd., S. 131.
[12] Ebd., S. 137.
[13] B. Luxem, Jugendarbeit, S. 72.
[14] R. Sieder, Patriarchat, S. 140.
[15] Ebd., S. 141.
[16] K. Duncker, Bekämpfung, S. 7.
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.