Dem aufmerksamen Leser von Johann Elias Schlegels „Die stumme Schönheit“ wird nicht entgehen, dass die Komödie aus dem Jahre 1747 mit der Handlung um eine Bürgersfrau, die aus Geldgier ein ihr anvertrautes Kind mit dem eigenen vertauscht, auch äußerst signifikante Anhaltspunkte über einen gesellschaftlichen Prozess enthält, der einen Wertewandel des Bürgertums innerhalb der als Aufklärung bezeichneten Epoche darstellt, beziehungsweise die der Aufklärung innewohnende Weltanschauung verändert und teilweise aufbricht. Dieser Wandel, der in Schlegels Stück vor allem an dem Generationenunterschied zwischen dem alten, reichen Richard und dem jungen, wohlhabenden Jungwitz greifbar wird, offenbart sich jedoch erst vollends unter Einbeziehung von solch entgegen-gesetzten Begriffen wie Klein- und Großbürgertum, Land und Stadt, und umfasst solch komplexe Themen wie das zeit-genössische Frauenbild, die gesellschaftlichen Umgangsformen (ob formelle oder informelle) und die damit einhergehenden pädagogischen Konzepte.
An den Konflikten des kurzen Lustspiels und den mehr oder weniger typisierten Hauptfiguren der Handlung ist abzulesen, wie Schlegel die beiden unterschiedlichen bürgerlichen Lebens-Konzepte voneinander abgrenzt. Obgleich die Erarbeitung der so gestellten Aufgabe vornehmlich aus eigenen Beobachtungen am Primärtext erfolgen soll, werden auch einige wenige Texte, darunter zeitgenössische, wie die Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen von Julius Bernhard von Rohr aus dem Jahre 1728, und Sekundärliteratur zu Schlegels Werk, so sie der Argumentation und dem besseren Verständnis förderlich scheinen, miteinbezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze Inhaltsangabe der Komödie
- Der Adel, das Klein- und das Großbürgertum im 18. Jahrhundert
- Repräsentanten des Kleinbürgertums
- Jungwitz als Repräsentant der neuen Bürgerlichkeit oder: Der schmale Grad zwischen Klein- und Großbürgertum
- Leonore: Plädoyer für ein neues Frauenbild
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Komödie „Die stumme Schönheit“ von Johann Elias Schlegel. Im Zentrum steht die Analyse des gesellschaftlichen Wandels des Bürgertums in der Aufklärungsepoche, der sich in der Handlung des Stückes widerspiegelt. Hierzu wird die Differenzierung des Bürgertums in Klein- und Großbürgertum untersucht und die Rolle der Figuren in diesem Kontext beleuchtet.
- Differenzierung des Bürgertums in Klein- und Großbürgertum
- Entwicklung eines neuen Selbstverständnisses des bürgerlichen Standes
- Das zeitgenössische Frauenbild und seine Veränderung
- Gesellschaftliche Umgangsformen und pädagogische Konzepte
- Der Gegensatz zwischen Land und Stadt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des gesellschaftlichen Wandels des Bürgertums in Schlegels Komödie „Die stumme Schönheit“ vor und erläutert die Analyseperspektive der Arbeit. Die Kapitel 2 und 3 befassen sich mit der Kurzfassung des Inhalts der Komödie und der Darstellung der verschiedenen Schichten des Bürgertums im 18. Jahrhundert. Dabei werden die Figuren des Klein- und Großbürgertums sowie ihre Repräsentanten beleuchtet, und es wird auf das neue Frauenbild eingegangen, welches Leonore verkörpert. Das Kapitel 4 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Bürgerlichkeit, Aufklärung, Kleinbürgertum, Großbürgertum, Frauenbild, gesellschaftlicher Wandel, Generationskonflikt, Land-Stadt- Gegensatz und die Komödie "Die stumme Schönheit" von Johann Elias Schlegel.
- Quote paper
- M.A. Florian Rosenbauer (Author), 2003, Differenzierung des Bürgertums in J.E.Schlegels 'Die Stumme Schönheit', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41769