Der Begriff des Realismus ist theoretisch-ästhetisch und kunst- wie literaturgeschichtlich sehr problematisch; er wird nicht einheitlich benutzt und bezieht sich sowohl auf Methoden der Darstellung als auch auf Epochen und Richtungen von Kunst und Literatur.
In der Kunstgeschichte bezeichnet er die Kunstrichtung, die sich im 19. Jahrhundert in Frankreich herausbildete, und die im Besonderen als Reaktion auf den idealisierenden Klassizismus, der an den Akademien und den Salons dieser Zeit seinen Niederschlag fand, zu sehen ist. Zeitgleich hierzu begann sich im 19. Jahrhundert die Ideologie des Materialismus zu etablieren, der dem Realismus ein theoretisches Fundament verlieh.
Allgemein gemeint ist mit Realismus eine Gestaltungsweise in Malerei und Plastik, deren Ergebnis ein Abbild der sichtbaren Wirklichkeit darstellen soll.
Dabei unterscheidet er sich vom Naturalismus, welcher als „Darstellungsart, die auf Naturanschauungen beruht, auf Naturstudium im besonderen, auf eine getreue Wiedergabe ihrer Motive und Details aus ist.“
Wo der Naturalismus also auf eine möglichst objektive Darstellung des Bildmotivs abziele, kann der Realismus darüber hinaus zugleich Deutung und Wertung des abzubildenden Sujets beinhalten. Er kann eine inhaltliche Haltung, eine aufklärerische Absicht mit dem Ziel kritischer Bewusstmachung von gesellschaftlichen Realitäten und Diskrepanzen beinhalten.
Auf die Schwierigkeit der eindeutigen Abgrenzung des Realismus vom Naturalismus weist Nungesser hin:
„Eine […] auf Trennung von Inhaltswiedergabe (Realismus) und Darstellungsweise (Naturalismus) zielende Erklärung der beiden Begriffe übersieht ihre historischen Konkretionen, die diese Unterscheidung oftmals unterlaufen.“
Bei aller Problematik der Unterscheidung zu z.B. der naturalistischen Darstellung kann der Realismus als spiegelnde Kunstform verstanden werden, die durch formal stilistische oder ideelle Ausdrucksweisen eine objektive Realität verändert darstellt, und damit zumindest deutlich von der idealistischen Kunst abzugrenzen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Realismus – Eine Frage des Ziels
3. Courbets Aufassung – Natur, Schönheit, Kunst
4. Bildinhalte der Werke Courbets
4.1. Courbets „Steinklopfer“ – Entstehung, Analyse, Interpretation
4.2. Rezeption und Problematik von Courbets Werk am Bsp. der
„Steinklopfer“
5. Schlussteil
6. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Der Begriff des Realismus ist theoretisch-ästhetisch und kunst- wie literaturgeschichtlich sehr problematisch; er wird nicht einheitlich benutzt und bezieht sich sowohl auf Methoden der Darstellung als auch auf Epochen und Richtungen von Kunst und Literatur.
In der Kunstgeschichte bezeichnet er die Kunstrichtung, die sich im 19. Jahrhundert in Frankreich herausbildete, und die im Besonderen als Reaktion auf den idealisierenden Klassizismus, der an den Akademien und den Salons dieser Zeit seinen Niederschlag fand, zu sehen ist. Zeitgleich hierzu begann sich im 19. Jahrhundert die Ideologie des Materialismus zu etablieren, der dem Realismus ein theoretisches Fundament verlieh.
Allgemein gemeint ist mit Realismus eine Gestaltungsweise in Malerei und Plastik, deren Ergebnis ein Abbild der sichtbaren Wirklichkeit darstellen soll.
Dabei unterscheidet er sich vom Naturalismus, welcher als „Darstellungsart, die auf Naturanschauungen beruht, auf Naturstudium im besonderen, auf eine getreue Wiedergabe ihrer Motive und Details aus ist.“[1]
Wo der Naturalismus also auf eine möglichst objektive Darstellung des Bildmotivs abziele, kann der Realismus darüber hinaus zugleich Deutung und Wertung des abzubildenden Sujets beinhalten. Er kann eine inhaltliche Haltung, eine aufklärerische Absicht mit dem Ziel kritischer Bewusstmachung von gesellschaftlichen Realitäten und Diskrepanzen beinhalten.
Auf die Schwierigkeit der eindeutigen Abgrenzung des Realismus vom Naturalismus weist Nungesser hin:
„Eine […] auf Trennung von Inhaltswiedergabe (Realismus) und Darstellungsweise (Naturalismus) zielende Erklärung der beiden Begriffe übersieht ihre historischen Konkretionen, die diese Unterscheidung oftmals unterlaufen.“[2]
Bei aller Problematik der Unterscheidung zu z.B. der naturalistischen Darstellung kann der Realismus als spiegelnde Kunstform verstanden werden, die durch formal stilistische oder ideelle Ausdrucksweisen eine objektive Realität verändert darstellt, und damit zumindest deutlich von der idealistischen Kunst abzugrenzen ist.
Der französische Landschafts- Portrait- und Genremaler Gustave Courbet (1819-1877) gilt als Begründer des französischen Realismus. Seine Kunst wurde von ihm selbst und von der Kritik als paradigmatisch für diese Kunstrichtung gesehen.
1855 stellte er im Rahmen der Weltausstellung insgesamt 41 seiner Werke, darunter einige vom Salon abgelehnte, aus. Dieser Ausstellung gab er den programmatischen Namen „Le Réalisme“[3] – Mit der Verwendung des Begriffs läutete er die Geburt eines ganzen Kunststils ein.
Da Courbet den Begriff des Realismus zuerst für sich in Anspruch nahm, erscheint es nahe liegend besonders auch nach seinem Verständnis von Realismus zu fragen, und sich so der Problematik der Begrifflichkeit anzunähern. Neben dieser Bestrebung wird im späteren Verlauf exemplarisch sein Gemälde die „Steinklopfer“ vorgestellt und analysiert, um das theoretische Gebäude in seiner Malerei zu finden und zu konkretisieren.
2. Realismus – eine Frage des Ziels
Das Ziel des Realismus im 19. Jh. war und ist bis heute nicht genau bestimmt. Lediglich der Raum, indem diese neue, demokratische Kunst wachsen sollte, ist zu umreißen.
Vor allem beinhaltete er eine Oppositionshaltung, die klare Äußerungen über das Nicht-wollen in der Kunst einschloss und sich auf dieser Negierung aufbauend dem Kunstwollen der Richtung annäherte:
„Dem vorherrschenden Geschmack zu widersprechen, diesen Affront öffentlich zu artikulieren und in Skandalen auszukosten – dies war das zunächst ins Auge fallende äußere Merkmal der neuen Richtung.“[4]
In seinen Grundzügen also anarchistisch, gegen die verbreitete Akademiekunst angelegt, sieht sich die realistische Kunst im Kontrast zur idealistischen.
Nicht mehr das Vorbild des Edlen, eine zur Idee, zum Ideal gereinigte Weltsicht in der Kunst, sondern als Ziel die aufklärerische Tendenz den Blick auf eine „ungeschminkte“ Wirklichkeit und damit ein anderes Verständnis von Wahrheit zu lenken, sind Anliegen des Realismus.
Gustave Courbet, der die realistische Kunst als Selbstbehauptung der Persönlichkeit gegen die akademische Tradition verstand, und sich über seine Vorreiterrolle hinsichtlich dieser Einstellung bewusst war, formulierte dazu:
„Der Kernpunkt des Realismus ist die Verneinung des Ideals […] Bis heute hat dies noch kein Künstler entschieden zu äußern gewagt […] Indem ich das Ideal so wie alles ablehne, was daraus folgt, gelange ich zur vollen Selbstbefreiung des Individuums bis hin zur Verwirklichung der Demokratie.“.[5]
Courbet sieht also die Kunst als Selbstverwirklichung des Individuums, das sich von dogmatischen, hierarchischen Gefügen und einem institutionalisierten Regulativ abgrenzt, und dabei auf ein selbstgewisses Originalgenie setzt.
Darüber hinaus wird seine Forderung, im Sinne Proudhons[6] deutlich - die Kunst mit demokratischen Aufgabenstellungen zu füllen.
3. Courbets Auffassung - Natur, Schönheit, Kunst
Das Schöne, das durch romantisierende Bestrebungen für Courbet vergeblich dargestellt wird, weil es nicht wahr, nicht real gegeben ist, findet er in der Wirklichkeit der Natur mit ihren verschiedensten Erscheinungsformen.
Wenn dabei in der Kunst eine Einbildungskraft eine Rolle spiele, dann nur in dem Maße „den vollständigsten Ausdruck einer vorhandenen Sache zu finden, niemals aber darin, diese Sache selbst zu setzen oder zu erschaffen.“[7]
Demnach ist das Schöne, das die Natur hervorzubringen vermag, höher zu bewerten als alle Konventionen, denen ein Künstler verpflichtet zu sein glaubt. Wie die Wahrheit ist das Schöne abhängig von der Zeit, in der man lebt, und vom Individuum, das Kraft seines Wahrnehmungsvermögens, seiner Auffassungsgabe imstande ist, es zu begreifen:
Durch die unmittelbare Gegenwart motiviert, solle das Ergebnis des künstlerischen Schaffensprozesses sich wieder in diese Gegenwart einfügen:
„Imstande zu sein, die Sitten, die Vorstellungen, das Gesicht meiner Epoche nach meinem Dafürhalten zu übertragen, nicht nur Maler, sondern auch ein Mensch zu sein – mit einem Wort, lebendige Kunst zu machen, das ist mein Ziel.“[8]
Diese Auffassung Courbets, dass der Künstler in erster Linie ein gewöhnlicher Mensch und kein herausgehobenes Sonderwesen sein solle, stand diametral zur damals verbreiteten Kunstauffassung.
Der Ansatz der Individualität des Künstlers, und in diesem Zusammenhang die Ablehnung jeglicher Lehrunterweisung in der Kunst, findet sich an anderer Stelle wider, wo Courbet jegliche Lehrtätigkeit in einem Atelier ablehnt:
„Da ich glaube, dass jeder Künstler sein eigener Meister sein muß, kann ich nicht daran denken, mich zum Lehrer aufzuwerfen […] denn ich lehne den Kunstunterricht ab.“[9]
[...]
[1] Schmoll, J.A.: Naturalismus und Realismus. München: 1975., S. 252
[2] Nungesser, Michael: Studien zu dem Gemälde der „Steinklopfer“ von Gustave Courbet, S. 5
[3] Dtv-Atlas Kunst
[4] Herding, Klaus: Realismus als Widerspruch, S. 10
[5] aus: Courbets Rede in Antwerpen (1861), in: Herding, K.: Realismus als Widerspruch, S. 28
[6] Pierre Joseph Proudhon (1809-1865); franz. Soziologe, Anarchist und Autor; setzte sich für unbegrenzte Freiheit der Menschen als Grundvoraussetzung des von ihm erstrebten Sozialismus ohne Staatsgewalt ein
[7] aus: Courbet, Offener Brief (1861), in: Herding, Klaus: Realismus als Widerspruch, S. 31
[8] aus: Manifest d. Realismus im Katalog zur Ausstellung (1855), in: Herding, K.: Realismus als Widerspruch, S. 27
[9] aus: Offener Brief, in: ebd., S. 30
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