Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, wie Mattheson eine Affektenlehre als Zentrum seines Hauptwerkes, dem Vollkommenen Capellmeister, formuliert. Dabei soll im Gang der Untersuchung Fragen zu Affekten und ihrer musikalischen Verwirklichung nachgegangen werden. Im Mittelpunkt stehen die Informationen aus dem Capellmeister, ergänzt wird das Bild Matthesons Affektenlehre durch Vorläufer in den Orchestre-Schriften und Präzisierungen im Spätwerk.
Eröffnet wird die Arbeit mit den Grundlagen der Affektenlehre, die Mattheson insbesondere in der Vorrede und dem ersten Teil des Capellmeisters repräsentiert. Im Blickfeld steht zunächst die Notwendigkeit der Affektdarstellung, die er konform zu anderen Theoretikern des Barock darlegt. Im Folgenden soll zur Sprache kommen, wie Mattheson den Begriff „Affekte“ versteht: „was die Leidenschafften sind, wie viel dieselben gezehlet werden, auf was Weise sie in den Gang zu bringen sind“ . Die „Gründe der Gemütsneigungen“ werden im nachfolgenden Abschnitt ausführlicher in den Blick genommen. Hierbei wird anhand Matthesons Naturlehre des Klanges aufgezeigt, wie er über die Wirkweise der Klänge zu einer Affekttypisierung gelangt. Diese natürliche Herleitung der Klangwirkung bildet die Grundlage für alle Schlussfolgerungen Matthesons in Bezug auf adäquate musikalische Mittel.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die Anwendung der Grundlagen zu Affekten dargestellt. Gezeigt wird, wie Mattheson das Wissen zu verwirklichen wissen möchte. Was ist das von ihm erwünschte Vorgehen, um affekterregende Musik zu schaffen? Auf welchen innovativen Prämissen beruht es? Hierbei soll zudem deutlich werden, wer letztlich Regeln affekthaltiger Musik kreiert. In diesen Ausführungen erscheinen Anhaltspunkte für zukunftsweisende Ansichten Matthesons.
Abschließend soll aufgeführt werden, welche Mittel Mattheson als Möglichkeiten der Affektdarstellung erkannt hat. Die Ausdrückung der Leidenschaften durch die Musik steht - nach musikalischen Gesichtspunkten gegliedert - im Fokus des Interesses. Die Mittel der Affektverwirklichung lassen sich seiner Melodielehre im zweiten Teil des Capellmeisters entnehmen, in dem er darstellt „wie man durch den Klang Affecte erregen kann“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen: „Affektenlehre“
- Bedeutung der Affektwirkung von Musik
- Was die Leidenschaften sind: Begriff und Wesen
- Affektive Wirkweise der Klänge
- Klangempfindung
- Affekttypisierung
- Kompositorische Umsetzung der Affektenlehre
- Sensualistischer Ausgangspunkt
- Vorhabende Affekte
- Mit-Empfindung
- Erkenntnis affektauslösender Mittel
- Affektverwirklichung in der Melodie
- Affektdarstellung in Melodieklassen
- Vokalmusik
- Instrumentalmusik
- Möglichkeiten der Affektdarstellung
- Affektwirkung der Melodiegattungen
- Übersicht Vokalgattungen
- Übersicht Instrumentalgattungen
- Affektwirkung der Rhythmen
- Affektwirkung der Zeitmaße
- Affektwirkung der Intervalle
- Affektwirkung der Harmonie
- Affektwirkung der Tonarten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Johann Matthesons Affektenlehre, insbesondere im Kontext seines Hauptwerkes, dem „Vollkommenen Capellmeister“. Das Ziel ist es, Matthesons Herangehensweise an die Affektenlehre zu analysieren und zu verstehen, wie er eine Affektenlehre als zentrales Element seiner musikalischen Theorie formulierte. Die Arbeit untersucht, wie Mattheson die Prinzipien der Affektenlehre auf die Komposition anwendet, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung von Affekten in der Instrumentalmusik.
- Die Bedeutung der Affektdarstellung in der Musik
- Matthesons Definition von Affekten und deren Rolle in der Musik
- Die natürliche Wirkungsweise von Klängen und ihre Verbindung zu Affekten
- Kompositionstechnische Mittel zur Affektdarstellung
- Matthesons Beitrag zur Erweiterung der Affektenlehre auf die Instrumentalmusik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Johann Mattheson als bedeutenden Musikschriftsteller des 18. Jahrhunderts vor und erläutert seinen Beitrag zur Affektenlehre, insbesondere seine Bemühungen, die Instrumentalmusik in die Affektdarstellung einzubeziehen. Sie führt in die historische Entwicklung der Affektenlehre ein und stellt die wichtigsten Vorläufer Matthesons vor.
Das erste Kapitel widmet sich den Grundlagen der Affektenlehre bei Mattheson. Es untersucht die Bedeutung der Affektwirkung von Musik, Matthesons Definition von Affekten und deren Wesen, sowie die affektive Wirkweise von Klängen. Im Fokus steht dabei die natürliche Herleitung der Klangwirkung und deren Verbindung zu Affekten.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der kompositorischen Umsetzung der Affektenlehre. Es analysiert Matthesons Vorgehen bei der Schaffung affekterregernder Musik und die Prinzipien, auf denen diese basieren. Dieses Kapitel beleuchtet auch die innovativen Aspekte von Matthesons Ansatz.
Das dritte Kapitel untersucht die Möglichkeiten der Affektdarstellung in der Musik. Matthesons Erkenntnisse zur Ausdrückung von Leidenschaften durch musikalische Mittel, insbesondere durch Melodiegattungen, Rhythmen, Zeitmaße, Intervalle, Harmonie und Tonarten, werden dargelegt. Die Untersuchung konzentriert sich auf die musikalischen Parameter, die Mattheson als besonders wichtig für die Affektdarstellung erachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen dieser Arbeit sind Affektenlehre, Johann Mattheson, „Vollkommener Capellmeister“, Instrumentalmusik, Vokalmusik, Affektdarstellung, Affektwirkung, Kompositionstechnik, Melodie, Rhythmus, Zeitmaß, Intervalle, Harmonie, Tonarten, Klangempfindung, Naturlehre des Klanges, Affekttypisierung.
- Quote paper
- Susann Prager (Author), 2014, Zur Affektenlehre Johann Matthesons. Affekte und deren musikalische Verwirklichung in "Der vollkommene Capellmeister", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417445