Für viele aktuelle weltliche Probleme werden gerne höhere Investitionen in den Bildungssektor als der beste Lösungsansatz propagiert. Als eine der führenden Exportnationen weltweit schneidet die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen Industrienationen auf bildungspolitischer Ebene oft deutlich schlechter ab. Gründe hierfür sind sicherlich vielfältig und komplex. Ausbleibende Investitionen in die Bildung, jahrzehntelange Ignoranz der sich verändernden Gesellschaft und damit einhergehend auch der neuen Anforderungen an alle Beteiligten des Bildungssektors und die unterschiedliche Herangehensweise der einzelnen Bundesländer werden oftmals als Gründe für das unbefriedigende Abschneiden deutscher SuS im internationalen Vergleich genannt.
Unterhält man sich im privaten Umfeld über die oben beschriebenen Gründe, so kommt schnell die Sprache auf die Lehrerschaft, der in den Augen vieler Bürger ein Großteil der Verantwortung für das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler zugeschrieben wird. Schlechte Bildungspolitik hin, fehlende Investitionen her, am Ende steht der Lehrer vor der Klasse und soll den SuS so viel wie möglich beibringen. Hierbei spielen die Umstände für einen großen Teil der Bevölkerung oft nur eine sehr untergeordnete Rolle bei der Beurteilung der Arbeit einer Lehrkraft.
Dabei handelt es sich doch um eine Arbeit, die weit mehr als reine Wissensvermittlung ausmacht und die ohne Zweifel eine Vielzahl an Fähigkeiten und pädagogischer Kompetenzen voraussetzt. Dennoch werden schnell alte Klischees über faule, gleichgültige, überbezahlte Lehrer Teil von Diskussionen. Jedoch ist es hier wichtig zu differenzieren, denn die Besoldung von Lehrern ist je nach Schulform und je nach Bundesland teilweise sehr divergierend. Im Vergleich zu anderen Lehrämtern verdienen Grundschullehrämter deutlich weniger.
Wie rechtfertigt sich dieser Unterschied? Dem Grundschullehrer wird doch, im Gegensatz zu Lehrern anderer Schulformen, ein besonderes Maß an "Doppelverantwortung" durch Erziehungs- und Bildungsauftrag übertragen. Die Grundschule ist heutzutage als die wahre Gesamtschule zu bezeichnen, denn es nehmen dort aufgrund der Inklusion mittlerweile viele Kinder mit diversen Lernbeeinträchtigungen bis hin zu geistigen Behinderungen am Unterricht teil. Diese extreme Heterogenität in der Schülerschaft verlangt den Grundschullehrern eine noch ausgeprägtere Differenzierungsfähigkeit als Lehrern anderer Schulformen ab.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Gedanken zum Beruf des Lehrers
- 2.1 Was ein Lehrer können muss
- 2.2 Professionalisierung
- 3 Der Grundschullehrerberuf und mögliche Belastungsfaktoren
- 3.1 Das Tätigkeitsfeld des Lehrers im Allgemeinen
- 3.2 Grundschularbeit als Beruf
- 4 Der Beruf des Lehrers im Wandel der Zeit
- 4.1 Nachkriegszeit bis 90er Jahre
- 4.2 Der Beruf des Lehrers in der heutigen Zeit
- 4.2.1 Funktionen und Leistungen des Lehrerberufs
- 4.2.2 Erwartungen an den heutigen Lehrer und eines guten Unterrichts
- 4.2.3 Erwartungen an den heutigen Lehrer aus Sicht der Schüler
- 4.2.4 Erwartungen an den heutigen Lehrer aus der Sicht der Politik
- 4.2.5 Das Bild der Öffentlichkeit vs. eigene Wahrnehmung
- 5 Empirischer Teil: Interview mit zwei Grundschullehrerinnen
- 5.1 Methodisches Design
- 5.1.1 Grundlagen der qualitativen Sozialforschung
- 5.1.2 Planung
- 5.1.2.1 Deduktive Kategorienbildung
- 5.1.2.2 Leitfadeninterview
- 5.1.3 Erhebung und Aufbereitung
- 5.1.3.1 Durchführung des Interviews
- 5.1.3.2 Transkription
- 5.1.4 Auswertung
- 5.2 Einzelfalldarstellungen
- 5.2.1 Interview 1
- 5.2.1.1 Kurzbiographie der interviewten Person
- 5.2.1.2 Zusammenfassung des ersten Interviews
- 5.2.2 Interview 2
- 5.2.2.1 Kurzbiographie der interviewten Person
- 5.2.2.2 Zusammenfassung des zweiten Interviews
- 5.3 Vergleichende Analyse der Interviews
- Anforderungen und Erwartungen an den Lehrerberuf
- Belastungsfaktoren im Grundschullehrerberuf
- Der Lehrerberuf im Wandel der Zeit
- Erwartungshaltungen an den heutigen Lehrer aus verschiedenen Perspektiven
- Empirische Analyse der Berufssituation von Grundschullehrerinnen in Hessen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Berufssituation des Grundschullehrers und widmet sich insbesondere der Frage, welche Herausforderungen und Belastungen mit diesem Beruf verbunden sind. Die Arbeit untersucht, wie sich der Lehrerberuf im Wandel der Zeit entwickelt hat und wie sich die Erwartungen an den heutigen Lehrer von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen unterscheiden.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und beleuchtet die Bedeutung des Lehrerberufs für die Gesellschaft. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den vielseitigen Anforderungen und Erwartungen an Lehrer und thematisiert die unterschiedlichen Beweggründe für die Berufswahl. Kapitel 3 widmet sich den Belastungsfaktoren, die über den reinen Unterricht hinaus auf einen Lehrer zukommen. Kapitel 4 beleuchtet den Wandel des Lehrerberufs im Nachkriegsdeutschland bis in die 1990er Jahre und setzt sich mit heutigen Erwartungshaltungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen auseinander. Im empirischen Teil werden anhand von zwei Interviews mit Grundschullehrerinnen die spezifischen Herausforderungen und Belastungen des Lehrerberufs in Hessen näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche Lehrerberuf, Grundschullehrer, Belastungsfaktoren, Professionalisierung, Erwartungshaltungen, gesellschaftliche Anforderungen, qualitative Sozialforschung, Interview, Berufssituation.
- Quote paper
- Sergio Soares (Author), 2017, Lehren als Beruf. Zur Berufssituation der Grundschullehrer*innen und der "Doppelverantwortung" im Erziehungs- und Bildungsauftrag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417143