Todesfälle lösen im Allgemeinen Betroffenheit und Trauer aus. Beim Tod eines Familienmitgliedes, insbesondere eines Kindes, herrscht in der Familie eine besondere Trauer, da auch die Beziehungen untereinander von besonderem Charakter sind bzw. waren. In der Bundesrepublik Deutschland sterben jährlich ca. 16000 Kinder an verschiedenen Ursachen: Schwangerschaftsabbruch, Tot- oder Fehlgeburt, Krankheit, plötzlicher Kindstod, Unfall, Suizid oder an einem Gewaltverbrechen. Die „verwaisten“ Eltern, die Geschwister, aber auch andere hinterbliebene Familienmitglieder können in eine tiefe Krise geraten. Da Beziehungen für einen Menschen einen wesentlichen Aspekt seines Selbst- und Welterlebens ausmachen, kann der Tod eines geliebten Menschen dieses erheblich erschüttern.
Der Verlust eines Kindes zerstört das systemische Gleichgewicht der zurückgelassenen Familien. Eltern und Geschwister werden durch Emotionen wie ohnmächtige Wut, Nichtwahrhaben - wollen, Schuldgefühle und Angst, Verzweiflung am Leben und Zweifel an der Gerechtigkeit überwältigt. Fragen nach dem Sinn des weiteren Lebens tauchen auf und Suizidgedanken bedrohen die Existenz. Doch Trauer in der Familie ist auch etwas Notwendiges, um den Schmerz des Verlustes verarbeiten zu können. Verwaiste Eltern stellen wegen der Intensität der Beziehung zur verlorenen Person, eine besondere Gruppe unter Trauernden dar.In dieser Ausarbeitung werden sowohl typische Faktoren der Trauer verwaister Eltern dargestellt als auch mögliche Hilfestellungen diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Kritische Lebensereignisse
- Eine Einführung
- Verlust und Trauer als Krise und Chance im menschlichen Leben
- Bindung und Trennung
- Die Bindungstheorie John Bowlbys
- Die Forschungen von Mary Ainsworth und daraus abgeleitete Erkenntnisse über das Bindungsverhalten Erwachsener
- Bindungs- und Bedeutungsvarianten von Familie und das Trauma des Verlusts
- Faktoren der Trauer
- Sterben und Trauer in der modernen Gesellschaft
- Trauerphasen und Traueraufgaben
- Folgen der Trauer
- Allgemeine Trauersymptome
- Pathologische Trauer
- Verlust eines Kindes
- Verschiedene Arten der Todeserfahrung
- Tod eines Kindes durch Fehl-, Todgeburt
- Plötzlicher Kindstod (SIDS)
- Schwangerschaftsabbruch
- Krankheit
- Plötzlicher unerwarteter Tod
- Unfall
- Gewaltverbrechen
- Suizid
- Verschiedene Arten der Todeserfahrung
- Partnerschaften in der Trauer
- Geschlechtsspezifische Aspekte der Trauer
- Veränderte Ehe-/Partnerbeziehung
- Geschwistertrauer und Familiendynamik
- Das Trauerverhalten von Kindern und Jugendlichen
- Das kindliche Todeskonzept und entwicklungspsychologische Voraussetzungen
- Der Einfluss der Eltern auf das Trauerverhalten der Kinder
- Faktoren der Geschwistertrauer
- Veränderungen in Familienkonstellationen und deren Auswirkungen auf die Familiendynamik
- Das Trauerverhalten von Kindern und Jugendlichen
- Qualitative Interviews mit Fachkräften und betroffenen Eltern
- Trauerbegleitung in Gesprächskreisen
- Theoretische Anforderungen an Trauer-Gesprächskreise
- Fortbildung zur Trauer- Verlust- und Hinterbliebenenbegleitung
- Persönliche Trauererfahrung und Supervision bzw. Selbsthygiene des Trauerberaters
- Ergebnisse der Interviews mit den Trauerberatern
- Selbsthilfegruppen
- Anforderungen an und unterschiedliche Formen einer Selbsthilfegruppe
- Ergebnis des Interviews mit einem betroffenen Ehepaar
- Selbsthilfe und Soziale Arbeit
- Abschlussgedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen des Todes eines Kindes auf das Familiensystem. Ziel ist es, die verschiedenen Aspekte der Trauer, die Faktoren, die den Trauerprozess beeinflussen, und die Möglichkeiten der Trauerbewältigung zu beleuchten. Die Arbeit basiert auf theoretischen Grundlagen und empirischen Daten aus Interviews mit betroffenen Eltern und Fachkräften.
- Der Einfluss der Bindungstheorie auf die Trauerbewältigung
- Die verschiedenen Phasen und Folgen der Trauer nach dem Verlust eines Kindes
- Die Rolle von Partnerschaft und Geschwisterbeziehungen im Trauerprozess
- Die Bedeutung von Trauerbegleitung und Selbsthilfegruppen
- Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Trauerverarbeitung
Zusammenfassung der Kapitel
Kritische Lebensereignisse: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in das Konzept kritischer Lebensereignisse und beleuchtet Verlust und Trauer als Krise und Chance. Es legt die theoretischen Grundlagen für die Auseinandersetzung mit dem Tod eines Kindes und seinen Auswirkungen auf die Familie.
Bindung und Trennung: Dieses Kapitel vermittelt die zentralen Aspekte der Bindungstheorie Bowlbys und Ainsworths. Es erklärt die Bedeutung von Bindung im Kontext des Verlustes eines Kindes und wie verschiedene Bindungsmuster die Trauerverarbeitung beeinflussen können. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der langfristigen Auswirkungen von Bindungserfahrungen auf den Umgang mit Trauma und Verlust.
Faktoren der Trauer: Hier werden Sterben und Trauer in der modernen Gesellschaft betrachtet, Trauerphasen und -aufgaben analysiert, und die Folgen von Trauer, einschließlich allgemeiner und pathologischer Symptome, detailliert beschrieben. Der Abschnitt liefert ein umfassendes Verständnis der komplexen Trauerreaktion.
Verlust eines Kindes: Der Verlust eines Kindes wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, angefangen bei den unterschiedlichen Arten des Todeserfahrungen (Fehlgeburt, SIDS, Unfall, Suizid etc.). Das Kapitel analysiert die spezifischen Herausforderungen und Traumata, die mit jedem dieser Szenarien verbunden sind, und stellt sie in einen größeren Kontext der Trauerreaktionen.
Partnerschaften in der Trauer: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss des Verlustes eines Kindes auf die Partnerschaft, inklusive geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Trauerverarbeitung und den damit verbundenen Herausforderungen für die Beziehung. Es beleuchtet die spezifischen Schwierigkeiten und Anpassungsmechanismen, die Paare in dieser Situation durchlaufen.
Geschwistertrauer und Familiendynamik: Das Kapitel widmet sich den Auswirkungen des Kindstodes auf Geschwister und die gesamte Familiendynamik. Es betrachtet das kindliche Todeskonzept, den Einfluss der Eltern auf das Trauerverhalten der Kinder, und Faktoren der Geschwistertrauer. Die Veränderungen in der Familienkonstellation und deren Auswirkungen auf die Familiendynamik werden eingehend untersucht.
Qualitative Interviews mit Fachkräften und betroffenen Eltern: Dieses Kapitel präsentiert Ergebnisse von Interviews mit Trauerberatern und betroffenen Eltern. Es beleuchtet die praktische Trauerbegleitung, die Anforderungen an Trauer-Gesprächskreise, Fortbildungen und die Bedeutung von Supervision für Trauerberater. Die persönlichen Erfahrungen der Interviewten bereichern die theoretischen Ausführungen.
Selbsthilfegruppen: Das Kapitel analysiert die Rolle von Selbsthilfegruppen in der Trauerbewältigung. Es beschreibt die Anforderungen an Selbsthilfegruppen, verschiedene Formen und gibt Einblicke in die Erfahrungen eines betroffenen Ehepaares. Der Zusammenhang zwischen Selbsthilfe und sozialer Arbeit wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Kindstod, Trauer, Familiensystem, Bindungstheorie, Trauerbewältigung, Trauerbegleitung, Selbsthilfegruppen, Partnerschaft, Geschwistertrauer, qualitative Forschung, pathologische Trauer.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Auswirkungen des Todes eines Kindes auf das Familiensystem
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen des Todes eines Kindes auf das Familiensystem. Sie beleuchtet verschiedene Aspekte der Trauer, die den Trauerprozess beeinflussenden Faktoren und Möglichkeiten der Trauerbewältigung.
Welche Methoden wurden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit basiert auf theoretischen Grundlagen und empirischen Daten aus Interviews mit betroffenen Eltern und Fachkräften. Es wurden qualitative Interviews geführt.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind der Einfluss der Bindungstheorie auf die Trauerbewältigung, die verschiedenen Phasen und Folgen der Trauer nach dem Verlust eines Kindes, die Rolle von Partnerschaft und Geschwisterbeziehungen im Trauerprozess, die Bedeutung von Trauerbegleitung und Selbsthilfegruppen sowie geschlechtsspezifische Unterschiede in der Trauerverarbeitung.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth. Das Konzept kritischer Lebensereignisse bildet eine weitere theoretische Grundlage.
Welche Arten des Kindstodes werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet verschiedene Arten des Kindstodes, darunter Fehl- und Totgeburten, plötzlicher Kindstod (SIDS), Schwangerschaftsabbrüche, Krankheiten, plötzlicher unerwarteter Tod (Unfall, Gewaltverbrechen) und Suizid.
Wie wird die Trauerbegleitung behandelt?
Die Arbeit untersucht die Trauerbegleitung in Gesprächskreisen, die theoretischen Anforderungen an solche Gesprächskreise, Fortbildungen zur Trauer- und Verlustbegleitung sowie die Bedeutung von Supervision und Selbsthygiene für Trauerberater. Die persönlichen Erfahrungen von Trauerberatern werden durch Interviews beleuchtet.
Welche Rolle spielen Selbsthilfegruppen?
Die Arbeit analysiert die Rolle von Selbsthilfegruppen in der Trauerbewältigung, ihre Anforderungen und verschiedenen Formen. Die Erfahrungen eines betroffenen Ehepaares werden vorgestellt, und der Zusammenhang zwischen Selbsthilfe und sozialer Arbeit wird diskutiert.
Wie werden Partnerschaften und Geschwisterbeziehungen im Trauerprozess betrachtet?
Die Arbeit analysiert den Einfluss des Kindstodes auf die Partnerschaft, inklusive geschlechtsspezifischer Unterschiede. Sie untersucht auch die Auswirkungen auf Geschwister, das kindliche Todeskonzept, den Einfluss der Eltern auf das Trauerverhalten der Kinder und Faktoren der Geschwistertrauer. Veränderungen in der Familienkonstellation und deren Auswirkungen auf die Familiendynamik werden eingehend untersucht.
Welche Phasen und Folgen der Trauer werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt Trauerphasen und -aufgaben und analysiert die Folgen von Trauer, inklusive allgemeiner und pathologischer Symptome. Es wird ein umfassendes Verständnis der komplexen Trauerreaktion vermittelt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kindstod, Trauer, Familiensystem, Bindungstheorie, Trauerbewältigung, Trauerbegleitung, Selbsthilfegruppen, Partnerschaft, Geschwistertrauer, qualitative Forschung, pathologische Trauer.
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- Bärbel Backhaus (Author), 2002, Der Tod eines Kindes als kritisches Lebensereignis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41696