Betrachtet man die aktuellen Zahlen Straffälliger, so wird deutlich, dass die Zahl der Probanden der Bewährungshilfe bei weitem die Zahl der Strafgefangenen übersteigt. So werden heute zwei Drittel aller von den Strafgerichten verhängten Freiheitsstrafen und Jugendstrafen zur Bewährung ausgesetzt. Mit Blick auf die überhaupt aussetzungsfähigen Strafen bis zur Höhe von zwei Jahren zeigt sich eine noch höhere Aussetzungsquote, so dass im Erwachsenenstrafrecht inzwischen die Strafaussetzung zur Bewährung die zweithäufigste Sanktion nach der Geldstrafe darstellt.
Gesetzlich sind die Aufgaben der Bewährungshilfe zweifach definiert: einerseits zu helfen und zu betreuen, den jeweiligen Probanden zu überwachen und zu kontrollieren. Als die häufigsten Problembereiche, die einer beruflichen und sozialen Integration der zu betreuenden Probanden im Weg stehen, sind Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen und eine teilweise sehr hohe Verschuldung zu nennen. Diese Aspekte gilt es anhand der Beschreibung von Maßnahmen und Aufgabenbereichen der heutigen Bewährungshilfe an einem Beispiel zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf den Aspekt der Arbeitslosigkeit im Zuge der so genannten Hartz IV-Reformen gelegt werden.
Als empirische Grundlage dient hier die von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfer e.V. (ADB) im Frühjahr 1999 durchgeführte bundesweite Untersuchung zur Lebenslagen von Probanden der Bewährungshilfe. Die Befragung richtete sich an alle Bewährungshelfer, um eine Aktenanalyse von zufällig ausgewählten Klientinnen und Klienten durchzuführen und erfasste die Daten von 2331 Probanden. In Ergänzung dazu wurden für diese Arbeit fünf Bewährungshelfer befragt, wie sie mit Probanden arbeiten, die Schulden und Suchterkrankungen aufweisen. Die Befragung erfolgte allerdings nur mündlich, da eine schriftliche Befragung untersagt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe
- 2.1 Geschichte der Bewährungshilfe
- 2.2 Aufgaben der Bewährungshilfe
- 2.3 Kontroll- und Überwachungsfunktion der Bewährungshilfe
- 2.4 Rechtliche Grundlagen der Aussetzung der Freiheitsstrafe und der Unterstellung der Bewährungshilfe
- 2.5 Die Organisation der sozialen Dienste
- 2.6 Adressaten der Bewährungshilfe
- 2.6.1 Altersstruktur
- 2.6.2 Geschlecht
- 2.6.3 Das Problem soziales Umfeld
- 2.6.4 Arbeitsmarktsituation
- 2.7 Kostenvergleich zwischen Bewährungshilfe und Maßregelvollzug
- 3. Integration der Probanden
- 3.1 Soziale Integration
- 3.2 Verteilung der Probanden innerhalb der Bewährungshilfe
- 3.2.1 Belastungsprinzip
- 3.2.2 Buchstabenprinzip
- 3.2.3 Spezialisierungsprinzip
- 3.2.4 Prinzip Gemeinwesenorientierung
- 3.3 Probandenanalyse und Gruppeneinteilung der Probanden
- 3.3.1 Gruppe 1
- 3.3.2 Gruppe 2
- 3.3.3 Gruppe 3
- 3.3.4 Gruppe 4
- 3.3.5 Gruppe 5
- 3.3.6 Gruppe 6
- 3.3.7 Zeitlicher Aufwand der Betreuung für die einzelnen Gruppen
- 3.4 Kooperationspartner und Zusammenarbeit
- 3.5 Maßnahmen zur sozialen Integration
- 3.5.1 Beschaffung und Erhalt von Wohnraum
- 3.5.2 Schuldnerberatung/Schuldenregulierung
- 3.5.3 Resozialisierungsfonds für ehemalige Straffällige
- 3.5.4 Suchthilfe und Suchtberatung
- 3.5.5 Tagesstrukturierende Angebote
- 3.6 Berufliche Integration
- 3.6.1 Folgen der Arbeitslosigkeit für die Betroffenen allgemein
- 3.6.2 Dimensionen der Arbeitslosigkeit
- 3.6.3 Probandengruppen und Ausgangslage
- 3.6.4 Berufswegeplanung
- 3.6.5 Kompetenzfeststellung und Kompetenzentwicklung
- 3.6.6 Motivation Schulabschluss nachholen
- 3.6.7 Berufsausbildung
- 3.6.9 Umschulungsmaßnahmen
- 3.6.10 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM)
- 3.6.11 Personal-Service-Agenturen
- 3.6.12 Europäischer Sozialfond (ESF)
- 3.6.13 Jobcenter
- 4. Schwierigkeiten und Möglichkeiten
- 4.1 Erfolg der Bewährungshilfe
- 4.2 Zumutbarkeitskriterien und Sanktionierung
- 4.3 Betreuungsschlüssel
- 4.4 Differenztage zwischen Verurteilung und Betreuung
- 4.5 Soziale Gruppenarbeit
- 4.6 Vorteile der Gemeinwesenarbeit
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe in X-Stadt, mit besonderem Fokus auf die soziale und berufliche Integration von Probanden. Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, im Kontext der Hartz IV-Reformen, auf die Resozialisierung werden ebenfalls analysiert.
- Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe
- Soziale Integration von Probanden
- Berufliche Integration von Probanden
- Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Resozialisierung
- Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Bewährungshilfe
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die hohe Anzahl von Probanden in der Bewährungshilfe im Vergleich zu Strafgefangenen fest und hebt die doppelte Aufgabe der Bewährungshilfe hervor: Betreuung und Überwachung. Sie benennt Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen und Verschuldung als Hauptprobleme für die Integration und kündigt die Untersuchung dieser Aspekte am Beispiel X-Stadt an, mit besonderem Augenmerk auf die Hartz IV-Reformen. Die empirische Grundlage bildet eine bundesweite Untersuchung der ADB und fünf Interviews mit Bewährungshelfern in X-Stadt.
2. Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe: Dieses Kapitel beschreibt die Bewährungshilfe als Hilfeleistung in sozialen und psychischen Notlagen zur Prävention zukünftiger Straftaten. Die Hilfestellungen reichen von Beratung bis hin zur aktiven Kontaktaufnahme mit Behörden und Gläubigern. Es werden verschiedene Formen der Unterstützung wie Wohnungs- und Arbeitssuche, Schuldentilgung und die Bearbeitung persönlicher Probleme erläutert. Das Kapitel definiert den Begriff "Proband" und das Ziel der Bewährungshilfe, nämlich die Verhinderung zukünftiger Straftaten.
3. Integration der Probanden: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit der sozialen und beruflichen Integration der Probanden. Es beschreibt verschiedene Verteilungsprinzipien innerhalb der Bewährungshilfe (Belastungs-, Buchstaben-, Spezialisierungs- und Gemeinwesenorientierungsprinzip) und analysiert Probandengruppen nach verschiedenen Kriterien. Es werden diverse Maßnahmen zur sozialen Integration wie Wohnraumvermittlung, Schuldnerberatung, Suchthilfe, und tagesstrukturierende Angebote vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Integration, einschließlich der Analyse der Folgen von Arbeitslosigkeit, der Berufswegeplanung, Kompetenzentwicklung und der Nutzung von Förderprogrammen wie ESF und Jobcenter.
4. Schwierigkeiten und Möglichkeiten: Dieses Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Bewährungshilfe. Es analysiert die Erfolgsrate, Zumutbarkeitskriterien und Sanktionierungen, den Betreuungsschlüssel, die Zeitspanne zwischen Verurteilung und Betreuung sowie die Bedeutung sozialer Gruppenarbeit und der Gemeinwesenarbeit.
Schlüsselwörter
Bewährungshilfe, soziale Integration, berufliche Integration, Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen, Verschuldung, Resozialisierung, Hartz IV, Probanden, Gemeinwesenarbeit, Erfolgsfaktoren, Maßnahmen der sozialen Unterstützung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit "Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe in X-Stadt"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe in X-Stadt. Der Fokus liegt auf der sozialen und beruflichen Integration von Probanden, insbesondere im Kontext der Auswirkungen von Arbeitslosigkeit (Hartz IV-Reformen) auf die Resozialisierung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe, die soziale und berufliche Integration von Probanden, die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Resozialisierung, verschiedene Verteilungsprinzipien innerhalb der Bewährungshilfe (Belastungs-, Buchstaben-, Spezialisierungs- und Gemeinwesenorientierungsprinzip), Maßnahmen zur sozialen Integration (Wohnraumvermittlung, Schuldnerberatung, Suchthilfe etc.), die berufliche Integration (Berufswegeplanung, Kompetenzentwicklung, Förderprogramme), Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Bewährungshilfe (Erfolgsrate, Zumutbarkeitskriterien, Betreuungsschlüssel, soziale Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit) sowie die Geschichte und rechtlichen Grundlagen der Bewährungshilfe.
Welche Methoden wurden verwendet?
Die empirische Grundlage der Arbeit besteht aus einer bundesweiten Untersuchung der ADB und fünf Interviews mit Bewährungshelfern in X-Stadt.
Welche Hauptprobleme werden für die Integration von Probanden genannt?
Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen und Verschuldung werden als Hauptprobleme für die Integration von Probanden identifiziert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Aufgaben und Strukturen der Bewährungshilfe, Integration der Probanden (sozial und beruflich), Schwierigkeiten und Möglichkeiten, und Zusammenfassung. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgeschlüsselt.
Welche Probandengruppen werden unterschieden?
Die Arbeit analysiert Probandengruppen nach verschiedenen Kriterien (Alter, Geschlecht, soziales Umfeld, Arbeitsmarktsituation), wobei detaillierte Untergruppen (Gruppe 1-6) im Kapitel 3.3.3 beschrieben werden.
Welche Maßnahmen zur sozialen und beruflichen Integration werden vorgestellt?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Maßnahmen zur sozialen Integration, darunter Wohnraumvermittlung, Schuldnerberatung, Schuldenregulierung, Resozialisierungsfonds, Suchthilfe und Suchtberatung, sowie tagesstrukturierende Angebote. Zur beruflichen Integration werden Berufswegeplanung, Kompetenzentwicklung, Maßnahmen zur Weiterbildung (Schulabschluss nachholen, Berufsausbildung, Umschulung), Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM), Personal-Service-Agenturen, der Europäische Sozialfond (ESF) und Jobcenter behandelt.
Welche Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Bewährungshilfe werden diskutiert?
Die Arbeit analysiert die Erfolgsrate der Bewährungshilfe, Zumutbarkeitskriterien und Sanktionierungen, den Betreuungsschlüssel, die Zeitspanne zwischen Verurteilung und Betreuung, die Bedeutung der sozialen Gruppenarbeit und der Gemeinwesenarbeit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Bewährungshilfe, soziale Integration, berufliche Integration, Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen, Verschuldung, Resozialisierung, Hartz IV, Probanden, Gemeinwesenarbeit, Erfolgsfaktoren, Maßnahmen der sozialen Unterstützung.
- Quote paper
- Jan Stein (Author), 2004, Berufliche und soziale Integration als Aufgabe der Bewährungshilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41674