In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wird Sprache durch die Metapher Lebendiger Organismus definiert: Die Sprache besitzt, analog zu den Organismen, eine innere Struktur. Sie setzt sich also aus einzelnen Teilen zusammen, die im Resultat ein geordnetes System formen. Somit stehen seit den 1920er Jahren nicht nur die Erforschung der historischen Entwicklung der Sprache oder ihre diatopische Existenz im Fokus der Sprachwissenschaft, sondern auch die Beschreibung der inneren Struktur von Sprache, die als eine eigenständige Größe fungiert. Auf diese Weise entstand der Strukturalismus.
Da die Sprache bereits seit dem Mittelalter als organisiertes Zeichensystem aufgefasst wird, gehört die Theorie der Sprache als System erst seit der Veröffentlichung des Cours de linguistique générale des Genfer Linguisten Ferdinand de Saussure zur Grundlage der abendländischen Linguistik. Darin wird erklärt, dass die Linguistik als autonome Wissenschaft das Ziel verfolgt, die Struktur innerhalb der Sprache zu untersuchen und zu deuten.
Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts setzt sich die Theorie der Sprache als System von Saussure rapide durch und trägt zur Etablierung anderer sprachwissenschaftlicher Disziplinen bei, wie z.B. die der strukturellen Phonologie und der strukturellen Semantik. Besonders die Naturwissenschaften (Chemie, Biologie und Physik) beeinflussten die Linguisten bei der Beschreibung der Sprachstruktur. Laut dem deutschen Romanisten und Germanisten H. Weinrich besteht die Möglichkeit, die sprachlichen Merkmale als die Elemente in der Physik oder Chemie anzusehen.
Saussures Theorie der Sprache als System gehört zu den theoretischen Ansätzen, von denen am meisten Gebrauch gemacht wurde und sich eine Weiterentwicklung ereignete. Sie wurde in diversen strukturalistischen Schulen angewandt, um sprachliche Aspekte und Phänomene zu analysieren und darzustellen. Die Tübinger Schule gilt als zentrale Institution der strukturellen Semantik für solche linguistischen Analysen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung (Entstehung des Strukturalismus)
- 2 Theorien der strukturellen Linguistik und der Semantik
- 3 Die strukturelle Merkmalssemantik und die Theorie der Wortfelder
- 3.1 Begriffe und Anwendung der Semanalyse
- 4 Lexikalische Relationen
- 4.1 Die Synonymie
- 4.2 Inkompatibilität, Hyponymie und Kohyponymie
- 5 Diverse Beispiele für Semanalysen
- 5.1 Mögliche Erweiterung der Wortfeldanalyse nach B. Pottier
- 5.2 Wortfelder mit einem Klassem
- 6 Erörterung der Semanalyse (Kritik am Strukturalismus)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die strukturelle Semantik als Teildisziplin des Strukturalismus und analysiert die Erschließung der Wortbedeutung anhand der Semanalyse. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Vor- und Nachteile der Semanalyse zu erörtern und zu beurteilen, ob sie die einzige Möglichkeit zur Bildung von Wortbedeutungen darstellt.
- Entstehung des Strukturalismus und die Entwicklung der Sprache als System
- Theorien der strukturellen Linguistik und Semantik, insbesondere die Theorie der Sprache als System von Saussure und Hjelmslev
- Die strukturelle Merkmalssemantik und die Theorie der Wortfelder
- Lexikalische Relationen wie Synonymie, Inkompatibilität, Hyponymie und Kohyponymie
- Kritik und Bewertung der Semanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entstehung des Strukturalismus in den 1920er Jahren und die Entwicklung der Sprache als System. Kapitel 2 führt in die Theorien der strukturellen Linguistik und Semantik ein, wobei die Theorie der Sprache als System von Ferdinand de Saussure und Louis Hjelmslev im Vordergrund stehen.
Kapitel 3 widmet sich der strukturellen Merkmalssemantik und der Theorie der Wortfelder, indem es die Begriffe und die Anwendung der Semanalyse erklärt. Kapitel 4 beschreibt lexikalische Relationen, darunter Synonymie, Inkompatibilität, Hyponymie und Kohyponymie.
In Kapitel 5 werden diverse Beispiele für Semanalysen vorgestellt, darunter die mögliche Erweiterung der Wortfeldanalyse nach B. Pottier und Wortfelder mit einem Klassem.
Schlüsselwörter
Strukturelle Semantik, Strukturalismus, Semanalyse, Wortbedeutung, Wortfeldtheorie, Lexikalische Relationen, Synonymie, Inkompatibilität, Hyponymie, Kohyponymie, Ferdinand de Saussure, Louis Hjelmslev, Wortfelder, Bedeutungsunterscheidende Merkmale, Sprachsystem, Langue, Valeur.
- Quote paper
- B.A. Juliane Haas (Author), 2016, Die strukturelle Semantik als Teildisziplin des Strukturalismus. Erschließung der Wortbedeutung anhand der Semanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416705