Kolonien entsprachen Ende des 19 Jahrhunderts der Machtposition einer Großmacht. Bei der Kolonialisierung Afrikas Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, trafen die Machtinteressen der Großmächte aufeinander. Der Erwerb von Kolonien auf dem so genannten „schwarzen Kontinent“ war besonders erstrebenswert, da Afrika zu großen Teilen von der Kolonialisierung noch unberührt war.
Spanien war durch den spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 und dessen Niederlage auf Übersee traumatisiert. Der Verlust großer Teile des kolonialen Herrschaftsgebiets, das Cuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen umfasste, hinterließ in Spanien unter der Bevölkerung, aber auch unter der Elite ein verletztes Ehrgefühl. Die politische Elite Spaniens, in der das Militär ein beträchtliches Mitspracherecht hatte, sah nun in Marokko die Möglichkeit das Selbstbewusstsein wieder zu erlangen und gleichzeitig die internationale Einflusssphäre zu erweitern, indem es in der internationalen Bündnispolitik mitmischte. Spanien musste im Rahmen der Großmächte wieder konkurrenzfähig werden.
Frankreich war aufgrund dieser Bestrebungen Spaniens besorgt, sie sahen die Wahrung des status quo der Häfen Ceuta in Marokko und Mahon in Menorca bedroht - für Frankreich wichtig wegen der Handelsrouten zwischen Algerien, Oran, Korsika, und Toulon - sollte Spanien mit einer anderen Großmacht Bündnisse schließen. So kam es 1904 zur Entente Cordial zwischen Frankreich und Großbritannien, bei der es im Wesentlichen um einen Interessensausgleich über Hinterindien und Nordafrika ging. Dabei wurde ausgehandelt, dass Großbritannien Ägypten und den Sudan bekam, während Algerien, Tunesien und Marokko Franreich
zugesprochen wurde.
Großbritannien und Frankreich teilten Spanien ein Gebiet im Norden Marokkos zu, somit erhielt Spanien ein 22,000 qkm großes Einflussgebiet. Im Vertrag den Frankreich mit Spanien aushandelte, ließen sie die Option offen gegenseitig in ihre Einflusssphären zu intervenieren, sollte der Sultan Abdel Aziz selbst nicht Herr der aktuellen politischen Situation im Lande werden, sollte er andauernde Unfähigkeit beweisen oder sollte der Status quo nicht bewahrt werden können.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Beginn der militärischen Interventionen
2. Erste Konfliktsituationen
3. Reaktionen in Spanien
4. La campana de 1909
5. Marokko vor und während dem 1. Weltkrieg
6. El desastre en Anual
7. Die Geschehnisse zwischen 1921-1930
8. Das Ende des Krieges und seine Folgen: Francisco Franco
9. Literaturverzeichnis
Einleitung
Kolonien entsprachen Ende des 19 Jahrhunderts der Machtposition einer Großmacht. Bei der Kolonialisierung Afrikas Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, trafen die Machtinteressen der Großmächte aufeinander. Der Erwerb von Kolonien auf dem so genannten „schwarzen Kontinent“ war besonders erstrebenswert, da Afrika zu großen Teilen von der Kolonialisierung noch unberührt war.
Spanien war durch den spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 und dessen Niederlage auf Übersee traumatisiert. Der Verlust großer Teile des kolonialen Herrschaftsgebiets, das Cuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen umfasste, hinterließ in Spanien unter der Bevölkerung, aber auch unter der Elite ein verletztes Ehrgefühl. Die politische Elite Spaniens, in der das Militär ein beträchtliches Mitspracherecht hatte, sah nun in Marokko die Möglichkeit das Selbstbewusstsein wieder zu erlangen und gleichzeitig die internationale Einflusssphäre zu erweitern, indem es in der internationalen Bündnispolitik mitmischte. Spanien musste im Rahmen der Großmächte wieder konkurrenzfähig werden.[1]
Frankreich war aufgrund dieser Bestrebungen Spaniens besorgt, sie sahen die Wahrung des status quo der Häfen Ceuta in Marokko und Mahon in Menorca bedroht - für Frankreich wichtig wegen der Handelsrouten zwischen Algerien, Oran, Korsika, und Toulon - sollte Spanien mit einer anderen Großmacht Bündnisse schließen. So kam es 1904 zur Entente Cordial zwischen Frankreich und Großbritannien, bei der es im Wesentlichen um einen Interessensausgleich über Hinterindien und Nordafrika ging. Dabei wurde ausgehandelt, dass Großbritannien Ägypten und den Sudan bekam, während Algerien, Tunesien und Marokko Franreich zugesprochen wurde.
Großbritannien und Frankreich teilten Spanien ein Gebiet im Norden Marokkos zu, somit erhielt Spanien ein 22,000 qkm großes Einflussgebiet. Im Vertrag den Frankreich mit Spanien aushandelte, ließen sie die Option offen gegenseitig in ihre Einflusssphären zu intervenieren, sollte der Sultan Abdel Aziz selbst nicht Herr der aktuellen politischen Situation im Lande werden, sollte er andauernde Unfähigkeit beweisen oder sollte der Status quo nicht bewahrt werden können.[2]
Das Gebiet im Norden Marokkos, das Spanien nun erhalten hatte, erfüllte keine besonders guten geo-klimatischen Bedingungen. Starker Regenfall im Winter, der die Flüsse, zudem angereichert durch geschmolzenen Schnee, rasend machte. Der Sommer war erdrückend heiß und trocken. Geographisch dominiert das Rif-Gebirge, eine 300 km lange Gebirgskette, die eine Höhe von bis zu 2500 Meter erreichen kann. Das Gebirge stellt die natürliche Grenze zwischen Europa und Afrika dar und trennt zusammen mit der Sahara Marokko von Algerien und dem restlichen Maghreb. Die Infrastruktur war sehr dürftig, es gab noch keine Straßen, sondern hauptsächlich lange natürliche Pfade und Wege. Zudem wurde das spanische Einflussgebiet von verschiedenen Berberstämmen, die hauptsächlich dem Islam angehörten, bewohnt. Die Truppen des Sultans hatten wenig Einfluss auf die Berberstämme des Rifs, aber Konfrontationen gab es nur wenn die Balance des Machtverhältnisses zwischen den einzelnen Berberstämmen und der zentralen Autorität ins Schwanken kam.[3] Dies alles stellte kein ideales Gebiet für eine koloniale Intervention dar, vor allem da die Kolonialisierenden nicht auf diese Gegebenheiten vorbereitet waren.
Frankreich behielt nicht nur den größten Teil Marokkos, sondern sicherte sich auch den fruchtbarsten und friedlichsten Teil.
Als neuer Akteur trat Deutschland auf die internationale Bühne, dass nun auch Interesse an Afrika zeigte. Aus wirtschaftlichen Gründen die die Eisenerzgebiete Südmarokkos umfassten war Deutschland an einer Unabhängigkeit Marokkos interessiert, und so kam es auf Drängen Deutschlands 1906 im spanischen Algeciras zu einer Konferenz. Die wichtigsten Vertragsbeschlüsse waren, dass Marokko für den internationalen Handel offen und die Souveränität des Sultans garantiert bleiben sollten. Ein Jahr später, sprachen sich Frankreich, Großbritannien und Spanien im Cartagena Abkommen von 1907 gegen ein deutsches Einmischen in Nordafrika aus. Das Resultat für Marokko war dabei der Zerfall der Souveränität des Sultans Abdel Aziz, der zur Unterzeichnung des Vertrags gezwungen wurde.[4]
1. Beginn der militärischen Intervention
Frankreich hatte bereits begonnen, von Algerien aus nach Marokko einzumarschieren. Sie wollten die häufigen Überfälle der im Grenzgebiet lebenden Stämme auf das französische Kolonialgebiet stoppen. General Lyautey hatte die französische koloniale Armee in eine effektive Truppe verwandelt, die hauptsächlich aus Einheimischen bestand, die aus verschiedenen Teilen des franz. Kolonialgebietes stammten und somit keine Verbindung zu der Bevölkerung der Einsatzgebiete hatten, aber gut mit den geografischen und klimatischen Gegebenheiten vertraut waren.[5]
Die Geschehnisse begannen zu eskalieren, es kam zu einer Rebellion im Süden Marokkos, anschließend töteten Marokkaner einen französischen Arzt, was als Legitimation für militärische Interventionen genommen wurde. Daraufhin kam es zum Mord an neun französischen Arbeitern durch Marokkaner, woraufhin die Franzosen ein arabisches Viertel bombardierten. Die Wut der Einwohner äußerte sich in Aggressionen im jüdischen Viertel. Die Franzosen landeten in Marokko und massakrierten weitere Marokkaner. Das Gebiet war nun so destabilisiert, dass die Franzosen direkte Macht über Marokko ausüben mussten.
Diese Aktionen motivierten die Spanier, sich aus ihren Enklaven Ceuta und Melilla herauszuwagen:[6]
Bereits 1859/60 war es wegen einer Verletzung der Grenzen Ceuta und Melilla, die bereits damals spanische Enklaven waren, zum spanisch-marokkanischer Krieg der 1860 mit dem Sieg-Frieden von Tetuán geendet hatte.[7] Am 14. Februar 1896 kam es zum zweiten militärischen Eingreifen im Norden Afrikas, zwei Kompanien und eine Brigade nahmen einen wichtigen Handelshafen bei Mellila im Nordosten Marokkos ein.[8]
Das waren die Anfänge der Invasion Marokkos, die den kompletten Norden Marokkos umfassen und sich bis 1956 hinziehen sollte. Sie war weder gegen den Sultan, noch gegen seinen Gegner und Anwärter auf den Thron El Rogui gerichtet, noch war die Invasion Marokkos zu diesem Zeitpunkt ein Expansionsbestreben einer Kolonialmacht, sie war das direkte Resultat der Verunsicherung, die der politischen Elite Spaniens nach dem spanisch-amerikanischen Krieg entgegenschlug.
[...]
[1] Herold-Schmidt, Hedwig: Vom Ende der Ersten zum Scheitern der Zweiten Republik, in: Schmidt, Peer (Hg.): Kleine Geschichte Spaniens, Stuttgart 2002, S.346 ff. und Carrasco, Antonio (Hg.): Las Campanas de Marruecos (1909-1927), Madrid 2001, S.9ff.
[2] Balfour, Sebastian: Deadly Embrace. Morocco and the Road to the Spanish Civil War, New York 2002, S.5ff.
[3] Kratochwil, Gabriele: Die Berberbewegung in Marokko. Zur Geschichte der Konstruktion einer ethnischen Identität (1912-1997), Berlin 2002.
[4] Carrasco, Antonio (Hg.): Las Campanas de Marruecos (1909-1927), Madrid 2001, S.15ff.
[5] Álvarez, Jose E.: The Betrothed Of Death: The Spanish Foreign Legion During The Rif Rebellion 1920-1927, Westport 2001.
[6] Balfour, Sebastian: Deadly Embrace. Morocco and the Road to the Spanish Civil War, New York 2002, S.13 ff.
[7] Kleinmann, Hans-Otto: Zwischen Ancien Régime und Liberalismus, in: Schmidt, Peer (Hg .): Kleine Geschichte Spaniens, Stuttgart 2002, S.310 ff.
[8] Balfour, Sebastian: Deadly Embrace. Morocco and the Road to the Spanish Civil War, New York 2002, S.4.
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