Die große Biodiversität der Angiospermenblüten lässt sich auf die Mannigfaltigkeit der Bestäubungsmöglichkeiten zurückführen. War in der Evolutionsgeschichte zunächst Wasser als Medium zur Bestäubung unabdingbar, entwickelten sich bei den Gymnospermen morphologische Merkmale, die die Pollenverbreitung über den Wind (Anemophilie) ermöglichten. Die Entwicklung hin zu biologischen Vektoren zur Pollenausbreitung (Zoophilie) bildet die Grundlage für die Anpassung des Blütenaufbaus vieler Arten der Angiospermen.
Als Bestäuber fungieren vor allem Insekten, darunter Schmetterlinge (Lepidophilie), Käfer (Cantherophilie), Bienen (Mellitophilie), aber auch Säugetiere wie Fledermäuse (Chiropterophilie) oder gar Lemuren. Weiterhin muss die Pflanze Anpassungen aufweisen, die einerseits den jeweiligen Bestäuber anlockt und andererseits dem Bestäuber einen Benefit bietet, zum Beispiel in Form von Nahrung, Duftstoffen oder einer Schlafplatzmöglichkeit. Andere Anpassungsformen signalisieren dem Bestäuber einen Benefit, liefern diesen aber nicht. Hier spricht man von Täuschblumen, die beispielsweise Nektarverfügbarkeit, einen Eiablageplatz oder einen Sexualpartner imitieren. Dabei profitieren sie von der Bestäubung durch das Tier.
Die Anpassungsmerkmale an die Bestäubung durch Schmetterlinge (Lepidopterophilie) lässt sich gut in Tagfalterblüten und Nachtfalterblüten unterteilen. Allen gemeinsam ist das Angebot an niederviskosem Nektar, den der Schmetterling mit seinen zu einem Saugrüssel umgewandelten Mundwerkzeugen aufnehmen kann (Glossata). Die Einteilung der Pflanzen in Tag- und Nachtfalterblüten lässt sich analog auf die Bestäuber anwenden, die als Tag- bzw. Nachtfalter bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich in beiden Fällen um eine rein ökologische Einteilung, keinesfalls um eine taxonomische Systematik. Die Blütensyndrome von tag- und nachtfalterbestäubten Pflanzen unterscheiden sich vor allem in Farbmerkmalen und Duft. Eine hochspezialisierte Anpassung von Blüte und Bestäuber ist auf Madagaskar zu beobachten. Hier korreliert die Rüssellänge der Nachtfalter stark mit der Spornlänge der teilweise endemischen Sternorchideen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Systematik der Lepidoptera
- 3. Psychophilie – Blütenanpassung an Tagfalterbestäubung
- 4. Sphingophilie – Blütenanpassung an Nachtfalterbestäubung
- 5. Entdeckung und Evolution der langrüsseligen Schwärmer Madagaskars
- 6. Zusammenfassung
- 7. Literaturverzeichnis
- 8. Abbildungverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Anpassungen von Blüten an die Bestäubung durch Schmetterlinge. Der Schwerpunkt liegt auf der Unterscheidung zwischen Blüten, die an Tagfalter (Psychophilie) und Nachtfalter (Sphingophilie) angepasst sind.
- Systematik der Schmetterlinge (Lepidoptera)
- Anpassungen von Blüten an Tagfalterbestäubung
- Anpassungen von Blüten an Nachtfalterbestäubung
- Die besondere Beziehung zwischen langrüsseligen Schwärmern und Sternorchideen auf Madagaskar
- Die Bedeutung von Blütenmerkmalen für die Anlockung und Belohnung von Schmetterlingen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in die vielfältigen Bestäubungsmechanismen von Blütenpflanzen ein, wobei die Besonderheiten der Bestäubung durch Schmetterlinge (Lepidopterophilie) hervorgehoben werden. Der Text erklärt die Unterscheidung zwischen Tag- und Nachtfalterblüten und erläutert die grundlegenden Anpassungsmerkmale dieser Blütenformen.
2. Systematik der Lepidoptera
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die taxonomische Einteilung der Schmetterlinge (Lepidoptera), wobei die vier Unterordnungen (Zeugloptera, Aglossata, Heterobathmiina, Glossata) vorgestellt werden. Die Unterschiede in der Mundwerkzeugentwicklung und die Bedeutung des Saugrüssels für die Nahrungsaufnahme werden erläutert.
3. Psychophilie - Blütenanpassung an Tagfalterbestäubung
Dieses Kapitel behandelt die Anpassungen von Blüten an die Bestäubung durch Tagfalter. Es beschreibt die typischen Blütenmerkmale, wie aufrechte, röhrenförmige Blüten oder Stieltellerblüten, sowie die Bedeutung der Blütenfarbe, des Duftes und der Farbmale für die Anlockung der Tagfalter. Beispiele für typische Tagfalterblüten in Deutschland werden vorgestellt.
4. Sphingophilie – Blütenanpassung an Nachtfalterbestäubung
Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Blütenanpassungen an die Bestäubung durch Nachtfalter. Es werden die charakteristischen Blütenmerkmale wie lange Röhren, kräftiger Duft und helle Blütenfarben beschrieben. Die Rolle des Nektars und die Notwendigkeit einer hohen Nektarproduktion für die energiebedürftigen Nachtfalter werden erläutert. Die evolutionäre Entwicklung der langrüsseligen Schwärmer und deren Anpassung an spezielle Blütenformen wird in diesem Kapitel nur angeschnitten.
5. Entdeckung und Evolution der langrüsseligen Schwärmer Madagaskars
Das Kapitel befasst sich mit der faszinierenden Beziehung zwischen langrüsseligen Schwärmern und Sternorchideen auf Madagaskar. Es beleuchtet die enge Korrelation zwischen Rüssellänge der Nachtfalter und Spornlänge der Orchideen und beschreibt die Entdeckung dieser Beziehung durch Charles Darwin. Dieses Kapitel befasst sich im Detail mit der Evolution der langrüsseligen Schwärmer und der daraus resultierenden Spezialisierung der Orchideen.
Schlüsselwörter
Schmetterlinge (Lepidoptera), Bestäubung, Blütenanpassung, Psychophilie, Sphingophilie, Tagfalter, Nachtfalter, Nektar, Blütenmerkmale, Farbmale, Duft, Madagaskar, Sternorchideen, Evolution, langrüsselige Schwärmer.
- Quote paper
- Joey Lukas (Author), 2017, Psychophilie und Sphingophilie. Anpassung von Blüten an die Bestäubung durch Schmetterlinge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416308