Prüfungsvorbereitung in Stichpunkten zum Thema schulische Leistungsbewertung
Aus dem Inhalt:
- Skizzierung der Diskussion um den Leistungsbegriff in Gesellschaft und Schule;
- Unterschied pädagogischer (individualisierter) und gesells. Leistungsbegriff;
- Die häufigsten Fehlerquellen und Erfolgskriterien der schriftlichen Leistungsbewertung;
- besondere Herausforderungen bei der mdl. Und schriftl. Leistungsbewertung;
- Was gehört alles zur schriftl. Bzw. mdl. Leistungsbewertung;
- Nennen Sie die häufigsten Fehlerquellen und die häufigsten Erfolgskriterien der mündlichen Leistungsbewertung;
- Lernentwicklungsbericht und was umfasst er in der Regel (Pro & Kontra);
- Gründe für den Einsatz für Schülerselbst- und mitbewertung und dagegen
1. Skizzierung der Diskussion um den Leistungsbegriff in Gesellschaft und Schule
Zur Semantik des Leistungsbegiffs:
- ahd. = bedeutet befolgen, erfüllen, nachspüren, ausfüllen
- Für Messbarkeit Einteilung in hierarchisierte Matrix
- Bildung impliziert immer Leistung (Belohnungsprinzip)
Leistung als relationaler Begriff, Leistung ist nicht nur ein Mittel, nicht aber selber Zweck:
- Wichtig ist, was geleistet wird und Qualität der Leistung
- Leistung ist aber auch ambivalent im Bezug auf Messbarkeit und Definition
Leistungsbegriff in den 70/80 Jahren
- Ivan Illich „Schulen helfen nicht“: Bildungspessimismus, Versagen der Leistungsgesellschaft, Entschulung wird gefordert, Alternativschulen sollen entstehen à Leistungsbegriff hat sich verändert
- Markuse, Habermas und Horkheimer: Kritik an instrumenteller Vernunft und gegen den eindimensionalen Menschen = Mensch wird als Leistungsbringer verstanden, übertrieben leistungsbezogen, Krankheit des Systems à keine Selbstentfaltung oder Persönlichkeitsentwicklung möglich, sondern Fremdbestimmung à Leistung = wie weit ist Fremdbestimmung erfolgt, reduziert auf Vergleichbarkeit der Leistung, falsche Identikationsmodell, repressive Gesellschaft
- Kritik an Kritik: Leistung ist ein sozialer Gütemaßstab = früher war das Leben vorherbestimmt, Erben des väterlichen Besitzes, Berufs etc. à heute herausgewachsen aus diesem Ständeprinzip, Leistung als neues, gerechtes Prinzip der Zuteilung à neue Freiheit der Berufswahl und Entwicklungsmöglichkeiten, nicht die Herkunft, sondern die Leistung wird bewertet, bei Konkurrenz entscheiden nicht äußere Faktoren, sondern Leistung à Glaube: gerecht, da objektiv
→ Ablösung des Ständeprinzips durch das Leistungsprinzip macht demokratische Gesell-schaft erst möglich
Anthropologische Begründung der Leistungsbewertung
- Arnold Gehlen: Mensch ist Mängelwesen, muss sich über Leistung Kultur aneignen à Motivation,
- Frage: natürliche Lust am Lernen oder extrinsische Motivation nötig (Belohnungssysteme, Noten)
- Für Leistung sind zwei Komponenten wichtig:
- operari: ziel- und werkorientiertes Tun (Freude u. Zufriedenheit)
- laborare: Mühsal und Schweiß
- Leistungsfähigkeit muss erlernt werden, ist individuell und inhaltlich verschieden
- Bei Leistung kann es weder inhaltlich noch individuell um dieselbe Leistung gehen. (Überforderung oder Unterforderung) à Differenzierung der Bewertung ist nötig
- Ebenso muss Leistungsbewertung Förderung der unterschiedlichen Leistungen zum Ziel haben
- Furck: „Erziehung zur Leistung wird immer in Zeiten der einseitigen Vorherschaft des Staates mit besonderem Nachdruck gefordert“ à vierfache Bedeutung im schulischen Zusammenhang:
- Leistung als schulische Forderung für den Schüler
- = Tätigkeit des Schülers
- = Ergebnis der Tätigkeit des einzelnen innerhalb der verschiedenen Leistungsbereiche
- = besonderer Beitrag der Schule für Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft
- Unzufriedenheit mit Leistungsbegriff: Pädagoge seien Außenkriterien gemessener Leistungsstandards weniger wichtig als der im Vergleich zur individuellen Vorleistung erreichte Lernerfolg
- Leistungsbegriff orientiert an kapitalistischer Wirtschaft, als würden hier vergleichbare Produktionsgesetze und Rentabilitätsanforderungen gelten à Leistung aber das Ergebnis curricular geplanter Lernprozesse = gesellschaftlich festgelegt
- Unzulänglichkeit aller Versuche, das Zustandekommen menschlicher Leistung zu erfassen à innere und äußere Faktoren àLeistung nicht nur als Prozess, sondern auch Ergebnis individueller Verhaltensweisen, Resultat sozialer Beziehungen
2. Unterschied pädagogischer (individualisierter) und gesells. Leistungsbegriff
- Heckhausen: Leistung = Phänomene, „bei denen Handlungen oder Handlungsergebnisse auf einen Tüchtigkeitsmaßstab bezogen werden, den man für verbindlich hält, so dass am Ende letztlich Erfolg oder Misserfolg steht“
- Klafki: Leistung bestimmt „als Ergebnis und Vollzug einer Tätigkeit, die mit Anstrengung und ggf. Selbstüberwindung verbunden ist und für die Gütemaßstäbe anerkannt werden, also beurteilt wird“
- Unterschied: Anstrengung und Fähigkeit à anstrengungsbezogener Leistungsbegriff vs. Fähigkeitsbezogener Leistungsbegriff
- Je nach Zweck liegen dabei Gütemaßstäbe zugrunde
- Prozess der Leistungserbringung soll berücksichtigt werden, damit individuelle Förderung möglich ist
Lernleistung hängt ab von:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Ziele von Leistung: Selbstbestimmung, Autonomie, Ichwerdung, Selbstentfaltung, Individuation, Mündigkeit, Selbst- und Mitbestimmung
- Leistung muss sich in Schule pädagogisch legitimieren
- Problem: Begabung und Intelligenz = genetisch angelegt à Forderung: Anstrengungsbereitsschaft muss mitberücksichtigt werden à Frage: Ist Selektion pädagogisch vertretbar?
- Leistung = je nach Gruppe (Wirtschaft, Gesellschaft), für die die Leistung relevant ist, anders definiertes Produkt
Klärung des Leistungsbegriffs in der Schule -Pädagogischer Leistungsbegriff
- zur Herausbildung und Entfaltung seines Menschseins dienen (Selbstbestimmung/ Mündigkeit)
- ist produkt- und prozessbezogen
- Vorrangiges Ziel, zur Leistung ermutigen (Leistungsfreude) und befähigen (Leistungserziehung), individuellen Fähigkeiten entwickeln und ausbilden, Ausdauer und Beharrlichkeit stärken und zu steigern versuchen, zu einer realistischen Einschätzung ihres Leistungsvermögens hinzuführen
- Methode: sorgfältige und verantwortungsbewussten methodischen Gestaltung leistungsorientierter Lehr- und Lernsituationen.
Wozu sind Noten da / Funktionen der Zensurengebung
Außerhalb der Schule: Regulierung von Ausbildungs- und Berufschancen (Auslese)
In der Schule:
- Orientierungs- und Berichtsfunktion für Schüler und Eltern
- Pädagogische Funktion durch Motivation und Disziplinierung
- Zuteilung von Berechtigungen zu beruflichen Positionen und Sozialisierung in der Leistungsgesells.
- Problem: schlechte Noten demotivieren, fördern nur gute Schüler, keine Orientierungspunkte
Pädagogischen Funktion nach Olechowski:
- Rückmeldefunktion für den Lehrer und Schüler
- Motivationsfunktion
- Sozialisationsfunktion
- Chancengleichheitsfunktion (Anspruch auf Objektivität)
- Platzierungsfunktion
- Lernsteuerungsfunktion
- Beratungsfunktion, Diagnosefunktion anhand wissenschaftl. Gütekriterien
- Evaluierungsfunktion
- Disziplinierungsfunktion
- Berechtigungsfunktion (Auslese)
Bedingungen der Leistungsmessung mit Noten sind ( àAuslese und Berechtigungsfunktion):
Objektivität = Unabhängig von Messenden
Validität = Gültigkeit: Es wird tatsächlich gemessen, was gemessen werden soll
Reliabilität = Zuverlässigkeit: Identische Messergebnisse zu verschiedenen Zeitpunkten = Genauigkeit
Differenziertheit = Aufschluss über Stärken und Schwächen
Ökonomie = möglichst geringer Aufwand
Wichtig:
- Alle Kriterien der Gültigkeit untergeordnet à zuerst klären, was gemessen werden soll à Definition und Messung ist abhängig von fachwissenschaftlichen Kriterien und politischen und sozialen Voraussetzungen und Wertungen
- Problem: über Dimensionierung, Stufung und Klassifikation der anzuvisierenden Ziele, Gewichtung und Ordnung der Lernziele herrscht Uneinigkeit + nur solche Lernziele lassen sich überprüfen, die operationalisiert sind = anhand eindeutiger Verhaltensmerkmale beobachtbar
- Problem: es gibt auch motivationale, ästhetische, affektive, moralische und handlungsleitende Leistung, die nicht nachweisbar ist, vor allem nicht im Bezug auf ihre langfristige Wirkungen
Möglichen Bezugsnormen (Sacher) :
Soziale Bezugsnorm (Vergleich m.Gruppeà Problem: verschiedene Gruppen = unterschiedliche Grundlage)
Kriteriale Bezugsnorm (fachlich-sachliche Anforderungen à Problem: individuelle Leistung)
Individuelle Bezugsnorm ( Lernfortschritt à Problem: von anderen Schülern als ungerecht empfunden)
Forderung: Schule braucht erweiterten Leistungsbegriff, der:
- den Lernprozess genauso stark zu berücksichtigt, wie das Lernprodukt
- über einen längeren Zeitraum sich erstreckende Lernleistungen genauso stark berücksichtigt, wie punktuell erbrachte
- überfachliche oder fachübergreifende Leistungen genauso berücksichtigt wie fachliche Leistung
- soziale und metakognitive Kompetenzen ebenso berücksichtigt, wie rein kognitive Leistungen
- den Beitrag zur effizienter Teamarbeit genauso einfließen zu lassen, wie die individuell erbrachte Leistung
- Konflikt: pädagogischer Leitungsbegriff vs. Gesellschaftlicher Leistungsbegriff
→ Forderung: sollte ergebnisorientiert, schülerorientiert und lernprozessorientiert sein
→ Problem: Objektivität, Förderung durch Elternhaus unterschiedlich, Gene
3. Die häufigsten Fehlerquellen und Erfolgskriterien der schriftl. Lb
KMK Erlass 2003:
- Leistungsbewertung = Bewertungsbereichen Klassenarbeiten & unterrichtsbegleitende Bewertung
- für andere Formen der Leistungserhebung liegen diese Entscheidungen in pädagogischer Verantwortung der Fachlehrkraft
- Unterrichtsstoff entsprechend strukturieren und Leistungserhebungen frühzeitig planen
- Erziehungsberechtigte sowie Schüler sind über Bewertungsmodalitäten in jedem Fach durch die unterrichtende Lehrkraft zu informieren àTransparenz
Definition der Noten à nicht eindeutig
1. sehr gut = Anforderungen im besonderen Maße entspricht
2. gut = Anforderungen voll entspricht
3. befriedigend = im Allgemeinen Anforderungen entspricht
4. ausreichend = zwar Mängel aufweist, aber Anforderungen noch entspricht
5. mangelhaft = Anforderungen nicht entspricht, jedoch erkennen lässt, dass notwendige Grundkenntnisse vorhanden und Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können
6. ungenügend = Anforderungen nicht entspricht und selbst Grundkenntnisse so lückenhaft, dass Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können
Zu Klassenarbeiten = schriftliche Leistungsnachweise
- von allen Schülern einer Klasse unter gleichen Bedingungen anzufertigen
- Inhalt bezieht sich auf abgeschlossene Unterrichtseinheit
- Bewertung repräsentiert jeweils 20 von 100 der Gesamtnote des jeweiligen Halbjahres
- Schüler sind in „geeigneter Weise an diese Form der Leitungsbewertung heranzuführen“ Runderlass für Klassenarbeit des KMK 2003
- müssen so konzipiert werden, dass folgende Anforderungsbereiche angemessen repräsentiert sind :
- Reproduktionsleistung,
- Reorganisationsleistung und
- eigenständige Problemlösungen
Lerndimensionen
- Lernziele: Gliederung in Lernzieldimensionen & Lernzielhierarchien, entsprechend Anspruchsniveau,
- Aufteilung erleichtert Überprüfung, Ausformulierung und Erfolgskontrolle von Lernzielen
- Mündigkeit soll erlangt werden: begründet Stellung beziehen und Engagement, Leistungsbegriff ist zu beschränkt, da in Klassenarbeiten meist nur kognitiv
- Lernzieldimensionen unterscheiden sich in:
- kognitive Lernziele, die sich auf Wissen und Denkfähigkeit beziehen
- affektive Lernziele, die sich auf Einstellungen und Wertungen beziehen
- psychomotorische Lernziele, die sich auf motorische Fertigkeiten beziehen Das oberste Kriterium des Deutschen Bildungsrates ist die Selbständigkeit des Schülers und er unterteilt die kognitiven Lernziele in:
- Reproduktion (und Verständnis) = Wiedergabe des Gelernten
- Reorganisation = Problem lösen, wenn neu strukturiert
- Transfer
- Problemlösung
Benjamin S. Bloom: wichtigstes Kriterium für kognitive Lernziele ist das Kriterium der Komplexität und die Lernzielhierarchien heißen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
→ Checkliste während der Vor- oder Nachbereitung = zweckmäßige Methode, um Leistungen annähernd objektiver zu sichern.
Folgende Fragen wären hier z. B. zu erörtern:
1. Welche Indikatoren sind für bestimmte Lernzielkategorien geeignet? = Ziel erreicht?
2. Wer führt die Leistungsmessung durch? (Lehrer, Schülerselbst oder –mitbewertung)
3. Anteil gemeinschaftlich erbrachter Leistungen à Sozialnorm
→ wichtig: Erwartungshorizont, da sonst keine Verbesserungsvorschläge oder Fördermaßnahmen, Kommentare unter Klassenarbeiten
Bewertungsarten:
- Strenge-Milde-Effekt (1 oder 6)
- Tendenz zur Mitte
- Reihungseffekt (im Vergleich zu anderen Arbeiten)
- Haloeffekt (Eindrücke über Verhalten, Aussehen beeinflussen)
- Verknüpfungstendenz (Noten in anderen Fächern beeinflussen)
Probleme bei der Leistungsbewertung
- fehlende Transparenz der Kriterien = stärkster Faktor für Lehrer-Schüler-Konflikte
- Lösung: Kriterienschema ermöglicht Diskussion (Selbst- und Fremdeinschätzung) à kommunikativer Validierung
Bönsch: Die häufigsten Fehler der Bewertung und Beurteilung von Klassenarbeiten
Fragen:
- Identifizierung des Bezugsrahmens, in dem Klassenbeurteilungen stehen
- handelt es sich um einen objektivierten Bezugsrahmen
- einen klasseninternen Bezugsrahmen
- einen intra-individuellen Bezugsrahmen
- Wie sehen die fachspezifischen Hierarchien aus?
- Werden geschlechtsspezifische und schichtenspezifische Zensierungsunterschiede berücksichtigt?
- Ist das Beurteilungssystem „Lehrkraft“ valide, objektiv und reliabel?
[...]
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