Die lang anhaltende und kontrovers geführte Diskussion um die Ausstellung Körperwelten von G. von Hagens hat gezeigt, dass der öffentlich zur Schau gestellte Körper in der Gegenwart grosses Aufsehen erregt, zum Skandalon wird. Gleichzeitig spielt die Gerichtsmedizin in zahlreichen populären TV-Serien des 21. Jahrhunderts eine grosse Rolle, im Mittelpunkt dieser Spektakel steht eine Leiche, sie wird zum Ausgangspunkt der Narration. Ihre Protagonisten sind hochspezialisierte Wissenschaftler.
Auch andere künstlerische/filmische Produktionen nutzen den toten Körper als Materie und Projektsionsfläche,indem sie vom Phantasma der Versehrung durchdrungene menschliche Körper zeigen. Der fragmentierte, aufgeschnittene und versehrte Körper hat sich aus der Peripherie der Wahrnehmung ins Zentrum verschoben und wird so zur Bühne und zum Protagonisten von Inszenierungen verschiedenster Art.
In der vorliegenden Masterarbeit wird das Theatrum Anatomicum der Renaissance-Zeit zusammen mit der TV Serie CSI: Crime Scene Investigation in den Blick genommen. Mit dieser überaus erfolgreichen Serie dwurde ein neues Kapitel in der medialen Zurschaustellung toter Körper aufgeschlagen: der Leichnam ist Ausstellungsobjekt, an ihm werden aktuellste wissenschaftliche Praxis demonstriert und so wird moderne Wissenschaft inszeniert und zelebriert; zudem wird ein Spektrum an nichtwissenschaftlichen Darstellungstechniken und (pseudo-)wissenschaftlichen Erkenntnisprozessen aufgefächert. Im Kontext einer fiktiven Forensik wird mithilfe neuer Technologien des medialen Mainstreams das Körperinnere von einer breiten Öffentlichkeit kontemplativ entdeckt.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog: Der Körper als Nullpunkt von Wissenschaft und Kunst
- Theoretische und thematische Rahmung
- Theoretischer Rahmen
- Blick, Wissen und Macht bei Michel Foucault
- Aufführung und Performativität bei Erika Fischer-Lichte
- Der dienstbare Leichnam
- Eine genealogische Einordnung
- Fakten und Fiktionen in der seriellen Leichenschau
- Eingriff - Einblick – Einsicht
- Die neue (Un-)Sichtbarkeit des Körpers
- Der tote Körper als corpus delicti in doppelter Funktion
- Theoretischer Rahmen
- Entdecker, Ermittler, Künstler: Der moderne Wissenschaftler als uomo universale
- Der Zuschauer zwischen wissenschaftlicher Neugier und voyeuristischer Faszination
- Epilog: (Tote) Körper zwischen diskursiver Wissensproduktion und Inszenierung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Darstellung des (toten) Körpers im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Kunst. Sie analysiert den Körper im Kontext des Theatrum Anatomicum und in der TV-Serie CSI: Crime Scene Investigation, um die diskursive Wissensproduktion und Inszenierung des Körpers im Fokus der modernen Medien zu beleuchten.
- Der Körper als Objekt wissenschaftlicher Erkenntnis und künstlerischer Inszenierung
- Die Rolle der Macht und des Blicks in der Konstruktion von Wissen über den Körper
- Die performative Dimension von Wissenschaft und Kunst im Umgang mit dem Körper
- Die Transformation des Körpers in der medialen Darstellung
- Die Faszination des Zuschauers am Umgang mit dem (toten) Körper
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog stellt den Körper als zentralen Gegenstand der wissenschaftlichen und künstlerischen Auseinandersetzung dar und beleuchtet die Geschichte der öffentlichen Anatomie. Die folgenden Kapitel widmen sich dem theoretischen Rahmen der Arbeit. Sie untersuchen die Konzepte von Foucault und Fischer-Lichte und deren Relevanz für die Analyse des Körpers im Theatrum Anatomicum und in der TV-Serie CSI: Crime Scene Investigation. Die Arbeit betrachtet den Körper als "corpus delicti", dessen Untersuchung und Darstellung von den jeweiligen disziplinären und medialen Kontexten geprägt ist. Die folgenden Kapitel analysieren die Darstellung des Körpers in verschiedenen Medien und untersuchen, wie der Blick, die Inszenierung und die Erzählstrukturen die Wahrnehmung des Körpers formen.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Körper, Wissenschaft, Kunst, Blick, Macht, Wissen, Performativität, Inszenierung, Medien, Theatrum Anatomicum, CSI: Crime Scene Investigation, forensische Anthropologie, Rechtsmedizin, TV-Serie, narrative Strukturen.
- Quote paper
- Master of Arts, Universität Zürich Alexandra Waga-Schneider (Author), 2015, Der (tote) Körper im "Theatrum Anatomicum" und in "CSI: Crime Scene Investigation" im Spannungsfeld diskursiver Wissensproduktion und Inszenierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416009