Es leben heute 1,2 Milliarden Muslime auf der Welt und fast alle sind friedlich. Doch seit den Attentaten im September 2001 hat der Islam ein Imageproblem in der nicht-muslimischen Bevölkerung. Muslimen wird Gewaltbereitschaft, Rückständigkeit und Irrationalität unterstellt.
Könnte die Darstellung des Islam in den Medien die Pauschalisierung von Muslimen begünstigt haben? Welches Islam-Bild haben die Medien vermittelt? Sind Massenmedien an der Einstellung vieler Deutscher Schuld?
Das Buch „Islam in den Medien - Stereotypisierung von Muslimen?“ deckt den Einfluss von Massenmedien auf die Gesellschaft auf und zeigt, wie die mediale Darstellung die Stereotypisierung des Islams gefördert und die Einstellung vieler Deutscher geprägt hat.
Aus dem Buch:
- Islamophobie;
- Islamberichterstattung;
- Stigmatisierung;
- Vorurteile;
- Mediale Darstellung;
- Einfluss von Massenmedien;
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Ansätze
2.1 Stigmatisierung
2.2 Stereotyp
2.3 Vorurteil
3 Der gesellschaftliche Einfluss der Medien
3.1 Funktionen der Medien
3.2 Techniken der Medien
4 Das Islambild in den Medien
4.1 Printmedien
4.2 TV
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Film „My Name is Khan“ erzählt die Geschichte des muslimischen Inders Rizvan Khan. Nach dem Tod seiner Mutter zieht Rizvan in die USA zu seinem Bruder, der ihm dort bereits einen Job verschafft hat. Schon nach kurzer Zeit lernt er Mandira, eine alleinerziehende Mutter hinduistischer Herkunft kennen und verliebt sich in sie. Aus dieser Begegnung entsteht zunächst eine Freundschaft, die sich schon bald zur Liebe entwickelt. Das Glück des Paares wendet sich nach den Anschlägen am 11. September 2001. Die Auswirkungen dieses Attentates stellen einen festen Bestandteil des Filmes dar. In Folge der Anschläge wird Mandiras Sohn auf einem Spielplatz von anderen Kindern getötet. Mandira ist fest davon überzeugt, dass ihr Sohn zur Zielscheibe der Kinder wurde, weil sie selbst mit einem Muslim zusammen ist und beschuldigt Rizvan. Außer sich vor Trauer und Wut sagt Mandira: „Sag doch dem Präsidenten, dass du kein Terrorist bist, und dann kannst du von mir aus wiederkommen!“. Rizvan nimmt sie beim Wort und macht sich auf den Weg um den Präsidenten zu treffen. Über große Umwege erhält er im Rahmen eines Interviews die Möglichkeit, dem Präsidenten den zentralen Satz des Filmes zu verkünden: "Mr. Präsident, mein Name ist Khan, und ich bin kein Terrorist".
Nach den Anschlägen am 11. September 2001 hat sich in weiten Kreisen der nicht-muslimischen Bevölkerung eine stereotype bzw. pauschalisierende Vorstellung von Muslimen etabliert. Auch dieser Aspekt führte dazu, dass Muslimen Eigenschaften wie Gewaltbereitschaft, Rückständigkeit und Irrationalität zugewiesen werden.
An dieser Stelle stellt die Medienpädagogin Sabine Schiffer die Frage, wie es möglich ist, dass 1,2 Milliarden muslimische Menschen, deren sozio-kulturelles Umfeld reich an Vielfältigkeit und Heterogenität ist „zunehmend als homogene Masse – als aggressiv, bedrohlich und rückschrittlich wahrgenommen werden?“ (Schiffer 2004, S. 3).
Die mehrheitliche Ablehnung des Islams lässt annehmen, dass „die Angst vor dem Islam bei vielen Deutschen groß ist“ (vgl. Buck 2014). Diese Angst und die ablehnende Einstellung gegenüber dem Fremden sowie die ablehnende Einstellung gegenüber muslimischen Personen wird heute als Islamophobie bezeichnet. Dieser Begriff wurde erstmals in Großbritannien im Jahre 1989 nach der Iranischen Revolution genutzt, um zwischen allgemeinen fremdenfeindlichen Einstellungen und der wachsenden Feindseligkeit gegenüber Muslimen zu entscheiden.
„In der amerikanischen und europäischen Forschung hat sich der Terminus islamophobia beziehungsweise Islamophobie für die Beschreibung von Vorurteilen und diskriminierenden Verhaltensweisen gegenüber muslimischen Personen etabliert“ (Schneiders 2009, S. 145).
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist der Frage nachzugehen, wie der Islam in den Medien dargestellt wird und ob diese medialen Darstellungen die Stereotypisierung des Islams begünstigen. Um untersuchen zu können, inwiefern der Islam stereotypisiert wird, ist eine Auseinandersetzung mit den theoretischen Konzepten erforderlich. Erst durch diese theoretische Auseinandersetzung lassen sich mögliche Stereotypisierungen in den Printmedien und TV erkennen und identifizieren.
Dazu werden zunächst, die für die vorliegende Arbeit relevanten Begriffe „Stigmatisierung“, „Stereotypisierung“ und „Vorurteile“ anhand von Definitionen und theoretischen Konzepten ansatzweise beschrieben. Gegenstand des nächsten Kapitels sind die Medien und deren gesellschaftlicher Einfluss. In diesem Zusammenhang werden auch die Aufgaben und Techniken der Massenmedien dargestellt, um auf dieser Grundlage ein angemessenes Urteil über das mediale Islambild treffen zu können.
Im Anschluss daran wird das Islambild in den Medien untersucht, um zu zeigen, welche Eigenschaften Muslimen und dem Islam zugeschrieben werden und mit welchen Techniken dieses Bild zustande kommt. Das medial vermittelte Bild von Muslimen wurde bereits in einigen Studien untersucht. Dafür werden aktuelle qualitative und quantitative Studien herangezogen, mit dessen Hilfe gezeigt werden soll, welches Bild die Medien über den Islam bzw. über die Muslime vermitteln und ob die Einstellung der deutschen Bevölkerung durch diese mediale Berichterstattung geprägt wird. Im letzten Kapitel werden unter Rückgriff auf die zentrale Fragestellung die Untersuchungsergebnisse kurz skizziert, um dann ein abschließendes Fazit ziehen zu können.
2 Theoretische Ansätze
2.1 Stigmatisierung
Der Begriff „Stigma“ findet seinen Ursprung im Griechischen und bedeutet „Zeichen“. So markierten die Griechen mittels in den Körper gebrannten oder geschnittenen Zeichen den „moralischen Zustand des Zeichenträgers“ (Goffman 1990, S. 9). Vor diesem Hintergrund brannte man Verbrechern, Verrätern und Sklaven in aller Öffentlichkeit ein Brandmal auf die Stirn, um den Zeichenträger als „unrein“ zu deklarieren (vgl. Goffman 1990, S. 9). Die Stigmatheorie (1963) des amerikanischen Soziologen Erving Goffman bildet die Grundlage der modernen soziologischen und psychologischen Stigmaforschung (vgl. Piontek 2009, S. 10), da sich Goffmans Stigmabegriff in die „Definitions- und Ausgliederungsprozesse […] der Stigmatisierung einbürgerte [...]“ (Hohmeier 1975, S. 6). In seinem Werk mit dem Titel „Stigma: Notes on the Management of Spoiled Identity“ verfolgt Goffman das Ziel eine Definition des Begriffs „Stigma“ zu liefern und montiert dabei eine Reihe von Fallbeispielen aus der Sozialpsychologie ein. Neben Goffmans Arbeit gilt auch der Entwurf des Soziologen Thomas Scheff zur Etikettierungsheorie als wegweisend („Being Mentally ill: A Sociological Theory“, 1966) (vgl. Piontek 2009, S. 10). Im psychologischen Kontext wurde die Etikettierungstheorie von Link et al. modifiziert und 1989 publiziert (vgl. Piontek, S. 10). Link und Phelan gaben später im Jahre 1999 ihr modifiziertes Stigma- Konzept „Labeling and Stigma“ heraus (vgl. Piontek 2009, S.10). Die Auseinandersetzung um die Darlegung eines Stigma-Konzepts etablierte sich überwiegend im englischsprachigen Raum. Im deutschsprachigen Raum beschäftigte man sich erst um die Mitte der 1970er Jahre mit dem Stigma- Konzept. Autoren wie Hohmeier, Fiten, Cloerkes und Angermeyer, die in Deutschland viel hierzu publiziert haben, sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung (vgl. Piontek 2009, S. 10).
Laut Goffmanscher Definition beschreibt der Terminus „Stigma“ die Gegenwärtigkeit eines abnormalen Merkmals, das das Individuum entwertet bzw. in Verruf bringt (vgl. Goffmann 1990, S. 10). In erster Linie charakterisieren sich jene abnormalen Attribute durch eine diskreditierende Wirkung und konstituieren sich darüber hinaus aus dreierlei Typen von Stigmata. Erstens aus „physische[n] Deformationen“ (Goffman 1990, S. 12). Zweitens aus „individuelle[n] Charakterfehler[n], die [als] Willensschwäche, beherrschende oder unnatürliche Leidenschaften […] und Unehrenhaftigkeit“ wahrgenommen werden (Goffman 1990, S. 12). Und schließlich drittens als „phylogenetische Stigmata von Rasse, Nation und Religion“ (Goffman 1990, S. 13). Folglich wird das Individuum aufgrund eines Merkmals, das „zutiefst diskreditierend ist“ (Goffman 1990, S. 1990) von vollkommener sozialer Akzeptanz ausgeschlossen (vgl. Goffman 1990, S. 7).
„Ein Individuum, das leicht in gewöhnlichen sozialen Verkehr hätte aufgenommen werden können, besitzt ein Merkmal, das sich der Aufmerksamkeit aufdrängen und bewirken kann, daß wir uns bei der Begegnung mit diesem Individuum von ihm abwenden […]. Es hat ein Stigma, das heißt, es ist in unerwünschter Weise anders, als wir es antizipiert hatten“ (Goffman 1990, S. 13).
Im Wesentlichen spricht Goffman von einer sich in der Gesellschaft etablierenden Reihe von allgemein gültigen Attributen, die „zur Kategorisierung von Personen“ fungieren (vgl. Goffman 1990, S. 9). Insofern „dürfte uns [im Alltag] der erste Anblick [eines Fremden dazu] befähigen, seine Kategorie und seine Eigenschaften, seine ‚soziale Identität´ zu antizipieren“ (Goffman 1990, S. 10). Infolgedessen modifizieren sich diese virtuellen bzw. subjektiven Antizipationen eines jeden Individuums vollkommen unterschwellig in normative Erwartungen, die sich wiederum in „rechtmäßig gestellte Anforderungen“ revidieren (Goffman 1990, S. 10). Diese Forderungen bezeichnet Goffman als „im Effekt gestellte Forderungen“. Die zugeschriebenen Kategorien und Attribute, die sich als wahrhaftig erweisen, werden als „aktuale soziale Identität“ bezeichnet (vgl. Goffman 1990, S. 10). Im Grunde geht der Soziologe Goffman demnach von einem „Konstrukt der ´sozialen Identität´ [aus], das sowohl persönliche Charaktereigenschaften als auch strukturelle Merkmale beinhaltet, und unterteilt es in eine ‚virtuale´ sowie, ,aktuale´ Seite“ (Piontek 2009, S. 11). Nichtsdestotrotz kommt es im Alltag zwischen diesen beiden Identitätsformen zu Diskrepanzen, da die zuvor bestimmten Zuschreibungen bzw. Forderungen an eine Person nicht zutreffen müssen. In diesem Fall kann es durchaus dazu kommen, dass Personen irrtümlich abweichende Attribute zugeschrieben und diese aufgrund dessen sozial ausgeschlossen werden (vgl. Piontek 2009, S. 11). Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass ein bestimmtes Merkmal von manchen Menschen positiv und wiederum von anderen negativ konnotiert werden kann. Dementsprechend ist nicht das Merkmal selbst ausschlaggebend, sondern „die negative Definition des Merkmals“ (Hohmeier 1975, S. 7). Ein Merkmal wird demnach erst dann zu einem Stigma, sobald es von dem Zuschreibenden als abnormal hingestellt wird (vgl. Piontek, S. 12).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2018, Der Islam in den Medien. Stereotypisierung von Muslimen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415494
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